Benutzer:GerhardSchuhmacher/Altartikel z

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# == Überarbeitung abgeschlossen == {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Ühlingen | Gemeindeart = Ortsteil | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Ortswappen = DEU Ühlingen-Birkendorf COA.svg | Breitengrad = | Längengrad = | Bundesland = Baden-Württemberg | Höhe = | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = 1132,27 ha | Fläche-Quelle = Albbote, 20. Oktober 2021 | Einwohner = 1150 | Einwohner-Stand-Datum = 2021 | Einwohner-Quelle = Albbote, 20. Oktober 2021 | Eingemeindungsdatum = 1975-01-01 | Eingemeindet-nach = Ühlingen-Birkendorf | Postleitzahl1 = 79777 | Vorwahl1 = 07743 | Lagekarte = | Bild = | Bild-Beschreibung = }} [[Datei:ÜB Ühlingen Landschaft.JPG|mini|x204px|Blick von Süden aus Richtung Untermettingen auf Ühlingen]] [[Datei:ÜB Jakobus-Kapelle Ühlingen.JPG|mini|p204px|Die 1808 errichtete Jakobus-Kapelle auf der Anhöhe vor der Ortschaft]] '''Ühlingen''' ist eine Gemeinde im Landkreis Waldshut in Baden-Württemberg und zusammen mit Birkendorf Namensgeberin der Gesamtgemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]]. Durch Rathaus und Verwaltung ist Ühlingen als der politische Hauptort gesetzt. Der Ortsteil Ühlingen konnte im Jahr 2016 das 1200-jährige Bestehen feiern. Ortsvorsteher ist Klaus Müller.<ref>Werner Steinhart: ''Viele Sanierungen auf der Wunschliste'', Albbote, 20. Oktober 2021.</ref> == Lage == Ühlingen liegt auf einer der vom [[Hochrhein]]tal ansteigenden Hochebenen des [[Südschwarzwald]]s. Die Ortschaft liegt an einer Verkehrskreuzung, die südlich über [[Untermettingen]] (L 158) an die untere [[Wutach]] ausfächert sowie aus [[Stühlingen]] heranführt und entlang dem Schlüchttal mit [[Waldshut-Tiengen|Tiengen]] verbindet. Nach Norden führt die Straße weiter über Birkendorf (nach Bonndorf) und Grafenhausen nach [[Rothaus]] an den [[Schluchsee]]. Abzweigungen im Ort ins nähere Umfeld. Zu Ühlingen zählen die [[Weiler]] ''Schelgen'', Ober- und Unter-''Witzhalden'' sowie die ''Stockenhöfe''. == Gemeinde == Durch die Doppelfunktion als eigenständige Gemeinde und Hauptort der Gesamtgemeinde hatten die Bürgerschaften der verschiedenen Orte beim schrittweisen Zusammenschluss vereinbart, dass die Ortschaften ein aktives Gremium behalten sollten, deren Sachkenntnisse und auch das Wissen um Sozialstrukturen der Gesamtgemeinde in Beratung zukommen würde. Auch Ühlingen behielt bzw. richtete einen Ortschaftsrat mit Ortsvorsteher ein. === Aktivitäten 2021 === Infolge der Corona-Pandemie „(war) das Vereins- und öffentliche Leben [..] auch im vergangenen Jahr nahezu stillgelegt. Was draußen und mit Abstand möglich war, konnte hingegen stattfinden.“ Reparaturen (Ruhebänke), ein Aussichtspunkt, Bepflanzungen und Verbindungswege wurden hergestellt und nach Angaben des Ortsvorstehers Klaus Müller auch „die Ortskernsanierung beendet und der Mehrgenerationenpark seiner Bestimmung übergeben.“ Da auch für 2022 keine grundlegende Änderung der derzeitigen Situation zu erwarten ist, sind auch weiterhin viele Maßnahmen in Eigenleistung und aufgrund der Initiativen von Bürgern vorgesehen.<ref>Werner Steinhart: ''Pflege der Anlagen auch unter Pandemie-Bedingungen''. Albbote, 21. Januar 2022.</ref> == Einrichtungen und Bürgeraktivitäten == Eng verzahnt bewirken im Hauptort der Gemeinde, in Ühlingen, der Ortschaftsrat und der (Gesamt-)Gemeinderat viele Vorhaben, die dann auch effizient und mit Ideen, Eigenleistungen der Bürgerschaft und fachkundiger Ausführung beteiligter Firmen und Gewerke realisiert werden können. Sichtbar wird dies gerade auch in der fantasievollen Gestaltung des Abenteuerspielplatzes und des benachbarten „[[Pumptrack|Pumptracks]]“. Mittel aus Vereinen und dem Ortschaftsrats, aus Förderungen und Gemeindebeteiligungen fließen dabei zusammen.<ref>Werner Steinhart ''Neue Pläne für alten Spielplatz'', Albbote, 27. mai 2021.</ref> ;Private Initiative Der Gastronom Daniel Frech (''Posthorn'') und Braumeister Konstantin Ziller aus Birkendorf eröffneten im August 2019 die Brauerei „Brauschopf“ mit drei Sorten Bier im Angebot.<ref>Kai Oldenburg: ''Freunde machen ihr Bier'', Albbote, 26. August 2019.</ref> === Ortskernsanierung === Die in drei Bauabschnitten laufende Ortskernsanierung in Ühlingen wurde nach der Ankündigung eines Straßenbauprojektes des Landes vom Ortschaftsrat Ühlingens in Gang gebracht, der die Gelegenheit nutzen wollte und den Gemeinderat überzeugen konnte. Der Erste Bauabschnitt begann 2014, „sah eine zentrale Bushaltestelle (ÖPNV) vor“ und „die Verdolung des Mättlenbachs in der Kirchstraße in Sachen Hochwasserschutz“. Es folgte im Zweiten Bauabschnitt ab 2015 der Umbau eines uralten, denkmalgeschützten und ortsbildprägenden Gebäudes „zu einem sozialen Zentrum mit Tagespflege“. Ein Kindergarten wurde integriert, und in zwei Obergeschossen barrierefreie Wohnungen (mit Aufzug) eingerichtet. Mit Anbau war auch die Sozialstation unterzubringen. Mit der Deckensanierung der Landstraße „(wurde) die Boden-Infrastruktur [..] komplett erneuert und dazu kam noch die Verlegung von Leerrohren für die Breitbandversorgung.“ Im Dritten Bauabschnitt ab 2018 stand die „Sanierung der Kirchstraße zwischen Rathaus und Kirche“ auf dem Programm und der Umbau des verkommenen Kurparks zum Mehrgenerationenpark. Die Straßensanierung konnte auch auf Anliegerbereiche ausgeweitet werden, „viele der Anlieger waren bereit, sich aktiv mit ihren Grundstücken zu beteiligen.“ Abschluss der Ortskernsanierung war im Mai 2021, das „Einweihungsfest zur OKS soll noch stattfinden.“<ref>Werner Steinhart: ''Meilenstein für Schlüchttalgemeinde'', Albbote, 4. Juni 2021.</ref> === Initiativen und Projekte des Ortschaftsrates === [[Datei:ÜB MehrGenPark Ühlingen.JPG|mini|Der 2021 fertige Mehrgenerationenpark in Ühlingen]] ;Mehrgenerationenpark Der im Juli 2021 offiziell eröffnete Mehrgenerationenpark war ein Wunsch des Ortschaftsrates Ühlingen. Er ersetzt den ehemaligen Kurpark, der als Grünfläche „in Zeiten des Krieges von der Gemeinde in Gartenzellen aufgeteilt und den Bürgern, die kein Eigentum hatten, zur Verfügung gestellt wurden.“ Danach und im „aufstrebenden Fremdenverkehr hatten die Zimmervermieter die Fläche aufgewertet“ und in den 70er Jahren ein Gartenbauspezialist „ein Kleinod daraus gemacht, doch mit den Jahren verfiel das Gelände zu einer ungepflegte Wiese.“ Die Entscheidung zur Umgestaltung der Fläche fiel im Oktober 2018, die Kosten beliefen sich „in Höhe von rund 200.000 Euro. […] Der Park ist für alle Generationen konzipiert und sollte keinesfalls ein reiner Spielplatz werden. […] Groß war das Interesse der Ühlinger bei der Eröffnung.“<ref>Werner Steinhart: ''Treffpunkt für alle Ühlinger'', Albbote, 29. Juli 2021.</ref> ;Bauplätze und Gebäude Nachdem es „derzeit keine Bauplätze“ gibt, sollen „Erweiterungsmaßnahmen [… (Karl-Sternadel-Weg)] spätesten 2023 auf den Weg gebracht werden.“ Sanierungen: Fassade der Schlüchttal-Schule und Fensterfront sowie Dach der Schlüchttalhalle. Erweiterung des Kindergartens, Kosten rund eine Million Euro. ;Gewerbegebiet Erweiterung mit Anbindung an die L 157. Zwei Straßensanierungen und des „Kreuzungsbereich in Oberwitzhalden von Unterwitzhalden kommend.“ Der Ortschaftsrat setzt Eigenmittel in Höhe von 11.000 Euro für Feldwegesanierung, Verschönerungsmaßnahmen und den „Austausch zweier Holzbrücken über die Schlücht“ ein.<ref>Werner Steinhart: ''Viele Sanierungen auf der Wunschliste'', Albbote, 20. Oktober 2021.</ref> [[Datei:Fleche Cartailhac MHNT PRE 2009.0.232.2 simple.jpg|mini|Pfeilspitze aus Hornstein aus einem [[Dolmen]] der Jungsteinzeit]] == Geschichte == Der ''Urgeschichte'', wahrscheinlich der [[Jungsteinzeit]] zuzuordnen, sind bei Ühlingen, ''Im Stocken, (620-630 m)'', Funde bekannt: 1925 und 1938 wurden auf einem Südosthang beim Stockenhof mehrere [[Silices]] aufgesammelt, darunter eine schön randretuschierte Klinge sowie eine flächig gemuschelte Pfeilspitze mit gerader Basis. Rohstoff: Muschelkalk-[[Hornstein]] und [[Jaspis]] Die Fundstelle liegt auf der welligen [[Muschelkalk]]hochfläche westlich der Steina. Verbleib: Früher Priv.-Slg. E. Güntert, Mauchen. Lit.: Mein Heimatland 12, 1925, 123. [[Datei:Rome Aureus Domitianus 89.jpg|mini|Domitian, auf der Rückseite die besiegte, trauernde Germania]] ;Römerzeit Auf der Gemarkung wurden römische Münzen von [[Domitian]] und [[Hadrian]] gefunden<ref name="Heimatbuch">W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 151.</ref> – wahrscheinlich im Bereich der römischen Anlage ([[Villa Rustica]]) auf Breitwiesen, nahe dem heutigen ''Breitwieser Hof'' am Ausgang der Schlüchttalstraße. Das offensichtlich in großer Menge vorhandene Steinmaterial der römischen Villa diente mit Sicherheit auch folgenden Hof-Bauten. Unweit wurden auch in [[Obermettingen#Geschichte|Obermettingen]] römische Grundmauern gefunden und es gibt auch Hinweise auf Straßenbau (entsrechende Namen mehrfach heute noch noch erhalten). === Alamannen und Franken === Die zahlreichen, wie auch bei Ühlingen auf -ingen lautenden Ortschaftsnamen bezeugen im Umfeld alemannische Siedlungsgründungen, die – in sicherer Entfernung von der römischen Verteidigungslinie entlang des Hochrheins im 4. Jahrhundert – auch schon früh gegründet worden sein könnten (Höfe). Im Gegensatz zu den Alamannen mieden die Franken die römischen Ruinenorte nicht, sondern bauten die meist auch verkehrsgünstig gelegenen Plätze nach ihren Siegen seit Ende des 6. Jahrhundert und der Besetzung der Alamannia, mit dem Steinmaterial zu einem Netz befestigter Orte aus. Die Gaueinteilung des Landes wurde unter [[Karl der Große|Karl dem Großen]] um 800 eingeführt. „Der Ort Uehlingen (ûlo=Eule) kommt urkundlich schon 816 als Hullingun vor. 1166 hieß es Ulingen, 1277 Ulingin und 1280 Ulingen. 1517 tritt der Name als Uelingen auf.“<ref name="Heimatbuch" />„Durch den [[Alpgau|Albgau]]-Grafen Gotsbert kam ''Hullingen'' größtenteils an das [[Kloster St. Gallen]].“ Der heute noch umstrittene ''Graf Kuno von Öhningen'' (und spätere Herzog [[Konrad I. von Schwaben]]) soll sein im Jahre 965 gegründetes [[Kloster Öhningen]] „mit reichen Gütern“ aus Hullingen (?) ausgestattet haben.<ref>[[Hans Matt-Willmatt]] (Bearbeitung und Redaktion): ''Die Chronik des Kreises Waldshut. Geographie·Geschichte·Kultur·Wirtschaft'', Vocke Verlag, Waldshut 1957, S. 95.</ref> Mit der Rodung weiter Waldgebiete wurde die Region Südschwarzwald ab dem 10. Jahrhundert immer weiter erschlossen und besiedelt. Ühlingen hatte einst einen eigenen Adel. [[Datei:Ruine Mandach Burgrest.jpg|mini|Ruine Mandach, Rest des Brückenpfeilers am Burggraben]] === Die Edlen von Ühlingen === Ihr Wappen führte einen fünfmal schräg geteilten Schild im Siegel. „Die Edlen von Uehlingen waren [[Ministeriale|Dienstmannen]] des des Stiftes Oehningen und werden als besondere Wohltäter des [[Kloster Riedern am Wald|Klosters Riedern]] genannt.“ Vom Ritter Arnold von Ühlingen geht die Sage, er habe „lange dem Schwerte gedient“ und sei dann „in das [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Kloster St. Blasien]] eingetreten, wo er die Schweine hütete.“<ref name="Heimatbuch" /> „Die Edelfamilie soll auf [[Burg Mandach|Schloß Mandach]] bei Riedern gewohnt haben.<ref group="Anm">H. Matt-Willmatt: „urkundlich nicht zu belegen“ (S.95). [[Burg Mandach#Geschichte|Die Burg]] soll um 1352 im Besitz von [[Herren von Erzingen|Heinrich von Erzingen]] gewesen sein. Das Erzinger Geschlecht besaß die Burg bis zu seinem Aussterben um 1501.</ref>, später ließ sie sich in Schaffhausen nieder und vererbte durch Heirat Uehlingen an das dortige Patriziergeschlecht [[Im Thurn#Geschichte|im Thurn]]‘. Dies ist auf das Jahr 1329 datiert. „Noch im 14. Jahrhundert wird ein ‚Eberhart von Uilingen‘ genannt.“<ref>Albert Krieger: ''Topographisches Wörterbauch des Großherzogtums Baden'', 2 Bände, Heidelberg 1904–1905. in: Harald Huber: ''Wappenbuch des Landkreises Waldshut'', Südkurier Verlag, Konstanz 1982, S. 112. ISBN 3-87799-018-5.</ref> Von den ''Im Thurn'' ging ''Ulingen'' „1457 an die [[Ritter von Rümlang|Edlen Rumlang]] zu Gutenburg ... Text der Urkunde: „Ich Hans Wilhelm im Thurn zu Jestetten hab zu kouffen geben Dietrich von Rumlang zu Gouttenburg ritter daz dorf Ulingen mit gerichten, [[Zwing und Bann|mit zwingen, mit bennen]] 1457.“<ref name="Heimatbuch" /> === Verkauf ans Kloster St. Blasien === „Dietrich von Rumlang hatte 10 Jahre zuvor auch die [[Gutenburg (Hochrhein)|Gutenburg]] gekauft. Dieser wiederum verkaufte am St. Hilaritag (20.12.) 1480 mit Zustimmung seiner Gemahlin Fronegk geborene [[Landenberg#Landenberg-Greifensee|Landenberg zu Greifensee]], das ganze Dorf Ühlingen, dazu seine Leute, den Korn-, Wein-, den Heu- und Lämmerzehnten und den [[Martinstag|St. Martins]] Groß- und Kleinzehnten an Abt [[Christoph von Greuth|Christoph von St. Blasien]]. Dadurch wurde [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|St. Blasien]] jahrhundertelang der Grund- und [[Zehnt#Der Zehnte im Mittelalter|Zehnt]]herr, auch hatte das benachbarte Kloster Riedern hier einige alte Rechte.“<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Chronik des Kreises Waldshut, Vocke Verlag, Waldshut 1957, S. 95.</ref> === Bauernkrieg === „Die Bauern im Schlüchttal machten mit dem Hauptmann [[Hans Müller von Bulgenbach]] gemeinsame Sache. […] Kaspar Gyser von Ühlingen gehörte zu den Bauernabgeordneten, mit denen 1524 der Rat von Schaffhausen verhandelte, um in dem offenen Streit der Bauern gegen den Adel zu vermitteln.“ 1525 plünderten die Bauern der weiten Umgebung das Kloster Sankt Blasien und sprengten auch Teile der Anlagen.<ref group="Anm">Ausreichende Informationen über den Verlauf des [[Deutscher Bauernkrieg#Verlauf|Bauernkriegs im Südwesten]], zum [[Dreissigjähriger Krieg|Dreissigjährigen Krieg]] und den weiteren kriegerischen Jahrhunderten fehlen derzeit.</ref> Ühlingen gehörte zur [[Reichsherrschaft Bonndorf|Graffschaft Bonndorf]] und kam 1806 zum [[Großherzogtum Baden]]. === 19. und 20 Jahrhundert === Eine Reihe von Großbränden zerstörte ab 1886 das Dorf: „Das alte Ühlingen von einst ist verschwunden und mit ihm die schönsten, alten, geräumigen mit [[Schindeln]] eingedeckten [[Schwarzwaldhaus|Schwarzwaldhäuser]]. So fielen am 8. September 1890 einem Großbrand in der Walligaß 10 Häuser zum Opfer. […] Im heißen, trockenen Sommer 1911 […] breitete sich (ein Fuer) mit rasender Geschwindigkeit aus und äscherte im Ortsteil Holz neuen Häuser ein.“ Besonders tragisch war 1930: Achtmal ertönte in jenem Jahr Feueralarm in Ühlingen: „Die Ühlinger Bevölkerung war damals so verängstigt, daß sie in den Kleidern die Nächte verbrachte und in den einzelnen Häusern die Familienangehörigen nachts abwechseln Haus und Scheuer auf Feuergefahr kontrollierten. […] Dem letzten großen Brand fiel am 11. November 1955, morgens um vier, das ‚Gasthaus zur alten Post‘ zum Opfer, [so wie schon 1886] es herrschte damals eine große Kälte, daß trotz des Brandes die Eiszapfen an den Dachrinnen nicht schmolzen (und) das Wasser in den Löscheimern zu Eis erstarrte.“<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Chronik des Kreises Waldshut, Vocke Verlag, Waldshut 1957, S. 96.</ref> Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] fielen 19 Ühlinger. Im [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] waren 38 Gefallene und 26 Vermißte zu beklagen. 1952 folgte die Errichtung eines Kriegerdenkmals. === Zweiter Weltkrieg === Am [[Kriegsende im Südschwarzwald (1945)#Tempo-Vorstoß am Hochrhein|Kriegsende im Südschwarzwald]], am 24. April 1945 zogen sich deutsche Kampfverbände aus Waldshut kommend nach Ühlingen zurück. In den Vormittagsstunden des 25. April erhielten die Truppen von dem im Breitwiesenhof eingerichteten Gefechtsstand den Befehl, Ühlingen zu verteidigen. {{Zitat|Ein Pionierkommando erhielt den Befehl, das Schlüchttal beim Schwedenfelsen durch Sprengungen der riesigen Felsen unpassierbar zu machen. Der das Sprengkommando führende Feldwebel war, angesichts der Sinnlosigkeit jeder Verteidigung in der damaligen Situation, zuvor von der Gemeindeverwaltung insgeheim gebeten worden, den Befehl nicht durchzuführen. Der Feldwebel […] nahm die Verantwortung auf sich und warf die Sprengladung in die Schlücht.|Hans Matt-Willmatt: ''Ühlingen'', 1957, S. 96.}} Das Dorf selbst sollte dennoch verteidigt werden und „erst in einer letzten Unterredung gelang es dem Bürgermeister (Erwin Probst) den Regimentskommandeur von einer Verteidigung des strategisch so unwichtigen Uehlingen abzubringen. In der Nacht vom 25. auf den 26. April 1945 wurden die Waffen der Soldaten und des [[Volkssturm]]s eingesammelt und im Rathaus verwahrt.“ Am 26. morgens wurde von jedem Ühlinger Haus die weiße Fahne gehisst. Um 13:45 „rollten die ersten französischen Panzer, von Grafenhausen kommend, in Uehlingen ein.“ ;Evakuierung des Jestetter Zipfels „Bis zum Februar 1946 wurde Uehlingen von 200 Mann französischer Besatzung belegt. An den Pfingsttagen des Jahres 1945 trafen 800 Jestetter Einwohner in Uehlingen ein. Aufgrund einer Willkürmaßnahme der französischen Besatzung mußten sie, wie noch andere Gemeinden, für mehrere Monate ihre Heimat als Evakuierte verlassen.“<ref group="Anm">Zitate im Kapitel: H. Matt-Willmat, S. 96. Wie willkürlich diese Massnahme war, ist noch heute umstritten. Siehe: [[Jestetter Zipfel#Kriegsende und Nachkriegszeit|Jestetter Zipfel]] – Evakuierung 1945.</ref> [[Datei:ÜB Kapelle der Heiligen Ursula in Üblingen.JPG|mini|Die heilige Ursula – [[Ursula von Köln]] – gilt als [[Legende]]]] == Religiöses Leben == Die Kapelle im Ort, 1808 erbaut, ist der [[Heilige Ursula|heiligen Ursula]] geweiht. 1951 wurde die Kapelle zur Kirche umgebaut. An der Straße von Ühlingen nach Untermettingen „steht im Gewann Bildäcker die [[Jakobus der Ältere|Jakobus]]kapelle. Patrozinium ist am 25. Juli. Nach alter Überlieferung – urkundliche Aufzeichnungen sind offensichtlich nicht vorhanden – finden seit fast 190 Jahren jeweils an den (drei) Sonntagen vor Jakobi Flurprozessionen statt. Die Kapelle soll erstellt worden sein, nachdem schwere Unwetter im Raum Ühlingen am Anfang des 19. Jahrhunderts die gesamte Ernte vernichtet hatten.“ Der gute Boden wurde am Standort zu Tal geschwemmt. Der damalige Gemeinderat unter Bürgermeister Ferdinant Kech legte 1835 ein Gelübde ab, Prozessionen zur Kapelle abzuhalten. „Jede Familie des Dorfes wurde dazu verpflichtet, dass sich mindestens eine Person an der Prozession beteilige. Zuwiderhandlungen wurden von der Ortspolizeibehörde bestraft.“ Die Kapelle wurde 1946/47 provisorisch erneuert und 1980 von Grund auf größtenteils mit Spendengeldern renoviert. [[File:ÜB Jakobus- Kapelle Ühlingen Relief.JPG|mini|Relief von Erich Rastätter]] Markant ist das „von Erich Rastätter geschaffene Relief mit den drei Totenschädeln.“ Auch „das Gemälde an der Stirnseite im Innern stammt von dem Künstler.“ Nachdem ein Ehepaar die Aufsicht 30 Jahre lang übernommen hatte, wird die Kapelle nun ebenfalls ehrenamtlich von einer Bürgerin gepflegt. Mit den Jahren wurden die Prozessionen kleiner, fanden nur noch an einem Sonntag statt oder fielen ganz aus. Der Ortsvorsteher Klaus Müller rief die Tradition „zusammen mit der katholischen Filialgemeinde [[St. Ursula]] wieder ins Leben.“ Die Flurprozessionen finden heute nicht mehr statt, „was auch dem Verkehr auf der L 158 geschuldet ist. Dafür findet ein Gottesdienst vor der Kapelle statt und Gemeindeteam und Ortschaftsrat laden anschließend zum Grillen ein.“<ref> Werner Steinhart: ''Ühlinger halten Gelübde in Erinnerung'', Albbote, 24. Juli 2021.</ref> ;Wegzeichen „Zwischen Ühlingen und Witzhalden steht am Wege ein [[Bildstock#Marterl und Marter|Marterl]]. Es stand früher im Acker selbst an der Stelle, wo einst ein Bauer von zwei bewaffneten Reitern beim Pflügen überfallen und erschlagen wurde.“<ref name="Heimatbuch" /> Matt-Willmatt schreibt, dies geschah während dem [[Dreissigjähriger Krieg|Dreissigjährigen Krieg]] (in der Region 1632 bis 1648). [[Datei:DEU Ühlingen-Birkendorf COA.svg|mini|x120px|Wappen von Ühlingen (1964) und 1975 auch der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf]] === Wappen === „In den zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts führte die Gemeinde ein ovales Prägesiegel mit der Inschrift ‚VOGTEY ÜHLINGEN‘. Es zeigt im Wappenschild einen nach oben offenen Kranz, über dem Schild schräggekreuzt ein Rutenbündel und einen Anker. […] In einem ovalen Prägesiegel aus der Zeit nach 1870 ist der Kranz geschlossen. […] 1903 nahm die die Gemeinde auf Vorschlag des [[Generallandesarchiv Karlsruhe|Generallandesarchivs]] als Wappen an: in Silber einen mit acht Rosen belegten grünen Kranz.“ 1938 beantragte die Gemeinde ein etwas heroischer begründetes Wappen, „infolge des Kriegsausbruchs wurde die Sache nicht weiter verfolgt.“ 1964 kam die Gemeinde wieder auf Oberwappen des alten Siegels zurück und dass Generallandesarchiv verlieh dieses in heutigen Farben Weiß-Rot. Es wurde auch für die Gesamtgemeinde Ühlingen-Birkendorf übernommen (Beschreibung siehe dort).<ref>H. Huber: ''Wappenbuch Landkreis Waldshut'', Konstanz 1982, S. 112.</ref> == Persönlichkeiten == * [[Karl Albiker]], (1878–1961), Bildhauer und 1919 bis 1945 Leiter eines Meisterateliers an der [[Hochschule für Bildende Künste Dresden|Akademie der Künste in Dresden]], 1929 bis 1931 Direktor. * Kurt Behringer, [[Universitätsklinikum Freiburg#Kliniken und Institute|Ordinarius der Nervenklinik der Universität Freiburg/Breisgau]]. * Franz Brecht, Rektor der [[Universität Mannheim|Wirtschaftshochschule Mannheim]]. * Lehrer Gromann (in Ühlingen ab 1772), Stifer des Schul- und Armenfonds, Ratsschreiber, erstellte ab 1772 „lückenlose Standesamtbücher.“ * Leo Villinger, Sägewerksbesitzer, führte 1907 das elektrische Licht in Ühlingen ein. 1910 meldete er den ersten Lastkrafwagen im Amtsbezirk Waldshut an.<ref>Matt-Willmatt, S. 95f.</ref> == Anmerkung == <references group="Anm" /> == Literatur == * Harald Huber: ''Wappenbuch des Landkreises Waldshut'', Südkurier Verlag, Konstanz 1982. ISBN 3-87799-018-5. * Hans Matt-Willmatt (Bearbeitung und Redaktion): ''Die Chronik des Kreises Waldshut. Geographie·Geschichte·Kultur·Wirtschaft'', Vocke Verlag, Waldshut 1957. * W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. {{Commonscat}} == Einzelnachweise == <references /> {Navigationsleiste Städte und Gemeinden im Landkreis Waldshut}} {SORTIERUNG:Ühlingen#Uhlingen-Birkendorf}} [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1975]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ersterwähnung 816]] _______________________________________________________________________________________________________________________________ #redirect[[Ühlingen-Birkendorf] {Coordinate|type=city|region=DE-BW|EW=8.321040|NS=47.719979}} {Normdaten|TYP=g|GND=4402102-1|VIAF=247365724}} {SORTIERUNG:Uhlingen}} [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1975]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________ # Normdaten (Geografikum): GND: 4402107-0 | VIAF: 238105080 / {{Normdaten|TYP=g|GND=4402107-0|VIAF=238105080}} {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Birkendorf | Gemeindeart = Ortsteil | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Ortswappen = Wappen Birkendorf.png | Breitengrad = | Längengrad = | Bundesland = Baden-Württemberg | Höhe = 788 m | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = | Fläche-Quelle = | Einwohner = 1291 | Einwohner-Stand-Datum = 2022-01-7 | Einwohner-Quelle = | Eingemeindungsdatum = 1975-01-01 | Eingemeindet-nach = Ühlingen | Postleitzahl1 = 79777 | Vorwahl1 = 0774 | Lagekarte = | Bild = | Bild-Beschreibung = }} '''Birkendorf''' ist Ortsteil von [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]] und eine ehemals von der Landwirtschaft geprägte heutige „Wohngemeinde“. Die damalig eigenständige Gemeinde war im Jahre 1973 Bundessieger im Wettbewerb ''[[Unser Dorf soll schöner werden]]''. Seit den 50er Jahren wandelte sich der Ort vom Bauerndorf zum Ferienort und wurde [[Luftkurort]] „mit regelmäßiger Überprüfung“. Birkendorf ist mit 1275 Einwohnern der bevölkerungsstärkste Ortsteil der Gemeinde. Ortsvorsteher ist Norbert Schwarz. == Lage und Einrichtungen == Birkendorf liegt wie [[Ühlingen]] und [[Grafenhausen]] an der 1882 fertiggestellten [[Schlücht#Schlucht des Mittellaufs|Schlüchttal]]straße von der [[Wutach]]- und [[Hochrhein]]linie, die von [[Waldshut-Tiengen|Tiengen]] aus in den [[Südschwarzwald]] über [[Rothaus]] zum [[Schluchsee]] führt. Diese direkte und nahe Verbindung zu touristischen Zielen im [[Schwarzwald]] macht Birkendorf zum Ferienort. Tourismus: In der Ortschaft gibt es mit dem Hotel ''Sonnenhof'' und dem ''Schlüchttal-Camping'' größere Übernachtungsbetriebe. Drei Reithallen stehen zur Verfügung, ein Badesee und ein Haus des Gastes. „Bei guter Schneelage werden Loipen bis nach Rothaus und nach Ühlingen gespurt.“ „Direkt neben der Kirche befindet sich seit 1780 Birkendorfs ältestes Gasthaus, der Hirschen, der in vierter Generation geführt wird. Das Gasthaus ‚Zur Post‘ wurde 1906 eröffnet und in dritter Generation bewirtschaftet. […] Etwa 25 Betriebe bieten mit Gastronomie und Sägewerk im Tal etwa 200 Arbeitsplätze.“<ref>Ursula Ortlieb: ''Das macht Birkendorf so anziehend'', Albbote, 27. Februar 2021.</ref> ;Musikalisches Engagement In den 90er Jahren wandten sich Jugendliche der Trachtenkapelle moderner Musik zu und gründeten Rockbands wie ''Wladiwostok Air Pollution (WAP)'', ''Dilldaps'' und ''Rosebutt''. Seit 2002 treten die Mundartrocker ''Luddi'' mit urigem Dialekt auf un bestritten erfolgreiche Auftritte im In- und Ausland. Auch die [[A cappella#Populäre Musik|A-Capella-Band]] ''The Fabulous Four'' ist über die Ortsgrenzen hinaus erfolgreich.<ref>U. Ortlieb: ''Birkendorf'', Albbote, 27. Februar 2021.</ref> Zur Ortschaft zählen auch die Siedlungen Igelschlatt, Horben und die Wüstung Rombach, in Birkendorf aufgegangen ist die Ortschaft Vogelsang. == Aktivitäten 2021 == Durch die Corona-Pandemie mussten fast alle Veranstaltungen abgesagt werden. Für die entgangene Fasnacht „produzierten die Narrenzunft und die Alemannenrockband Luddi coronakonform die Youtube-Sendung ‚Wäm g'hörsch au du?‘, mit Narrenzünften aus dem ganzen [[Badische Staatsbrauerei Rothaus#Werbung|Rothauserland]].“<ref>youtube</ref> Es gab „viele Eigeninitiativen von Ortschaftsräten und Privatleuten“ – Verschönerungen im Dorfbild und eine Dorfputzede mit 50 Personen. Durchgeführt wurde im Sommer der traditionelle Chilbimarkt. „Am 20. Juni wurde der ''Kugelwaldpfad'' eröffnet – der Höhepunkt des Jahres. Seither pilgerten Menschenscharen nach Birkendorf und ließen sich von der neuen Attraktion oberhalb des Naturena Badesees begeistern.“ Ein kultureller Höhepunkt war „am 30. Oktober der Dorfabend mit der Buchvorstellung ‚Birkendorfer Soldatenschicksale‘ von Josef Kaiser. […] Familienangehörige gefallener Soldaten aus Birkendorf wirkten mit und stellten das kurze Leben der Männer auf der Bühne dar.“<ref>Zitate: Ursula Ortlieb: ''Birkendorf bringt einiges ins Rollen'', Albote, 7. Januar 2022.</ref> Für das laufende Jahr stehen zahlreiche Vorhaben an, auch durchaus Ungewöhnliches wie „dem Setzen eines [[Stolperstein|Stolpersteines]] am 23. Juni 2022 beim ehemaligen Elternhaus (Maxehaus) von Kreszentia Blatter, [.. mit dem] an deren gewaltsamen Tod durch die [[Zeit des Nationalsozialismus|Nazidiktatur]] erinnert werden (soll).“<ref>Ursula Ortlieb: ''Respekt für Ehrenamtliche'', Albbote, 20. Januar 2022.</ref> == Geschichte == === Römer und Alamannen === Im 1. Jahrhundert nach Christus erschlossen die Römer nach der [[Augusteische Alpenfeldzüge|Besetzung des Voralpenlandes]] auch die [[Hochrhein]]region über ein Straßennetz, auf das es ebenfalls Hinweise im Südschwarzwald gibt. So gilt es als wahrscheinlich, dass von der Heeresstraße die bei Tenedo (Zurzach-Rheinheim) über den Fluss und durch den Klettgau nach [[Iuliomagus (Schleitheim)]] und zur Donau verlief, auch ein Abzweig über die Wutach bei [[Horheim]] über Untermettingen in den Raum Ühlingen führte, wo „''oberhalb Riedersteg'' […] einige hundert Meter hinter den Breitwiesen, etwas erhöht, eine große römische Anlage (liegt).“<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 14.</ref> Da die Schweizer Verkehrswegeforschung annimmt, dass der Name „Rothaus“ nicht von einer Besitzerfamilie Roth abgeleitet ist, sondern von der typischen Farbe römischer Straßenstationen – [[Mansio]] –, dürfte diese historische Route in der Fortsetzung über Ühlingen, Birkendorf, Grafenhausen eben auch über Rothaus an den Schluchsee geführt haben. Die Römer kultivierten die Region 2- bis 300 Jahre, bis der [[Alamannensturm]] sie 260 n. Chr. zur Aufgabe zwang. „In halber Höhe am Südabhange des ‚Bühls‘ wurden [[Alamannen|alemannische Plattengräber]] mit Eisenwaffen aufgedeckt. Am östlichen Abhang fand man eine Menge gutgeschmiedeter Hufeisen von Maultieren.“ Funde oder Informationen über die nächsten 800 bis 1000 Jahre sind nicht vorhanden. === Mittelalter und Neuzeit === Die Herren von Birkendorf erbauten vermutlich im 12. Jahrhundert die [[Burg Birkendorf]]. „Von dem Schloß der Ritter von Birkendorf, das einst etwa 1/4 Stunde nordöstlich vom Ort auf dem sogenannten ‚Bühl‘ (Höhepunkt 841 m) befunden hat, ist heute nichts mehr zu sehen.“<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch'', Waldshut 1926, S. 150.</ref> Nicht ausgeschlossen ist, dass die Burg schon 1085 bestand. {{Zitat|Birkendorf war einst Sitz eines [[Freiherren von Krenkingen|Krenkingenschen Landadels]], der später nach Schaffhausen auswanderte und dort im 15. Jahrhundert erlosch. Das Wappen des Geschlechtes kann man heute noch auf einem Grabstein im Kreuzganges ehemaligen Klosters Allerheiligen zu Schaffhausen sehen. Auch die [[Birke]] im Gemeindesiegel ist noch eine Erinnerung an die Ritter von Birkendorf.|W. H. Mayer: ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', 1926, S. 150.}} Im Jahre 1403 verkaufte Erlawin von Birkendorf seine dortigen Güter an Johann v. [[Wolfurt#Geschichte|Wolfurt]]. Über die Edlen von Wolfurt kam Birkendorf vermutlich an das [[Kloster Allerheiligen]] in Schaffhausen.<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Die Chronik des Kreises Waldshut'', 1957, S. 23.</ref> „Bereits 1275 erscheint in Urkunden die Pfarrei Birkendorf, deren Schutzvögte die Herren von Roth in Rothaus waren. Durch sie kam 1363 das Patronatsrecht an [[Herren von Grießheim|Gottfried von Grießen]] – vermutlich bereits mit dem Besitz des Dorfes –, dann an die [[Herren von Erzingen]] und 1494 an die [[Grafen von Lupfen|Herren von Lupfen]].“ Unter [[Johann von Lupfen]] (1487–1551) muss das Dorf an Schaffhausen verkauft worden sein, denn 1530 gelangte Birkendorf zusammen mit [[Grafenhausen]] im Tausch gegen [[Beggingen]] und [[Schleitheim]] von der [[Schaffhausen|Stadt Schaffhausen]] an die [[Landgrafschaft Stühlingen]].<ref>grafenhausen.de: ''[https://www.grafenhausen.de/index.php?id=297 Geschichte]''. Abgerufen am 21. Juli 2012.(?).</ref> Vom letzten Lupfener, Graf Heinrich VI., ging Birkendorf mit der Landgrafschaft 1582 an den „Reichsmarschall [[Maximilian von Pappenheim]] und 1609 an das [[Kloster St. Blasien]].“ Birkendorf wurde im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] (1618–1648) fast völlig verbrannt.<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Die Chronik des Kreises Waldshut'', 1957, S. 23.</ref> Der 1743 zu Birkendorf geborene Johann Ganter „begann mit 5 Gulden einen Handel mit Zunder und Schwefelhölzchen“ […] errichtete in Birkendorf eine Tabak- und Siegellackfabrik, sowie ein Kräuterbad. […] Er starb 1820 und hinterließ zum Zwecke der Wiedereinrichtung einer Pfarrei in Birkendorf 2200 Gulden. (Birkendorf war damals Filiale von Grafenhausen). Auch seine Tochter Maria schenkte der Gemeinde das ererbte Haus zu einem Pfarrhaus.“<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Waldshut 1926, S. 150 f.</ref> [[Datei:Bergmammutbaum Birkendorf.jpg|mini|Der Bergmammutbaum von Birkendorf ist der älteste und größte im Landkreis Waldshut.]] === Bergmammutbaum (1871) === Im Jahre 1871 wurde, aus Anlass der deutschen Einheit in Folge der siegreichen Einheitskriege gegen [[Deutsch-Dänischer Krieg|Dänemark]] (1864), [[Deutscher Krieg|Österreich]] (1866) und [[Deutsch-Französischer Krieg|Frankreich]] (1870/71), ein Bergmammutbaum (''Sequoiadendron giganteum''), auch unter dem Namen Riesenmammutbaum oder [[Wellingtonie]] bekannt, gepflanzt. Dieser Baum mit einer Höhe von 27 Metern und einem Stammumfang von 6,80 Metern gilt heute als [[Liste der dicksten Mammutbäume in Deutschland|Wahrzeichen von Birkendorf]].<ref>{{Internetquelle |autor=Ursula Ortlieb |url=https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/uehlingen-birkendorf/seit-150-jahren-teil-des-ortbildes-aeltester-mammutbaum-im-kreis-steht-in-birkendorf;art372622,10822080?wt_mc=skwww.skwww.skwww_g_skwww.share_socialmedia |titel=Ühlingen-Birkendorf: Seit 150 Jahren Teil des Ortsbildes: Ältester Mammutbaum im Kreis steht in Birkendorf |datum=2021-06-01 |sprache=de |abruf=2021-06-02}}</ref> Vermutlich stammt der Baum von der [[Insel Mainau]], das Saatgut mit Sicherheit aus der [[Wilhelma-Saat]].<ref>{{Internetquelle |autor=Lutz Krueger |url=https://www.wilhelma-saat.de/ |titel=Wilhelma-Saat – Historische Mammutbäume in Württemberg |sprache=de-DE |abruf=2021-06-02}}</ref> Im Mai 2021 pflanzte Ortsvorsteher Norbert Schwarz auf dem Gemeindegrundstück neben der Kirche einen jungen Mammutbaum.<ref>Ursula Ortlieb: ''Schon lange Teil des Ortsbildes'', Albbote, 2. Juni 2021.</ref> === 20. Jahrhundert === Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] hatte Birkendorf 23, Igelschlatt 3 Kriegsopfer. Von 1815 bis 1924 zählte die Gemeinde zum [[Bonndorf im Schwarzwald#19. Jahrhundert|Bezirksamt Bonndorf]]. 1925 brach im Unterdorf Feuer aus, dem 4 Häuser zum Opfer fielen. 1926/27 wurde das Birkendorfer Schulhaus während der Amtsperiode des 1941 verstorbenen, verdienstvollen Bürgermeisters Heinrich Bernauer errichtet. 31 Gefallene sowie 4 Vermisste forderte der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]]. Im Turm der Kirche, die [[Margareta von Antiochia|St. Margaretha]] (20.7.) zur Patronin hat, hängen noch zwei Glocken des Birkendorfer Glockengießers Columban Schnitzer. Nach dem Bau eines Mehrzweckhauses 1951/52 wurde 1953 ein Schwimmbad errichtet.<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Die Chronik des Kreises Waldshut'', 1957, S. 23.</ref> ;Gemeindezusammenschluss Am 1. Januar 1975 wurden Berau, ''Birkendorf'' und Brenden nach Ühlingen-Birkendorf eingemeindet.<ref>"Gemeindeverzeichnis1970bis1982B"{{BibISBN|3170032631|Seite=505}}</ref> === Geschichte angehöriger Orte === * „Auf der heute noch bestehenden Gemarkung Rombach stand das noch 1490 erwähnte Dorf Rombach.“ * Mit Birkendorf wurde 1609 „auch Igelschlatt von St. Blasien gekauft. […] Mehrmals werden die Igelschlatter Mühle und die Igelschlatter Säge erwähnt.“<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Die Chronik des Kreises Waldshut'', 1957, S. 23.</ref> Seit 1928 ist die Igelschlatter Säge im Besitz der Familie Braun. [[Datei:ÜB Wohnprojekt Horst Horben.JPG|mini|Wohnprojekt „Horst Horben“]] Das Werk war im Juli 2021 Forum der Erörterung der aktuellen Marktlage, der Lage mittelständischer Unternehmen der Branche, dem Nachwuchs-Problem im Handwerk und verschiedenen Aspekten von Waldumbau und nachhaltiger Bewirtschaftung in Zeiten des Klimawandels.<ref>Nico Talenta: ''Holz zählt als das neue Gold'', Albbote, 24. Juli 2021.</ref> * In Birkendorf-Horben wurde 1955/56 ein „Kindererholungsheim durch eine Krankenkasse“ gebaut und bis in die 1980er-Jahre betrieben. Später wurde es noch mit Flüchtlingen – auch [[Russlanddeutsche]]n – belegt, danach verkamen Gebäude und Einrichtungen. Seit einigen Jahren ist die Anlage als [[Mehrgenerationenhaus]] erneuert und bewohnt. == Persönlichkeiten == * Johann Ganter (1743–1820), Bauer und Unternehmer * Columban Schnitzer, Glockengießer. * Brauereibesitzer Franz Xaver Matt, Utica (USA), 1953 Ehrenbürgerrecht. * Oswald Hermann, Oberlehrer und Heimatforscher, der 1955 eine handgeschriebene Ortschronik vollendete. == Literatur == * W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * Hans Matt-Willmatt (Bearbeitung und Redaktion): ''Die Chronik des Kreises Waldshut. Geographie . Geschichte . Kultur . Wirtschaft'', Vocke Verlag, Waldshut 1957. commons == Einzelnachweise == <references /> Kategorien {SORTIERUNG:Birkendorf#Ühlingen-Birkendorf}} [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1975]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ersterwähnung 1095]] ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- {Wikidata-Weiterleitung|Q65400349}} {Coordinate|type=city|region=DE-BW|EW=8.36032|NS=47.72173}} {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Obermettingen | Gemeindeart = Ortsteil | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Ortswappen = Wappen Obermettingen.png | Breitengrad = | Längengrad = | Bundesland = Baden-Württemberg | Höhe = | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = 620 | Fläche-Quelle = | Einwohner = | Einwohner-Stand-Datum = | Einwohner-Quelle = | Eingemeindet-nach = Ühlingen-Birkendorf | Eingemeindungsdatum = 1975-12-01 | Postleitzahl1 = 79777 | Vorwahl1 = 07743 | Lagekarte = | Bild = | Bild-Beschreibung = }} '''Obermettingen''' ist eine Gemeinde im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]], die sich am 1. Juli 1972 der Ortschaft [[Ühlingen]] anschloss.<ref>"Gemeindeverzeichnis1970bis1982A">{{BibISBN|3170032631|Seite=505}}.</ref> Nach weiteren Eingemeindungen ist Obermettingen seit 1. Dezember 1975 Ortsteil der Gesamtgemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]]. Zusammen mit ''Endermettingen'' und [[Löhningen (Ühlingen-Birkendorf)|Löhningen]] gehörte auch [[Untermettingen]] bis zur Eingemeindung nach Ühlingen-Birkendorf zur selbständigen Gemeinde [[Obermettingen]]. „Ober-, Unter- und Endermettingen führten in frühester Zeit den gemeinsamen Namen ''Mettingen'', d.h., ‚bei den Angehörigen Metto.‘“ In Obermettingen wurde 1921 durch „Professor Heck von Waldshut“ eine römische Hofanlage ([[Villa Rustica]]) am Rabberg aufgedeckt und auch „das Vorhandensein [[Gräberfeld#Frühmittelalter|alemannischer Reihengräber]] deuten das hohe Alter von Mettingen an.“<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 15 und 157.</ref> Reihengräber sind der Zeitphase vom 5. bis zum 8. Jahrhundert zuzuordnen. == Lage == Obermettingen – der ehemalige Hauptort der Mettingen-Siedlungen – liegt östlich am Rande des [[Steina]]tals an der Straße von ''Ühlingen'' nach [[Stühlingen]], zugehörig ist die Steinamühle (Mahlmühle und Säge). Tourismus: Ferien auf dem Bauernhof und Campingplatz „Stockenmühle“ an der Steina. == Aktivitäten 2021 == Die Corona-Pandemie prägte das Dorfleben, da fast alle Veranstaltungen der Vereine und auch das Jubiläumsbauwagenfest der Jugend ausfielen. Einzig die Trachtenkapelle Obermettingen lud im Sommer „auf die Dorfwiese zu einem ‚Picknickkonzert‘ ein.“ Auf Initiativen im Dorf hingegen – getragen vom ''Ortschaftsrat'' – wurde in der Ortsmitte ein Löschwasserspeicher mit einem Fassungsvermögen von 170 Kubikmetern eingerichtet, es wurden Teile des Spielplatzes mit dem Wassertretbecken saniert und Patenschaften für Pflege und Wartung von Sitzbänken auf zwei Rundwanderwegen vergeben. 16 neue Bäume wurden auf den den Ort umgebenden Obstbaumwiesen gepflanzt. Ortsvorsteher von Obermettingen ist Norbert Ebi. === Verluste an Einrichtungen === Nach dem Tod des Wirtes des Gasthauses ''Hirschen'' im September blieb die einzige Wirtschaft im Ort geschlossen. „Nach 186 Jahren schließt [im März 2022] das Sägewerk, gegründet 1835 von Fidel Preiser, zuletzt betrieben von Klaus Preiser. Und damit gehört die letzte von acht [[Sägewerk|Sägen]] im Steinatal der Vergangenheit an.“ „Derzeit hat Obermettingen 242 Einwohner. […] Zwei Geburten waren 2021 zu verzeichnen. Ihnen standen zwei Sterbefälle gegenüber.“<ref>Zitate im Kapitel: Werner Steinhart: ''Abschiede und Projekte prägen 2021'', Albbote, 19. Januar 2022.</ref> == Geschichte == ;Bronzezeit „Großholz/Mettinger Acker: In einem ausgedehnten Forst auf der kuppigen [[Muschelkalk]]hochfläche nordwestlich des Ortes liegt beiderseits der Gemarkungsgrenze gegen [[Mauchen]] ein ausgedehntes Gräberfeld vermutlich der [[Mittlere Bronzezeit|mittleren Bronzezeit]], das mindestens 35 Steinhügel umfasst. […] Großholz: Ein weiteres Steinhügelfeld liegt im Südteil desselben Forstes zwischen der Straße Obermettingen-[[Bettmaringen]] und in Höhe von Punkt 702,3 m nach Westen abzweigenden Waldweges.“<ref>[[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut)'', Badische Fundberichte, Sonderheft 11, Katalogband, Staatliches Amt für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg im Breisgau, 1969, S. 193.</ref> ;Römer und Alamannen Der erwähnte römische Gutshof belegt – im Zusammenhang mit der großen Landvilla Breitwiesen bei Ühlingen – die Erschließung der Region durch die römischen Eroberer im 1. bis 3. Jahrhunderts nach Christus. [[Hans Matt-Willmatt]] schreibt auch von einer Römerstraße, die einst über ''Endermettingen'' und die Obermettinger Höhe nach [[Bonndorf]] führte. [[Datei:Vertrag von Verdun.svg|mini|Ostfrankenreich nach 843 mit Alamannien]] Da die antiken Steinbauten in fränkischer Zeit abgetragen und neu verwendet wurden – die [[Alamannensturm|Alamannen]] mieden diese Orte – erstand die bedeutendste Siedlung schließlich am Ort des heutigen Obermettingen und auch die urkundliche Ersterwähnung datiert mit 855 aus dem Zeitraum der Formierungsphase des Ostfrankenreichs. Ursprünglich werden die drei Mettinger Orte aus drei Einzelhöfen bestanden haben, die zur Sippe des Gründers Metto aus der alamannischen Besiedlungsphase ab dem 5. Jahrhundert stammten. ;Franken „871 schenkt ein Wolf von Mettingen seine Güter dem [[Kloster Rheinau]]. Auch [[Kloster Riedern am Wald|Riedern]] hatte hier Besitz.“ Die vielfach in diesem Zeitraum dokumentierten Schenkungen in der Region an Rheinau waren ein politischer Akt, mit dem kleine Adelige ihr Gut vor dem Zugriff der in den zentralisierten [[Fränkisches Reich|Frankenstaaten]] mächtigen Familien des 843 neu gebildeten [[Ostfrankenreich]]s bewahren wollten. ;Spätmittelalter und Neuzeit Auch „die Pfarrei Mettingen ist sehr alt“, sie wird erstmals 1275 erwähnt und sie trägt noch 1457 den Namen Mettingen, urkundlich erwähnt durch „das Vorschlagsrecht“, das die [[Herren von Ofteringen]] besaßen: „Johannes Nueferlin wurde durch den Waffenträger Heinrich von Ofteringen auf die Pfarrkirche von Mettingen präsentiert.“<ref>W. H. Mayer: ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', 1926, S. 157.</ref> Später war Obermettingen Filiale der Pfarrei Untermettingen. Dieser Wandel in der Bedeutung der Ortschaften wird seinen Grund in der Dominanz der Verkehrsverbindung von Tiengen nach Ühlingen besessen haben. Die Dreiteilung der Orte wird mit einer Nennung von Obermettingen 1287 erwähnt, dann zu ''Nidren Mettingen'' 1337. Von Endermettingen erstmals „1448 ‚Ze Mettingen in dem emern dorff‘ bzw. 1488 von dem ''wyler Endermettingen''. Diese Trennung des Namens hing mit verschiedenen, jeweils die Siedlungen dominierenden Besitzern zusammen. Nach einer Reihe von Besitzwechseln im 14. bis 16. Jahrhundert kam auch Obermettingen an die [[Grafen von Lupfen]] und damit später an die [[Landgrafschaft Stühlingen]], deren Erbe 1610 [[Maximilian von Pappenheim]] übernahm; 1639 dominierten die [[Friedrich Rudolf (Fürstenberg-Stühlingen)|Fürstenberger Grafen]] bis 1806.<ref>Landkreis Waldshut (Hrsg.), Bearbeitung durch [[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreis Waldshut'', Waldshut 1957, S. 70.</ref> In der Ortsmitte befindet sich heute eine dem [[Laurentius von Rom|Heiligen St. Laurentius]] gewidmete Kirche. „Nach einem Großbrand 1826 wurde das Gotteshaus 1829-32 wieder aufgebaut. Die Kirchenglocke aus dem Jahr 1844 goss Glockengießer Columban Schnitzer aus ''Birkendorf''.“<ref>Ursula Freudig: ''Stolz auf das bisher erreichte'', Albbote, 11. März 2021.</ref> „Das Geläut wurde wegen Mängeln an der Tragwerkskonstruktion eingestellt.“<ref>Werner Steinhart: ''Abschiede und Projekte prägen 2021'', Albbote, 19. Januar 2022.</ref> Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] hatte Endermettingen 9, Untermettingen und Obermettingen je 7 Todesopfer.<ref>W. H. Mayer: ''Heimatbuch'', 1926, S. 158.</ref> Nach Matt-Willmatt forderte der Krieg von Obermettingen 9 Gefallene und 1 Vermißten, der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] 19 Gefallene und 8 Vermißte. == Literatur == * W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * Landkreis Waldshut (Hrsg.), Bearbeitung durch [[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreis Waldshut'', Waldshut 1957 == Einzelnachweise == <references /> {SORTIERUNG:Obermettingen#Uhlingen Birkendorf}} [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Geographie (Ühlingen-Birkendorf)]] [Kategorie:Ersterwähnung 855]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1975]] _________________________________________________________________________________________________________________________________ # '''Löhningen''' ist ein [[Dorf]] der [[Baden-Württemberg|baden-württembergischen]] Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]]. Löhningen ging 1974 als Ortsteil von [[Untermettingen]] in den Zusammenschluss mit Ühlingen und ein Jahr später in die Gesamtgemeinde Ühlingen-Birkendorf. Zu Löhningen gehören die Siedlung ''Raßbach'' und die ''Talhöfe''. == Lage == Das Dorf liegt zwischen ''Endermettingen''/Untermettingen und [[Krenkingen]] bzw. [[Detzeln]] oberhalb des [[Steina (Wutach)|Steina]]tals. Löhningen liegt auf der Grenze des [[Buntsandstein]] zum [[Muschelkalk]]. Unterhalb liegt im Riedwiesengraben ein 1921 durch Nikolaus Mieder aus Schaffhausen begründeter Steinbruch für Pflastersteine im [[Granitporphyr]] mit [[rhyolith]]ischer Grundmasse.<ref>Rudolf Metz: ''Geologische Landeskunde des Hotzenwalds mit Exkursionen in dessen alten Bergbaugebieten'', S. 928.</ref> == Aktivitäten 2021 == „Schwerpunkt war die Fertigstellung der Ortsdurchfahrt Löhningen. Mit der Sanierung verbunden waren auch Kanalarbeiten, Wasserversorgung und die Hauszufahrtsflächen. Der neu gestaltete Dorfplatz wird in Zukunft von den Löhningern gepflegt und im Frühjahr [2022] soll ein Einweihungsfest stattfinden.“<ref>Werner Steinhart: ''Zufrieden mit dem Erreichten'', Albbote, 18. Januar 2022.</ref> == Geschichte == Löhningen ist ein „sehr altes Dorf, das schon 779 erwähnt wird.“ Der Ort hatte „einst einen eigenen Adel, von welchen Bernhart im Jahre 1202 und Konrad 1275“ beurkundet sind.<ref>W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 152.</ref> 1282 wird das Dorf als ''Loeningen'' erwähnt. Das Kloster Berau und das Haus Österreich hatten hier Besitz: So wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein Hof gemäß dem [[Habsburger Urbar]] in [[Habsburg]]ischem Besitz registriert, drei andere Höfe und eine [[Schuppose]] unterstanden dem [[Kloster Berau]].<ref>H. W. Mayer, ''Heimatbuch'', S. 152, nennt als Quelle: ''Anf. 14. Jhs. Habsb. Urb. QuSchweiz Gesch. 14,90''.</ref> Die Pfarrherrschaft hatte ab 1694 Untermettingen. Raßbach hat eine Kapelle, die dem [[Gallus (Heiliger)|hl. Gallus]] geweiht ist. Als Verwalter der Herrschaft war bis 1806 ein [[Stabhalter]] der [[Landgrafschaft Stühlingen]] im Dorf ansässig. Die Herrschaft unterhielt hier eine Zollstelle. Das Gemeindesiegel hatte im Wappen den fürstenbergischen Wolkenrand; im gelben Schild den Wellenpfahl, der die Steina andeutet. Zwischen Raßbach und Detzeln ist auf einem Grenzstein das St. Blasianerwappen von 1797.<ref>W. H. Mayer: ''Heimatbuch'', 1926, S. 152.</ref> == Literatur == * W. H. Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * [[Rudolf Metz]]: ''Geologische Landeskunde des Hotzenwalds mit Exkursionen in dessen alten Bergbaugebieten.'' Schauenburg, Lahr 1980, ISBN 3-7946-0174-2. == Einzelnachweise == <references /> {Coordinate|NS=47.6939|EW=8.3232|type=city|region=DE-BW}} {SORTIERUNG:Lohningen #Uhlingen Birkendorf}} [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Geographie (Ühlingen-Birkendorf)]] [Kategorie:Ersterwähnung 779]] _______________________________________________________________________________________________________________________________ {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Untermettingen | Alternativname = | Gemeindeart = Ortsteil | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Alternativanzeige-Gemeindename = | Ortswappen = Wappen Untermettingen.png | Ortswappen-Beschreibung= ehemaliges Wappen der Gemeinde Untermettingen | Breitengrad = 47.702045 | Längengrad = 8.344058 | Nebenbox = | Bundesland = | Höhe-Präfix = | Höhe = 520 | Höhe-von = | Höhe-bis = | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = 13.58 | Einwohner = 690 | Einwohner-Stand-Datum = 2015-10-01 | Einwohner-Quelle = | Eingemeindungsdatum = 1974-01-01 | Eingemeindet-nach = Ühlingen | Postleitzahl1 = 79777 | Postleitzahl2 = | Vorwahl1 = 07743 | Vorwahl2 = | Lagekarte = | Lagekarte-Beschreibung = | Poskarte = | Bild = | Bild-Beschreibung = | Bilderwunsch = }} [[Datei:Ühlingen-Birkendorf Naturschutzgebiet Katzenbuck-Halde Bild 16.jpg|mini|Blick auf Untermettingen]] '''Untermettingen''' ist ein [[Ortsteil]] der [[Baden-Württemberg|baden-württembergischen]] Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]]. #== Lage == Untermettingen mit den Ortsteilen Endermettingen, Löhningen und Raßbach liegt links und rechts einer Brücke über die [[Steina (Wutach)|Steina]] und ist flächenmäßig der größte Ortsteil der Gemeinde Ühlingen-Birkendorf. Die Brücke ist Teil einer Verkehrskreuzung der Verbindungen ins Wutachtal, nach Ühlingen, Tiengen und Stühlingen. Die Lage war schon früh Siedlungsgrund und wohl auch Anlass des Baus eines (römischen?) Wachturms „über dem Ufer der Steina, [.. der] vermutlich zum Schloß Mettingen ausgebaut worden (ist).“<ref>Landkreis Waldshut (Hrsg.), Bearbeitung durch [[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreis Waldshut. Geographie . Geschichte . Kultur . Wirtschaft'', Vocke Verlag, Waldshut 1957, S. 100.</ref> == Aktivitäten 2021 == Durch die Corona-Pandemie mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden, vorgesehene Investitionen wurden jedoch getätigt und umgesetzt: Der Ausbau der Breitbandversorgung wurde fertiggestellt, Erneuerungen gab es in der Steinatalhalle, „Wald- und Wirtschaftswege wurden saniert, der Dorfplatz um den Dorfbrunnen in Rasbach wurde neu gestaltet, […] am Römerwegparkplatz wurde eine neue Sitzgruppe installiert.“ Mittels einer ehrenamtlichen Kraftanstrengung wurde der Bau eines Kunstrasenplatzes des SV Untermettingen realisiert. Ortsvorsteher ist Daniel Schliffke. Dem Ortsteil zugeschlagen wird auch die Berichterstattung zum heute nicht mehr als eigene Einheit geltenden Dorf [[Löhningen (Ühlingen-Birkendorf)|Löhningen]] das wie auch [[Endermettingen]] und bis 1974 [[Obermettingen]] zur damals noch selbstständigen Gemeinde ''Untermettingen'' zählte: Weiterer Schwerpunkt der Aktivitäten „war die Fertigstellung der Ortsdurchfahrt Löhningen. […] Der neu gestaltete Dorfplatz wird in Zukunft von den Löhningern gepflegt.“ Der ehemalige Ortschaftsrat Roland Kromer stellte 2021 eine Ortschronik fertig.<ref>Zitate im Kapitel: Werner Steinhart: ''Zufrieden mit dem Erreichten'', Albbote, 18. Januar 2022.</ref> '''---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------''' [[Datei:Naturschutzgebiet Katzenbuck-Halde.jpg|mini|Ortsplan: Die Tafel ''L 159'' in der Mitte bezeichnet die Brücke über die Steina, der blaue Umriss das Naturschutzgebiet Katzenhalde]] == Geschichte == ;Bronzezeit Galgenbuck: Nordwestlich des Ortes wird die flache Muschelkalkhochfläche westlich der Straße Obereggingen-Obermettingen vom galgenbuck, einer markanten, bewaldeten Kuppe überragt. Auf seinem sanft abfallenden Südhang liegt dicht unterhalb des höchsten Punktes (624,2 m)ein leicht ovaler Steinhügel nur wenige Meter vom Südrand eines Waldweges entfernt. Er mißt im DM 14 x 15 m, seine H. beträgt ca. 1,80 m.Fuchsröhren, die im SW in den gut gewölbten Hügel hinein führen, lassen erkennen, daß er unter dem äußeren Steinmantel einen Kern aus feinem Lockermaterial besitzt.[[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut).'', Badische Fundberichte, Sonderheft 11, Katalogband, Staatliches Amt für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg im Breisgau, 1969, S. 194. Gersbach erwähnt: Lit: Bad. Fundb. III, 1933–1936, 370.</ref> ;Römer und Alamannen Die römische Vergangenheit wurde auch durch Grundmauern eines [[Villa Rustica|Gutshofes]] bei Obermettingen ersichtlich. Dort wurden auch alamannische Reihengräber entdeckt und die Namensendung auf -ingen spricht ebenfalls für eine [[Alamannensturm|alamannische Gründung]] in der Bedeutung ‚bei den Leuten des Metto.‘ Die Ersterwähnungszeit 855 fällt in die Anfangsphase des [[Ostfrankenreich]]s. ;Franken „Die alte Siedlung Untermettingen gehört mit [[Endermettingen]] und der selbstständigen Gemeinde Obermettingen zu dem im Kartular des [[Kloster Rheinau|Klosters Rheinau]] schon 855 gemeinsam als Mettingen erwähnten Klostergut.<ref group="Anm">Im ersten Jahr des Kaisers [[Ludwig II. (Italien)|Ludwigs]] und im ersten Jahr des Papstes [[Benedikt III.]], am 21. August des Jahres 855 übergibt in seinem Hof in ''Mettingen'' der Priester Meginhart seinen Besitz (in Mettingen) an das [[Kloster Rheinau]].[[Meyer von Knonau]]: ''Cartular von Rheinau'' 1883. Urkunde S. 7 ff. Die Schenkungen im Zusammenhang der Wiederherstellung des Klosters Rheinau nach dem auf die Gründung 778 folgenden Niedergang.</ref> Durch eine Schenkung bekam das Kloster 871 noch den Mettinger Besitz eines Wolf von Mettingen.“ ;Spätmittelalter und Neuzeit Da die drei Mettinger Siedlungen mit der Zeit verschiedene Grundherren hatten, wurde schließlich auch eine jeweils eigene Namensgebung erforderlich. Untermettingen erscheint 1337 erstmals als das Dorf ‚ze Nidren Mettingen‘ […] Endermettingen wird 1448 ‚ze Mettingen in dem eneren dorff‘.<ref>Zitate im Kapitel: Landkreis Waldshut (Hrsg.), Bearbeitung durch [[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreis Waldshut'', Waldshut 1957, S. 100.</ref> Größte Grundbesitzer waren das [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Kloster St. Blasien]] und das [[Kloster Berau]]. 1394 ist der St. Georgsritter Friedrich [[Herren von Ofteringen|von Ofteringen]] Besitzer der [[Burg Untermettingen]]. Heinrich [[Herren von Erzingen|von Erzingen]] wohnte hier 1427 und besaß Pfandgüter der [[Fürstenberg (schwäbisches Adelsgeschlecht)|Fürstenberger]]. Auf der Burg Untermettingen saß Hans von [[Freiherren von Krenkingen|Krenkingen]], genannt [[Grafen von Küssenberg|von Küssenberg]], Freiherr [[Roggenbach (Adelsgeschlecht)|von Roggenbach]]. Er übergab 1481 an Georg von Erzingen und seine Frau Ursula den sechsten Teil des [[Zehnt]]en zu Mettingen, [[St.-Gallus-Kapelle (Raßbach)|Raßbach]] und Löhningen. Erbe war dann Wilhelm [[Griessheim (Adelsgeschlecht)|von Grießen]], er verkaufte seinen Anteil 1495 an das Kloster Berau. 1599 wurde [[Johann Jakob von Beck]] Obervogt der Herrschaft Mettingen. 1610 ging die Herrschaft durch Kauf an [[Maximilian von Pappenheim]] und 1639 an die [[Fürstentum Fürstenberg|Fürstenberger]].<ref>Nach H. Matt-Willmatt: ''Chronik WT'' und H. W. Mayer: ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 152.</ref> ;20. Jahrhundert 13 Gefallene und 2 vermißte verlor die Gemeinde Untermettingen im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]. Noch tiefere Lücken riß der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] mit 45 Gefallenen und 8 Vermißten. Am 1. Januar 1974 wurde Untermettingen mit seinen Teilorten in die Gemeinde Ühlingen eingegliedert. Diese bildete am 1. Januar 1975 zusammen mit Birkendorf und Brenden die neue Gemeinde Ühlingen-Birkendorf.<ref>{{BibISBN|3170032631|Seite=523}}</ref> Untermettingen hatte 2021 738 Einwohner, drei Geburten standen sieben Sterbefälle gegenüber. 17 Flüchtlinge wohnen in Untermettingen.<ref>Werner Steinhart: ''Zufrieden mit dem Erreichten'', Albbote, 18. Januar 2022.</ref> == Kirche == „Die ältesten Urkunden über die Pfarrei Mettingen gehen bis auf das Jahr 1275 zurück. Die heutige Pfarrkirche in Untermettingen stammt aus dem Jahr 1738.“ Davor waren Untermettingen und Raßbach Teil der Pfarrei [[Schwerzen]]. == Anmerkung == <references group="Anm" /> == Persönlichkeiten == * Josef Gisi von Endermettingen, der letzte Postillion vom Steinatal, der 1955 im 80. Lebensjahr verstorben ist. * Franz Theodoricus Wiederkehr, Pfarrer und Kammerer in Untermettingen (Inschrift in der Kirche). == Literatur == * H. W. Mayer: ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * Landkreis Waldshut (Hrsg.), Bearbeitung durch Hans Matt-Willmatt: ''Chronik des Landkreis Waldshut. Geographie·Geschichte·Kultur·Wirtschaft'', Vocke Verlag, Waldshut 1957. * [[Norbert Nothhelfer]] (Hrsg.): ''Der Kreis Waldshut'', 1979 * Waldemar Lutz und Hansjörg Noe (Hrsg.): ''Kennzeichen WT Heimatkunde für den Landkreis Waldshut'', Reinhard Caspers (Mithrsg.), 1989, ISBN 3-12-258330-5 * Stadt Tiengen (Hochrhein): ''Der Klettgau'', Franz Schmid (Hrsg.), 1971; (bis heute maßgebliche Monographie, mit Beiträgen von: [[Ruth Blum]], Eugen Fürstos, [[Richard Gäng]], Josef Hirt-Elmer, Josef Isele, [[Helmut Maurer (Historiker)|Helmut Maurer]], Ludwig Mayer, [[Emil Müller-Ettikon]], Heinrich Münz, Helmut Naumann, Alois Nohl, Alfons Peter, Ernst Rüedi, Franz Schmid, [[Karel Schwarzenberg|Karl Schwarzenberg]], Ignatz Stein, Heinz Voellner, Karl Friedrich-Wernet, [[Hans Jakob Wörner (Kunsthistoriker)|Hans Jakob Wörner]]) == Einzelnachweise == <references /> {{SORTIERUNG:Untermettingen#Uhlingen-Birkendorf}} [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [[:Kategorie:Ersterwähnung 1373]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1974]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________ # '''Hürrlingen''' ist der kleinste Ortsteil von [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]] und eine ehemals von der Landwirtschaft geprägte heutige „Wohngemeinde“. {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Hürrlingen | Gemeindeart = Gemeinde | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Ortswappen = Wappen Huerrlingen.png | Breitengrad = | Längengrad = | Bundesland = Baden-Württemberg | Höhe = 735 | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = | Fläche-Quelle = | Einwohner = 215 | Einwohner-Stand-Datum = 2021 | Einwohner-Quelle = | Eingemeindungsdatum = 1971-07-01 | Eingemeindet-nach = Ühlingen | Postleitzahl1 = 79777 | Vorwahl1 = 07743 | Lagekarte = | Bild = | Bild-Beschreibung = }} == Lage == Hürrlingen liegt um die 735 Meter Höhe, etwa drei Kilometer von Ühlingen entfernt inmitten einer Hochebene zwischen [[Schlücht]] und [[Mettma]] und umfasst eine Gemarkungsfläche von 641,96 ha. Ein Ortsteil Hürrlingens ist ''Oberer Schelgen''. Hürrlingen liegt zwar um ein lokales Wegekreuz mit fünf Richtungen, doch gibt es keinen historischen Ortskern, der sich aufgrund der fehlenden Kirche nicht entwickelt hat. An den Straßen lagen früher nur Gehöfte, seit der Nachkriegszeit haben sich in den offenen Flächen gruppenweise Neubausiedlungen an- und eingegliedert. [[Datei:ÜB Ortsteil Hürrlingen St. Antonius-Kapelle.JPG|mini|[[Antonius der Große|St. Antonius-Kappelle]] an der Straße nach ''Buggenried'']] == Gegenwart == Das 1955/56 errichtete „Gemeinschafts-“ und heute ''Gemeindehaus'' ist Veranstaltungs-, Verwaltungs- und Vereinsgebäude. „Auf Hürrlinger Gemarkung befindet sich ein Fischweiher, der vor 540 Jahren angelegt wurde“ sowie ein 1982 eingerichtetes Wassertretbecken mit angrenzendem Kinderspielplatz. In der Ortsmitte liegt das Gasthaus ''Hirschen''. Ein Kapellenbauverein errichtete „privat mit Unterstützung von Betrieben der Umgebung“ die [[Antonius der Große|Antonius-Kapelle]], die am 13. Juni 1997 eingeweiht wurde. Hürrlingen war bis zum August 2017 Ferienort, der danach mangels Gastgebern aufgegeben wurde.<ref>Ursula Ortlieb: ''Wohlfühlen in schöner Landschaft. Hürrlingen'', Südkurier, 6. März 2021.</ref> == Geschichte == Über die alte Geschichte Hürrlingens ist wenig bekannt, 1281 gilt als Ersterwähnung. Das betreffende Dokument steht im Zusammenhang des Erwerbs von Gütern und Rechten im Ort durch den [[Heinrich II. Edler von Stadion|Abt Heinrich II.]] (1276-1294) des [[Kloster St. Blasien|Klosters St. Blasien]]. „Einnahmen aus Hürrlingen“ durch das Frauenkloster in [[Grafenhausen]] sind jedoch schon im 11. Jahrhundert dokumentiert.<ref>''Chronik des Landkreises Waldshut'', Kapitel ''Die Gemeinden und ihre Geschichte'', bearbeitet von [[Hans Matt-Willmatt]], Vocke-Verlag, Waldshut 1957, S. 51.</ref> {{Zitat|Der Name des Ortes bedeutet soviel wie ‚bei den Angehörigen des Hornilo.‘ Er hieß 1281 Hurnlo, 1305 Hürlingen, 1352 Huirlingen und 1530 Hurnlingen. Der Ort war früher eine Besitzung der [[Griessheim|Edlen von Grießen]], die ihn 1494 an die [[Grafen von Lupfen|Grafen Lupfen]] verkauften, durch welche er später an das Kloster St. Blasien kam.|W. H. Meyer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 148.}} Seit alter Zeit gibt es nahe auch einen Ort ''Seewangen'' („gemeinsame Nutzung der Mühle in Riedersteg seit Ende des 13. Jahrhunderts“, noch dokumentiert 1629). {{Zitat|Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] im Jahr 1634 war Hürrlingen mit weiteren Orten der Umgebung gezwungen, über 3000 Gulden bei der Grundherrschaft St. Blasien zu leihen, um die durch Androhung von Mord und Brandschatzung erpreßten unerhörten Forderung der Kriegsscharen befriedigen zu können. 1635 bedrohte das Schreckgespenst der [[Geschichte der Pest#14. bis 19. Jahrhundert|Pest]], die in vielen Gemeinden verheerend wütete, auch die abgelegenen Bergdörfer.|[[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreises Waldshut'', Hürrlingen, 1957, S. 51.}} 1711 mussten die Hürrlinger zum Amt [[Bonndorf]] gehörig mit Hand- und Fuhrfronen zum Wiederaufbau des durch eine Feuersbrunst zerstörten Berauer Frauenklosters beitragen. Im Ersten Weltkrieg fielen 10 Männer des Dorfes, das in der Volkszählung im Juni 1925 226 Einwohner besaß (Angabe nach H. Mayer). „Die Gemeinde hatte im Weltkrieg 1914 bis 1918 8 Gefallene und im Weltkrieg 1939 bis 1945 13 Gefallene und 3 Vermißte zu beklagen.“ (1956 19 Einwohner).<ref>Hans Matt-Willmatt, Chronik Landkreis Waldshut, 1957, S. 51.</ref> Bis 1972 hatte Hürrlingen noch eine Schule, in der Schüler aus [[Riedern am Wald|Riedern]] und Hürrlingen unterrichtet wurden.<ref>Ursula Ortlieb: ''Wohlfühlen in schöner Landschaft. Hürrlingen'', Südkurier, 6. März 2021.</ref> Am 1. Juli 1971 wurde Hürrlingen in die Gemeinde Ühlingen eingegliedert. Diese bildete am 1. Januar 1975 zusammen mit Birkendorf und [[Brenden]] die neue Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]].<ref>{{BibISBN|3170032631|Seite=523}}.</ref> <gallery> ÜB Ortsteil Hürrlingen Gemeindehaus.JPG|Gemeindehaus ÜB Ortsteil Hürrlingen Gasthaus Hirschen.JPG|Gasthaus Hirschen ÜB Ortsteil Hürrlingen Weiher.JPG|Der Weiher links der Straße nach ''Buggenried'' ÜB Ortsteil Hürrlingen Wanderwegeanzeiger.JPG|Wanderwegweiser bei der St. Antonius-Kapelle </gallery> == Weblink == {{Commonscat}} * [https://www.uehlingen-birkendorf.de/ www.uehlingen-birkendorf.de] == Literatur == * W. H. Meyer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926. * ''Chronik des Landkreises Waldshut'', Kapitel ''Die Gemeinden und ihre Geschichte'', bearbeitet von [[Hans Matt-Willmatt]], Vocke-Verlag, Waldshut 1957. == Einzelnachweise == <references /> {Coordinate|type=city|region=DE-BW|EW=8.2867|NS=47.72395}} {Normdaten|TYP=g|GND=7823505-4|VIAF=247457618}} {SORTIERUNG:Hürrlingen#Ühlingen-Birkendorf}} [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Ersterwähnung 1281]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1971]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Zusatzinfos == Das im benachbarten [[Riedern am Wald]] neben dem [[Kloster Riedern am Wald]] gelegene Frauenkloster auch ''Untere Propstei'' genannt, des [[Augustinische Orden|St.-Augustinus-Ordens]], ''leuchtet um 1200 durch Gräfin Mechthilde von [[Toggenburger|Toggenburg]] hervor, die eine geistige Gespielin der Agnes in der Klausur von Berau war''.<ref>Albert Kürzel: ''Der Amts-Bezirk oder die ehemalige sanktblasische Reichsherrschaft Bonndorf'', 1861, S. 161.</ref> > Siehe Berau == Einzelnachweise == <references /> ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Neubearbeitung Riedern am Wald == {{Infobox Ortsteil einer Gemeinde in Deutschland | Ortsteil = Riedern am Wald | Alternativname = | Gemeindeart = Gemeinde | Gemeindename = Ühlingen-Birkendorf | Alternativanzeige-Gemeindename = | Ortswappen = Wappen Riedern am Wald.png | Ortswappen-Beschreibung= ehemaliges Wappen der Gemeinde Riedern am Wald | Breitengrad = 47.716888 | Längengrad = 8.2905 | Nebenbox = | Bundesland = | Höhe-Präfix = | Höhe = 702 | Höhe-von = | Höhe-bis = | Höhe-Bezug = NHN | Fläche = 7.93 | Einwohner = 412 | Einwohner-Stand-Datum = 2015-10-01 | Einwohner-Quelle = | Eingemeindungsdatum = 1972-12-01 | Eingemeindet-nach = Ühlingen | Postleitzahl1 = 79777 | Postleitzahl2 = | Vorwahl1 = 07743 | Vorwahl2 = | Lagekarte = | Lagekarte-Beschreibung = | Poskarte = | Bild = Österreicher Denkmal Schwarzenberg Armee.JPG | Bild-Beschreibung = Denkmal für die 1813–1814 im ehemaligen Kloster am [[Typhus|Nervenfieber]] gestorbenen 700 österreichischen Soldaten der [[Herrschaft Schwarzenberg|Schwarzenbergischen Armee]] | Bilderwunsch = }} '''Riedern am Wald''' ist ein [[Ortsteil]] der [[Baden-Württemberg|baden-württembergischen]] Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]]. == Geografie == Riedern am Wald liegt auf 702 m NHN zwischen den Tälern der [[Mettma]] und [[Schlücht]]. Auf der Gemarkung liegt die [[Burg Mandach]] sowie die Weiler und Höfe, Riedersteg, Muckwies, Lochhäuser, Mandacherhof, Weilerhöfe und Berchle. == Geschichte == Riedern a. W. war einst, wie das benachbarte Ühlingen, Standort eines weit vorgeschobenen Wachtpostens der Römer.<ref>[[Hans Matt-Willmatt]]: ''Die Chronik des Kreises Waldshut'', Vocke-Verlag, Waldshut 1957, S. 79.</ref> Im Jahr 1214 wird in einer Urkunde von Papst [[Innozenz III.]] erstmals das [[Kloster Riedern am Wald]] genannt und damit auch die Ortschaft erwähnt. Die Vorgeschichte des Riederner Klosters fand jedoch in der Nachbarschaft statt: Die Grundlagen legte 1110 Marquart, ein [[Freiherr von Krenkingen]], der in Detzeln eine „Klosterniederlassung nach der Regel des [[Augustinus|hl. Augustinus]] gestiftet“ hatte. === Gründung einer Cella (Klause) in Detzeln === „, hatte im Jahr 1110 sein Gut in [[Detzeln]] und andere Besitzungen in der Umgegend zur Gründung eine männlichen . Diese Stiftung wurde 1152 durch eine Urkunde von König [[Konrad III. (HRR)|Konrad III.]] begünstigt und bestätigt.“ In dieser Königsurkunde, die heute im [[Staatsarchiv Thurgau]] aufbewahrt wird, bestätigt König Konrad III. am 7. Januar 1152 (kurz vor seinem Tod im Februar 1152), dass von einem ‚Edlen und Freien Mann‘ namens Marcwardus, aus dem Geschlecht der [[Freiherren von Krenkingen]], eine Cella in ''Tiezelenheim'', dem heutigen [[Detzeln]] gegründet worden sei. Die Brüder lebten nach der Regel des Heiligen [[Augustinus]]. Als Schutzvögte wurden die [[Herren von Krenkingen]] eingesetzt.<ref>''Thurgauer Urkundenbuch'', Band 2. S. 107–108.</ref> Die Cella („Klause)“ befand sich vermutlich in der Nähe des heutigen Klausenhof. Der erste Abt wird 14 Jahre nach der Gründung genannt: Abt ''Gerlo von Detzeln''. Ab 1166 wurde der Standort nicht mehr erwähnt, die Verlegung von Detzeln nach Riedern am Wald lässt sich heute nicht mehr zweifelsfrei datieren. Das Grundstück blieb jedoch bis zur Aufhebung im Besitz des Klosters (in Riedern). === Frauenkloster Riedern am Wald === {{Zitat|Im 12. Jahrhundert ließen sich hier auch Schwestern, die meist aus Adelsfamilien stammten, nieder. Sie bewohnten zunächst ein Privathaus und lebten auch nach der Regel des hl. Augustinus. In dieser klösterlichen Genossenschaft lebte auch eine Gräfin von Toggenburg, Mechthilde, die um das Jahr 1200 da ein heiliges Leben führte und noch nach ihrem Tode mit allerlei Wunderzeichen gewirkt haben soll. Das Frauenkloster, das man nach seiner Lage die untere Propstei bezeichnete, hatte mit der oberen propstei anfänglich eine gemeinsame Verwaltung. Im Jahre 1350 hob der Propst Konrad die Gütergemeinschaft und gemeinsame Verwaltung auf, und das Frauenkloster entwickelte sich nun selbstständig. Vom Ende des 15. Jahrhunderts an stand es unter einem Kanonikus von Kreuzlingen und blühte unter der sorgfältigen Leitung günstig auf.|H. W. Mayer: ''Heimatbuch. Riedern am Wald'', Waldshut 1926, S. 149.}} „Im [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißjährigen Krieg]] wurde das Kloster mehrmals ein Raub der Flammen. Nach dem [[Westfälischer Frieden|westfälischen Frieden]] 1648 wurde es aufs neue hergestellt. Bis zur staatlichen Aufhebung im Jahre 1806 hatte das Kloster zu Riedern eine sechshundertjährige große Geschichte hinter sich.“ Ein Teil der Klostergebäude diente [in den 1920er-Jahren] als Wohnungen oder Ökonomiegebäude.<ref>H. W. Mayer: ''Heimatbuch. Riedern am Wald'', Waldshut 1926, S. 149.</ref> === Amts- und Besitzverhältnisse ab 17. Jahrhundert === Nach den Herren von Krenkingen kam das Vogteirecht später an die Grafen von Lupfen und 1639 an die Marschälle von die Pappenheim, durch welche der Ort schließlich an die [[Fürsten von Fürstenberg]] überging. Nach dem Brand vom 16. Juli 1740 erfolgte der Wiederaufbau im Stil des [[Barock]] mit Hilfe des [[Augustiner-Chorherrenstift Kreuzlingen|Augustiner-Chorherrenstiftes Kreuzlingen]], unter dem Abt [[Johann Baptist Dannegger]] welches fortan auch rechtlich das Sagen hatte. Am 30. Juni 1749 erfolgte die Einweihung der neuerbauten Gebäude durch den [[Weihbischof]] von Konstanz und [[Titularbischof]] von ''[[Titularbistum Domitiopolis|Domitiopolis]]'', Franz Carl Joseph Graf [[Fugger]].<ref>Katholische Kirchengemeinde: ''Pfarrkirche St. Leodegar Riedern am Wald'', 1993.</ref> „Die Pfarrkirche ist 1742 erbaut und hat St. Leodegar (2.10.) als Patron. Kirche, Pfarr-, Schul-, und Rathaus wren die Hauptgebäude der sogenannten oberen Propstei. Auf dem Kirchplatz ist eine in Steingut ausgeführte, lebensgroße Statue des hl Johannes Nepomuck mit der Jahreszahl MDCCXL“ (1715).<ref>H. W. Mayer: ''Heimatbuch. Riedern am Wald'', Waldshut 1926, S. 149.</ref> === 19. Jahrhundert === Das Kloster war durch das Stift in Kreuzlingen in Schweizer Hand und konnte daher 1803 nicht aufgehoben werden, doch entschloss man sich 1812 zum Verkauf an Privatleute. Es wurden das Klostergebäude und die Kirche in neuester Zeit wieder renoviert. [[Datei:Österreicher Denkmal Schwarzenberg Armee.JPG|miniatur|Denkmal für die 1813–1814 im ehemaligen Kloster am Nervenfieber gestorbenen 700 österreichischen Soldaten der Schwarzenbergischen Armee]] ;Schwarzenbergische Armee Nach dem Fehlschlag des napoleonischen Frankreichs im [[Russlandfeldzug 1812]] nahm an den 1813 folgenden [[Befreiungskrieg|Befreiungskriegen]] eine europäische Allianz auch mit Österreich teil – hier unter anderem mit der sogenannten Schwarzenbergische Armee. Der weitverzweigten [[Schwarzenberg (fränkisch-böhmisches_Adelsgeschlecht)#Historischer Überblick|Familie der Schwarzenberger]] gehörten auch die ''Fürsten von Schwarzenberg'' mit ihrer [[Herrschaft Schwarzenberg (Klettgau)|Herrschaft Klettgau]] (bis 1812) an. Die österreichische Armee unter [[Karl Philipp zu Schwarzenberg]] befand sich 1814 nach der Eroberung von Paris und der Abdankung Napoleons in Teilen auf dem Rückmarsch entlang der Hochrheinlinie. Dabei starben „in dem im Kloster eingerichteten Feldspital an [[Nervenfieber]]“ 700 Soldaten. Zur Grabstätte „pilgerten früher Leute aus den Gegenden, besonders Familienangehörige aus Österreich. Im Jahre 1865 wurde auf dem Platze eine Kapelle erbaut, die aber aus Mangeln an Mitteln nur aus Holz war.“ Auch der Versuch eines 1908 in Wien gebildeten Komitees zum Bau einer massiven Gedächtniskapelle kam nach dem Abriss des Holzbauwerks nicht über die Grundmauern hinaus.<ref>H. W. Mayer: ''Heimatbuch. Riedern am Wald'', Waldshut 1926, S. 149.</ref> Den 700 Soldaten wurde 1904 das heutige Kriegerdenkmal erstellt. === 20. Jahrhundert === Am 1. Dezember 1972 wurde Riedern am Wald nach [[Hürrlingen]] (1971) und ''Obermettingen'' (1972) in die Gemeinde Ühlingen eingegliedert. Diese bildeten am 1. Januar 1975 zusammen mit [[Untermettingen]] (1974), ''Birkendorf'', [[Berau (Ühlingen-Birkendorf)|Berau]] und [[Brenden (Ühlingen-Birkendorf)|Brenden]] die neue Gemeinde Ühlingen-Birkendorf.<ref>{{BibISBN|3170032631|Seite=505 und 523}}</ref> == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Persönlichkeiten == * [[Heinrich Ernst Kromer]], Schriftsteller * [[Georg Gänswein]], Kurienerzbischof der römisch-katholischen Kirche, Präfekt des Päpstlichen Hauses == Weblinks == {Commonscat}} == Einzelnachweise == <references /> {Normdaten|TYP=g|GND=4402111-2|VIAF=248706765}} [Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Ersterwähnung 1214]] [Kategorie:Gemeindeauflösung 1972]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Berau == '''Berau''' ist ein [[Ortsteil]] der [[Baden-Württemberg|baden-württembergischen]] Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]]. == Geografie == Der Ortsteil Berau liegt auf einem Südplateau, dem ''Berauer Berg'', 663 m NHH oberhalb des [[Schlücht]]- und [[Schwarza (Schwarzwald)|Schwarzatals]]. == Geschichte == Berau gehörte nach der Neuorganisation des [[Fränkisches Reich|Frankenreiches]] durch [[Karl der Große|Karl den Großen]] (um 800) nach allgemeiner Auffassung zum [[Albgau (Südschwarzwald)|Alpgau]]. Diese Einrichtung der [[Gau#Gaue im Mittelalter|Gaue (pagi)]] ist jedoch nicht grundsätzlich geklärt und es wird in einer Urkunde 1087 ein Berauer „De pago Cletgouve Waltherus de Berouva“ genannt, eine Bezeichnung die auf den [[Klettgau]] hinweist.<ref>A. Krieger: ''Topographisches Wörterbuch 1, 145 ff. und H. Maurer: ''Land zwischen Schwarzwald und Randen'', 138; nach Gersbach, 214.</ref> Nach anderen Überlieferungen weist die [[Pagus#Frankenreich|Gau (pagus)-Einteilung]] bereits auf die frühfränkischen [[Merowinger]] hin, die 496/506 die [[Schlacht bei Straßburg (506)|Alamannen besiegt]] hatten. Die „südlichen Alamannen“ konnten sich danach jedoch unter den Schutz des [[Ostgoten]]-Königs [[Theoderich der Große#Die „guten“ Jahre|Theoderich der Große]] stellen, der ihnen noch eine längere (Teil-)Selbstständigkeit gewährte. === Wallburg Berauer Horn === Der Name des Ortes (Au des Bero), der urkundlich schon im 8. Jahrhundert vorkommt (786), sowie die vorhandenen Überreste aus früherer Zeit, die „Heidenschanzen“ auf dem äußersten Kamme des Bergvorsprungs gegen Süden, weisen darauf hin, daß Berau schon sehr alt ist. W. H. Mayer ordnet die Anlage als „Ringwallburg“ der „Eisen- oder Latènezeit (500 bis Christi Geburt)“ zu, als „Doppelburgen, die augenscheinlich ihre Anlage der [[Hallstattzeit|Hallstatt]]bevölkerung verdanken […], gegen die keltischen Eroberer“ und dann auch für die [[Kelten]], d. h., für die [[Helvetier]] die gleiche Bedeutung hatten gegen die nachrückenden [[Germanen]].<ref>Wilhelm Hugo Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 143.</ref> Der Prähistoriker und Geländegänger [[Emil Gersbach]] kommt zu differenzierteren Schlüssen: Er verfasste eine präzise, von seinem Sohn [[Egon Gersbach]] 1969 veröffentlichte Beschreibung in dem Sammelband ''Urgeschichte des Hochrheins'', zu folgender Einschätzung: Ein Berauer Ortsadel erscheint ... {{Zitat|... im 11. und 12. Jahrhundert erstmals in den Quellen [erwähnt A. Krieger und H. Maurer)]; es kann aber eigentlich kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese gewaltigen Anlagen von den urkundlich nicht zu fassenden Vorfahren dieser edelfreien Herren angelegt worden sind. Diese vornehmen Geschlechter könnten zumindest seit dem 10. oder 11. Jahrhundert in der aufs ganze gesehen bemerkenswert kleinen Hauptburg gewohnt haben; und zwar in Holztürmen, die auf Podien unmittelbar hinter den gewaltigen Schildwällen gestanden haben müssen.|[[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins'', Freiburg im Breisgau, 1969, S. 210.}} {{Hauptartikel|Wallburg Berau}} ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- (3. Alt, Burg Berau) Das Wappen der Ritter von Berau weist drei Bärenköpfe auf. Eine Verwandtschaft mit den [[Sellenbüren (Adelsgeschlecht)|Herren von Sellenbüren]], die ebenfalls einen Bärenkopf im Wappen führen und Besitzungen an das Kloster St. Blasien schenkten, ist anzunehmen. [[Reginbert von Seldenbüren]] gilt als Gründer des [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Klosters St. Blasien]]. ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Zu Zeiten des St. Blasianischen Abtes [[Rusten (Abt von St. Blasien)|Rustenus]], so schreibt Abt [[Caspar Molitoris|Caspar I.]] in seiner Chronik, lebte auf dem Berauer Berg der Ritter Gottfried von Berau. Er übergab dem [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Kloster St. Blasien]] alle seine Besitzungen. Das geschah um 1110. Von 1240 bis 1247 war [[Arnold I. (Abt von St. Blasien)|Arnold von Berau]] Abt in St. Blasien. Die Ritter von Berau führten im Wappen drei schwarze Bärenköpfe. Der Gründer des Klosters St. Blasien, [[Reginbert von Seldenbüren]] führte ebenfalls den Bärenkopf im Wappen. Abt [[Heinrich von Eschenz|Heinrich IV.]] ließ 1349 einen [[Schriftrolle|Dingrodel]] für das Gotteshaus Berau erstellen. Ursprünglich gehörte das Vogtrecht den Herren von Eschenbach. Agnes von Eschenbach war mit Graf Mangold [[Grafen von Nellenburg|von Nellenburg]] verheiratet, er verkaufte das Vogtrecht um 135 [[Mark (Gewicht)|Mark]] Silber 1448 an die Familie am Stad von [[Schaffhausen]]. 1478 erwarb St. Blasien alle Rechte. 1612 erwarb Abt [[Martin Meister I.|Martin I.]] von St. Blasien die Herrschaft von [[Maximilian von Pappenheim]]. Nach der Zerstörung der Burg [[Gutenburg (Hochrhein)|Gutenburg]] 1640 wurde Berau der Obervogtei [[Gurtweil]] unterstellt (die Herrschaft war aber St. Blasien). Mehrmals brannte das [[Kloster Berau]] ab, wurde aber durch Schenkungen des umliegenden Adels immer wieder erneuert, so waren die [[Herren von Krenkingen|Krenkingen]], die [[Im Thurn]], die [[Schellenberg (Adelsgeschlecht)|von Schellenberg]], die von [[Griessheim (Adelsgeschlecht)|Grießen]], die von Lupfen und [[Reischach (Adelsgeschlecht)|von Reischach]], Wohltäter des Klosters. Am 1. Januar 1975 wurde Berau in die neue Gemeinde Ühlingen-Birkendorf eingegliedert.<ref>{{BibISBN|3170032631|Seite=523}}.</ref> == Zugehörige Plätze == „In der Witznau ist eine Mahl- und Sägemühle. Eine weitere Säge ist in der ''Lochmühle''. daselbst war früher die von der Probstei 1620 errichtete Mahlmühle.“ (Mayer, 144). == Kirche == Die ehemalige romanische Kirche wurde nach dem Brand 1853 neu erbaut. Sie ist dem [[Hl. Pankratius]] geweiht. == Literatur == * Wilhelm Hugo Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926 * [[Hans Matt-Willmatt]]: ''Chronik des Landkreis Waldshut'', 1957 * [[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut)'', Badische Fundberichte, Sonderheft 11, Katalogband, Staatliches Amt für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg im Breisgau, 1969 * Norbert Nothelfer (Hrsg.), ''Der Kreis Waldshut'', 1979 * Waldemar Lutz und Hansjörg Noe (Hrsg.): ''Kennzeichen WT Heimatkunde für den Landkreis Waldshut'', Reinhard Caspers (Mithrsg.), 1989, ISBN 3-12-258330-5 * Stadt Tiengen (Hochrhein): ''Der Klettgau'', Franz Schmid (Hrsg.), 1971; (bis heute maßgebliche Monographie, mit Beiträgen von: [[Ruth Blum]], Eugen Fürstos, [[Richard Gäng]], Josef Hirt-Elmer, Josef Isele, [[Helmut Maurer (Historiker)|Helmut Maurer]], Ludwig Mayer, Emil Müller-Ettikon, Heinrich Münz, Helmut Naumann, Alois Nohl, Alfons Peter, Ernst Rüedi, Franz Schmid, [[Karel Schwarzenberg|Karl Schwarzenberg]], Ignatz Stein, Heinz Voellner, Karl Friedrich-Wernet, Hans Jakob Wörner) == Weblinks == {{Commonscat}} == Einzelnachweise == <references /> <!--{{Coordinate|NS=|EW=|type=city|region=DE-BW}}--> {{Normdaten|TYP=g|GND=10370369-X|VIAF=168656255}} <!-- [[Kategorie:Ehemalige Gemeinde (Landkreis Waldshut)]] [[Kategorie:Ortschaft von Ühlingen-Birkendorf]] [[Kategorie:Ort im Landkreis Waldshut]] [[Kategorie:Ersterwähnung 786]] [[Kategorie:Gemeindeauflösung 1975]] ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Burg Berauer Horn == * „‚Berauer Horn‘ bei Pkt. 596 m. Aus der sanft nach S abdachenden Hochfläche bei Berau springt knapp 1 km südlich des Ortes eine mächtige, dreieckige Bergzunge nach S. in den Winkel vor, den [[Schlücht]] und [[Schwarza]] bei ihrem Zusammenfluß bilden. West- und Ostflanken dieses durch Runsen stark gegliederten Dreiecks fallen mit äußerst steilen Halden, die weithin von kahlen Felswänden unterbrochen werden, 140–bis 160 m tief in die beiden Flußtäler ab. Die Südspitze baut sich auch gratartig übereinandergetürmten Felsbastionen auf und ist nahezu unersteigbar. Auf dem mäßig nach S geneigten nierenförmigen Bergrücken, der mit dem Hinterland nur durch einen schmalen Hals verbunden ist, liegt eine dreigliedrige Wehranlage mit hintereinandergestaffelten Befestigungswerken, die im Volksmund ‚Heidentor‘ genannt werden.“ ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == '''Einzelinfos Berau''' == ___________________________________________________________________________________________________________________________________ * Das Wappen der Ritter von Berau weist drei Bärenköpfe auf. Eine Verwandtschaft mit den [[Sellenbüren (Adelsgeschlecht)|Herren von Sellenbüren]], die ebenfalls einen Bärenkopf im Wappen führen und Besitzungen an das Kloster St. Blasien schenkten, ist anzunehmen. [[Reginbert von Seldenbüren]] gilt als Gründer des [[Kloster St. Blasien (Schwarzwald)|Klosters St. Blasien]]. ___________________________________________________________________________________________________________________________________ == Berauer Wuhr == [[Wuhr|Wuhren]] sind in die Landschaft gegrabene Wasserläufe, die von höher gelegenen Bächen oder Quellen das Wasser auf bäuerliche Wiesen, Felder oder zu Einrichtungen wie Mühlen und Sägen netzwerkartig verteilen und tieferliegend wieder sammeln und Bächen oder Flüssen zuleiten. Als ein sehr altes System ist es im Südschwarzwald – im Hotzenwald – noch rekonstruierbar aufzufinden. Da die Nutzung gemeinschaftlich organisiert war, wurde sie streng geregelt angewandt und Absprachen und Vorschriften sind schriftlich überliefert. Die urprüngliche Erstellung ist jedoch selten dokumentiert bzw. beurkundet und kann nach Annahmen der Heimat- und Regionalforschung teils bis in die Bronzezeit zurückreichen. Das wird insbesondere von der ''Berauer Heidenwuhr'' vermutet, die im Zusammenhang mit der Wallburg, den „Heidenschanzen“ bzw. „Heidentor“ stehen könnte. Der Bereich der Wallburg war quellenlos, später versorgte die Heidenwuhr den nahegelegenen Klosterbau und die Propstei mit Wasser. === Bauwerk und Geschichte === „Das Berauer Wuhr schmiegt sich mit nur 0,5 Prozent Gefälle über acht Kilometer direkt an den Hang. Bis heute ist der Aufwand erkennbar, mit dem ihre Baumeister es angelegt hatten. […] Der Wasserweg zwischen der sogenannten Heidenmühle und dem Berauer Kloster“ wird von den Forschern nicht im Zusammenhang mit der Klostererbauung 1117 angenommen, sondern mit dem „frühzeitlichen Siedlungsbau“. „Betrieben wurde das Wuhr den historischen Hinweisen und der Geschichtsschreibung nach bis ins 17. Jahrhundert. Danach wurde es wahrscheinlich aufgrund des zu hohen Wartungsaufwands aufgegeben.“ Der 2009 gegründete Verein ''Historisches Berau'' pflegt die Wuhre einmal im Jahr und hat den Verlauf – etwa zwischen [[Brenden]] und dem [[Mettma-Becken]] – mit Infotafeln und Pfosten versehen.<ref>Zitate im Kapitel: Peter Rosa: ''Heimatgeschichtsverein pflegt Berauer Wuhr'': [https://www.suedkurier.de/region/hochrhein/uehlingen-birkendorf/Heimatgeschichtsverein-pflegt-Berauer-Wuhr;art372622,9408362 Südkurier online, 12. September 2017]. Abruf am 18. März 2022.</ref> == Weblink == * www.historisches-berau.de == Einzelnachweis == <references /> ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- == Wallburg Berau == {{Infobox Burg |Name = |Bild = |Bildbeschreibung = |Alternativname = Horn, Hörn Berau |Entstehungszeit = vermutlich 12. Jahrhundert |Typologie n. geo. Lage = Höhenburg |Erhaltungszustand = Wallstrukturen |Ständische Stellung = |Mauerwerksmerkmale = keine |Heutiger Ortsname = Berau [[Ühlingen-Birkendorf]]- |Breitengrad = 47.684094 |Längengrad = 8.255656 |Unauffindbar = |Region-ISO = DE-BW |Poskarte = none |Höhenordinate = 640 |Höhe-Bezug = DE-NHN }} '''Wallburg Berau''' (früher auch ''Heidentor'', ''Heidenschanzen'') (1. Alt) Die '''Burg Berauerhorn''', auch ''Horn'', ''Hörn Berau''<ref>[http://www.burgendaten.de/castle.php?country_id=1&castle_id=21671 ''Burg Berauerhorn''] bei „burgendaten.de“</ref> genannt, ist eine [[Burgstall|abgegangene]] [[Höhenburg]] auf einem {{Höhe|640|DE-NHN|link=true}} hohen Geländesporn des „Berauer Berges“ zwischen der [[Schwarza (Schwarzwald)|Schwarza]] und der [[Schlücht]] bei [[Berau (Ühlingen-Birkendorf)|Berau]], einem Ortsteil der Gemeinde [[Ühlingen-Birkendorf]] im [[Landkreis Waldshut]] in [[Baden-Württemberg]]. == Name und Gründung der Anlage == „Der Name des Ortes (‚Au des Bero‘)<ref group="Anm">Nach dieser Auffassung hat die Silbe „Ber“ keine Bezug zu „Bär“ – eine eher volkstümliche Assoziation.</ref>, der urkundlich schon im 8. Jahrhundert vorkommt (786), sowie die vorhandenen Überreste aus früherer Zeit, die „Heidenschanzen“ auf dem äußersten Kamme des Bergvorsprungs gegen Süden, weisen darauf hin, daß Berau schon sehr alt ist. […] Es ist möglich, daß die Ringwallburgen, die augenscheinlich ihre Anlage der [[Hallstattzeit|Hallstattbevölkerung]] verdanken und ihr zum Schutze gedient hatten, [später] auch für die Kelten, d. h., für die [[Helvetier]] die gleiche Bedeutung hatten gegen die nachrückenden [[Germanen]].<ref group="Anm">„In der zweiten Hälfte der [[Laténezeit]], etwa 250 v. Chr., verließen die Helvetier ihre Sitze am am oberen und mittleren [[Main]] und zogen sich nach Süden, jedenfalls beunruhigt von den Germanen, wohl den Sueben (die Helvetier-Einöde|‚Helvetierwüste‘ des [[Claudius Ptolemäus|Geographen Ptolemaeus]]). Schließlich setzten sie sich in der heutigen Schweiz fest.“ (Mayer, S. 11).</ref> Immer liegen diese Ringwälle dort, wo ein wichtiger Verkehrspunkt geschützt werden muss.“<ref>Wilhelm Hugo Mayer (Hrsg.): ''Heimatbuch für den Amtsbezirk Waldshut'', Verlag R. Philipp, Waldshut 1926, S. 143 f. und 11.</ref> Der Prähistoriker und Geländegänger [[Emil Gersbach]] kommt zu differenzierteren Schlüssen: Er verfasste eine präzise, von seinem Sohn [[Egon Gersbach]] 1969 veröffentlichte Beschreibung in dem Sammelband ''Urgeschichte des Hochrheins'' und kommt aufgrund von Literatur (Urkunden) zu folgender Einschätzung: Ein Berauer Ortsadel erscheint ... {{Zitat|... im 11. und 12. Jahrhundert erstmals in den Quellen [erwähnt A. Krieger und H. Maurer)]; es kann aber eigentlich kaum einem Zweifel unterliegen, daß diese gewaltigen Anlagen von den urkundlich nicht zu fassenden Vorfahren dieser edelfreien Herren angelegt worden sind. Diese vornehmen Geschlechter könnten zumindest seit dem 10. oder 11. Jahrhundert in der aufs ganze gesehen bemerkenswert kleinen Hauptburg gewohnt haben; und zwar in Holztürmen, die auf Podien unmittelbar hinter den gewaltigen Schildwällen gestanden haben müssen.|[[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins'', Freiburg im Breisgau, 1969, S. 210.}} „Die Funktion der umfangreiche Anlage ist aus dem Grundriss allein nicht zuverlässig genau zu bestimmen. In Verbindung mit den Quellen über das Berauer Ortsadelsgeschlecht kann jedoch soviel gesagt werden, daß es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um den Sitz und gleichzeitig auch um das Refugium der edelfreien Herren von Berau handelt. Ein erster Vertreter – De pago Cletgouve Waltherus de Berouva – dieses (?) Geschlechts erscheint 1087 in den Urkunden, der letzte Sproß – De fried – schenkt bereits um 1100 den Berauer Berg dem Kloster St. Blasien, in das er selbst eintritt.<“ref>[[Egon Gersbach]]: ''Urgeschichte des Hochrheins (Funde und Fundstellen in den Landkreisen Säckingen und Waldshut)'', Badische Fundberichte, Sonderheft 11, Katalogband, Staatliches Amt für Ur- und Frühgeschichte, Freiburg im Breisgau, 1969, S. 215.</ref> Gersbach sieht diese Belegung letztlich als eine fortwährende Nutzung, denn die Aufnahme der Anlage in seine ''Urgeschichte des Hochrheins'' setzt den Maßstab, den er als Wissenschaftler jedoch erst bei einer Bestätigung durch Ausgrabungen und/oder durch entsprechende Funde als festgestellt definieren kann. == Dokument (Beschreibung der Anlage) == Emil Gersbach verfasste eine ausführliche, wissenschaftliche und vermessungstechnische Beschreibung der Anlage – in ''Urgeschichte des Hochrheins'' auf den Seite 214 und 215 –, die aufgrund dieser kaum mehr verfügbaren Literatur hier im Originaltext unter ''Dokument'' angefügt ist. === Lage === * ‚Berauer Horn‘ bei Pkt. 596 m.<ref group="Anm">Die Abschnitte im Artikel folgen der Einteilung bei Gersbach.</ref> „Aus der sanft nach S abdachenden Hochfläche bei Berau springt knapp 1 km südlich des Ortes eine mächtige, dreieckige Bergzunge nach S. in den Winkel vor, den [[Schlücht]] und [[Schwarza]] bei ihrem Zusammenfluß bilden. West- und Ostflanken dieses durch Runsen stark gegliederten Dreiecks fallen mit äußerst steilen Halden, die weithin von kahlen Felswänden unterbrochen werden, 140–bis 160 m tief in die beiden Flußtäler ab. Die Südspitze baut sich auch gratartig übereinandergetürmten Felsbastionen auf und ist nahezu unersteigbar. Auf dem mäßig nach S geneigten nierenförmigen Bergrücken, der mit dem Hinterland nur durch einen schmalen Hals verbunden ist, liegt eine dreigliedrige Wehranlage mit hintereinandergestaffelten Befestigungswerken, die im Volksmund ‚Heidentor‘ genannt werden.“ ;Äußere Wälle * Unmittelbar hinter dem engen Hals setzt im NW ein mächtiger Steinwall – L. ca. 140 m, H. ca. 7 m, Basisbr. ca. 15 m – an einer beinahe senkrecht abstürzenden Fesbastion an. Er verflacht sich nach etwa 20 m im Bereich moderner Wegdurchbrüche und zieht dann mit konstanter Kronenhöhe in leicht bogenförmigen Verlauf nach SO, wo er dicht über der Steilkante auf die Straße Witznau–berau stößt. An dieser Straße setzt ein flaches Wallstück nahezu rechtwinklig und nahtlos an, auf das der Hauptwall mit steiler Böschung abfällt. Der schwächere Wallschenkel folgt der Hangkante nach S, wird nach etwa 50 m von einem breiten Weg schräg durchbrochen und setzt sich jenseits noch 5 m weit bis zu einer Felsrippe fort, die in den Wall einbezogen ist. Dieser Wallschenkel flankiert den einstigen Zugang, der als mäßig steil ansteigende Rampe auf dem Südabhang deutlich auszumachen ist. Seine Kronenhöhe beträgt etwa 1,5–2 m, die Basisbr. ca. 7–8 m. Beide Wälle bestehen aus Urgesteinsbrocken und weisen steile Böschungswinkel auf. Dem höheren Hauptwall sind drei breite Gräben mit Zwischenrippen – Br. ca, 1,50–2,00 m – vorgelagert, die am nordwestlichen Steilhang beginnen. Der Außengraben – T. ca. 3 m, Br. ca. 9 m – geht im SO in eine tief eigeschnittene Runse über. Der Mittelgraben – T. ca. 2 m, Br. ca. 7,5 m – biegt im SO in das Streichen des Hanges ein– und folgt auf rd. 40 m der Rampe des Zugangs. Der Innengraben – T. ca. 0,50–0,70 m, Br. ca. 2 m – endet im SO in Höhe der Steilkante. * Knapp 160 m südlich dieser ersten Verteidigungsanlage riegelt eine zweite, weniger mächtige den Bergrücken erneut ab; dazwischen liegt der Innenraum 1, flächenmäßig der größte von den dreien insgesamt. === Innere Wälle === * Der Steinwall – L. ca. 124 m, H. ca. 3 m, Basisbr. ca. 9 m – setzt im SW wiederum an einer mächtigen Felsrippe an, die senkrecht in die Tiefe fällt, wird nach etwa 20 und 100 m von Waldwegen durchbrochen und setzt sich danach noch 24 m nach SO fort. Kurz vor Erreichen der Steilkante biegt er in einem niedrigen Schenkelstück, das den hart am Rand vorbeiführenden Eingang flankiert, nach SO ab. Dieser ist durch den modernen Straßenbau allerdings weitgehend verwischt. * Dem leicht gebogenen Steinwall sind wiederum drei Gräben mit Zwischenrippen vorgelagert,die im Bereich der Wegdurchbrüche modern aufgefüllt sind. Die Gräben beginnen am nordwestlichen Steilhang; der äußere – T. ca. 1,00 m, Br. ca. 2,5 m – sowie der mittlere – T. ca. 1,00 m, Br. ca. 3–4 m – laufen bis zum gegenüberliegenden Steilhang durch. Vom inneren sind nur fünf mehr oder weniger lange Teilstücke ausgehoben, darunter das Anfangsstück im NW. Der Graben scheint, da auch die Einzelstücke ungleich tief sind, unvollendet und von mehreren Arbeitsgruppen gleichzeitig in Angriff genommen worden zu sein. Die fertiggestellten Teilstücke sind bis zu 5 m breit und ca. 1,00–1,50 m tief. === Schildwall und Innenbereiche === * Etwa 40 m südlich dieses zweiten Sperriegels queren erneut dreifach gestaffelte Gräben und der mächtige, leicht bogenförmig geführte Schildwall des Kernwerkes den Bergrücken von NW–SO. Dazwischen lieget der der stärker als der erste nach S einfallende Innenraum II. * Der Schildwall – L. etwa 120 m, Basisbr. ca. 15 m – setzt im NW an einer senkrechten Felsklippe an, er ist anschließend durch Wegdurchbrüche stark verflacht, steigt jenseits aber stetig an und erreicht seine volle Kronenhöhe von ca. 10 m südlich eines weiteren Wegdurchbruches. Dieses höchste Wallstück ist etwa 45 m lang; danach beginnt die Krone wieder stetig bis zur Steilkante im SO zu sinken, wo das niedrige Wallende leicht nach S umbiegt. Der Eingang führt wie stets hart am Rand vorbei, er ist durch den modernen Straßenbau stark gestört. * Dem Wall sind wiederum drei Gräben mit Zwischenrippen – Br. ca. 2 m – vorgelegt, die bis zum Tor im SO durchlaufen und im Bereich der Wegdruchbrüche modern aufgefüllt sind. Sie messen, von auße nach innen gezählt, in der Br. 5,50 m, 6,00 m und 6,50 m und in der T. ca. 2,50 m, 3,00 m und 3,50 m. === Zeitstellung === * Innerhalb des Schildwalles liegt Innenraum III., der in der Längsachse knapp 40 m bis zur Südspitze mißt. An die steile Innenböschung des Walles schließen zwei podiumartige Verebnungen an, die zweifellos künstlich aufgeschüttet, aber leider modern stark verändert sind. Mit gutem Grund wird man zumindest in dem unmittelbar am Wallinnenfuß gelegenen Podium die Plattform für einen Turm vermuten dürfen, was durch Grabungen zu erhärten wäre. Damit ist auch schon die Frage der Zeitstellung dieser mehrteiligen Befestigungsanlage angeschnitten, die in Ermangelung von Funden nur auf dem Wege eines [[Analogie]]schlusses zu beantworten ist. Danach dürften die Anfänge dieser mächtigen, dreigliedrigen Befestigung in spätkarolingisch-ottonische Zeit, vielleicht sogar noch weiter zurückreichen. Dafür sprechen insbesondere die einfache, aber sehr zweckmäßige Gestaltung der Tore sowie der gewaltige Schildwall, der die aus Ganze gesehen auffallend kleine Hauptburg auf der äußersten Bergspitze schützt und nicht zuletzt das Turmpodium, das unmittelbar an diesen Wall anschließt. In Ermangelung systematischer Untersuchungen muß freilich offengelassen werden, ob die Gesamtanlage in einem Guss entstanden oder etwa in verschiednen Etappen ausgebaut worden ist, wofür freilich wenig spricht. Desgleichen wäre nur durch Grabungen zu klären, inwieweit die Steinwälle der Versturz von Trockenmauerwerk oder nur eine kompakte Aufschüttung sind. Schließlich wäre auch noch die Frage zu prüfen, ob einzelne Befestigungsteile sich etwa auf die Ruinen einer vorgeschichtlichen Wehranlage stützen, was uns aber in diesem Falle recht unwahrscheinlich scheint. * Die Funktion der umfangreiche Anlage ist ist aus dem Grundriss allein nicht zuverlässig genau zu bestimmen. In Verbindung mit den Quellen über das Berauer Ortsadelsgeschlecht kann jedoch soviel gesagt werden, daß es sich mit größter Wahrscheinlichkeit um um den Sitz und gleichzeitig auch um das Refugium der edelfreien Herren von Berau handelt. Ein erster Vertreter – De pago Cletgouve Waltherus de Berouva – dieses (?) Geschlechts erscheint 1087 in den Urkunden, der letzte Sproß – De fried – schenkt um 1100 den Berauer Berg dem Kloster St. Blasien, in das er selbst eintritt. === Literaturangaben (Dokument) === Lit.: Schr. d. Altertums- und Geschichtsver. z. baden und Donaueschingen 2, 1848, 230. – J. Schill. Geologische Beschreibung der Umgebung von Waldshut. Beitr. z. Statistik der inneren Verwaltung des Großherzogtums Baden 23, 1867, 21. – C. F. Mayer, Anthr. Korr. Bl. 16, 1885, 115 f. – F. Kraus, Kunstdenkmäler, 3, 3. – E. Wagner, Fundstätte 1 (1908) 117. –W. H. Mayer, Waldshut 11. – A. Krieger, Topographisches Wörterbuch 1 (1904), 145 ff. – H. Maurer, Land zwischen Schwarzwald und Randen, 79 ff.; 138 und Anm. 74 mit Quellenbelegungen.</ref> == Fundstück == Ein Fund im Areal war Gersbach, 1969, offensichtlich nicht bekannt, nach ''Matt-Willmatt'', 1957: „Leider ist ein 1954 aufgefundenes Bronzeschwert wieder verlorengegangen.“ Das Material [[Urnenfelderkultur|Bronze]] orientiert in Mitteleuropa in den Zeitraum 1600/1300 bis frühstens [[Hallstattzeit#Bronzeerzeugnisse|800, eher 450 v. Chr.]], Differenzierungen sind mangelns fehlender Detailkenntnisse nicht möglich.<ref>Hans Matt-Willmatt: ''Chronik des Landkreises Waldshut, 1957, S. 18.</ref> Die Information spricht jedoch für eine Erstellung der Anlage bereits in vorgeschichtlicher Zeit. == Anmerkungen == <references group="Anm" /> == Einzelnachweise == <references/> {NaviBlock |Navigationsleiste Burgen und Schlösser im Landkreis Waldshut |Navigationsleiste Burgen und Schlösser in Deutschland }} [Kategorie:Ehemalige Burganlage im Landkreis Waldshut|Berauerhorn, Burg]] [Kategorie:Höhenburg in Baden-Württemberg|Berauerhorn, Burg]] [Kategorie:Bauwerk in Ühlingen-Birkendorf]] [Kategorie:Abgegangenes Bauwerk im Landkreis Waldshut]] [Kategorie:Burg in Europa|Berauerhorn]]