Benutzer:FranziskaKurz/Entwurf

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Osmar Osten, geboren 1959 in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz), absolvierte nach seiner Lehre zum Landschaftsgärtner ein Studium der Malerei und Grafik an der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Seit 1985 arbeitet er als freischaffender Künstler. Neben zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen in Galerien und Museen im In- und Ausland hatte er Lehraufträge an der Fachschule für Angewandte Kunst Schneeberg (1991-95) und am Bilbao Arte Centre (2010) inne. Seit 2002 ist er ordentliches Mitglied der Sächsischen Akademie der Künste. Osmar Osten lebt und arbeitet in Chemnitz.

Auswahl Einzelausstellungen

  • 1986 Galerie am Markt, Annaberg-Buchholz
  • 1988 Hochschule für Bildende Künste Dresden
  • 1988 Galerie Barbakane, Leipzig
  • 1990 Leonhardi-Museum, Dresden
  • 1991 Produzentengalerie OSCAR, Chemnitz
  • 1992 Galerie Markt 21, Weimar
  • 1993 Galerie Oben, Chemnitz (+ 1996)
  • 1993 Französisches Kulturzentrum, Dresden
  • 1994 Galerie Gunar Barthel, Berlin (+ 1997)
  • 1995 Studioausstellung, Landesmusseum Mainz
  • 1996 Galerie Peters-Barenbrock, Braunschweig
  • 1996 Galerie im Pferdestall, Göpfersdorf
  • 1997 Galerie Alte Börse, Coswig, Dresden
  • 1998 Kunstverein Gifhorn und Kunsthalle Gera
  • 1998 Galerie Heck Art, Chemnitz (+ 2016)  
  • 1999 Galerie Adlergasse, Dresden
  • 1999 Galerie Salvatore und Caroline Ala, Milano (+ 2002, 2004, 2006, 2009)
  • 2000 Kustsammlungen Gera, Städtisches Museum Zwickau, Lindenau-Museum Altenburg
  • 2003 Galerie Paula Böttcher, Berlin
  • 2004 Sächsische Akademie der Künste, Dresden
  • 2005 Galerie am Blauen Wunder, Dresden
  • 2005 Haus der Kunst, Buchreis
  • 2005 Galerie Dieter Tholen, Bad Salzufflen
  • 2007 Villa Concordia, Bamberg
  • 2009 Kunstverein Gera 2010 Lindenau-Museum, Altenburg
  • 2010 Städtische Kunstsammlungen Chemnitz
  • 2011 Galerie Borssenanger, Hamburg
  • 2011 Galerie Eisermann, Dresden
  • 2012 Galerie Borssenanger, Chemnitz (+ 2014, 2016, 2018)
  • 2012 Galerie des Vogtländischen Künstlerbundes, Plauen
  • 2013 Galerei Claus-Dieter Tholen, Herford
  • 2013 Toni-Merz-Museum, Sasbach
  • 2014 Kunstkeller Annaberg-Buchholz
  • 2014 Galerei zu Waldenburg, Berlin
  • 2014 Kunstverein Freunde Aktueller Kunst, Zwickau
  • 2015 Galerie Lurago, Chomutov
  • 2016 Fraunhofer-Institut, Chemnitz 2017 Galerie Bernau
  • 2018 Kunstraum Darß, Born

EINIGE ANDEUTUNGEN, UNTERSTELLUNGEN UND BEKENNTNISSE VON ANKE PAULA BÖTTCHER

MAL GRÜNDE

O.O. zählt zu den letzten Gentlemen und Flaneuren, unterwegs von einem verwilderten Schlosspark zur nächsten vergessenen Ruine. Sorgsame Blicke fallen auf skurriles Idyll wie auf des Schönen groteske Trübung. Er weiß um die pittoresken Winkel und deren Schicksal, an dem er Anteil nimmt und hat. O.O. ist nicht nur schnellster Zeichner Mittelsachsen sondern auch imstande, über die meisten Kaffeehäuser zwischen Ahrenshoop und Prag und deren Patisserie-Angebot zuverlässige Auskunft zu geben. Als wollte er den Zeitgeist spotten, scheint O.O. nie in Eile zu sein. Wann malt er eigentlich? Vielleicht ist die Frage falsch gestellt, denn mit hoher Wahrscheinlichkeit malt er stets. Wann setzt er die Bilder um? Möglicherweise genau dann, wenn wir unseren Dienstlichkeiten nachgehen und uns gerade nicht fragen, ob und wann O.O. malt.

Mutmaßungen: Malen ist hier wie Atmen. Einer denkt immer nach und staunt sich ins Leben hinein. Der auf ihn treffenden inneren und äußeren Welt öffnet sich der seismografische Beobachter mit unbändiger Neugier, Empathie und Sympathie. Nicht immer antwortet das Gegenüber, nicht immer angemessen. In einem sensiblen Menschen, an dem eine allgemeine Abgeklärtheit sich die Zähne ausbeißt, entstehen Erschütterungen. Bilder entstehen...

...und andere Geschöpfe. Die Fortsetzung der Malerei aus gleichen und anderen Gründen. Wozu allein die Leinwände Grund bieten, ist enorm. Andere Gründe? Poesie in Malerei, Zeichnungen und Schrift breitet sich aus auf Pappen und Platten. Das diese in letzter Zeit einen vermeintlich leger zusammengeschusterten Versammlungsgrund bieten, darf vielleicht als Finte gelesen werden, denn wie können Oberflächen, Hinter- und Untergründe oder gar „over-grounds“ je aalglatt sein? Sie wandert weiter auf Papier- und Radiergrund, auf Notizbücher - von all den Postkarten (man ahnt glückliche Empfänger lächeln und sammeln) zu schweigen. Frohen Muts schwappt sie über auf Alltagsutensilien wie Buntglasreste oder Schneemänner und schreckt auch vor der `Verzierung`eher peripherer Gegenstände wie Aschenbecher, Obstteller oder Salzstreuer nicht zurück.

FÄHR(T)EN

Oftmals Übersehenes/Übergangenes bekommt neues Leben eingehaucht, wir merken auf. Halt und Boden suchende Nussknacker streben himmelwärts. Masken entlarven das Vorgestellte. Oder die Vorgestellten? O.O. spricht von modernen Kitsch, aber da wäre abermals eine Finte zu wittern. Deswegen Einspruch und Betrachtungsvorschlag: Gegenwärtiger Animismus.

Die Rituale vollziehen sich im Stillen. „Am liebsten hätt´ich manchmal eine Tarnkappe.“ Wird Öffentlichkeit von der Öffentlichkeit gewährt, treten wir in eine Art Zauber-Bann. Wechselbäder von Verwünschungen und Heilungen finden wir in jenem, zu dem wir Zugang bekommen, suchen und finden. Die Spuren der Rituale und ihre Requisiten, des Werkes Genese und Wirkkraft: gänzlich tarnkappenfrei, allesamt Anrufungen.

Es gab Zeiten, da legte O.O. öffentlich Hand an und auf - in kultureller Amtssprache nennt es sich wohl Performance. Die Fortsetzung der Malerei mit anderen Mitteln - ephemer und einprägsam. Auch wenn manches Mal Gläser klirrten oder es kleines Geld regnete, es ging nie um Publikumsbeschimpfung, Vermarktung eines `mittellosen Künstlers` oder Erweiterung eines Kunstbegriffes (warum auch sollte man Wasser ins unendliche Meer schütten?) - sondern wieder: Anrufung, Kontaktaufnahme. Jedoch Aktion auf Bestellung , um die Funktion eines `billigen Pausenclowns` zu erfüllen, lehnt O.O. rigoros ab. „So eine Planstelle wollte ich nicht und nie.“ Ebenso verwehrt er sich gegen Bildaufträge oder gar baubezogene `Kunst` - leichte aber nicht unerschöpfliche Einnahmequellen vieler Artgenossen. Ordern von Deko für kleines oder großes Geld läuft bei O.O. nicht. Und da ist sein Nein kein Vielleicht - im Gegenzugist sein Ja ein Ja und kein Möglicherweise. Eine ritterliche Haltung in unritterlichen Zeiten, bevölkert von Auftragnehmern und Auftragverwaltern, die sich um schwindende Auftraggeber scharen. Und dennoch erscheint der Gedanke an O.O. im Plattenpanzer unzeitgemäß und übertrieben. Wildlederaufsätze auf feiner Fischgräte (ein Ritter mogelt nicht mittels Änderungsschneiderei oder Herrenausstatter) könnten ein Indiz sein: O.O. schaut mit verständnisvoller Befremcung auf diese Ellenbogengesellschaft und widmete seinem Verständnis und deren Selbstverständnis einst eine Aktion. Aber er macht nicht mit beim ´Alle wollen / runter / alle wollen rauf.` O.O. scheint eigentlich nirgendwo speziell hinzuwollen. Er malt lieber.

MOTIV(VARI)ATIONEN

O.O., ach ja, der mit den Vögeln, Mr. Snowman, na klar, der Fische-Maler. Ist es ein Symptom von Kurzsichtigkeit, dass der Maler darauf reduziert wird, was er malt? Wäre es nicht der direkten Betrachtung wert, wie er was malt? Jegliche Eindimensionalität durchbricht O.O. mit sanftmütiger Konsequenz.

Ein Schneemanngemälde würde ausreichen, um der Welt zu beweisen: Er kann´s. Er muss und möchte aber der Welt nichts beweisen, wozu auch? Eher versteckt er manchmal seine Virtuosität (das Tarnkappenprinzip und die Lust an falschen Fährten). Dieser Maler ringt nicht ums Sujet, er spielt allen Ernstes damit. O.O. syllogistisch z.B.: (A) Die Welt der Schneemänner gehört zu unserer Welt. (B) Mit einem Schneemannbild wäre die Welt der Schneemänner nicht hinreichend beschrieben. (C) Ohne Schneemannbilder wäre unsere Welt nicht hinreichend beschrieben.

„Der Mensch ist das Mass für den Schneider.“ Der Satz von O.O.`s Freund, dem Verleger Johannes Gachnang, trifft (es und zu). Zu den Wirklichkeiten der von dannen tänzelnden Damen gehört ebenso jene der defäkierenden Vögel, der Brücken, Fenster, Fische, Schiffe, Schleifen, Schneeballschlächter, Wassermassen, Wolken ..... Schneemänner z.B.: kein zu Kugeln erstarrtes Wasser - Wesen in aktion! Allesamt erzählen sie bildhaft dort weiter, wo unsere Alltagsparolen versiegen/versagen/verzagen. Erzählen dort weiter, wo falsche Höflichkeit auf der Strecke blibt und die Wucht der Vorstellungskraft einsetzt. Bild: Nicht Abbild, nicht Plakat, nicht Plagiat, nicht Abstraktum. Kein Sonderangebot. Geschenke! Bild: jedes eine Invariante des (ihm) vorstellbar Möglichen. Schluss mit beschaulicher Draufsicht aus unverfänglichem Sicherheitsabstand! Trauen wir und, den mannigfachen Situationen und Bedingungen des Existierens wie deren Zusammenhängen zum Be-greifen nahe zu kommen.

Die Titel und Überschreibungen setzen noch eins drauf und sitzen selbstbewusst auf ihren Grund, durchboren ihn von vorn oder hinten, werfen alles noch einmal über den Haufen, korrigieren den Lichteinfall. Die Schriftrolle bei O.O. verdient Augenmerk, nagen doch die Wort- oder Satzschöpfungen gehörig am semantischen Konsens. Es ist eine krasse Poesie, die O.O. uns serviert. Unter der Maske des Absurden demaskiert er allseits herrschenden Nonsens. (Hätte O.O. auch Literat werden können? Ist er doch. Jedoch verteilt er das Gewicht, das auf zu vielen Wörtern zu schwer lasten würde, lieber gerechter, gerade weil das Wort für ihn sehr viel Gewicht besitzt.)

O.O. jongliert mit den Perspektiven, verwebt die An-, Ab-,Aus- und Einsichten. Er führt uns das Groß(artig)e des Dazwischen, Verborgen vor augen und nimmt das Kleinliche des Größenwahns ins Visier. Egal, in welcher Richtung der Stimmungspegel des (auch lesenden) Betrachters ausschlägt, die Gegenbewegung folgt stehenden Fußes. Wir vernehmen Zweifel, Verzweiflung oder Klage und landen plötzlichrücklings in überwältigender Heiterkeit. Ein anderes Bild macht uns auf den ersten Blick ungemein vergnügt und mit einem Mal bleibt uns das Lachen im Hals stecken. Zwischen gefrornem Mann und belebten Meeren sind alle Aggregat- und Seinzustände enthalten in der erschüternen Opulenz von O.O.`s Werk. Es ist nicht tragisch und auch nicht komisch, es siedelt und bewegt sich jenseits von Ironie. Denn alles existiert zugleich, echt und unverstellt. O.O. mildert nicht, er dramatisiert nicht. Er erzählt seine Parabeln, wo Polaritäten Nuancen und antipoden unsere Nachbarn sind.

Der chronische Skeptiker kann den leisen Hoffnungsschimmer nicht gänzlich ablegen und schliche er sich auf manchen Bildern in Gestalt `kleiner Schweinerein` ein, auf die der Künstler manchmal schmunzelnd hinweist. Alles physisch oder verbal Brutale wie alles Pathetische oder Prätentiose liegt ihm fern. Er liebt seine Freunde und studiert seine Feinde - nicht eines zu gewinnenden Krieges oder eines lieben Friedens willen, vielmehr um die allzu menschlichen Animositäten besser verstehen und aushalten zu können. So wird einer der kollegialsten Zeitgenossen zum Einzelgänger und bleibt unversöhnlich mit der Welt, in der sich der Ksrrierismus auf dem Weg zur Perfektion in der Mediokrität einrichtet. O.O. schaut in die wunderlichen Kammern, auch wenn Fenster und Türen verschlossen bleiben. Dann malt der Maler eben Gardinen (auch sie sprechen Bände und bekennen Farbe) und pausiert bei Torte, Kaffee und Zigarre. Ist O.O. ein Suchtmensch, dann ist er ein Sehnsuchtmensch.

Wie viele Farben birgt ein Himmelsgrau? O.O. weiß es und das bedeutet keine Formalie. Er scheint sich auch bestens informiert zu haben, was z.B. die Gemütszustände der Meere, die Launen der Schneemänner, die Sozialkompetenz der Fische oder die Intelligenz der Blumen anbelangt. Er bringt sie auf der Leinwand zur Sprache. Im nächsten Bild erzählt er eine Geschichte noch einmal ganz anders. Er bringt die Dauer auf den Punkt und entzieht ihnen zugleich wieder den Grund, denn die Hatz nach der letzten gültigen Aussage ist eine vergebliche. Auch das weiß er, der Flaneur.  (Osmar Osten; Verkaufe schöne Bilder!; Herausgeber Kunstkeller Annaberg e.V.; 2013)

Quellen

http://www.osmar-osten.de/

http://www.artnet.de/k%C3%BCnstler/osmar-osten/

https://www.moz.de/kultur/artikelansicht/dg/0/1/1613598/

https://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/1608643/

Osmar Osten; Verkaufe schöne Bilder!; Herausgeber Kunstkeller Annaberg e.V.; 2013

Matthias Zwarg, Osmar Osten und andere Hasen im Rausch; Herausgeber Eine Art Fabrik, Berlin, Chemnitz; 2016

Osmar Osten; Jagt in Öl; Eine Art Fabrik, Berlin, Chemnitz; 2017

Osmar Osten. Beglleitbuch; Herausgeber Städtisches Museum Zwickau, Kunstsammlungen Gera, Lindenau-Museum Altenburg, Kunst für Chemnitz e.V.; 2000; ISBN 3-933282-09-8 (Dieses Buch begleitet folgende Ausstellungen: Es wackelt, Städtisches Museum Zwickau; Die Kulturette geht doch noch weiter, Kunstsammlungen Gera, Otto-Dix-Haus; Vorostern 2000 z.B., Lindenau-Museum Altenburg; z.B. zu Hause, Kunst für Chemnitz e.V., Heck Art-Galerie

Osmar Osten, „Künstler aller Länder rechtfertigt euch!“, Herausgeber Ingo Schulze

Liebe Kunstfreund sei nicht traurig, Osmar Osten I.

Lieber trauriger Kunstfreund - Kauf doch was anderes, Osmar Osten II.

Osmar Osten; Frauen. Brücken. Fenster; Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Frauen. Brücken. Fenster; Herausgeber Kunstsammlungen Chemnitz; Kerber, US Distribution; 2010 ISBN 978-3-86678-438-3

Osmar Osten; Halt mich mit dem Geldarm fest!; Herausgeber Kunstverein Gera e.V.; 2009 (Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung Osmar Osten, Halt mich mit dem Geldarm fest! aus der Sammlung Ulrike und Johannes Schulze, Chemnitz)