Benutzer:Geograph/Artikelentwurf zu EMs

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Effektive Mikroorganismen

Effektive Mikroorganismen (EM) ist eine geschützte Marke der EM Research Organization Inc. Japan, unter der verschiedenste kommerzielle Produkte für den landwirtschaftlichen, haushaltlichen und gesundheitlichen Bereich angeboten werden [1].

Ausgangsbasis sind immer sogenannte "effektive Mikroorganismen", die laut Hersteller eine Mischung verschiedener Mikroorganismen (Bakterien und Pilze) sind, die die beworbenen positiven Eigenschaften verursachen sollen. Die angepriesenen Wirkungen und das Konzept der EM sind unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten stark anzuzweifeln.

Produkte

Produkte, die unter dem Namen EM verkauft werden, umfassen einerseits die Mikrobenmischung selbst, als auch mit EMs in Verbindung stehende Fertigprodukte. Die Mikroben-Urlösung wird als EM-1 bezeichnet und soll nicht näher beschriebene Organismen unterschiedlicher Taxa enthalten. So sollen Bakterien der Ordnung Milchsäurebakterien und der nicht näher spezifizierten Gruppe „Photosynthesebakterien“ enthalten seien. Weiterhin sind als aktiver Bestandteil Hefen angegeben, die ebenfalls taxonomisch sehr vielfältig sind. Genauere Angaben werden vom Hersteller nicht gemacht [2].

In älteren Publikationen, die sich allerdings auch nur auf Herstellerangaben berufen, werden weiterhin Actinomyceten als Bestandteil angegeben. Eine nicht weiter belegte Angabe listet einzelne Arten auf, darunter Rhodopseudomonas palustris [3].

Weitere Produkte sind sogenannte EM-Keramiken. Da diese nach der Behandlung mit EMs bei hohen Temperaturen gebrannt werden, können aufgrund der Pyrolyse organischen Materials keine Mikroben mehr aktiv sein. Eine Wirkung wird gemäß dem Hersteller auf „feinenergetischen Resonanzen“, die von der Mikrobenmischung ausgehen und auf die Keramik übertragen werden, begründet [4].

Angepriesene Wirkungen

Vom Hersteller werden umfangreiche positive Wirkungen beim Einsatz von EMs versprochen. Das Anwendungsspektum ist sehr umfangreich und erstreckt sich nicht nur auf die Bodenverbesserung. Im Folgenden ist eine verkürzte Übersicht der beworbenen Einsatzmöglichkeiten und Effekte beschrieben [5].

Im landwirtschaftlichen Bereich:

  • Verbesserung des physikalischen, chemischen und biologischen Zustandes des Bodens
  • Beschleunigung der Kompostierung
  • Förderung von Keimung, Wurzelbildung, Blüte, Fruchtansatz und Reifung
  • Verbesserung der Qualität und der Haltbarkeit von Silage
  • Verbesserung der Eigenschaften und der Emissionen von Gülle

Im gärtnerischen und haushaltlichen Bereich:

  • Spül-, Wasch- und Putzmittel
  • Verbesserung der Wasserqualität, Verminderung der Algenbildung in Aquarien und Teichen

Im gesundheitlichen Bereich

  • Getränke zur Stärkung des Immunsystems (Probiotikum)
  • Kosmetikprodukte

Angebliche Wirkungsweise

Das Kontept der effektiven Mikroorganismen geht nach eigenen Angaben auf den Japaner Teruo Higa zurück [6]. Dieser will entdeckt haben, dass es im Boden drei Arten von Mikroorganismen geben soll: Positive (Aufbauende/regenerative), Negative (Abbauende/degenerative) und opportunistische Mikroben.

Nach Higas Ansicht können die beiden ersten Gruppen dominant sein. Derjenigen dominanten Gruppe, die in der Überzahl ist, folgten die Opportunisten und unterstützen deren Wirkung. Das heißt, ob ab- oder aufbauende Prozesse ablaufen, werde von einer mengenmäßig kleinen Gruppe von Mikroorganismenarten bestimmt. Daher könne man mit relativ kleinen Mengen an zusätzlich zugeführten Mikroorganismen die Prozessrichtung in einem Milieu (Boden, Wasser, Luft, Darm, usw.) festlegen. Da die Effektiven Mikroorganismen, gemäß Higa, als dominant regenerativ angesehen werden, könnten mit ihrer Hilfe natürliche Milieus günstig beeinflusst werden.

Anwendung

Zur Bodenverbesserung oder Güllezugabe soll die als Stammlösung bezeichnete EM-1 erst aktiviert werden. Dazu wird eine kleinere Menge der Stammlösung zu einer Melasselösung gegeben und ca. 7 Tage bei etwa 25-45 °C anaerob inkubiert. Die so gewonnene Lösung wird als aktiviertes EM (EM-A) bezeichnet und kann entweder direkt in den Boden verbracht, auf Pflanzen aufgespüht oder mit oganischen Dünger vermischt werden. Die durch EMs zur Gärung angesetzten organischen Dünger werden auch als Bokashi bezeichnet [6].

Vertriebsstruktur

EM-Präparate und Anwendungsseminare für Landwirte, Gärtner, Haus- und Kleingärtner und Teichbesitzer werden von zahlreichen Verkaufsstellen und im Versandhandel angeboten.

Wissenschaftliche Studien

Studienlage

Viele Informationen, die sich über EMs finden lassen, sind unveröffentlichte Berichte oder Artikel, die entweder keinen wissenschaftlichen Gutachterprozess (Peer-Review) durchlaufen haben oder die nur geringen wissenschaftliche Standards genügen [7]. Viel Forschungsarbeit wurde in asiatischen Ländern an Universitäten durchgeführt, die häufig nicht in unabhängigen Journalen veröffentlichen oder es werden Berichte in Tagungsbänden, die ebenfalls keiner wissenschaftlichen Begutachtung unterworfen sind, veröffentlicht [7]. Diese Informationen werden von den Herstellern und Vertreibern der Produkte meist über deren Webseiten zur Einsicht angeboten [8]. Im Folgenden sind nur Studien berücksichtigt, die in international anerkannten Zeitschriften veröffentlicht sind und die einen wissenschaftlichen Gutachterprozess durchlaufen haben.

Studien zur Bodenverbesserung und Ertragssteigerung

In einer breit angelegten Studie, die die Effekte von EM im Feldversuch unter den Bedingungen des ökologischen Landbaus im Langzeitversuch (4 Jahre) bei verschiedenen Kulturen (Kartoffeln, Gerste, Weizen, Alfalfa) untersuchte, konnten die Behauptungen der Hersteller in keinen Punkten bestätigt werden. Die im Agroscope in der Schweiz durchgeführte Studie untersuchte die Auswirkungen von EM alleine als auch in Verbindung mit organischem Dünger (Bokashi). Alle Effekte auf Boden und Ertrag konnten alleine auf die Düngerwirkung der aufgebrachten Substrate zurückgeführt werden, da neben den Kontrollgaben (ohne EM) auch mit sterilisierten EM-A getestet wurde. Veränderungen in der mikrobiellen Zusammensetzung des Bodens, so wie sie von der Herstellerseite behauptet werden, konnten ebenfalls nicht bestätigt werden [9] [10].

Zu ähnlichen Resultaten kommt eine frühere experimentelle Studie, die Bodenveränderungen und Ertragssteigerungen anhand von Inkubations- und Kulturversuchen ermittelt hat. Auch hier wurde mit sterilisierten EM-A der Effekt der reinen Substratzugabe untersucht. Im Ergebnis wurde festgestellt, dass die Wirkungen, die von EM ausgehen, nur auf die Zugabe von organischem Dünger, die immer mit der Gabe von EM verbunden ist, und nicht auf die Einbringung lebendiger Mikroorganismen beruhte [11].

In einer weiteren Untersuchung, die Bokashi (Kompost) - hergestellt aus Bananenstauden einmal mit EM, ohne EM (Wasser) und sterilisiertem EM – zur Düngung von Bananenpflanzen unter tropischen Bedingungen verwendet, findet sich ebenfalls kein signifikanter Unterschiede zwischen den unterschiedlichen Behandlungen. Ertragszuwächse gegenüber der ungedüngten Kontrolle können alleine auf den eingebrachten Kompost zurückgeführt werden [12].


Studien, die keine Vergleiche mit sterilisierten EM durchführen, kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. In diesen Studien kann nicht unterschieden werden, ob eine Beeinflussung von Bodenparametern und Ertragsveränderungen bei Pflanzen aufgrund eingebrachter lebender Mikroorganismen oder aufgrund des eingebrachten organischen Düngers (Substrateffekt) erfolgt.

So zeigte sich in einer Studie, die in der Topfkultur die Ertragsleistung von Deutschem Weidelgras unter dem Einfuss von fermentierter Gülle (mit und ohne EM) untersuchte, kein Unterschied zwischen den Behandlungen. Lediglich zur Kontrolle ohne Düngergabe zeigten sich signifikante Unterschiede [13].

Eine Untersuchung zur Verbesserung von versauerten Schwemmlandböden für die landwirtschaftliche Produktion konnte im Feldexperiment keinen Unterschied feststellen, ob der zur Düngung verwendete Hühnermist mit oder ohne EM behandelt wurde. Die Ertragssteigerung war alleine auf die Gabe des Hühnermists zurückzuführen [14].

Einen positiven Effekt von EM auf Baumwollpflanzen will eine Studie gefunden haben, der allerdings nur dann zu verzeichnen ist, wenn gleichzeitig mit Mineraldünger und Kompost gedüngt wird. Ein alleiniger Einsatz von EM zeigte keinerlei Effekte [15].

Eine 11 jährige Untersuchung in China beschreibt einen positiven Effekt von EM beim Ertrag von Weizen. Da zusammen mit den EM immer auch höhere Mengen an Vollrohrzucker für die Kompostierung des eingebrachten Düngers verwendet wurde, und die Ertragssteigerung nur gering ausfiel, kann ein reiner Substrateffekt nicht ausgeschlossen werden [16].

Eine Ertragsminderung bei Basilikum in der Topfkultur wurde bei Einsatz von EM-A in verschiedener Applikationsform (Sprühbehandlung der Blätter, Aufbringung auf Samen und Substrat) beobachtet. Die Autoren der Studie raten von einem Einsatz von EM bei Kräutern in der Topfkultur ab [17].

Im Feldversuch auf Teneriffa angebaute Rote Bete zeigte bei Behandlung mit EM bzw. mit EM und Bokashi gegenüber der Kontrolle ohne jegliche Düngergabe keinen nennenswerten Unterschiede bezüglich Ertrag und Inhaltsstoffen [18].

Studien zur Kompostbereitung

Untersuchungen der mikrobiellen Auswirkungen von EM auf Kompost und Boden

Kritik aus wissenschaftlicher Sicht

Aus wissenschaftlicher Sicht werden folgende Kritikpunkte am Konzept und der Begründung der EM formuliert:


Kritik von Verbraucherschützern

Ähnliche Produkte

Einzelnachweise

  1. Trademark Guidelines EM Research Organization, Inc. (“EMRO”) [1]
  2. Microorganisms in EM [2]
  3. Nathan Szymanski & Robert A. Patterson: Effective microoganisms and wastewater systems. In: R. A. Patterson & M. J. Jones: Future Directions for On-site Systems. Best Management Practice Proceedings of On-site ’03 Conference. Lanfax Laboratories, Armidale 2003, ISBN 0-9579438-1-4, S. 347–354
  4. Resonanzkeramik von Emiko [3]
  5. Produkte von von Emiko [4]
  6. a b Higa, Teruo: Eine Revolution zur Rettung der Erde: mit effektiven Mikroorganismen (EM) die Probleme unserer Welt lösen / Teruo Higa. - 6. Aufl. - Xanten: OLV, Organischer Landbau-Verlag, 2004 Einheitssacht.: An Earth Saving Revolution ISBN 3-922201-35-0
  7. a b Cóndor Golec, Aníbal F., P. González Pérez, C. Lokare (2007). Effective Microorganisms: Myth or reality? Rev. peru. biol., 14(2), 315–319. [5]
  8. Studien zur Wirksamkeit von EMs bei Multikraft: http://www.multikraft.com/de/aktuelles-service/studien.html
  9. Mayer, J., Scheid, S., Widmer, F., Fließbach, A. & Oberholzer, H.-R.: How effective are “Effective microorganisms® (EM)”? Results from a field study in temperate climate. Applied Soil Ecology 46, 230–239(2010) [6]
  10. "Nützliche Mikroben aus der Flasche?". 3. Dezember 2010. Abgerufen am 10. März 2013.
  11. Schenck zu Schweinsberg-Mickan, M. & Müller, T. Impact of effective microorganisms and other biofertilizers on soil microbial characteristics, organic-matter decomposition, and plant growth. Journal of Plant Nutrition and Soil Science 172, 704–712 (2009) [7]
  12. Formowitz, B., Elango, F., Okumoto, S., Müller, T. & Buerkert, A.: The role of “effective microorganisms” in the composting of banana (Musa ssp.) residues. Journal of Plant Nutrition and Soil Science 170, 649–656 (2007) [8]
  13. Van Vliet, P. C. J., Bloem, J. & De Goede, R. G. M. Microbial diversity, nitrogen loss and grass production after addition of Effective Micro-organisms® (EM) to slurry manure. Applied Soil Ecology 32, 188–198 (2006) [9]
  14. Priyadi, K., Hadi, A. & Siagian, T.: Effect of soil type, applications of chicken manure and effective microorganisms on corn yield and microbial properties of acidic wetland soils in Indonesia. Soil Science & Plant 51 (5), 689–691 (2005) [10]
  15. Khaliq, A., Abbasi, M. K. & Hussain, T.: Effects of integrated use of organic and inorganic nutrient sources with effective microorganisms (EM) on seed cotton yield in Pakistan. Bioresource technology 97, 967–72 (2006) [11]
  16. Hu, C. & Qi, Y. Long-term effective microorganisms application promote growth and increase yields and nutrition of wheat in China. European Journal of Agronomy 46, 63–67 (2013) [12]
  17. Kleiber, T. & Klama, J.: Impact of effective microorganisms on yields and nutrition of sweet basil (Ocimum basilicum L.) and microbiological properties of the substrate. African Journal of Agricultural Research Vol. 7(43), 5756–5765 (2012) [13]
  18. Daiss, N. et al. The effect of three organic pre-harvest treatments on Swiss chard (Beta vulgaris L. var. cycla L.) quality. European Food Research and Technology 226, 345–353 (2007) [14]