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Ekkehard May (*20. September 1937 in Wredenhagen, Mecklenburg); ist ein deutscher Japanologe.


Leben

Nach einer Chemotechniker-Lehre an der TU Braunschweig und zwei Jahren Berufspraxis in der Industrie erwarb May das Abitur am Braunschweig-Kolleg (Institut des 2. Bildungsweges) und studierte von 1961-1965 an der Universität Hamburg Japanologie mit den Nebenfächern Sinologie und Völkerkunde. Seine akademischen Lehrer im Hauptfach waren Günther Wenck (Japanische Sprachwissenschaft) und Oskar Benl (Japanische Literatur und Geistesgeschichte). Ab 1965 setzte er sein Studium an der Universität Marburg mit der gleichen Fächerkombination fort und schloss es 1970 mit der Promotion zum Dr. phil. ab (Japanologie bei Wolf Haenisch). Von 1970 bis 19981 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Sektion Geschichte und Geistesgeschichte Japans der Fakultät für Ostasienwissenschaften der Ruhr-Universität Bochum (Leitung Horst Hammitzsch).

Nach seiner Habilitation wurde er 1981 auf den Lehrstuhl für Japanologie der Universität Frankfurt am Main berufen, der erstmals speziell für Sprache und Literatur Japans ausgeschrieben war (Fachbereich ost- und außereuropäische Sprachen und Kulturen).

In den folgenden fast zwanzig Jahren erstreckte sich die Lehrtätigkeit von May auf Themen aus allen Epochen der japanischen Literaturgeschichte (Schwerpunkt Edo-Zeit) sowie der japanischen Grammatik.

Nach seiner Emeritierung 2000 war er für ein Jahr Gastprofessor (kyakuin kyôju) am International Research Institute for Japanese Studies (Kokusai Nihon Bunka Kenkyū Center, Nichibunken) in Kyôto.

2001 erhielt May den Übersetzerpreis der Japan Foundation für Shômon. Das Tor der Klause zur Bananenstaude (Mainz 2000). Zwischen 2000 und 2008 übernahm May verschiedentlich Lehraufträge für die Japanologie an der Humboldt-Universität Berlin.

Von Dezember 2009 bis Mai 2010 weilte er als Foreign Research Scholar (Gaikokujin kenkyû-in) erneut am Nichibunken von Kyôto.

Im Jahr 2012 wurde May von japanischer Seite für sein Wirken mit dem „Orden der aufgehenden Sonne mit goldenen Strahlen“ (Kyokujitsu-shô) geehrt.

Arbeitsgebiete

Hauptarbeitsgebiet von May ist die Literatur der Edo-Zeit (1600-1868). Themen waren zunächst die Erzählprosa allgemein (Kanazōshi, Saikaku), sodann Aspekte des Literaturbetriebes, das Druck- und Verlagswesen, die historischen Formen der Schrift sowie die Rolle und Entwicklung der Abbildungen in der (populären) gedruckten Literatur.

Angeregt durch die in Frankfurt vorgefundenen Originalblockdrucke (hampon) entwickelte May Richtlinien für die Bearbeitung und Herausgabe (honkoku) von Texten, die auch in Japan noch unediert waren. Die Edition vom Lesbarmachen der Drucktexte in handschriftlichem Duktus (gyôsho bzw. sôsho) bis zur Umsetzung in moderne Druckschrift wurde zum zentralen Forschungsgebiet am Frankfurter Institut. Mehrere in der Praxis erarbeitete Abschlussarbeiten führten in der Folge zu einer diesen Themen speziell gewidmeten Monographienreihe (Bunken).

Das zweite wichtige Arbeitsgebiet für May wurde die Übersetzung, Kommentierung und Interpretation klassischer Haiku (17-Silber) vor allem aus der Schule des Matsuo Bashō (1644-1694). Herausgefordert durch die Existenz der fehlleitenden, aber (vor allem in Liebhaberkreisen) weithin verbreiteten und akzeptierten „Amateur“-Übersetzungen der Kürzest-Dichtung, unternahm er in mehreren Publikationen ausführliche, sprachlich-philologische Ausdeutungen von Beispielen dieser weltliterarisch singulären und bedeutsamen Kunstform. Dem Prosa-Ableger des Haiku, dem Haibun widmete May eine größere Auswahl-Studie (Bashô. Haibun, Mainz 2015).

Seine Verbindung mit der modernen Literatur wies May mit Übersetzungen von Furui Yoshikichi (*1937) und Tokutomi Roka (1868-1927) nach, wobei einem Text des Letzteren (Shizen to jinsei, 1900), noch an der Schwelle zur Moderne stehend, zur Verdeutlichung ein durchgehender, interpretierender Kommentar beigegeben wurde.

Schriften (Auswahl)

Monographien Studien (Studien + Übersetzungen)

  • Das Tôkaidô meishoki von Asai Ryôi. Ein Beitrag zu einem neuen Literaturgenre der frühen Edo-Zeit. (Veröffentlichungen des Ostasieninstituts der Ruhr-Universität Bochum, Bd. 9), Wiesbaden, Otto Harrassowitz 1973, 301 S. [Dissertation], ISBN 3-447-01532-2.
  • Die Kommerzialisierung der japanischen Literatur in der späten Edo-Zeit (1750-1868). Rahmenbedingungen und Entwicklungstendenzen der erzählenden Prosa im Zeitalter ihrer ersten Vermarktung. Wiesbaden, Otto Harrassowitz 1983, 254 S. [Habilitationsschrift], ISBN 3-447-02242-6.
  • Shômon. Das Tor der Klause zur Bananenstaude. Haiku von Bashôs Meisterschülern Kikaku, Kyorai, Ransetsu. Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2000, 223 S., ISBN 3-87162-050-5.
  • Shômon II. Haiku von Bashôs Meisterschülern. Jôsô, Izen, Bonchô, Kyoriku, Sampû, Shikô, Yaba. Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2002, 384 S., ISBN 3-87162-057-2.
  • Chûkô. Die Neue Blüte (Shômon III). Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2006, 479 S., ISBN 3-87162-063-7.
  • Tokutomi Roka: Natur und Menschenleben (Shizen to jinsei). Skizzen aus Süd-Sagami (Shônan zappitsu, Ausw.). Übs. mit einem durchgehenden Begleitkommentar. Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2008, 191 S., ISBN 978-3-87162-067-6.
  • Matsuo Bashô. Haibun. Mit Kommentar und Annotationen des Herausgebers. Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2015, 494 S., ISBN 978-3-87162-082-9.
  • Saigyô. Gedichte aus der Bergklause (Sankashû). Übersetzung mit Kommentar und Annotationen. Mainz, Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung 2018, 293 S.; ISBN 978-3-87162-0098-0

Co-Autor

  • Das Ehon „Muro no Yashima“ (1808). Edition und Analyse eines Kamigata-yomihon. Mit Martina Schönbein und Claudia Waltermann. Wiesbaden, Harrassowitz-Verlag 2003, 315 S. (Bunken. Studien und Materialien zur japanischen Literatur, Bd. 9), ISBN 3-447-04777-1.
  • Edo bunko. Die Edo-Bibliothek. Mit Martina Schönbein und John Schmitt-Weigand. Wiesbaden, Harrassowitz-Verlag 2003, 341 S. (Bunken. Studien und Materialien zur japanischen Literatur, Bd. 8), ISBN 3-447-04776-3.
  • Haiku & Haiga. Augenblick in Wort und Bild. Moments in Word and Image. Japanische Rollbilder aus vier Jahrhunderten aus der Sammlung Jon de Jong. Hrsg.: Stiftung Schloss Moyland in Zusammenarbeit mit Hotei Publishing, Amsterdam 2006, 208 S., ISBN 3-935166-31-1.

Herausgeber

  • Bunken 文研. Studien und Materialien zur japanischen Literatur. Wiesbaden, Harrassowitz-Verlag, Bd. 1 – 11, 1987-2006, ISSN 0932-268X.

Übersetzung moderner Literatur

  • Furui Yoshikichi: Der Heilige (Hijiri 1975). Roman. Frankfurt am Main und Leipzig, Insel-Verlag 1993, 191 S., ISBN 3-458-16552-5.
  • Furui Yoshikichi: Zufluchtsort (Sumika, 1979). Berlin, edition q 1997, 263 S., ISBN 3-86123-280-X.

Beiträge (in Sammelwerken, Zeitschriften)

  • Die Literatur in den gedruckten Massenmedien. In: Klaus Kracht (Hrsg.): Japan nach 1945. Beiträge zur Kultur und Gesellschaft. Wiesbaden, Otto Harrassowitz 1979, S. 114-132, ISBN 3-447-02059-8.
  • Konstanten der modernen japanischen Erzählprosa und ihr Verhältnis zur literarischen Tradition. In: Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung (BJOAF) Bd. 4 (1981), S.130-143, ISBN 3-88339-190-5.
  • Sprachliche Funktion und stilistische Möglichkeiten der Furigana-Doppelschreibung in der japanischen Literatur. In: Bochumer Jahrbuch zur Ostasienforschung Bd. 5 (1982), S. 147-176, ISBN 3-88339-279-0.
  • Saiken. Die Führer zum Yoshiwara-Viertel in Edo – Geschichte und Gestalt. In: K. Müller und W. Naumann (Hrsg.): Nenrin – Jahresringe. Festgabe für Hans A. Dettmer. Wiesbaden, Otto Harrassowitz 1992, S. 106-126, ISBN 3-447-03214-6.
  • Bestseller und Longseller in der Edo-Zeit. (Symposium „Literatur und Gesellschaft“, Hamburg 1990), in: Nachrichten der Gesellschaft für Natur- und Völkerkunde Ostasiens (NOAG) Bd. 151 (1992), S. 17-26.
  • Zu einigen Problemen bei der Edition japanischer Texte der Edo-Zeit. In: Referate des 9. deutschsprachigen Japanologentages in Zürich (Asiatische Studien / Études Asiatique, Bd. XLVIII, 1), Bern 1994, S. 75-82.
  • Buch und Buchillustration im vorindustriellen Japan. In: Susanne Formanek u. Sepp Linhart (Hrsg.): Buch und Bild als gesellschaftliches Kommunikationsmittel in Japan einst und jetzt. Wien, Literas 1995, S. 45-72, ISBN 3-85429-135-3. Engl. Version in: Written Texts – Visual Texts. Amsterdam, Hotei Publishing 2005, S. 25-46, ISBN 90-74822-58-4.
  • Kikaku illustriert und zeitversetzt. Anmerkungen zu einigen seiner Verse in den meisho zue. In: Stanca Scholz-Cionka (Hrsg.): Wasser-Spuren. Festschrift für Wolfram Naumann zum 65. Geburtstag. Wiesbaden, Harrassowitz-Verlag 1997, S. 254-278, ISBN 3-447-0416-5.
  • Meisho zue – Enzyklopädie eines Landes. In: J. Laube (Hrsg.): Informationssystem und kulturelles Leben in den japanischen Städten der Edo-Zeit. Wiesbaden, Harrassowitz 1999, S. 39-54 + 265-268 (Okamatsu bunko Bd. 3), ISBN 3-447-04138-2.
  • Tiefer Sinn – nicht bewegt“. Zu zwei haiku-Bändchen in der Reclam-Universal-Bibliothek. (Haiku. Japanische Dreizeiler. Ausgew. und übers. von Jan Ulenbrook, Stuttgart 1995 und 1998, Neue Folge). In: Hefte für Ostasiatische Literatur Nr. 26 (1999), S. 110-120, ISBN 3-89129-349-6.
  • Vormoderne [japanische] Literatur. In: Klaus Kracht u. Markus Rüttermann (Hrsg.) Grundriß der Japanologie (Izumi Bd. 7), Wiesbaden, Harrassowitz-Verlag 2001, S. 63-81, ISBN 3-447-04371-7.
  • „Ins Bild gesetzt“. Bashôs Verse im Edo meisho zue (1834/36). In: Judit Árokay und Klaus Vollmer (Hrsg.): Sünden des Wortes. Festschrift für Roland Schneider zum 65. Geburtstag (MOAG Bd. 141), Hamburg 2004, S. 197-229, ISBN 3-928463-76-4.

Weblinks

Literatur von und zu Ekkehard May im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek

Literatur von Ekkehard May in OCLC WorldCat Identities

Einzelnachweise

Verleihung des Ordens der Aufgehenden Sonne Generalkonsulat von Japan,Frankfurt am Main.

Übersetzerpreis der Japan Foundation Kulturpreise ARCultMedia.