Benutzer:Gkowar/Dimanche à Peking
Film | |
Originaltitel | Dimanche à Pekin |
Produktionsland | Frankreich |
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Originalsprache | Französisch |
Erscheinungsjahr | 1956 |
Länge | 22 Minuten |
Stab | |
Regie | Chris Marker |
Drehbuch | Chris Marker |
Produktion | Argos Films |
Musik | Pierre Barbaud |
Kamera | Chris Marker |
Schnitt | Francine Grubert |
Besetzung | |
Gilles Quéant (Sprecher) |
Dimanche à Pékin (Deutsche Übersetzung: Ein Sonntag in Peking) ist ein Essayfilm des französischen Filmemachers Chris Marker aus dem Jahr 1956. Der Film gibt die Erlebnisse, Beobachtungen und Überlegungen wider, die ein fiktiver Flaneur auf einem sonntäglichen Spaziergang durch das Peking der 1950er Jahre macht. Der Film wurde bei den Internationalen Tagen des Kurzfilms in Tours 1956 ausgezeichnet.
Inhalt
Der Film beginnt mit einer Kindheitserinnerung, der Betrachtung eines Bildes in einem Buch, welches die figurengesäumte Straße der Seelen zeigt, die zu den Ming Gräbern nördlich von Beijing führt. Der Blick setzt den kindlichen Wunsch einer Reise nach Peking frei, die dreißig Jahre später angetreten werden kann. Eine Reise, die ins "Nirgendwo" führt, was "ein Symbol für China" sei, wie der Sprecher sagt. Damit wird schon zu Beginn ein zentrales Thema des Filmes angesprochen: der Blick des Westens auf China, ein Blick der voll von Klischees und kolonialen Vorstellungen sein kann.
Der in zwei Wochen gedrehte Film wird formal auf einen Sonntagsspaziergang reduziert, die Person aus dem Westen versucht dabei, das Gesehene zu verstehen und ihm einen Sinn zu geben. Dabei ist sich der Erzähler der kulturellen Wahrnehmungsmuster, die zu Widersprüchen und Mißverständnissen führen können, stets bewusst. Er spricht sie in einer ironischen und humorvollen Weise an, ohne jedoch belehrend zu wirken. So erinnert ihn ein altes Viertel in Peking an das "China der Filme". Wie der Erzähler meint, würde jeden Augenblick erwarten, Humphrey Bogart in einem weißen Anzug aus einer Opiumhöhle treten zu sehen. An anderer Stelle wird der Flaneur als Besucher zu einer Modellschule in Peking geführt und erregt großes Interesse, als er den SchülerInnen ein französisches Schulbuch zeigt, "welches bei den jungen Chinesen den Nervenkitzel des Exotismus (westlicher Kultur) hervorruft." Damit wechselt Marker die Perspektive und läßt den Blick auf die Kultur des Zusehers zu.
Sei es die Beobachtung der offiziellen Parade am 1. Oktober, dem Revolutionstag, die Farbenpracht der Läden, der Besuch der Chinesischen Oper oder der kurze Exkurs zur Geschichte des Landes, überall mischen sich Illusion und Desillusionierung, Ernsthaftigkeit und Ironie zu einer Melange unkonventionellen und sehr individuellen Erzählens. Individuelle Wahrnehmung und Interpretation siegen dabei oft über politische Correctness und unhinterfragte Wahrheiten. Selbst mit den Werten der Revolution in China (und der politischen Rezeption des Westens) spielt er, wenn ihn der Blick auf einen Radfahrer mit Mundschutz verleitet, sich subversiv zu den Zielen der Chinesischen Revolution zu äußern. Die chinesische Revolution sei eine "Revolution gegen den Kapitalismus, den Staub, die Krankheiten und die Fliegen gewesen. Kapitalisten möge es ja in China vereinzelt noch geben, die Fliegen seien aber verschwunden".
Wie als Zusammenfassung des Appels für ein gegenseitiges Verstehen schließt der Film mit einem ernsthaften Appel: China ist nun aufgerufen, sich zu offenbaren und von uns würde verlangt, zu verstehen. Diese sensiblen Gesichter, diese Männer, diese Frauen, diese Kinder, mit denen wir die Geschichte teilen und das Brot teilen!
Hintergrund
Dimanche à Pékin wurde in fünfzehn Tagen während einer Reise mit der Chinesisch-Französischen Freundschaftsgesellschaft (Amités Franco-Chinois) gedreht. Der Film täuscht vor, die Erlebnisse eines Tages in einer Art Notizbuch festzuhalten. Er nennt für viele Sequenzen konkrete Tageszeiten. Adressiert ist er als Brief an einen Freund. Diese Technik eines fiktiven Adressaten wird Marker von nun an in vielen seiner Filmessays verwendet werden.
Wiewohl Chris Marker immer wieder betont hat, daß der Film kein Essay über China sei, denn dazu sei mehr Zeit und mehr Anstrengung notwendig, sind die essayistische Elemente des Fims unverkennbar, etwa wenn er auf den objektivierten Kommentar des Sprechers verzichtet und dafür auf eine sehr subjektive Weise das Gefilmte interpretiert.
“This technique aligns with the ideas Marker has continued to play with throughout his creative life – that is, the transient nature of historical truth and its unavoidable entanglement with personal memories and cultural forms.In this context, Dimanche á Pekin can be read as a humble contribution to the multitude of voices that try to describe a city that, to this day, is overrun with cultural stereotypes, mysticism, and mythologies, communist and anti-communist propaganda”
Wie Orlene Denise McMahon betont, ist der Film auch ein Kommentar zum Wandel der chinesischen Cesellschaft, wenn Marker etwa in einer der Schlußsequenzen im Park beim Anblick von sich erholenden Familie bemerkt: Man stellt sich Fragen, über die Vergangenheit und die Zukunft (Chinas). Tatsächlich verwandelt sich China in den1950er Jahren von einer traditionellen, auf der landwirtschaft beruhenden Gesellschaft hin zum modernen kommunistischen China Mao Zedongs. zwei Jahre nach fertigstellung des Films sollte mit der Politik des Großen Sprung nach Vorne jene zentralistischen Maßnahmen eingeleitet werden, die China zu einer Wirtschaftsmacht umgestalten sollten, aber Millionen von Menschen das Leben kostete[2].
Rezeption
With his short Sunday in Peking, however, Marker explicitly strives to film China - a place historically viewed as "exotic" - from a perspective that is neither by Orientalism nor by a colonizing gaze but instead by intelligence.
Immerhin hatte seine Bemerkung zu den Fliegenseine Bemerkungen zur Chinesischen revolution (siehe Inhalt) hatten die
Literatur
Nora M. Alter: Chris Marker. University of Illionois Press, Urbana and Chicago 2006.
Weblinks
- Dimanche à Pékin auf film-documentaire.fr (französisch)
- Dimanche à Pékin auf der Internet Movie Database (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ "http://sensesofcinema.com/2009/cteq/all-the-thrills-of-the-exotic-collective-memory-and-cultural-performance-in-chris-markers-dimanche-a-pekin/"
- ↑ Holly Rogers: Music and Sound in Documentary Film. Routledge, Ney York and London 1918.
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