Benutzer:Geiserich77/Piaristenkirche Maria Treu

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Geschichte

Ordensgründung

Nachdem die Piaristen 1657 eine Niederlassung im niederösterreichischen Horn gegründet hatten, interessierte sich der Orden auch für die Gründung einer Zweigstelle in der Reichshauptstadt Wien. Vor der Zweiten Türkenbelagerung Wiens 1683 traten die bereits ansässigen Orden gegen eine Neuansiedlung auf, zudem konnte die Piaristen keinen geeigneten Bauplatz finden. 1686 scheiterte ein Versuch, eine geeignetes Gründstück auf der Leopoldinsel zu kaufen am Widerstand Kaisers Leopold I. (HRR), 1695 konnte jedoch die Gründung nach einer Audienz des Ordensgenerals Johannes Foci beim Kaiser forciert werden. Foci stattete den Rektor des Horner Kollegiums, Pater Placidus, mit den nötigen Vollmachten aus, der in der Folge Bauplätze im heutigen 7. Bezirk, auf der Leopoldinsel und im Ort Weißgerber prüfte. Trotz der Widerstände der ansässigen Orden erreichte Placidus schließlich die Erlaubnis zur Errichtung einer Ordensniederlassung, die Kaiser Leopold I. am 9. Juli 1697 unterzeichnete.

Nachdem mehrere Versuche gescheitert waren, ein geeignetes Grundstück zu finden, wurde Pater Placidus außerhalb des Burgtores auf den sogenannten Schottenäckern fündig, wo eine neue Vorstadt geplant wurde. Die Äcker standen teilweise im Eigentum des Magistrat Wiens, teilweise waren sie im Besitz des Marktgrafen Hippolyt von Malaspina. Placidus erwarb für den Orden schließlich ein Grundstück, dass im Volksmund „Rotenhof“, aber auf Grund des lehmigen Bodens und der benachbarten Ziegelöfen, „Bei den Ziegelöfen“ genannt wurde. Für einen Kaufpreis von 10.000 Gulden erhielten die Piaristen 1698 ein Grundstück von 672 Klafter im Geviert, das Grundstück für die Kirche spendete der Grundbesitzer dem Orden. Die Stadt Wien beanspruchte wiederum den Vorplatz der Kirche als Gemeindeeigentum.

Pfarrgründung

Nach dem Erwerb des Grundstücks, errichteten die Piaristen eine Kapelle, die am 22. April 1699 geweiht wurde. Gleichzeitig war mit dem Bau des Klostertrakts und der Kirche begonnen worden. Am 16. November 1701 wurde in einem ersten, vollendeten Klostertrakt mit dem Unterricht begonnen, wobei zunächst drei untere deutsche und zwei obere lateinische Klassen mit insgesamt 453 Schülern betreut wurden. Bereits 1726 konnte der Klostertrakt in der Piaristengasse weitere 244 Schüler aufnehmen. 1731 bewilligte Papst Clemens XII. zudem, dass der Orden auch Kinder reicher und vornehmer Eltern aufnehmen dürfe.

Die Piaristen waren von Anfang an bestrebt, Pfarrrechte für ihre neue Niederlassung zu erlangen. Die Vorstadt in der die Piaristen sich angesiedelt hatten gehörte zur Pfarre St. Ulrich, die 1700 von den Schotten erworben worden war. 1705 wurde die Vorstadt zu Ehren Kaiser Joseph I. in Josefstadt benannt. Den Piaristen waren bereits bei der Gründung vom Bischof nächtliche Versehgänge empfohlen worden, 1700 bekamen sie dafür auch einen offiziellen Auftrag. Bald wurde auch Hochzeiten in der Piaristenkirche abgehalten, wobei die Paare jedoch eine offizielle Erlaubnis der Heimatpfarre benötigten. Seit ihrer Niederlassung in der Josephstadt betreuten die Piaristen auch die Sterbenden in der Umgebung. Dies wurde Ihnen jedoch am 30. September 1700 von den Schottenmönchen untersagt, die die Krankensalbung den Schwarzspaniern übertrugen. In der Folge waren die Piaristen lediglich auf das Abnehmen der Beichte und die Kommunionsspendung in ihrer Kirche beschränkt. Der Richter und die Gemeinde Josephstadt protestierten auf Grund der Einschränkungen beim Bischof. Zudem beklagten sie, dass ihnen die Schotten zwar einen eigenen Pfarrer bewilligt hatten, sie diesen aber aus eigenen Mitteln verköstigen müssten. Die dafür notwendigen Mittel konnte die Gemeinde jedoch nicht aufbringen.

Nachdem die Piaristen sich während des Pestjahres 1713 intensive um die Kranken und Sterbenden gekümmert hatten, erhielten sie durch einen Vertrag neuerlich seelsorgerliche Rechte zugestanden. So durften sie wieder Versehgänge durchführen, die Taufe spenden und die Räucherung der Häuser zur Weihnachtszeit vornehmen. Gleichzeitig erhielten die Piaristen eine Aufwandsentschädigung von 50 Gulden jährlich sowie eine Entschädigung für die bei den Versehrgängen benötigten Leuchtmittel. Es dauerte schließlich bis zum 15. Dezember 1719, bis die Schotten die Pfarrrechte für die Josephstadt vertraglich an die Piaristen abtraten.

Die Installation des ersten Pfarrers, Pater Alfred Groll, erfolgte am 20. Dezember 1719 in der Kapelle der Piaristen. Die Kirche des Ordens war zu diesem Zeitpunkt noch in Bau, die Grundsteinlegung war am 20. April 1716 erfolgt. 1719 war die Kirche, die vermutlich nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt ausgeführt wurde, zwar bereits unter Dach, die Bauarbeiten für die Kuppel zogen sich jedoch noch Jahre hin. Das Kuppelfresko wurde 1745 von Franz Anton Maulbertsch vollendet, das erste heilige Messopfer am Hochaltar konnte erst am 6. Juni 1756 gefeiert werden. Die offizielle Weihe erhielt die Kirche am 26. Mai 1771 durch den Wiener Erzbischof Kardial Christoph Migazzi.