Benutzer:GerhardSchuhmacher/RB

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[[Datei:RB ejg Hellas Meteora 1968.jpeg|mini|x200px|Rüdiger Beile im Gespräch mit einem orthodoxen Prediger in [[Meteora]]]] '''Rüdiger Beile''' (* [[28. Oktober]] [[1932]] in [[Karlsruhe]]) war ein deutscher evangelischer Pfarrer, Jugendleiter, Schuldekan und Theologe (heute im Ruhestand). Rüdiger Beile war in der Nachkriegszeit in [[Baden-Württemberg]] Neubegründer von Gruppen, die in der Tradition der [[Bündische Jugend|bündischen Jugend]], der [[Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929|dj 1.11.]] standen. Im kirchlichen Bereich setzte er sich aktiv für die [[Ökumenische Bewegung|Ökumene]] ein, für den Dialog unter den christlichen Kirchen und den Ausgleich mit dem Islam. Er ist Theologe und Buchautor und promovierte zuletzt über 70 jährig mit einer historischen Interpretation der [[Offenbarung des Johannes]]. Rüdiger Beile lebt seit 1981 in [[Wertheim]]. == Leben == === Kindheit und Jugend === Rüdiger Beile verbrachte seine Kindheit als Sohn von Alfons und Ilse Beile in Karlsruhe. Der Vater verstarb schon früh (1939). Gegen Kriegsende wurde die Mutter mit ihrem Sohn nach [[Östringen]] evakuiert. In der dortigen evangelischen Gemeinde war Rüdiger Beile seit 1946 Mitglied und ab 1948 Leiter der Jugendgruppe. Nach dem Abitur in Karlsruhe 1952 arbeitete Rüdiger Beile zunächst ein Jahr als Hauslehrer im Zinzendorf-Gymnasium der Brüdergemeinde in [[Königsfeld im Schwarzwald|Königsfeld]]. Es folgte das Theologiestudium 1953 bis 1959 in [[Heidelberg]]. === Jugendbewegung === Beile war 1955 in Karlsruhe Gründer einer bündischen Horte, die sich mit zwei weiteren Gruppen der [[Kirchheim an der Weinstraße|Kirchheimer]] Jungenschaft und einer Gruppe in [[Dirmstein]] am 1. November 1956 zur ''e.j. 1.11.'' (evangelische Jugend 1.11.) zusammenschloss und sich in die Tradition der [[Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929|dj 1.11.]] stellte. {{Hauptartikel|Evangelische Jungenschaft#Historische Organisationen|titel1=Evangelische Jungenschaft}} === Privatleben === Rüdiger Beile heiratete 1961 Gertrud Schuler, das Ehepaar hatte sieben Kinder. Sohn [[Markus Beile]] trat in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Pfarrer und Buchautor. Die Ehefrau Gertrud Beile verstarb am 13. Januar 2011. == Kirchliche Laufbahn == „Die erste Stelle als Gemeindevikar fand er in Pforzheim [1959], eineinhalb Jahre war er Gemeindevikar in Schopfheim [1960/1961]. (... Danach) wirkte er dreieinhalb Jahre als Religionslehrer an Gymnasium und Wirtschaftsoberschule in Mannheim.“<ref>[[Alb-Bote]], (-ckl): ''Besonderer Einsatz im Kampf gegen Gleichgültigkeit.'', 4. September 1965.</ref> === Jestetten === Ab 1. Mai 1965 war er Pfarrverwalter und ab 1. August 1965 Pfarrer des Kirchenbezirks [[Jestetten]]-[[Grießen]] im [[Landkreis Waldshut]], „einer [[Diaspora]]-Gemeinde mit 18 Ortschaften, 6 Predigtstationen ohne Hilfskraft, daneben Leitung des südbadischen, ökum. Studienkreises der Landeskirche sowie Mitarbeit im Synodal-Ausschuß für Ökumene und Mission, Teilnahme am ''Frankfurter Gespräch''.“ (lt. Lebenslauf). Die offizielle Amtseinführung eines evangelischen Pfarrers am 8. September 1965 war in damaliger Zeit ein Ereignis, zu dem sich Honoratioren aus dem deutschen und schweizerischen Umfeld bis zu Dekan und Landrat einfanden.<ref>[[Südkurier]]: ''Von Gläubigen, Bürgermeistern und Amtsbrüdern begrüßt.'', 10. September 1965.</ref> Im August 1965 hatte Rüdiger Beile im Rahmen seines Engagements in der [[Ökumenische Bewegung|Ökumenischen Bewegung]] mit dem altkatholischen Pfarrer von [[Dettighofen]] einen gemeinsamen Gottesdienst initiiert, eine Idee, der sich bald darauf auch die katholische Gemeinde von Jestetten anschloss. [[Datei:RB ejg Hellas Olymp 1968.jpeg|mini|Hellasfahrt 1968 der e.j.g 1.11., Gruppenbild vor [[Olymp]]-Hütte ''Spilios Agapitos'']] Im östlichen [[Landkreis Waldshut]] in der Nähe zur Schweizer Grenze gründete Rüdiger Beile die ''Evangelische Jugend Grenzland (e.j.g 1.11.)'' mit einer Horte sowie Ortschaftsgruppen und erstmals einem ‚gemischten Jugendkreis‘. === Engagement in der Ökumene === Rüdiger Beile zählte in den 60er-Jahren zur Generation „junger Pfarrer“, die sich in der Jugendarbeit und aus diesem Umfeld heraus in der [[Ökumenische Bewegung|Ökumenischen Bewegung]] engagierten. Über die theologische Suche nach Gemeinsamkeiten hinaus gelang auch die praktische Zusammenarbeit mit zuerst altkatholischen und dann auch römisch-katholischen Geistlichen in gemeinsamen Gottesdiensten mit einer hier ‚von unten‘ entwickelten Liturgie – etwa bei der Trauung von „Mischehen“. Beile gestaltete maßgeblich die ökumenischen Aktivitäten der kirchlichen Basis im Raum Karlsruhe/Mannheim durch die Gründung des ''Rotenburger Kreises''. Siehe: [[Ökumenische Bewegung#Ökumenische Bewegung in Deutschland|Ökumenische Bewegung in Deutschland]] === Weitere Stationen === Im Januar 1971 wurde Beile als Pfarrer nach [[Leimen (Baden)|Leimen]] bei Heidelberg berufen, wo er Jugendarbeit erneut begründete und das Engagement für die Ökumene fortsetzte. 1976 folgte die Berufung nach [[Lauda-Königshofen]], hier reagierte er in der Jugendarbeit auf die Veränderungen der Zeit, ließ bündische Traditionen ausklingen und akzeptierte die mehr gesellschaftspolitische Orientierung der neuen Generation für Umwelt und Alternativen. Beile bezog sich nun neben der Gemeindearbeit auf den schulischen Bereich und wurde Schuldekan von Adelsheim, Boxberg und Wertheim. 1981 bis 1995 war [[Wertheim]] die vorletzte Station seiner kirchenamtlichen Tätigkeit. 1995 wurde Rüdiger Beile als Schuldekan verabschiedet. Im Kirchenbezirk übernahm er noch regelmäßig Gottesdienst- und Urlaubsvertretungen. Im Zusammenhang seiner Islamstudien hielt Beile Vorträge und konnte dabei das öffentliche Interesse zur Gründung eines deutsch-islamischen Arbeitskreises in Wertheim nutzen, der CIGIF (Christlich-Islamische Gesellschaft ). Von 1991 bis 1997 war Rüdiger Beile zweiter Vorsitzender der [[Hochkirchliche Vereinigung Augsburgischen Bekenntnisses |Hochkirchlichen Vereinigung]].<ref>[http://www.hochkirchliche-vereinigung.de/VorstandHV.htm Vorstand der Hochirchlichen Vereinigung].</ref> == Ruhestandstätigkeit == 1998, bereits im Ruhestand, übernahm Rüdiger Beile das Pfarramt der evangelischen deutsch/niederländisch/französischen Gemeinde (Comunita Evangelica Ecumenica di [[Ispra]]-[[Varese]]) in Nord-Italien, eine Gründung im Rahmen der Einrichtung eines Forschungszentrums der [[Europäische Atomgemeinschaft|EURATOM]], die sich dort nach einer konfliktreichen Vorgeschichte gebildet hatte.<ref Group="Anm">Die Gemeinde im Großraum Mailand/Milano entstand im Zusammenhang eines europäischen Forschungszentrums zur „friedliche[n] Nutzung der Atomenergie“, der späteren [[Europäische Atomgemeinschaft|EURATOM]], das in Italien am 1. Oktober 1960 in Ispra den Betrieb aufgenommen hatte. Auf Mitarbeiterinitiative hin und mit Unterstützung der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Italien ([[Evangelisch-Lutherische Kirche in Italien|ELKI]]) sowie von katholischer Seite suchte der Kreis mit seinem Vorhaben einer „‚uneingeschränkt ökumenische[n]‘ Gemeinde“ einen Pfarrer, den dann die Evangelische Kirche Deutschland 1962 entsandte, der jedoch im gleichen Jahr wieder abberufen und durch einen Pfarrer der ELKI ersetzt wurde (April 1963). Im Hintergrund entstanden auch liturgische Probleme, da „sich niederländische Reformierte nicht ohne weiteres einer [[Evangelisch-lutherische Kirchen|lutherischen Kirche]] einordnen wollten.“ 1964 gaben sich die Mitglieder „eine bewußt ökumenisch weitgefaßte Gemeindeordnung“. Doch die „kirchenrechtliche Anbindung der Gemeinde und ihrer Pfarrer […] zogen sich äußerst zäh und lange hin“; selbst eine persönliche Intervention „während einer Versammlung des Weltrats der Kirchen (ÖRK) in Genf“ mit der Bitte, „eine direkte Abhängigkeit vom [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rat der Kirchen]] zu erlangen“, brachte keine Lösung. Erst im nächsten Schritt: „Anfang November 1967 trat die Evangelisch-Ökumenische Gemeinde [[Ispra]]-[[Varese]] als selbstständiges Gründungsmitglied der ‚Federazione delle Chiese Evangeliche in Italia bei“, konnte die Gemeinde nun die rechtlichen und praktisch-liturgischen Angelegenheiten regulieren. Der Zugehörigkeitskreis der Gemeinde erweiterte sich vom Forschungszentrum auf Betriebsmitglieder der „zahlreichen Industrieunternehmen der Region oder auch der Europaschule“, deren Kinder mit einem Religionsunterricht betreut wurden. Mit einer Spende des Lutherischen Kirchenamtes in Deutschland wurde ein Kirchenbau ermöglicht, Eigentümerin des Geländes und Bauherrin der Kirche war die ELKI. Am 6. Februar 1966 erfolgte die Grundsteinlegung. Die Gemeinde beging 1997 das Jubiläum ''30 Jahre Johannis-Kirche'' in der Ortschaft [[Cocquio Trevisago|Coquio-Caldana]]. (Quellen: Gemeindebriefe / Winfried Becker: ''Unser Weg zu einer ökumenischen Gemeinde.'', Caldana (Mai) 1997, S. 4 f. In: Archiv Beile, Akte 1998, Wertheim.).</ref> == Literarisches Werk == Nach einer rein archivarischen Arbeit über [[Indianer|indianische Kultur]] und Sprachen sowie den Schriftsteller [[Karl May]], befasste sich Beile ab Ende der 1970er Jahre mit dem [[Islam]] – zuerst mit dem [[Schia|Shitiismus]], über den er 1987 ein Buch veröffentlichte und dessen Bedeutung er darin sah, „daß er bewußte oder unbewußte Anleihen gerade der Welt des Christentums entnommen hat.“<ref>Rüdiger Beile: ''Der andere Islam.'' Münchener Reihe. Informationen zum Thema Weltreligionen, Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1987, S. 4.</ref> Es folgte ein Überblick zu Zusammenspiel und Gegensatz beider islamischer Konfessionen im Band ''Weltreligion Islam'', 1993. Im Alter von 69 Jahren schrieb sich Rüdiger Beile in der Philosophischen Fakultät III der Bayrischen Julius-Maximilians-[[Julius-Maximilians-Universität Würzburg|Universität Würzburg]] ein und promovierte am 17. Januar 2003 summa cum laude mit einer Dissertation (opus valde laudabile) zur [[Offenbarung des Johannes]]. Das Werk wurde ein Jahr später verlegt (2. Auflage 2008).<ref>Rüdiger Beile: ''Zwischenruf aus [[Patmos]]. Der zeitgeschichtliche Rahmen der Johannes-Apokalypse und seine Folgen.'', V & R Verlag, Göttingen 2004. ISBN 3-89971-145-9.</ref> '''Kritik'''<br /> „Mit seinen Thesen zur schubweisen Entstehungsgeschichte der Offb in engster Bezogenheit auf konkrete Zeitereignisse im letzten Drittel des 1. Jh. n. Chr., zur biographischen Situation des Verfassers oder etwa zur […] durch übersteigerte Kaiserverehrung gekennzeichneten Regierungszeit [[Domitian|Domitians]] […] (weist Beile) jedwede Abhängigkeit oder gewollte Nähe zu vorausgehender apokalyptischer Literatur entschieden zurück: als gattungsmäßiges 'Unikat' sei die Offenbarung vielmehr deren Überwindung.“<ref>Konrad Huber: ''Eine neue Gesamteinschätzung der Apokalypse des Johannes von Ephesus.'' In: bbs 5/2008.</ref> == Anmerkungen == <references Group="Anm" /> == Werke == * ''Weltreligion Islam'', Münchener Reihe, Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1993. ISBN 3-583-50654-5. * ''Der andere Islam. Die Shiiten'', Münchener Reihe, Evangelischer Presseverband für Bayern, München 1994, (2. Auflage 1996). ISBN 3-583-50647-2. * ''Zwischenruf aus Patmos'', V & R Verlag unipress, Göttingen 2004. ISBN 3-89971-145-9. == Einzelnachweise == <references /> {SORTIERUNG:Beile, Rudiger}} [Kategorie:Evangelischer Theologe (20. Jahrhundert)]] [Kategorie:Neutestamentler]] [Kategorie:Sachbuchautor (Theologie)]] [Kategorie:Person (Evangelische Landeskirche in Baden)]] [Kategorie:Person (Christlich-islamischer Dialog)]] [Kategorie:Person der Jugendbewegung]] [Kategorie:Hochkirchliche Bewegung]] [Kategorie:Deutscher]] [Kategorie:Geboren 1932]] [Kategorie:Mann]] {Personendaten |NAME=Beile, Rüdiger |ALTERNATIVNAMEN= |KURZBESCHREIBUNG=deutscher evangelischer Pfarrer, Theologe und Jugendführer |GEBURTSDATUM=28. Oktober 1932 |GEBURTSORT=[[Karlsruhe]] |STERBEDATUM= |STERBEORT= }} __________________________________________________________________________________________________________________________ __________________________________________________________________________________________________________________________ Eintrag: 19. Mai 2018 in ÖKUMENISCHE BEWEGUNG: == Ökumenische Bewegung in Deutschland == Nachdem sich in der Nachkriegszeit das gesellschaftliche Leben wieder formiert hatte, begann die Jugendgeneration, die in den Ruinen aufgewachsen war, mit kritischen Fragestellungen, die auch vor der Rolle der Kirchen im Nationalsozialismus nicht halt machten. Zum einen wurde von Studenten und jungen Pfarrern mangelnder Widerstand festgestellt bis hin zu bereitwilliger Unterwerfung und gar aktiver Unterstützung - etwa durch die [[Deutsche Christen|Deutschen Christen]] -, zum andern gab es positive Beispiele - die [[Bekennende Kirche]] auf evangelischer Seite -, die als Vorbild dienen konnten. Vor allem wurde jedoch die ‚Trennung der Konfessionen‘, die fehlende Einheit als Ursache für das Versagen empfunden: Gemeinsame Erfahrungen in den Konzentrationslagern habe jedoch zu einem Umdenken geführt. === Nachkriegszeit === Insbesondere in den konfessionellen Jugendorganisationen kam es über vielfache Initiativen zu Gemeinsamkeit, die in den 1960er Jahren schließlich auf allen Ebenen international zu einer Erneuerung in der [[Geschichte der Ökumene]] führte. Parallel entwickelte sich nach dem Wiederaufbau durch die wirtschaftliche Dynamik – vor allem in Westdeutschland mit dem „[[Wirtschaftswunder]]“ – jedoch auch eine Abkehr von alten Traditionen und eine Hinwendung zu einer ‚von Amerika‘ inspirierten Lebensweise ([[American Way of Life|„way of life“]]). '''Beispiel: Evangelische Jungenschaft'''<br /> Die konkrete Entwicklung und eigenständige Reflexion junger Christen in der Aufbruchszeit, die in der Literatur kaum erfasst ist, kann hier über eine Recherche in Quellen und privat gesammelten Unterlagen anhand eines regionalen Beispiels skizziert werden: Aus einer Organisation heraus, der [[Evangelische Jungenschaft#Historische Organisationen|deutschen evangelischen jungenschaft]] (d.e.j.), deren Bundesführer [[Rüdiger Beile]] war, versuchte dieser, die allgemeine „Auswanderung aus dem Gottesdienst” durch eine neue „gemeinschaftsbildende Basis“ aufzuhalten, die er nicht als „Aufgabe der Kirche selbst, das heißt ihrer Amtsträger“ sah, sondern diese müsse „Aufgabe spontaner Initiative einzelner Christen aufgrund der Wirkung des Wortes sein.“ Die als „brennende Frage“ empfundene „Spaltung der Christenheit […] als Schuld auch unserer Kirche“ sollte „mit konkreten Bemühungen zur Behebung solcher ‚Mißstände‘“ angegangen werden. „Eine geistlich fundierte Kirche muß offene Stellen haben, Möglichkeiten, avantgardistisch tätig zu sein“, doch „nicht die Jungenschaft selbst hat hier ein Arbeitsgebiet – das ist vielmehr Aufgabe der aus ihr herausgewachsenen Älteren.“<ref>Rüdiger Beile: ''Jungenschaft in der Kirche.'', in: Broschüre ''Jungenschaftswoche'' des „gau bergstraße“ der d.e.j., Weinheim 1960, S. 21 ff.</ref> Mit diesen programmatischen Aussagen traf Beile einen Nerv in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen nicht nur in seinem Bezirk, doch es dauerte noch, bis Initiativen im Umfeld der Jugendarbeit eine größere Öffentlichkeit erreichten. Anfang 1964 gelang es Beile – mittlerweile als Vikar – auf der „Jugendburg Rotenberg“ eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft einzurichten<ref>[[Mannheimer Morgen]]: ''Die Ökumene kann nur im Stillen gedeihen.'', 14. Januar 1965.</ref>, die „am 22. Januar 1964 im überfüllten Albert-Schweitzer-Saal die jungen Karlsruher Christen aufgerufen hatte.“ [über 900 Teilnehmer: AZ, 11. September 1964] In Anwesenheit des Bruders Rudolf aus [[Communauté_de_Taizé|Taizè]] wurde der „Rotenberger Kreis“ gegründet: „es arbeiten römisch-katholische, altkatholische und evangelische Christen […] zusammen.“<ref>(bt): ''Im Dienste christlicher Einigung.'' In: Badische Volkszeitung (BVZ), 25. Februar 1966.</ref> '''Rotenberger Kreis'''<br /> Der ''Rotenberger Kreis'' veranstaltete „das erste gemeinsame Beten in der Kirchengeschichte Karlsruhes am 12. September 1964 [… mit] über hundert Christen nahezu aller in Karlsruhe vertretenen Bekenntnisse bis hin zur ukrainisch-orthodoxen Kirche.“<ref>BVZ: ''Im Dienste.'', 25. Februar 1966.</ref> Im November 1964 „fand in Mannheim erstmalig ein Treffen junger Christen […] statt“, die beschlossen, innerhalb ihrer Gemeinden „Basisarbeit für eine fruchtbare Ökumene zu leisten.“ Die Zeitung berichtet auch, es gäbe „in anderen bundesrepublikanischen Städten ähnliche Bemühungen, die ihren positiven Niederschlag in Arbeitsgemeinschaften und religiösen Kreisen finden. […] Weite Kreise der Bevölkerung [in Mannheim] haben schon ihren Willen bekundet, bei Diskussionen und Arbeitskreisen mitzuarbeiten.“<ref>Mannheimer Morgen: ''Die Ökumene kann nur im Stillen gedeihen.'', 14. Januar 1963.</ref> In Karlsruhe kam es am 1. Dezember 1965 zum „Beschluß der anwesenden Vertreter des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), des Evangelischen Jugendwerks, der Altkatholischen Jugend und des ‚Rotenberger Kreises‘, gemeinsam eine ökumenische Veranstaltung vorzubereiten und (am 6. Mai 1966) durchzuführen.“<ref>BVZ: ''Im Dienste.'', 25. Februar 1966.</ref> Über die städtischen Gesprächszirkel hinausgehend, wurde es nun auch auf dem Lande möglich, gemeinsame Gottesdienste zu feiern. '''Bossey'''<br /> Einen großen Einfluss auf die jugendlichen Christen, die auch bereitwillig in eine neue Verantwortlichkeit hineinwuchsen, nahmen die Treffen und Seminare in [[Bogis-Bossey#Sehenswürdigkeiten|Bossey]]. Der Fortsetzungsausschuß der ''Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung'' des [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rats der Kirchen]] wurde zu einer ständigen Einrichtung in Genf und „nahm die Bezeichnung ‚Weltkonferenz für praktisches Christentum‘ an. […] Dem Ausschuß war auch die Schaffung eines ökumenischen Jahresseminars in Genf zu verdanken, das Vorbote des Ökumenischen Instituts in Bossey war.“<ref>Jean-Marie Mayeur, [[Kurt Meier (Kirchenhistoriker)|Kurt Meier]] (Hrsg.): ''Die Geschichte des Christentums.'' (Band 12, 1914–1958), Herder, Freiburg-Basel-Wien 1992, S. 63. ISBN 3-451-22262-0.</ref> „Das 1946 vom Ökumenischen Rat gegründete Institut in Bossey wurde ein Ort fruchtbarer Begegnungen für die Führer der östlichen und westlichen Christenheit.“<ref>Ruth Rouse und Stephen Charles Neill: ''Geschichte der Ökumenischen Bewegung (1517–1948).'', Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1958, S. 349.</ref> Die Erfahrungen in den ökumenisch motivierten Verbindungen, qualifizierten diese Generation von „Amtsbrüdern“ verschiedener Konfessionen auch zu einer ‚kollegialen‘ Auseinandersetzung mit Vertretern der Ostkirchen und ab den 1980er-Jahren zu einer Öffnung hin zum Islam. __________________________________________________________________________________________________________________________ Materialien (verarbeitet): / Eintrag in: EVANGELISCHE JUNGENSCHAFT === Jugendbewegung === Rüdiger Beile wurde als Junge im Nationalsozialismus Mitglied der [[Hitlerjugend|HJ]], doch entzog er sich dieser auf Grund der von ihm als unangenehm empfundenen Ideologie bald wieder. Nach Kriegsende beteiligte er sich an der Jugendarbeit der evangelischen Gemeinde in Östringen und kam in Kontakt mit neu gegründeten bündischen Jugendgruppen. Deren Selbstverständnis sprach ihn an und er war 1955 in Karlsruhe Gründer einer Horte der, die sich mit zwei weiteren Gruppen: der [[Kirchheim an der Weinstraße|Kirchheimer]] Jungenschaft und einer Gruppe in [[Dirmstein]] am 1. November 1956 zur ''e.j. 1.11.'' (evangelische Jugend 1.11.) zusammenschloss und sich in der Tradition der [[Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929|dj 1.11.]] sah. „Es war Ende 1954, als Rüdiger Beile, heute [Herbst 1964] Vikar in Mannheim, die Idee der Jungenschaft aus der totgesagten Jugendbewegung aufgriff und in einer kleinen Gruppe mit deren Verwirklichung begann. Die „Bündische Form” bot bald Anlaß zu Kritik, sowohl von innen – eigene Jungen verlassen die „Horte” – wie von außen bei der Suche nach einem „Heim”, das nach eigenen Wünschen und Vorstellungen ausgestaltet werden konnte. – Zunächst bleibt die Jungenschaft auf den Südwesten Karlruhes beschränkt, bis in Durlach neue Gruppen entstehen. Weitere äußere Erfolge – das Heim, ein Keller in der Hirschstraße, wird während der ersten Italiengroßfahrt von den Daheimgebliebenen ausgebaut; die Zahl der Horten nimmt zu – sowie die Aufnahme der Gedanken „tusks”, des Führers der du 1.11., geben Anlaß zur Gründung der e.j. 1.11. (1956). Ein großer Schritt zur autonomen Jungenschaft ist getan. [...] langwierig und zäh geführte Gespräche führen 1958 in Schwäbisch-Hall endlich zum Erfolg: als neuer Bund umfaßt die „deutsche evangelische jungenschaft” (d.e.j.) etwa 180 Jungen in vier Gauen der Städte Kirchheim/Heidelberg, Weinheim, Pforzheim, Ditzingen/Stuttgart und Karlsruhe. Erster Bundesführer der „d.e.j.” ist Rüdiger Beile, aus der Karlsruher e.j.1.11 wird der „gau südwest in der d.e.j.”. [...] Streitikeiten führen 1961 zu einer Spaltung, [...] dem Namen wird ein „58” zur Abgrenzung beigefügt; [...] Erst das Osterlager 1964 bringt eine entscheidende Wende [...] durch den neuerlichen Zusammenschluß zur ‚d.e.j.’”. Am 24./25. Oktober findet das Bundestfest zum 10jährigen Jubiläum statt.<ref>Badische Volkszeitung: ''Zehn Jahre „deutsche evangelische Jungenschaft gau südwest”'', 24. Oktober 1964.</ref> {{Hauptartikel|[[Evangelische Jungenschaft#Historische Organisationen]]}} == deutsche evangelische jungenschaft (d. e. j.), Süddeutschland == Der 1957 noch regionale Bund erweitert sich am 1. November 1958: „In Schwäbisch-Hall treffen sich Führer aus der ‚legion’, der „Evangelischen Jungenschaft Ditzingen” und der ‚e. j. 1. 11.’ und schließen sich zur ‚deutschen evangelischen jungenschaft’ zusammen. Der Bund umfasst bei der Gründung 180 Jungen in den Ortsringen Karlsruhe, Kirchheim/Heidelberg, Nürnberg und Ditzingen/Stuttgart.”<ref>Peter Behret: ''Weg ohne Umkehr ... wir blättern in der Bundeschronik'' in: Broschüre ''Jungenschaftswoche'' des „gau bergstraße” der d. e. j., Weinheim 1960, S. 58. Angaben in der Literatur, der am 1. 11. 1958 gegründete Bund habe den Namen „d.e.j. 58” geführt, entsprechen nicht den Tatsachen. Der „gau bergstraße”, Weinheim, hatte sich der d. e. j. 1959 angeschlossen. Führer des gau bergstraße war Hans-Albrecht Pflästerer. (''Jungenschaftswoche'', Weinheim 1960, S. 8 und 58.)</ref> „Erster Bundesführer der ‚d. e. j.’ ist Rüdiger Beile, aus der Karlsruher e. j. 1. 11 wird der ‚gau südwest’ in der d. e. j.”<ref>[[Badische Neueste Nachrichten]]: ''Zehn Jahre „deutsche evangelische jungenschaft gau südwest”'', 24. Oktober 1964.</ref> === Spaltung und erneuter Zusammenschluss === „Streitigkeiten [...] führen 1961 zu einer Spaltung, die [...] das Leben in den Horten stark beeinträchtigt. [...] Dem Namen wird ein ‚58’ zur Abgrenzung von ‚den anderen’ beigefügt (d. e. j.).” (BNN, ''Zehn Jahre'', 24. Oktober 1964). Die „d. e. j. 58” wird in einer Chronik 1963 aufgeführt mit „Gruppen in Dirmstein, Durlach, Karlsruhe, Landau, Mannheim, Pfeddersheim, Pforzheim, Rotenburg/Fulda und Weinheim; knapp 300 Mitgl.; Bundesführer Hans Albrecht Pflästerer” und auch als Teilnehmer des [[Erster Freideutscher Jugendtag#Spätere Freideutsche Jugendtage und Erinnerungsfeste|Meißnertag]] mit „insgesamt 6000 Teilnehmer[n] am 12. und 13. Oktober” unter „teilnehmende junge Bünde” aufgeführt.<ref>Bernhard Schneider: ''Daten zur Geschichte der Jugendbewegung'', Voggenreiter Verlag, Bad Godesberg 1965, S. 173 f.</ref> Am Meißnertag 1963 nahm auch die d. e. j. teil. {{Zitat|Das Osterlager 1964 bringt eine entscheidende Wende. [...] Unbelastet von früheren Auseinandersetzungen lernen junge Führer ‚die andern’ kennen. Gegensätzliche Auffassungen werden ausgeglichen, neue Treffen vereinbart. Noch vor den Sommerferien wird die Frage, ob ‚d. e. j. 58’ oder ‚d. e. j.’ hinfällig; die ‚deutsche evangelische jungenschaft’ lebt.|[[Badische Neueste Nachrichten]], ''Zehn Jahre'', 24. Oktober 1964}} Und um mehrere Horten erweitert feierte die „deutsche evangelische jungenschaft” am 24./25. Oktober 1964 ihr Bundesfest und zugleich das 10jährige Jubiläum des „gau südwest”. Ziel blieb „eine ‚Gemeinschaft in der Kirche’, die ‚ihr Leben in eigener Bestimmung und in eigener Verantwortung’ gestaltet, wie es in der Ordnung der ‚d. e. j.’ heißt.”<ref>BNN: ''Zehn Jahre „deutsche evangelische jungenschaft gau südwest”'', 24. Oktober 1964.</ref> 1965 übernahm Rüdiger Beile das Pfarramt im südbadischen [[Landkreis Waldshut]] und gründete am 1. November 1966 in Jestetten die e.j.g.1.11. (evangelische jugend grenzland), die mit einer Horte, drei Gruppen und dem für Mädchen und Jungen offenen ''Jugendclub'' bis Mitte der 70er Jahre aktiv war. Im Mittelpunkt standen hier [[Ökumene|ökumenische Aktivitäten]] und Griechenlandfahrten. Gemeinsamkeiten bestanden mit dem Schweizer ''Altpfaderverband Schaffhausen'' (APV). Die Jugenarbeit setzte Beile in seiner ersten Pfarrei in Jestetten/Südbaden mit der Gründung der ''e.j.g.1.11.'' (Evangelische Jugend Grenzland) am 1. November 1967 fort. Zeltlager und [Fahrten]] dominierten hier noch bis Mitte der 70er-Jahre das Gruppen(er)leben. Nach den frühen Italien-Fahrten standen nun Großfahrten mit bis zu 20 Teilnehmern nach Griechenland im Mittelpunkt. In der zweiten Pfarrei in Leimen erneuerte Beile den Gruppenaufbau noch einmal, doch klang für ihn diese organisierte, unabhängige Jugendarbeit Mitte der 1970er Jahre allmählich aus. Die Jugendlichen, ob Mädchen oder Jungen, engagierten sich zunehmend gesellschaftspolitisch - etwa in der Jugendzentrumsbewegung, für Umweltschutz und bewusstere Lebensformen und bevorzugten die Selbstorganisation. Die Vorliebe für Fahrten- und Lagerleben erstarb nicht, doch ließen sich traditionalistische Formen („1.11.”) in der Jugendarbeit kaum mehr fortsetzen. == evangelische jungenschaft 1. November (e.j.1.11.) == In der Tradition der [[Deutsche Jungenschaft vom 1. November 1929|d.j.1.11.]] stand die e.j.1.11., die sich am 1. November 1956 am Neusatzturm bei Neusatzheim auf Initiative von Rüdiger Beile mit sechzig Teilnehmern gründete. Zu diesem Zeitpunkt bestanden drei Gruppen: die ''Kreuzritter'' in [[Karlsruhe]], die [[Kirchheim an der Weinstraße|Kirchheimer]] Jungenschaft und eine Gruppe in [[Dirmstein]]. Mitte 1957 werden acht Gruppen aufgeführt. Zum "Einjährigen Jubiläum" am 1. November 1957 und dem dortigen Anschluss der ''Durlacher Gemeindjugend'' besteht der "junge Bund" aus dreizehn Horten. Die Festlegung einer "Ordnung der e.j.1.11." betont die Unabhängigkeit als "Bund von Jungen in der evangelischen Kirche. [Die e.j.1.11.] gestaltet ihr Leben in eigener Verantwortung".<ref>Archiv Dr. Rüdiger Beile, [[Wertheim]], Unterlagen (Album) 1955 bis 1958.</ref> Während ihrer Italienfahrt im August 1958 besuchte Beiles Gruppe in [[Cadenabbia]] am [[Comer See]], dem Urlaubsort [[Konrad Adenauer|Konrad Adenauers]], den damaligen westdeutschen Bundeskanzler. (Foto 1958 mit Adenauer). == Anmerkungen == <references Group="Anm" /> __________________________________________________________________________________________________________________________ Eintrag in JESTETTEN: == Kirchen == === Evangelische Markusgemeinde === 2015 feierte die evangelische Gemeinde das 50jährige Jubiläum der Markuskirche, deren Einweihungsfeier am 20. Juni 1965 stattgefunden hatte. '''Chronik'''<br /> Die Wurzeln der Gemeinde reichen ins Jahr 1897 zurück, als für die 33 Evangelischen in Jestetten und Umfeld „alle vier bis sechs Wochen im Ratssaal des alten Schulhauses" mit Pfarrverweser Karl Horn aus [[Büsingen]] ein Gottesdienst stattfand. [...] Ab 1926 wurden 12 bis 14 Gottesdienste jährlich im Bürgersaal gefeiert.“ Bis 1943 war der Büsinger Pfarrer Emil Heckel zuständig, der von Pfarrer Waßmer aus Singen abgelöst wurde. Nach dem Krieg wuchs durch die großen [[Deutschland 1945 bis 1949#Flüchtlinge und Vertriebene|Flüchtlingsströme]] die evangelische Bevölkerung sprunghaft an. Nachdem der Anteil der Protestanten im Zollausschlußgebeite auf 16 Prozent gestiegen war, wurde am 1. November 1948 eine selbstständige [[Diaspora|Diaspora]]pfarrei geschaffen. Erster Pfarrer war Harald Porsch. 1955 wurde die Pfarrei zur Kirchengemeinde erhoben und Paul Marquart zum Pfarrer gewählt. Am 31. Mai 1959 wurde das neue Gemeindehaus, das den Namen des [[Markus (Evangelist)|Apostels Markus]] erhielt, eingeweiht und „am 25. Oktober 1964 fand die Grundsteinlegung“ für den Kirchenbau statt.<ref>Evang. Markusgemeinde Jestetten: ''Festschrift zum 50jährigen Jubiläum der Markuskirche'', Herstellung Carla Gromann, 2015, S. 6 bis 8.</ref> '''Ausstattung der Kirche'''<br /> Die Kirche ist ausgestattet mit zwei Kreuzen des Bildhauers Siegfried Fricker sowie Reliefs auf Taufstein und auf dem Vorplatz (2009) von Radegund Fricker. Die Holzkanzel stammt vom Holzbildhauer Gerhard Rieber; Eberhard Rieber schuf Krippenstelen (2012). '''Jestetter Pfarrer'''<br > Außer den unter ''Chronik'' genannten Pfarrern amtierte nach P. Marquart ab 1. Mai 1965 als Pfarrverwalter und ab 1. August 1965 als Pfarrer, Rüdiger Beile, der – zuständig auch für die Klettgau-Gemeinden [[Erzingen (Klettgau)|Erzingen]] und [[Grießen (Klettgau)|Grießen]] – sich mit der Begründung von [[Evangelische Jungenschaft|Jugendarbeit]] und dem ersten [[Geschichte der Ökumene|ökumenischen]] Gottesdienst in der Region noch im August 1965 zusammen mit dem [[Altkatholische Kirche|altkatholischen]] Pfarrer Bürke aus [[Dettighofen]] einen Namen machte.<ref>Autor ''ckl'': ''Besonderer Einsatz im Kampf gegen Gleichgültigkeit'', [[Südkurier]], 4. September 1965.</ref> Damit begründete er eine Tradition, die später auch zusammen mit der katholischen Gemeinde fortgesetzt wurde. Rüdiger Beile verblieb bis Februar 1971, gefolgt von den Pfarrern: * Karl-Heinz Beer (August 1971 – August 1976) * Uwe Lindemann (August 1977 – Januar 1992) * Peter Sebeties (Januar 1993 – Oktober 1999) * Pfarrerin Sibylle Krause (seit August 2000) __________________________________________________________________________________________________________________________ === Beispiel: Evangelische Jungenschaft === Die konkrete Entwicklung und eigenständige Reflexion junger Christen in der Aufbruchszeit, die in der Literatur kaum erfasst ist, kann hier über eine Recherche in Quellen und privat gesammelten Unterlagen anhand eines regionalen Beispiels skizziert werden: Aus einer Organisation heraus, der [[Evangelische Jungenschaft#Historische Organisationen|deutschen evangelischen jungenschaft]] (d.e.j.), deren Bundesführer [[Rüdiger Beile]] war, versuchte dieser, die allgemeine „Auswanderung aus dem Gottesdienst” durch eine neue „gemeinschaftsbildende Basis“ aufzuhalten, die er nicht als „Aufgabe der Kirche selbst, das heißt ihrer Amtsträger“ sah, sondern diese müsse „Aufgabe spontaner Initiative einzelner Christen aufgrund der Wirkung des Wortes sein.“ Die als „brennende Frage“ empfundene „Spaltung der Christenheit […] als Schuld auch unserer Kirche“ sollte „mit konkreten Bemühungen zur Behebung solcher ‚Mißstände‘“ angegangen werden. „Eine geistlich fundierte Kirche muß offene Stellen haben, Möglichkeiten, avantgardistisch tätig zu sein“, doch „nicht die Jungenschaft selbst hat hier ein Arbeitsgebiet – das ist vielmehr Aufgabe der aus ihr herausgewachsenen Älteren.“<ref>Rüdiger Beile: ''Jungenschaft in der Kirche.'', in: Broschüre ''Jungenschaftswoche'' des „gau bergstraße“ der d.e.j., Weinheim 1960, S. 21 ff.</ref> Mit diesen programmatischen Aussagen traf Beile einen Nerv in den innerkirchlichen Auseinandersetzungen nicht nur in seinem Bezirk, doch es dauerte noch, bis Initiativen im Umfeld der Jugendarbeit eine größere Öffentlichkeit erreichten. Anfang 1964 gelang es Beile – mittlerweile als Vikar – auf der „Jugendburg Rotenberg“ eine ökumenische Arbeitsgemeinschaft einzurichten,<ref>[[Mannheimer Morgen]]: ''Die Ökumene kann nur im Stillen gedeihen.'', 14. Januar 1965.</ref> die „am 22. Januar 1964 im überfüllten Albert-Schweitzer-Saal die jungen Karlsruher Christen aufgerufen hatte.“ [über 900 Teilnehmer: AZ, 11. September 1964] In Anwesenheit des Bruders Rudolf aus [[Communauté_de_Taizé|Taizè]] wurde der „Rotenberger Kreis“ gegründet: „es arbeiten römisch-katholische, altkatholische und evangelische Christen […] zusammen.“<ref>(bt): ''Im Dienste christlicher Einigung.'' In: Badische Volkszeitung (BVZ), 25. Februar 1966.</ref> === Rotenberger Kreis === Der ''Rotenberger Kreis'' veranstaltete „das erste gemeinsame Beten in der Kirchengeschichte Karlsruhes am 12. September 1964 [… mit] über hundert Christen nahezu aller in Karlsruhe vertretenen Bekenntnisse bis hin zur ukrainisch-orthodoxen Kirche.“<ref>BVZ: ''Im Dienste.'', 25. Februar 1966.</ref> Im November 1964 „fand in Mannheim erstmals ein Treffen junger Christen […] statt“, die beschlossen, innerhalb ihrer Gemeinden „Basisarbeit für eine fruchtbare Ökumene zu leisten.“ Die Zeitung berichtet auch, es gäbe „in anderen bundesrepublikanischen Städten ähnliche Bemühungen, die ihren positiven Niederschlag in Arbeitsgemeinschaften und religiösen Kreisen finden. […] Weite Kreise der Bevölkerung [in Mannheim] haben schon ihren Willen bekundet, bei Diskussionen und Arbeitskreisen mitzuarbeiten.“<ref>Mannheimer Morgen: ''Die Ökumene kann nur im Stillen gedeihen.'', 14. Januar 1963.</ref> In Karlsruhe kam es am 1. Dezember 1965 zum „Beschluß der anwesenden Vertreter des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), des Evangelischen Jugendwerks, der Altkatholischen Jugend und des ‚Rotenberger Kreises‘, gemeinsam eine ökumenische Veranstaltung vorzubereiten und (am 6. Mai 1966) durchzuführen.“<ref>BVZ: ''Im Dienste.'', 25. Februar 1966.</ref> Über die städtischen Gesprächszirkel hinausgehend, wurde es nun auch auf dem Lande möglich, gemeinsame Gottesdienste zu feiern. === Bossey === Einen großen Einfluss auf die jugendlichen Christen, die auch bereitwillig in eine neue Verantwortlichkeit hineinwuchsen, nahmen die Treffen und Seminare in [[Bogis-Bossey#Sehenswürdigkeiten|Bossey]]. Der Fortsetzungsausschuß der ''Bewegung für Glauben und Kirchenverfassung'' des [[Ökumenischer Rat der Kirchen|Ökumenischen Rats der Kirchen]] wurde zu einer ständigen Einrichtung in Genf und „nahm die Bezeichnung ‚Weltkonferenz für praktisches Christentum‘ an. […] Dem Ausschuß war auch die Schaffung eines ökumenischen Jahresseminars in Genf zu verdanken, das Vorbote des Ökumenischen Instituts in Bossey war.“<ref>Jean-Marie Mayeur, [[Kurt Meier (Kirchenhistoriker)|Kurt Meier]] (Hrsg.): ''Die Geschichte des Christentums.'' (Band 12, 1914–1958), Herder, Freiburg-Basel-Wien 1992, S. 63. ISBN 3-451-22262-0.</ref>