Benutzer:Glaubauf/Theodor Körner (Offizier)

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Theodor Körner, Edler von Siegringen , (* 24. April 1873 in Komorn ,† 4. Januar 1957 in Wien ), war ein österreichischer General , Wiener Bürgermeister von 1945-1951 und von 1951-1957 der erste vom Volk direkt gewählte Bundespräsident der Republik Österreich .

Biographie

Herkunft und Ausbildung

Geboren 1873, verbrachte Theodor gemeinsam mit seiner um ein Jahr älteren Schwester Rosa und dem um ein Jahr jüngeren Bruder Richard seine Kindheit in den jeweiligen Dienstorten des Vaters, Theodor Karl Körner, der als Hauptmann bei der Artillerie diente. Dazu zählten etwa neben Komorn , Josefstadt in Böhmen und Kretscham, ein Vorort von Kratzau in Nordböhmen. Die drei Geschwister waren also richtige „Tornisterkinder“, die jeweils mit der Versetzung des Vaters ebenfalls den Wohnsitz wechseln mußten.

Die Familie lebte in bescheidensten Verhältnissen. Schon 1871 konnte der Vater die für seine Heirat erforderliche Kaution nur mit Hilfe einer Hypothek auf die Gastwirtschaft seines Schwiegervaters aufbringen. Die 1878 erfolgte Pensionierung des knapp fünfzigjährigen Hauptmannes I. Klasse erzwang dann infolge der jetzt noch schlechteren finanziellen Lage der Familie nach einiger Zeit die Übersiedelung nach Wien .

Hier verdingte sich der Vater als „ Diurnist “, also als beamteter Taglöhner, im Finanzministerium . Mit dem Verdienst von drei Kronen täglich konnte er dadurch das Familienbudget aufbessern. Er übte diese Tätigkeit übrigens bis zu seinem achtzigsten Lebensjahr aus. Auch die im April 1900 erfolgte Nobilitierung änderte nichts an den finanziellen Verhältnissen. Noch vor der Übersiedelung besuchte Theodor die Realschule in Reichenberg und absolvierte 1887/88 ein Jahr in der Oberrealschule in Wien.1888 gelang der Wechsel an die Militärrealschule in Mährisch-Weißkirchen , wo sein Bruder Richard bereits einen Freiplatz hatte.

1891 trat Theodor Körner in die schon 1717 von Prinz Eugen gegründete k.u.k. Technische Militärakademie in der Wiener Stiftskaserne , die also wesentlich älter war als die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt, ein und wurde als Pionieroffizier ausgebildet. Als Klassenbester des höchsten Jahrganges durfte er sich nach der Ausmusterung als Leutnant 1894 seinen ersten Dienstort selbst aussuchen. Theodor Körner wählte die Pionierkaserne in Klosterneuburg, wo er dann auch seine ersten drei Offiziersjahre verbrachte.

Offizier im Frieden

Der junge Pionier - Leutnant Theodor Körner war dienstfordernd aber wohlwollend, verlangte viel von seinen Soldaten, aber nicht mehr als von sich selbst. Er machte nämlich alle Arbeiten des Pionierdienstes, auch die einfachsten und schmutzigsten, selbst mit. Das war für einen Offizier damals völlig ungewöhnlich, führte aber dazu, daß ihn die Truppe besonders achtete und respektierte. Er suchte auch um Aufnahme in die Kriegsschule an, um in den Generalstab übernommen zu werden. Nach Ablegung einer Vorprüfung und der Hauptprüfung gelang ihm im Herbst 1897 die Aufnahme in die Kriegsschule. Den zweijährigen Lehrgang absolvierte er mit sehr gutem Erfolg, wurde 1898 zum Oberleutnant befördert und nach der Absolvierung des Generalstabskurses der 72. Brigade der 36. Infanteriedivision in Agram zugeteilt.

Im Sommer des Jahres 1897 hatte Körner auch Gelegeheit, seine besonderen Fähigkeiten als Pionieroffizier unter Beweis zu stellen. Der Wienfluss stieg nämlich wegen 60 Stunden langer Regenfälle in kurzer Zeit um zweieinhalb Meter. Infolge aufgestauter Bäume war der gesamte Wiener Bezirk Meidling von einer massiven Überschwemmung bedroht. Körner beseitigte persönlich mit vier Freiwilligen aus seiner Kompanie die gefährlichen Verklausungen bei der Meidlinger Gaswerkbrücke und bannte somit die Gefahr einer Überschwemmung des gesamten Bezirkes. Er wurde dafür mit dem Militärverdienstkreuz III. Klasse ausgezeichnet.

1904 in das Telegraphenbüro des Generalstabs versetzt, entwickelte sich Körner dort rasch zur entscheidenden Persönlichkeit. Das Problem in modernen, immer größeren Armeen Massenverbände von Truppen effizient führen zu können, wurde nämlich am Vorabend des Weltkrieges immer drängender. Daher betraute man den jungen Generalstabshauptmann Theodor Körner mit der Neuorganisation des gesamten, militärischen Verbindungswesens. Körner löste die Aufgabe, indem er für einen eventuellen Mobilisierungs - und Kriegsfall auch die zivile telegraphische Infrastruktur in die militärische miteinbezog. Auch das Truppentelefon wurde völlig neu gestaltet. Eigene, neu aufzustellende Telegraphenregimenter sollten in Zukunft für die Verbindung unter den Verbänden sorgen. Für diese Leistung wurde Körner mit dem Orden der Eisernen Krone III. Klasse ausgezeichnet. Die Jahre 19O8-1910 verbrachte er als Generalstabsoffizier bei der 19. Infanteriedivision in Mostar . 1910 wurde er auch gemeinsam mit seinem Bruder und seinem Vater (!) zum Major befördert. Im selben Jahr wurde der schon 1909 mit dem hohen Orden der Eisernen Krone ausgezeichnete Körner zum Infanterieregiment nach Löcse in Ungarn versetzt. 1912 erfolgte dann die Berufung als Lehrer für den operativen Generalstabsdienst an die Kriegsschule nach Wien. Diese Lehrtätigkeit übte Körner dann bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges aus.

Im Ersten Weltkrieg

Im Ersten Weltkrieg wurde Oberstleutnant Theodor Körner zunächst nach Bosnien abkommandiert. Seine Aufgabe bestand in der Folge vor allem darin, jene Truppenteile, die durch die gescheiterten Offensiven gegen Serbien zersprengt und teilweise demoralisiert waren, zu sammeln und neu zu organisieren. Ein Auftrag, der Körner nur wenig befriedigte. Die Bildung eines neuen Oberkommandos in Peterwardein unter der Leitung des Generals der Kavallerie Erzherzog Eugen , bedeutete dann für Körner einen deutlichen Karrieresprung. Der neue Generalstabschef Feldmarschallleutnant Alfred Krauß berief ihn nämlich zu Weihnachten 1914 in das Hauptquartier, wo auch sein Bruder Richard Körner als Artilleriereferent tätig war. Obwohl dieser schon 1915 fiel, ging er als „Retter von Görz“ in die Geschichte ein. Beim ersten Angriff nach dem Kriegseintritt Italiens am 27. Mai 1915 hatte er nämlich Teile der schweren Artillerie, die sich auftragsgemäß schon auf dem Rückzug befanden, zurückgehalten und damit Görz erfolgreich verteidigt.[1] Krauß betraute Oberst Theodor Körner inoffiziell mit den Agenden des Leiters der Operationsabteilung, weil er keinen offiziellen Stellvertreter haben wollte, ließ dabei aber Körner weitgehend freie Hand im operativen Bereich. Die 6. Armee wurde aufgelöst und die Kampftruppen in der 5. Armee konzentriert.

An der Isonzofront

Als sich der Kriegseintritt Italiens immer deutlicher abzeichnete, wurde das Kommando der Balkanstreitkräfte und die 5. Armee an die kommende Südwestfront verlegt. Körner konzipierte dafür den Operations- und Aufmarschplan und war damit seinen außerordentlichen Fähigkeiten entsprechend eingesetzt. Unmittelbar nach dem Kriegseintritt Italiens am 23. Mai 1915 wurde Körner zum Generalstabschef des XV. Armeekorps ernannt, das eine Frontlänge von 27 Kilometern zwischen Krn und Auzza zu verteidigen hatte. Er ließ sofort intensiven Stellungsbau betreiben, da es sich um noch völlig ungeschütztes Gelände handelte, und ein tiefgestaffeltes Verteidigungssystem aus Gräben, Stützpunkten und Kavernen errichten, das wesentlich dazu beitrug, dass die Isonzofront trotz elf erbitterter Schlachten gehalten werden konnte. Derartige Maßnahmen zur Geländeverstärkung ließ er auch umgehend vorrangig durchführen, als er nach der 9. Isonzoschlacht (31. Oktober bis 4. November 1916) als Generalstabchef des VII. Armeekorps verwendet wurde.

Durch seinen unermüdlichen persönlichen Einsatz wurde er rasch zu einem der bekanntesten hohen Offiziere im Frontbereich. Ein Angebot, in das Kriegsministerium nach Wien zu wechseln, lehnte er aber ab, da ein lediger Offizier seiner Meinung nach an der Front zu dienen habe. Aufgrund seiner außerordentlichen Leistungen beantragten seine Vorgesetzten, allen voran Erzherzog Eugen und Generaloberst Boroevic die Verleihung des Militär-Maria-Theresien-Ordens an den Obersten im Generalstabskorps Theodor Körner. Der Antrag wurde jedoch durch das IV. Ordenskapitel , das erst zwischen 1. Oktober 1920 und dem 7. März 1921 seine Beratungen, also in einem gänzlich veränderten politischen Umfeld abhielt, einstimmig (!) abgelehnt.

Nach der 11. Isonzoschlacht wurde die Front in zwei Abschnitte geteilt und Körner zum Generalstabschef der 1. Isonzoarmee ernannt. Auch der mit deutscher Hilfe erfolgreiche Durchbruch bei Flitsch-Tolmein und der Vorstoß über den Tagliamento an den Piave in der 12. Isonzoschlacht (24. bis 27.Oktober 1917) konnten jedoch eine Niederlage der Mittelmächte ebensowenig verhindern wie Österreich-Ungarns letzte Offensive im Juni 1918. Ende 1917 war noch die 2. Isonzoarmee mit der ersten vereinigt und Körner zum Generalstabschef der gesamten neuen Isonzo-Armee ernannt worden, was aber nichts mehr an der Gesamtlage änderte. Nach dem völligen Zusammenbruch der k.u.k. Armee bei Kriegsende im November 1918 und dem Debakel des Waffenstillstandes von Villa Giusti schlug er sich mit etwa achtzig Soldaten nach Laibach durch, um nicht in italienische Gefangenschaft zu geraten. Dort habe man dann Körner, so Kollman, vor allen Leuten bitterlich weinen sehen .[2] Schließlich kehrte er mit der Bahn nach Wien zurück.

Dienst im Heer der Republik

Zwischenspiel Volkswehr

In Wien trat Körner zunächst für kurze Zeit in die Volkswehr, das kurzlebige militärische Provisorium der neuen Republik Deutsch-Österreich ein. Als Leiter des Präsidialbüros im Staatsamt für Heereswesen setzte er sich besonders für die Verteilung der noch in beträchtlichen Mengen in den Depots der ehemaligen K.u.k.- Armee lagernden Konsumgüter an die Bevölkerung ein, um die bittere Not der Nachkriegszeit zu lindern, womit er sich nicht nur Freunde machte, da viele die Lagerbestände in das neue, sich schon abzeichnende Berufsheer übernehmen wollten. Darüber hinaus galt sein besonderes Engagement dem Bildungswesen der Volkswehr. Die Volkswehrmänner sollten Gelegenheit haben, ihre Dienstzeit für die Weiterbildung zu nutzen. Ein eigenes Bildungsreferat wurde dafür im Staatsamt eingerichtet.

Nach den Nationalratswahlen vom 16. Februar 1919 schieden die Deutschnationalen aus der Regierung aus, da Sozialdemokraten und Christlichsoziale eine große Koalition bildeten. Dr. Julius Deutsch wurde zum neuen Staatssekretär für Heereswesen ernannt. Im März 1919 berief er Körner zum Amtsleiter des Staatsamtes. Da sich das Ende der Volkswehr schon abzeichnete und nach dem Willen der Siegermäche Österreich offensichtlich lediglich ein 30.000 Mann starkes Berufsheer zugebilligt werden sollte, erwartete Körner eine Fülle von Aufgaben. Demobilisierung der Volkswehr und die personellen Vorbereitungen für den Aufbau des neuen Berufsheeres waren dabei die umfangreichsten und schwierigsten.

Im okroyierten Berufsheer

1920 wurde Körner in das von den Siegermächten oktroyierte Berufsheer übernommen. In dieser nun als Österreichisches Bundesheer bezeichneten Armee der Ersten Republik fiel ihm unter anderem die schwierige Aufgabe zu, aus knapp zehntausend Freiwilligenmeldungen jene 1500 Offiziere auszwählen, die in dem neuen Heer aufgrund der Beschränkungen des Vertrages von St. Germain dienen durften. Diese waren auch nach Dienstalter und Dienstgrad dienstrechtlich neu einzustufen, wodurch sich Körner zwangsweise viele Feinde machte, da er eben aus knapp zehntausend Freiwilligenmeldungen nur eintausendfünfhundert Offiziere anstellen konnte.Schließlich fühlten sich viele ungerecht behandelt. Dazu zählten vor allem jene, die nicht in das neue Heer aufgenommen werden konnten. Auch die jüngeren Majore, die auf Druck der Siegermächte auf den neuen Dienstgrad „Stabs - Hauptmann“ bzw. „Stabs - Rittmeister“ zurückgesetzt werden mussten, sahen in Körner ein Feindbild. Besonders schwierig war dabei die Einreihung der Marineoffiziere,da die Republik ja über keine Flotte verfügte. Körner stellte vor allem ältere, erfahrene Offiziere an. Dies führte zu dem grotesken Umstand, dass es 1923 bei einer Gesamtzahl von 1318 Offizieren zwar fünf Generalmajore aber nur einen einzigen Leutnant gab. Für Körners Bestrebungen, ein republikanisch- demokratisch denkendes Offizierskorps zu bilden, war diese Anstellungspolik äußerst kontraproduktiv, da die ehemaligen Angehörigen der Habsburger - Armee die neue Republik übrwiegend ablehnten. Dies trug dazu bei, dass der 1923 zum Heeresinspektor ernannte Körner, bei seinen Bestrebungen, ein Offizierskorps mit republikanisch - demokratischem Charakter aufzubauen, vollkommen scheiterte. Nach Körners Vorstellungen sollten die Soldaten wie etwa in der Schweiz im Vollbesitz ihrer staatsbürgerlichen Rechte bleiben und nicht wie bisher in der K.u.k. Armee politisch rechtlos (kein Wahlrecht etc.) sein.

Mit diesen Vorstellungen geriet Körner schließlich in unauflösbaren Gegensatz zu dem christlich-sozialen Verteidigungsminister Carl Vaugoin. Diesem schwebte nämlich ein eher repräsentatives, ganz in der Vergangenheit verhaftetes Heer vor, weshalb er auch die Traditionspflege der Habsburger - Armee einführte und forcierte. Die Folge dieser unvereinbar divergierenden Auffassungen war die Pensionierung Körners am 1. Februar 1924 bei gleichzeitiger Beförderung zum General. Damit war seine militärische Laufbahn beendet, seine politische Karriere aber begann, und zwar zunächst als Wiener Bundesrat und sollte ihn nach dem Zweiten Weltkrieg in das Amt des Wiener Bürgermeister und jenes des Bundespräsidenten der Republik Österreich führen.

Körners Leistungen als Offizier sind deshalb besonders relevant, weil er dadurch nach dem Zweiten Weltkrieg als durch die Siegermächte allseits geachteter, in jeder Hinsicht integrer Ansprechpartner - er war auch im Widerstand tätig - galt. Dies war besonders in der schwierigen Besatzungszeit bis 1956 von unermeßlichem Wert. Schließlich ging es damals primär aber nicht nur um den Staatsvertrag und somit um die Wiedererlangung der Freiheit Österreichs als souveräner Staat.

Literatur

  • Eric C. Kollman: Theodor Körner - Militär und Politk, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 1973.
  • Personalakt Oberstleutnant des Artilleriestabes Richard Körner, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Wien.
  • Karl Glaubauf: Die Volkswehr 1918-20 und die Gründung der Republik, Stöhr-Verlagsbuchhandlung, Wien 1993, ISBN 3-901208-08-9.
  • Ludwig Jedlicka: Ein Heer im Schatten der Parteien , Wien 1955.

Einzelnachweise

  1. Personalakt Oberstleutnant des Artilleriestabes Richard Körner, Österreichisches Staatsarchiv/Kriegsarchiv, Wien
  2. Eric Kollman: Theodor Körner, Militär und Politik, Wien 1973, S.65