Benutzer:Fraoch/Schwarze Musik

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Entwicklung

Auch die Alternative-Rock-Band Nick Cave and the Bad Seeds, hier 1986 Live in Deinze, gelten als Schwarze Musik, obwohl ihr Stil kaum Berührungspunkte mit der Szenemusik aufweist

In der Entwicklung der Schwarzen Musik bildeten sich zu Beginn der 1990er Jahre „neue musikalische Substile heraus, die sich durch Verwendung klassischer, sakraler oder auch elektronischer Stilmittel von den bisherigen Strömungen (…) unterschieden.“ (Ministerium für Frauen, Jugend, Familie und Gesundheit des Landes Nordrhein-Westfalen: Kinder und Jugendliche an der Schwelle zum 21. Jahrhundert zitiert nach Rutkowski)[1] Bis dahin nahm die musikalische Entwicklung der Szene einen weitestgehend linearen Verlauf. Die Szenegänger präferierten überwiegend Dark Wave sowie weitere Teilströmungen des Post-Punk und des Post-Industrial. Mit der zunehmenden Entwicklung vermehrten sich die in der Szene präsenten Musikstile. Hinzukommende musikalische Strömungen ergänzten so die in der Szene bevorzugten Stile und verdrängten diese gelegentlich. Neben der stetigen Weiterentwicklung alter und neuer Stile führten die Einflussnahmen auch zur Vereinnahmung Szenefremder Musik im Rahmen szenetypischer Sterotype.[2][3] Unterdessen blieben Interpreten die sich aus den Stilen der Szene heraus entwickelten, Teil der von der Szene konsumierten Musik, wodurch eigentlich szeneuntypische Musik von Interpreten der Szene weiterhin zur Schwarzen Musik gerechnet wird. Rutkowski hielt 2004 fest, dass die „Entwicklung […] mittlerweile so schnell und exponentiell verzweigend voran [schreitet], dass jeder Versuch, diese aufzuklären und darzustellen (Der ja nur im Nachhinein stattfinden kann) scheitern muss, da er bereits wieder von der Geschichte überholt wurde.“[4]

Entwicklung aus dem Gothic Rock

Allerdings befand sich der ursprüngliche britische Gothic Rock, als zentraler Stil der Szene, bereits zur Mitte der 1980er Jahre in Auflösung,[5] woraufhin Interpreten, welche sich aus dem Spektrum der bevorzugten Musik herausentwickelt hatten, vom Szenepublikum weiterhin rezipiert wurden. Aus dieser Haltung wurden bereits in den 1980er-Jahren von populären Szeneinterpreten wie Siouxsie and the Banshees, The Cure oder Peter Murphy (ehemals Bauhaus) Elemente der Popmusik als Szenemusik etabliert.

Ähnlich verhielt es sich mit Hard Rock, der unter anderem über die Entwicklung von The Sisters of Mercy, The Cult (ehemals The Southern Death Cult), Love and Rockets (ehemals Bauhaus) oder The Mission (ehemals The Sisters of Mercy) zu einer in der Szene gängigen Musik wurde.[6] Unterdessen blieb diese Entwicklung nicht auf die britischen Vorreiter der Szene begrenzt und betraf zu Beginn der 1990er Jahre auch große Teile der deutschen Gothic-Szene, in welcher sich viele der Interpreten hin zum „Rock[,] zur Avantgarde, zum Industrial oder […] zum Pop“ entwickelten.[7]

Ähnliche Prozesse durchliefen auch Interpreten des Post-Industrials und des Dark Waves, die über technische Neuerungen und international musikalische Entwicklungen neue Stilmöglichkeiten für sich erforschten. Bereits in den 1980er Jahren erweiterte sich das Spektrum im Dark Wave durch die Übernahme von ursprünglich für den aus dem Post-Punk generierten Stil untypischen Elementen.

Entwicklungen über die Neoklassik

Die auf ihren Debütveröffentlichungen noch deutlich am Post-Punk von Joy Division orientierten Gruppen Dead Can Dance und In the Nursery erweiterten ihren Klang bis zum Jahr 1987 mit den Alben Within the Realm of a Dying Sun und Stormhorse zunehmend um Aspekte aus Weltmusik, Folklore und klassischer Musik. In ihrer Entwicklung begründeten damit beide Gruppen den Musikstil der Neoklassik, welcher sich dem Dark Wave unterordnete, begünstigten aber ebenso die Rezeption der Musik der Mittelalterszene und unterschiedlicher Formen der Weltmusik, deren Einfluss in den 1990er Jahren deutlich zunahm. Mit Musikgruppen wie Ataraxia, Engelsstaub, Sixth Comm, Hagalaz’ Runedance, Qntal oder Love Is Colder Than Death agierten unterschiedliche Musikgruppen aus dem Dark-Wave-Umfeld bereits in den 1990er Jahren mit Aspekten der Weltmusik und der Musik der Mittelalterszene. Bis zum Ende der 1990er Jahre erlangten so auch vom Dark Wave unabhängige Gruppen, die zum Teil personelle Überschneidungen aufwiesen Bekanntheit in der Schwarzen Szene. Unter anderem etablierten sich Estampie, deren musikalischer Leiter Michael Popp Mitinitiator von Qntal war und sich als Live- und Sessionmusiker bei Deine Lakaien einbrachte, in der Schwarzen Szene. Die insbesondere durch Qntal, Hagalaz’ Runedance und Sixth Comm in der Szene populär gewordene Kombination aus Anteilen der Weltmusik, der Musik der Mittelalterszene und elektronischer Musik ebnete weitere Gruppen die keinen direkten Bezug zum Dark Wave aufwiesen den Weg in die Szene. Gruppen wie Mila Mar, Mediæval Bæbes, Violet und Unto Ashes, die unter anderem Ideen des Trip-Hop einbrachten, wurden so in den 1990er Jahren als Teil der Szene rezipiert. Zum Ende der 1990er Jahre fassten sodann Projekte des elektronischen Ethno-Pop, wie die von Bill Leeb (Front Line Assembly) initiierten Delerium und die französischen eRa, in der Szene entsprechend Fuß. Nach der Jahrtausendwende hefteten Ensembles und Bands wie Faun, Valravn und The Moon and the Nightspirit ähnlich den in den 1980er und 1990er Jahren aktiven Sixth Comm und Hagalaz’ Runedance, ihrer Musik zwischen Neoklassik, Trip-Hop, Musik der Mittelalterszene und Ethno-Pop, eine paganistische Ideologie an und etablierten den Terminus Pagan-Folk. Allerdings erweiterten auch diese Interpreten alsbald ihr musikalisches Spektrum und zeigten eine stärkere Affinität zur Popmusik. Eine Ähnliche Entwicklung durchlief zugleich die Gruppe Qntal, die sich nach dem Bruch mit Ernst Horn, mit ihrem dritten Album bewusst vom musikalischen Aspekt der Avantgarde distanzierte und gezielt popmusikalische Strukturen aufgriff.

Gothic Metal und Folgen

Gothic Metal begründete als eine der ersten Stilhybriden aus Dark Wave und Metal eine zunehmende Öffnung gegenüber neuen musikalischen Einflüssen innerhalb der Szene.[8][9]

Der kurze Gothic-Metal-Trend bildete ab Mitte der 1990er Jahre den Nährboden für eine fließend in den Dark Metal, Dark Rock und Symphonic Metal übergehende Anhängerschaft innerhalb der Schwarzen Szene.[10] Der aufkeimende Erfolg des Gothic Metals begünstigte den Crossover von verschiedenen Musikstilen des Dark-Wave-Spektrums mit jenem des gesamten Metals.[11] Ab dem Jahr 1993 entstand ein Fülle Alben, auf welchen Interpreten des Dark Wave, des Gothic Rocks sowie des Metals auf gegenläufige Stilelemente zurückgriffen.

Gruppen wie Paradise Lost, Lacrimas Profundere und Tiamat, die zuvor den Gothic Metal repräsentierten veränderten Schrittweise ihren Stil und reduzierten das Growling und die Intensität des Riffings hin zu einer energischeren an Thrash und Hard Rock orientierten Spielweise. In diesem Spektrum bewegten sich auch Dreadful Shadows, Lake of Tears, Sentenced, Cemetary und Type O Negative die ebenfalls rauen männlichen Gesangs nutzten. Die Entwicklung, fort vom Metal-Einfluss, mündete in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre in der Entstehung des auf Elementen des Alternative Rock aufbauenden Genres Dark Rock, der mit Gruppen wie HIM, The 69 Eyes, Zeraphine seit Ende der 1990er Jahre Erfolge feierte.



Entwicklungen aus dem Synthie-Pop und Electroumfeld

Der wachsende Technoeinfluss begründete im Synthie-Pop- und Electroumfeld die Herausbildung des Aggrotech und des Future Pop.[12]

Zusammensetzung

Die fortlaufende Entwicklung bis in die Gegenwart führte zu einem „heterogenem Eklektizismus“, welcher sich aus einer Fülle unterschiedlicher Musikstile nährt.[12] Gemein blieb den Interpreten der Schwarzen Musik nach Nym die „Vorliebe für das Morbide, Abseitige und Makabre“.[12] Thomas Rainer von L’Âme Immortelle sieht die Gemeinsamkeit der Schwarzen Musik unabhängig von der musikalischen Grundform und ergänzt, dass wenn sich die Untermalung ändere, „die schwarze Musik aller Generationen doch immer eins vereinen [wird]: dunkle Poesie, die von Sehnsucht, Liebe und dem Tod erzählt.“[13] Neben den verschiedenen Musikstilen des Dark Wave und Post-Industrials, welche als Urstile der Szene gelten subsumiert der Begriff Schwarze Musik bis in die Gegenwart die unterschiedlichen Musikgruppen und -genre, welche in der Szene rezipiert werden. Hierunter fallen sowohl Musikstile wie Gothic Metal, Neue Deutsche Härte und Industrial Rock, welche zumindest teilweise der Szene entsprangen, als auch Szeneinterpreten aus gänzlich szenefremden Musikstilen wie Techno, Dark Metal und Alternative. Wobei die Zurechnung zur Szene auf lyrischen, ästhetischen sowie subkulturellen Stereotypen beruht.[14][15]


  1. Roman Rutkowski: Das Charisma des Grabes. Book on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1351-4, S. 61.
  2. Hans Wanders: The Wonderful and frightening World of… In: Andreas Speit (Hrsg.): Ästhetische Mobilmachung. Unrast Verlag, Hamburg 2002, S. 23–68, hier S.38.
  3. Judith Platz: Die schwarze Musik. In: Axel Schmidt, Klaus Neumann-Braun (Hrsg.): Die Welt der Gothics. Spielräume düster konnotierter Transzendenz. VS Verlag für Sozialwissenschaften, Wiesbaden 2004, ISBN 3-531-14353-0, S. 253–284, hier 282.
  4. Roman Rutkowski: Das Charisma des Grabes. Book on Demand, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-1351-4, S. 34.
  5. Dave Thompson: Schattenwelt. Helden und Legenden des Gothic Rock. Hannibal Verlag, Höfen 2004, ISBN 3-85445-236-5, S. 244.
  6. Simon Reynolds: Rip It Up and Start Again. Post Punk 1978–1984. Faber and Faber Ltd, 2005, ISBN 0-571-21569-6, S. 445 ff.
  7. Josef Maria Klumb: Godfathers of German Gothic. Linernotes. Sub Terranean, 1994.
  8. Thomas Vogel: Interview mit der ehemaligen Gothic-Metal-Band Paradise Lost. In: Sonic Seducer. 1995, S. 30.
  9. Stefan Gnad: Gothic Metal. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel. Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. 1. Auflage. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 189–199, hier S. 193 ff.
  10. Stefan Gnad: Gothic Metal. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel. Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. 1. Auflage. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 189–199, hier S. 196 f.
  11. Thomas Vogel: Interview mit Paradise Lost. In: Sonic Seducer.Jahr=1995. S. 30.
  12. a b c Alexander Nym: Die Gothic-Szene gibt es nicht. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel: Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. Plötter Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 13–15, hier S. 13.
  13. Thomas Rainer: Lieder die wie Wunden bluten. In: Peter Matzke, Tobias Seeliger (Hrsg.): Gothic! Die Szene in Deutschland aus der Sicht ihrer Macher. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2000, ISBN 3-89602-332-2, S. 73–78, hier S.77.
  14. Stefan Gnad: Gothic Metal. In: Alexander Nym (Hrsg.): Schillerndes Dunkel. Geschichte, Entwicklung und Themen der Gothic-Szene. 1. Auflage. Plöttner Verlag, Leipzig 2010, ISBN 978-3-86211-006-3, S. 189–199, hier S. 196 ff.
  15. Referenzfehler: Ungültiges <ref>-Tag; kein Text angegeben für Einzelnachweis mit dem Namen Industrial242.