Benutzer:Franz Güde/Franz Güde

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Franz Güde (* 18. Januar 1898 in Solingen) war ein deutscher Messerfabrikant.

Leben

Nach seinem Volksschulabschluss erlernte Franz Güde das Handwerk eines Messerschleifers bei seinem Vater Karl Güde, der erstmals in Morsbach`s Adressbuch von Solingen, Ausgabe 1907, als Schleifermeister erwähnt ist. Karl Güde hatte ein Anwesen gekauft, auf dem 1913 ein Schleifkotten errichtet wurde, in dem er seine Tätigkeit als Heimarbeiter ausübte. Er schliff für seine Arbeitgeber rohe Messerklingen nach deren Vorgabe und wurde dafür mit einm Stücklohn entlohnt.

Nach Abschluss seiner Lehre machte sich Franz Güde in den Räumlichkeiten seines Vaters selbständig und begann eine bescheidene Messerfabrikation, da er nicht wie sein Vater lediglich Auftragsarbeiten durchführen wollte, sondern von ihm ersonnene Neuerungen in die Messerfabrikation einbringen wollte.

Messerfabrikation

Zu dieser Zeit war an Messerklingen nur die sogenannte Spitzverzahnung bekannt, ähnlich wie bei Holzsägen, nur mit kleineren und ungeschränkten Zähnen, die durch Ausstanzen beim Rohling oder durch Einschleifen an der fast fertigen Klinge entstanden. Diese Verzahnung war sehr agressiv - sie hatte einen "reißenden" Schnitt - hatte aber den Nachteil, dass bei manchem Schnittgut sehr viele Krümel anfielen und sich die einzelnen Zähne - sie waren ja an der dünnen schneidenden Messerseite angebracht - bei hartem Schnittgut sehr leicht umbogen.

Franz Güde hat, um diesem Mangel weitgehend abzuhelfen, die Zähne etwas kleiner gemacht und sie in Blöcken von einem Zoll - der damaligen Maßeinheit für Messer - eingeschliffen und zwischen den einzelnen Blöcken ca. 5 mm unverzahnt gelassen, um der Schneide eine bessere Stabilität zu verleihen. Dies war ein erster Schritt, obgleich das Ergebnis bei faserigem Schnittgut (Mettwurst usw.) nicht optimal war.

Die Firmenentwicklung verlief so günstig, daß auf dem Gelände von Karl Güde bereits 1922 eine kleiner Erweiterung erfolgte und im Jahre 1933 ein großer Anbau an die bestehenden Räumlichkeiten erfolgte. Im weiteren Verlauf seiner Bemühungen, den Schnitt zu optimieren, hat er halbrunde Zähne entwickelt, und so war die "Rundbogenverzahnung" entstanden, die immer einen sauberen Schnitt ergab.

Diese Rundbogenverzahnung war die optimale Lösung, sie war äußerst stabil - auf den Haushaltwaren-Messen wurde mit diesen Messern auch Holz gesägt -, schnitt auch schwieriges Schnittgut blitzsauber. Dies war der eigentliche Durchbruch in der Herstellung von Messern mit verzahnten Klingen und im weiteren Verlauf belieferte die Firma Franz Güde sehr viele Solinger Firmen mit Fertigware mit deren eigenem Logo, genau wie die damals sehr verbreiteten Großhändler und Warenhäuser begierig diese Neuerung aufnahmen. Die Firma Franz Güde konnte daher bereits 1933 eine ruhende Gesenkschmiede aufkaufen und sich wesentlich erweitern, um die Nachfrage zu befriedigen.

Im Januar 1930 wurde die Erfindung eines Herrn William Grant aus Sheffield, England, unter der Nr. 509838 vom Reichspatentamt patentiert.

Dieses Patent sah vor, rechts und links der Schneide versetzt Einschliffe auf den Klingen in Schneidennähe anzubringen, ohne jedoch die - glatte - Schneide zu durchbrechen, um das Anhaften von Schnittgut zu vermeiden. Diese Erfindung gelangte unter der Bezeichnung "Kullenschliff" auf den Markt und wird heute noch, beispielsweise bei Santoku-Messern verwendet. Franz Güde sah in dieser Ausführung jedoch keine Verbesserung der eigentlichen Schneidfähigkeit, sie gab ihm jedoch Anregung zu einer weiteren Entwicklung. Er verlegte die durch Schleifen erzeugten Vertiefungen so weit in die Schneide, dass diese durchbrochen wurde und eine wellenförmige Schneide entstand. Damit hatte die heute ganz allgemein als Wellenschliff bekannte Verzahnung das Licht der Welt erblickt.

Ein namhafter Solinger Hersteller, die Firma Zwilling J. A. Henckels, der an dem Grant-Patent eine Lizenz hatte, beanstandete eine Patentverletzung, die gerichtliche Auseinandersetzung schloss jedoch mit dem Vergleich, dass jeder Kontrahent seine Variante unghehindert herstellen und vertreiben durfte. Dieser Vergleich hatte für die Firma Franz Güde den Vorteil, dass sie bis zum Ablauf des Patents ihre Variante ungehindert vertreiben konnte, weitere Firmen sich jedoch mit der Fertigung völlig zurückhielten und auf das Produkt der Firma Franz Güde angewiesen waren.

So kam es, dass die Firma Franz Güde zum Marktführer der Wellenschliff-Messer wurde und fast alle Solinger Stahlwaren-Hersteller ihre Wellenschliff-Messer von der Firma Güde mit ihrem eigenen Logo versehen kauften, wie auch die Einkaufsgenossenschaften wie der Nürnberger Bund, Warenhäuser und Großhändler diese Messer in ihr Programm aufnahmen. Die heute ganz allgemein als Wellenschliff bezeichnete Ausführung hatte einen starken optischen Reiz und verdrängte die spitz- und Rundbogen-verzahnten Varianten, ohne jedoch deren Qualitäten zu verbessern.

Für kleinere Messer wie Obst-, Gemüse- und Steak-Messer entwickelt Franz Güde dann auch noch eine Feinverzahnung in der Art der Spitzverzahnung, ohne jedoch ihre Mängel zu übernehmen. Heutzutage gehen fast alle Verzahnungen - auch Kombinationen von Wellenschliff und Feinverzahnung auf die Entwicklung von Franz Güde zurück. Weitere sinnvolle Neuerungen hat es bis zum heutigen Tag in Bezug auf normale Messerklingen nicht gegeben.

Dabei darf aber nicht vergessen werden, dass bei allen Varianten der Verzahnung diese ganz deutlich die Schneide durchbrechen müssen, wenn die Verzahnung von Dauer sein und sich nicht schon nach kurzer Zeit als wenig hilfreich erweisen soll, wie das zumeist an Tisch- oder Tafelmessern der Fall ist. Viele Verbraucher stören sich daran, dass man nach Aufstreichen der Butter auf das Brot das Profil der Verzahnung erkennt, im anderen Fall aber enttäuscht ist über die Kurzlebigkeit der Verzahnung und dass diese dann mehr oder weniger fachgerecht von Messerschleifern nachgearbeitet werden muß.

Vielfach muss auch beobachtet werden, daß die Klingen an der Schneidseite nicht ausreichend dünn geschliffen werden, und man dies dann mit einer nicht sauber gearbeiteten Verzahnung auszugleichen versucht.

Ebenso hat Franz Güde die "hintersetzte Verzahnung" an Kreismessern für Brotschneidemaschinen erfunden, die am 13. August 1935 unter der Nr. 642157 patentiert wurde. Auch diese Verzahnung ist heute noch Standard.