Benutzer:Frente/Ligatur (Handschrift)
Eine Ligatur (von lateinisch: ligare „verbinden“) in Handschriften ist das Zusammenziehen von mehreren Buchstaben oder Silbenzeichen zu einem Zeichen zum Zweck der Schreiberleichterung, der Platzersparnis oder aus rein ästhetischen Motiven. Die Bildung von Ligaturen ist ein in vielen Schriften übliches Phänomen, so in der lateinischen, der griechischen, der kyrillischen Schrift sowie in fast allen indischen Schriften.
Im Gegensatz zu den typografischen Ligaturen gibt es für handschriftliche Ligaturen natürlich keine drucktechnischen Gründe, ihre Schaffung hat einerseits schreibökonomische Gründe (schnelleres Schreiben durch Zusammenziehen von Buchstaben oder Silbenzeichen - Beispiel: das aus "e" und "t" zusammengezogene "&"-Zeichen), das Bedürfnis, die Lautung durch Schaffung neuer Zeichen genauer wiederzugeben (siehe den Abschnitt zur Entstehung des ß), andererseits kann rein künstlerische Motivation zugrundeliegen (zum Beispiel die Beschriftung von orthodoxen Ikonen).
Durch langen Gebrauch kann es zur Ausbildung von Zwangsligaturen kommen, d.h. die Buchstaben dürfen im entsprechenden Kontext nicht mehr unverbunden benutzt werden, in den meisten Fällen ist die Benutzung von Ligaturen aber nicht obligatorisch.
Ligaturen in lateinischen Handschriften
Eine der gängigsten Ligaturen - die allerdings heute als solche nicht mehr erkannt wird - ist das "W" welches aus einer Zusammenziehung von zwei "U" oder "V" entstanden ist (englischer Name des Buchstabens: „Double U“, französisch: „Double Vé“). Das deutsche "ß" als Zusammenziehung von "langem S" und "Z" in Frakturschrift ist zu einer Zwangsligatur geworden, noch Jakob Grimm schrieb die beiden Grapheme getrennt.
Ligaturen in griechischen Handschriften
Im Gegensatz zu lateinischen Handschriften waren griechische Handschriften schon immer weniger auf eine mögliche Verbindung der einzelnen Buchstaben zum flüssigeren Schreiben angelegt. Dies mag einer der Gründe sein, dass die Ausbildung von Ligaturen sich in griechischen Handschriften umso mehr ausgeprägt hat. Ein anderer ist seit mittelgriechischer Zeit das Vorhandensein von vielen Phonemen die durch zwei Grapheme ausgedrückt werden mussten, so zum Beispiel das wortinitiale "B" was durch "ΜΠ", oder das "U", welches als "OY" niedergeschrieben wurde. Die OY-Ligatur ʊ hat sich bis in heutige Zeit hand- und druckschriftlich erhalten.
Die Beschriftung von Heiligen-Ikonen hat sich zu einer eigenen Kunstform entwickelt, die Entzifferung der verschlungenen Ligaturen bedarf einiger Vorkenntnis, die Grapheme überkreuzen sind zum Teil 2-Dimensional, so dass die Leserichtung von links - rechts mit der von oben - nach unten kombiniert werden muss.