Benutzer:GoldenerMönch/Elektra (Sophokles)
Sophokles’ „Elektra“ und Euripides’ „Elektra“ – ein Vergleich
„„Vater! Agamemnon, dein Tag wird kommen. Von den Sternen stürzt alle Zeit herab, so wird das Blut aus hundert Kehlen stürzen in dein Grab!“ Besessen vom Gedanken, den Vater zu rächen, reißt Elektra alle Schranken nieder, die den Rest eines Familienlebens noch ermöglichen könnten: der Bruder muss zum Mörder der Mutter und ihres Geliebten werden, die Schwester darf keinen Gedanken an eine harmonische Normalität verschwenden – nichts soll sich der Erinnerung an den Übervater Agamemnon entgegenstellen.“ Diese Worte zeigen, dass die Figur der Elektra auch heute noch lebendig ist: Sie sind einer Kritik über eine gegenwärtige Aufführung von Richard Strauss’ „Elektra“ entnommen. Ziel dieser Arbeit ist es, im Detail auf die Beweggründe Elektras für ihren Racheakt einzugehen. Hierbei wird nicht nur ihr Hass, als ihre Triebfeder, analysiert, sondern auch die Beziehung der einzelnen Personen untereinander. Überdies soll unter all diesen Gesichtspunkten zwischen der „Elektra“ des Sophokles und der des Euripides verglichen werden.
Um eine geeignete Basis für den Vergleich zu schaffen, sind zuerst einige Informationen nötig. Deshalb werden an erster Stelle die beiden Autoren behandelt. Hierbei wird Sophokles zunächst genannt, da er vor Euripides geboren wurde und er seine „Elektra“ wohl früher verfasste.
Sophokles’ Biographie
Sophokles war einer der kreativsten und erfolgreichsten athenischen Tragiker überhaupt. Genaue Lebensdaten sind nicht überliefert, aber wahrscheinlich lebte er von 497/496 v. Chr. bis 406/405 v. Chr. Er genoss in seiner Jugend eine ausgezeichnete Bildung, vor allem in Musik und Sport, da er als Sohn von Sophillos einer vornehmen Familie entsprang. Er war nicht nur als Tragiker, sondern auch als Stratege im Samischen Krieg (441-439 v. Chr.) zusammen mit Perikles und als Priester des Heilheros Halon aktiv. Auf Grund dieser zahlreichen öffentlichen Aufgaben und seiner Aufgeschlossenheit stand er auch in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Aischylos, Herodot und vielleicht sogar Sokrates. Von seinen frühesten Werken bis zu seinen letzten Werken ist ein deutlicher Wandel erkennbar. Allgemein ist zu sagen, dass er das Schreiben, besonders die Dichtung, von Aischylos, welchen er sehr verehrte, aber dennoch kritisch betrachtete, lernte. Zu seinem eigenen Stil bemerkt er: „Er [Sophokles] habe, nach seinen eigenen Worten, zuerst den großartigen, bombastischen Stil des Aischylos imitiert, dann den eigenen herben und gekünstelten geschrieben, bis er zuletzt den richtigen herausfand, der dem Wesen seiner Gestalten seinem Urteil nach am besten entsprach.“ Insgesamt schrieb Sophokles 123 Stücke (darunter Tragödien, Elegien, Päane und Fragmente). Mit den Tragödien siegte er meist oder wurde zumindest zweiter. Erhalten sind aber nur sieben Tragödien und die Fragmente „Ichneutai“ und „Inachos“.
Euripides’ Biographie
Euripides liebte im Gegensatz zu Sophokles nicht das öffentliche Leben, sondern war „mürrisch, stets in Gedanken vertieft und verschlossen“ Deshalb hatte er auch nie irgendwelche politischen Ämter inne. Trotzdem genoss er Ansehen in Athen, was man daran sieht, dass er beauftragt wurde ein Grabgedicht für die vor Syrakus Gefallenen zu schreiben. Wenige Jahre nach seiner Geburt im Jahr 485/484 v. Chr. wurde er auf Grund eines Orakels, welches seinem Vater Mnesarchos gegeben wurde, im Pankration und im Faustkampf erzogen. Aber schon bald wandte er sich vom Sport ab, hin zum geistigen Tun, neben der Tragödiendichtung der Malerei und dem Kultdienst des Apoll, in dem er als Tänzer und Fackelträger auftrat. Er wurde von Persönlichkeiten wie Anaxagoras, Prodikos und Protagoras erzogen. Später heiratete er, zuerst Melito und dann Choirile, welche Euripides den Jüngeren gebar, der Dramen des Euripides auf die Bühne gebracht haben soll. Kurz vor seinem Tod verließ Euripides Athen – ganz im Gegensatz zu Sophokles, der Athen dermaßen liebte, dass er auch für Einladungen die Stadt nicht verließ – und ging nach Pella an den Hof des Archelaos von Makedonien. Dort schrieb er - bis zu seinem Tod im Jahr 407/406 v. Chr. – weitere Tragödien. Insgesamt verfasste Euripides 67 Tragödien und 8 Satyrspiele. Davon sind jedoch nur 18 erhalten. Aber ganz im Gegensatz zu Sophokles hatte Euripides wenig Erfolg und gewann nur viermal und einmal postum, als sein Sohn oder Neffe (die Überlieferung ist nicht eindeutig) eines seiner Werke aufführen ließ.
Mythologischer Hintergrund
Die „Elektra“ des Sophokles und des Euripides setzen beide voraus, dass der Heerführer Agememnon von Artemis gezwungen wird seine Tochter Iphigenie zu opfern, um die Abfahrt der griechischen Schiffe von Aulis nach Troja zu ermöglichen. (Iphigenie wird bei dem scheinbaren Opfer nach Tauris versetzt.) Beide Dramen beginnen dann zum selben Zeitpunkt des mythischen Geschehens: Sie handeln nach der Ermordung des Agamemnon durch Klytaimestra und Aigisth. (Elektra bleibt mit ihrer Schwester Chrysothemis allein am Hof von Mykene zurück, da ihr Bruder Orest das Land verlässt.) Die beiden Werke zeigen den Verlauf von Elektras Leben nach der Ermordung ihres Vaters Agamemnon bis zur Ermordung Aigisths und Klytaimestras.
Zusammenfassung von SOPHOKLES’ „ELEKTRA“
Prolog, von Greis, Orest und Elektra gesprochen: Orest und Pylades, die beide bewaffnet sind, stehen auf einem Hügel vor dem Königshaus in Mykene. Zusammen mit dem Greis, der Agamemnon aufzog, beschließen sie, wie sie sich an den Mördern Agamemnons rächen wollen: Der Greis soll in das Königshaus des Aigisth gehen und verkünden, Orest sei bei einem Wagenrennen gestorben. Dieser Plan soll schnellstmöglich in die Tat umgesetzt werden, da man Elektra aus dem Königshaus jammern und schreien hört.
Eigentliche Handlung: Elektra, die, nachdem ihr Vater Agamemnon getötet wurde, Aigisth im Palast ihres Vaters dienen muss, beklagt ihre unwürdige Situation. Ihre Schwester Chrysothemis ist sich ebenfalls dieser misslichen Lage bewusst, jedoch beugt sie sich der Herrschaft des Aigisth. Deshalb möchte Chrysothemis auch Weihgaben im Auftrag der Klytaimestra auf Agamemnons Grabstätte legen, aber Elektra will sie von diesem Vorhaben abhalten. Nach kurzer Zeit erscheint der Greis unter anderer Identität und meldet, dass Orest gestorben sei. Daraufhin ist Elektra vollkommen verzweifelt, da Orest ihre einzige Hoffnung auf ein besseres Leben war. Als aber Chrysothemis vom Grab des Agamemnon zurückkehrt, erzählt sie Elektra, dass das Grab herrlich geschmückt sei und sogar eine Locke des Orest darauf liege. Elektra jedoch denkt, dass diese Grabbeigaben nur zu Ehren des verstorbenen Bruders niedergelegt wurden. Als sie jetzt vom Tod des Bruders hört, ist Chrysothemis ebenfalls von dieser Begründung für die Grabgaben überzeugt, und beide stürzen in tiefe Trauer. Deshalb hält Elektra als letzte Hoffnung an dem Plan fest, selbst Aigisth umzubringen. Chrysothemis ist strikt dagegen. Nun erscheint Orest unter anderer Identität und hält eine Urne in der Hand, in der sich angeblich die Asche des Orest befindet. Daraufhin beklagt Elektra ihr Leid und Orest ist ergriffen von ihrer Rede. Deshalb gibt sich Orest kurz darauf zu erkennen. Anschließend schreitet er zur Tat und ermordet zusammen mit Pylades Klytaimestra. Als Aigisth, der außerhalb des Palastes war, im Glauben, Orest sei tot, zurückkehrt, zeigt ihm Orest eine Bahre, auf der Klytaimestra liegt. Aigisth ist erschüttert. Zuletzt gehen Orest, Pylades und Elektra in das Königshaus, um Aigisth dort umzubringen, wo er Agamemnon ermordete. Der Chor, der als letzter spricht, sagt indirekt, dass dieser Mord gelingt und Orest wieder regieren wird.
Zusammenfassung von EURIPIDES’ „ELEKTRA“
Prolog, vom Bauern gesprochen: Nachdem Klytaimestra und Aigisth Agamemnon umgebracht haben, verheiraten sie Elektra mit einem armen Bauern aus Argos, der sie jedoch nicht anrührt. Orest wird heimlich vom Pädagogen des Agamemnon zu Strophios nach Phokis gebracht. Eigentliche Handlung: Orest und Pylades treffen Elektra in der Nähe des Gehöfts. Sie stellt sich den beiden vor, und Orest weiß, dass ihm seine Schwester gegenübersteht. Orest aber erzählt von sich stets in der dritten Person, so dass Elektra nicht weiß, dass Orest ihr begegnet ist. Orest und Elektra können sich anhand ihres Aussehens nicht erkennen, da sie noch sehr jung waren, als sie getrennt voneinander aus dem Palast verbannt wurden. Als Elektra ihrem Mann Orest und Pylades vorstellt, will dieser ihnen ein Mahl servieren. Hierzu wird der Pädagoge, der in der Nähe lebt, von dem Bauern auf Elektras Wunsch geholt. Als dieser Greis mit etlichen kostbaren Lebensmitteln kommt, erkennt er Orest an einer Augenbrauennarbe. Elektra ist überaus erfreut. Orest erfährt von dem Greis den Aufenthaltsort des Aigisth. Pylades, Orest und einige Diener ziehen sofort los, um ihn aufzusuchen. Da sie vorgeben, Reisende zu sein, nimmt Aigisth sie auf. Als er opfert, erschlägt Orest ihn von hinten. Aigisth stirbt. Jubelnd kehren alle mit dem Leichnam zum Gehöft zurück. In dem Glauben, dass Elektra ein Neugeborenes habe, erscheint Klytaimestra kurz danach auch am Gehöft. Sie will in einem Gespräch mit Elektra ihre Beziehung zu Aigisth mit dem Opfer der Iphigenie und damit rechtfertigen, dass Agamemnon eine Geliebte hatte und sie, Klytaimestra, sogar mit ihr unter einem Dach leben musste. Diese Argumente lässt Elektra nicht gelten und ermordet zusammen mit Orest und Pylades ihre Mutter. Danach erscheinen die Dioskuren, Kastor und Polydeukes, und empfehlen Pylades, sich mit Elektra zu vermählen und den Bauern reich zu beschenken. Orest empfehlen sie, sich in Athen wegen Muttermord dem Gericht zu stellen. Elektra und Orest werden sich wahrscheinlich nie wieder begegnen. Unter Tränen verlassen beide das Gehöft. Nachdem die grundlegenden Informationen gegeben sind, soll jetzt mit dem eigentlichen Vergleich der beiden Dramen begonnen werden. Hierbei werden erst die äußeren Umstände (Schauplätze) beschrieben mit deren Folgen für die Handlung und für Elektra. An zweiter Stelle werden die wichtigsten Personen der „Elektra“ und ihre Beziehungen untereinander behandelt. Hierbei bildet Elektra immer den Mittelpunkt der Schilderung.
Schauplatz
In Sophokles’ „Elektra“ spielt die gesamte Tragödie vor dem Palast, in dem Agamemnon ermordet wurde und Aigisth jetzt mit Klytaimestra residiert. Elektra wird wie eine Sklavin behandelt, obwohl sie Königstochter ist. Sie wird täglich von dem Mörder ihres Vaters und ihrer eigenen Mutter gedemütigt. Überdies wird sie durch die Räumlichkeiten stets an den Mord, der an ihrem Vater verübt wurde, erinnert; denn Aigisth sitzt jetzt auf dem Thron, auf dem zuvor ihr eigener Vater saß. Ganz anders verhält es sich bei Euripides. Hier lebt Elektra auf einem Gehöft zusammen mit einem verarmten Bauern. Diese Lebensweise ist für sie aber nicht erstrebenswerter als die der Elektra des Sophokles. Obwohl sie keine körperlichen Arbeiten verrichten müsste, da der Bauer genügend Mägde hat, beteiligt sie sich an den täglichen Arbeiten auf dem Feld und dem Hof. So wird Elektra gleich in der ersten Szene beim Wasserholen dargestellt. Auf Grund der Tatsache, dass das Geschehen nicht im Umfeld des Palastes stattfindet, kann sich Elektra kein konkretes Bild von der jetzigen Herrschaft Aigisths und Klytaimestras machen. Deshalb hat auch das Zitat „Was die Euripideische Elektra malt, sind Bilder, die nur auf das Auge wirken, und so hat Sophokles sie gemalt.“1) seine Berechtigung. Die Gründe dafür, dass Elektra mit dem Bauern verheiratet wurde, sind folgende: Elektra sollte durch eine Heirat mit einem Mann unter ihrem Stand herabgesetzt werden. Außerdem hat sie durch die Heirat mit einem Mann, der einer niederen sozialen Schicht angehört, jegliche Zugehörigkeit zum Königshaus verloren. Diese Zugehörigkeit zum Königshaus bezeichnet Kjeld Matthiessen sogar als „göttergleich bis auf die Sterblichkeit“2). Zweitens stellt die Ehe, die nicht vollzogen wurde und deshalb kinderlos blieb, eine weitere Schädigung ihres Ansehens dar. In Wahrheit stellt sich der Bauer, mit dem Elektra zusammenlebt, als einzige glückliche Fügung für sie dar. Hugo Steiger bezeichnete ihn sogar als den „Spiegel der Tugend“3). Wichtig ist auch die Tatsache, dass der Bauer nur bei Euripides auftritt und nicht bei Sophokles. Auf Grund seiner geringen Beteiligung an der weiteren Handlung, verdient er allerdings keinen eigenen Gliederungspunkt. Steigers Lob ist gerechtfertigt, weil der Bauer Elektra und ihre missliche Situation versteht und ihr, soweit es mit seinen bescheidenen Mitteln möglich ist, ein angenehmes Leben ohne weitere Demütigungen zu ermöglichen versucht. Ein weiterer Hintergedanke bei der Heirat mit dem Bauern ist vermutlich, dass Elektra auf Grund der dürftigen finanziellen Situation des Bauern kein Attentat auf Aigisth oder Klytaimestra planen kann. Ihre ärmliche Lage wird ganz deutlich, als Orest und Pylades zu dem Gehöft Elektras kommen. Elektra, die zu diesem Zeitpunkt ihren Bruder noch nicht erkannt hat, will ihn und Pylades zum Essen einladen. Da aber nicht genügend Speisen vorhanden sind, um alle zu sättigen, muss der Bauer zum Pädagogen eilen, damit er ihn um Nahrungsmittel bittet. Eine weitere Szene, in der Euripides ganz klar die Armut Elektras darstellt, ist die Ankunft Klytaimestras am Gehöft. Hier wird ein weiterer Unterschied, der sich aus der Wahl der ländlichen Szene ergibt, deutlich: Elektra ist schäbig und ärmlich gekleidet, während Klytaimestra in prunkvollen Kleidern auf einer Kutsche mit ihren Sklaven angereist kommt.
Der Ortswechsel zwischen den beiden Dramen vom Palast in eine ländliche Gegend hat auch zur Folge, dass Elektra sich eine neue List ersinnen muss, Klytaimestra aus dem Palast herauszulocken, da sie ja als eine auf dem Bauernhof lebende Tochter keinen Zugang zu dem Palast hat – ganz im Gegensatz zu der Elektra des Sophokles, die ja als Sklavin im Palast arbeiten muss. Elektra lässt deshalb durch einen Boten verkünden, sie habe ein Kind geboren und ihre Mutter solle die damals üblichen Rituale vollziehen. Da Klytaimestra die Erfüllung dieser Aufgabe als ihre Pflicht ansieht, kommt sie zu dem Gehöft Elektras und wird dort ermordet. Aigisth wird - anders als bei Sophokles - nicht im Palast ermordet, sondern Orest ermordet ihn, während Aigisth außerhalb des Palasts opfert.
Ein Grund, weshalb Euripides Elektra vom Palast auf einen Bauernhof versetzt, ist es wohl, dem Hass gegen die Mörder ihres Vaters ein verschiedenes Gesicht zu geben. Dieser Hass wird im Folgenden genauer untersucht.
Elektra
Da Elektra als Hauptfigur durch ihre Gegenwart die Bühne beherrscht, ist auch der Hauptteil dieses Vergleichs ihr gewidmet. Bevor ihre Perspektive und ihre Absichten genauer untersucht werden, ist zuerst ihre Motivation darzulegen. Wie die Schilderung der beiden Dramen zeigt, wird Elektra in beiden, wenn auch auf unterschiedliche Weise, gedemütigt. Diese Demütigung führt zu einem Hass, der unglaubliche Dimensionen annimmt – sie will zusammen mit ihrem Bruder, Orest, ihre Mutter und Aigisth töten. Nicht nur durch die örtlichen Gegebenheiten wird ihr Hass gefördert, sondern auch durch andere Faktoren: An erster Stelle ist natürlich die Ermordung ihres Vaters zu erwähnen. Zu allem Überfluss hat Klytaimestra den Todestag des Agamemnon zum Feiertag erklärt, was Elektra geschmacklos findet. Überdies wird Elektra von ihrer Mutter verabscheut. (Dies ist zumindest bei Sophokles der Fall. Hierauf wird aber noch genauer bei der Behandlung der Beziehung Elektras zu ihrer Mutter eingegangen.) Außerdem beklagt sich die euripideische Elektra über „the misuse of wealth by Klytemnestra and Aigisthos“ im Gegensatz zu „the chivalrous poverty of the farmer“1). Ferner leidet Elektra bei Euripides an „sexuelle<r> Frustration“2). Allerdings dürfte Elektra dem Bauern dankbar sein, dass er sie nicht berührt. Ein treffendes Fazit der ganzen Missstände bietet Kjeld Matthiessen: der „Kontrast zwischen der Ehre, die dem Unwürdigen zuteil wird, und der Entehrung des eigentlich Würdigen.“3) Als unwürdig werden hier Klytaimestra und Aigisth bezeichnet, als eigentlich würdig Elektra und ihr Mann. Durch all diese Umstände wird ihr Hass bis aufs Äußerste gereizt.
Perspektive und Absichten
Da Elektra als „die Starke, Entschlossene und bedingungslos Hassende“4) geschildert wird, sollen auf der Basis dieser Eigenschaften nun ihre Perspektive und Absicht untersucht werden. Ihre Absicht ist, wie oben erwähnt, klar erkennbar: Sie will sich an den Mördern ihres Vaters rächen. Die für diese Tat nötige Motivation und Willenskraft hat Sophokles und noch mehr Euripides durch die äußeren Umstände geschaffen. Für Elektra ist eine Ermordung Klytaimestras und Aigisths die einzige Möglichkeit, die Ehre und die Rechtsordnung wiederherzustellen. Ihre Ausgangsposition ist aber hierfür äußerst ungünstig: Erstens ist Elektra eine Frau, welche im fünften Jahrhundert v. Chr. keine Rechte besitzt, und zweitens hat sie keinerlei finanzielle Mittel (sie ist Sklavin bzw. Bauersfrau). Das bedeutet für sie, dass sie auf das Erscheinen ihres Bruders angewiesen ist. Aber obwohl dieser sehr lange auf sich warten lässt, verringert sich ihre Hass- und Rachemotivation nicht im Geringsten – im Gegenteil: Im Laufe der Zeit scheint sich ihr Hass zu steigern. Dies liegt an der Tatsache, dass auch die Demütigungen immer schlimmer werden, da sie nicht mehr aufzuhören scheinen.
Beteiligung am Racheakt
Bevor man den Racheakt im Bezug auf Elektra erörtert, muss man das archaische Verständnis von sittlich gutem Handeln kennen. Damals bedeutete sittliches Handeln, man solle den Feinden Schlechtes und den Freunden Gutes zufügen. Der erste Teil dieser Forderung erscheint uns heutzutage fremd bzw. nicht als sittliches Handeln. Der Racheakt stellt das Kernstück der „Elektra“ dar. Auch wenn Elektra, Orest und Pylades spöttisch in der Literaturgeschichte von Christ als „ein Banditentrio“1) bezeichnet werden, ist es notwendig, sich mit der genauen Konstellation dieses Racheakts zu befassen. Elektra wird bei Euripides ganz bewusst anders als bei seinem Vorgänger Sophokles dargestellt. In Sophokles’ „Elektra“ verhält sich Elektra passiv, da sie nie selbstständig handelt. Sie zieht es lediglich in Erwägung, Aigisth und Klytaimestra selbst zu ermorden, falls Orest nicht mehr auftauchen sollte. Das heißt, Elektra motiviert, überzeugt und spornt Orest lediglich an, hilft ihm aber nicht aktiv. Die Elektra des Euripides dagegen geht über die des Sophokles hinaus. Als Orest bei der Tat ins Schwanken gerät, legt sie zusammen mit ihm die Hand ans Schwert.
Beziehungen
Da fast alle Personen in den beiden Dramen nur über Elektra in Verbindung zueinander stehen, ist es sinnvoll die Beziehungen von Elektra aus zu betrachten. Bevor aber diese Beziehungen im Einzelnen betrachtet werden, wird die Person jeweils charakterisiert, so dass man sich ein Bild von ihr machen kann. Als Elektras Bruder hat Orest die engste Verbindung zu ihr. Er wird bei Sophokles ganz anders als bei Euripides dargestellt: Bei Sophokles glaubt Orest an die Richtigkeit der Tat das ganze Drama hindurch und zweifelt nie an der Prophezeiung Apolls. Das heißt, er sieht die Rache als eine „sacred duty“ an1). Nicht nur bei der Planung, auch bei der Durchführung der Tat ist er stets in dem Glauben, er handele so, wie es die Götter und die Gesellschaft zum Rückgewinn seiner Ehre von ihm verlangen. Als Beweis hierfür dient auch seine Haltung nach der Ermordung: Er zeigt keinerlei Reue. Dennoch kann man erkennen, dass Orest ein wenig unsicher auftritt, wenn er sich anfangs, als er zu dem Palast kommt, nicht zu erkennen gibt. Hier spielt er Elektra zunächst vor, die Urne, welche er in seiner Hand hat, enthalte die Asche des Orest, welcher umgekommen sei. Erst als er bemerkt, wie ergriffen Elektra ist und dass er sich in Sicherheit wiegen kann, gibt er sich zu erkennen. Dieses leicht unsichere Verhalten ist zwar auch bei Eurpides erkennbar, aber viele Aspekte sind verschieden: Eurpides’ Orest ist nämlich keineswegs das ganze Drama hindurch von seiner Tat überzeugt – er gerät ins Schwanken und ist sich der Richtigkeit der Rache nicht durchwegs bewusst. Am deutlichsten wird dies in den Szenen unmittelbar vor und nach der Ermordung Klytaimestras. Als sich Klytaimestra dem Gehöft nähert, um das Kind, welches Elektra als Vorwand erfunden hat, zu sehen, sagt Orest: „Sprach denn vielleicht ein Rachegeist in Gottgestalt?“2) Diese Worte zeigen deutlich, dass Orest daran zweifelt, ob Apoll die Ermordung als richtig ansieht. Wichtig hierbei ist aber, dass nie Apoll kritisiert wird, sondern nur seine Prophezeiung. Ein wenig später sagt Orest: „Nie gäb ich zu, dass dieses gut geweissagt ist“.
Kurz nach der Ermordung der Mutter brechen sowohl Orest als auch Elektra in großes Wehklagen aus und bereuen die Tat, zumindest ansatzweise. Dieses Zusammenbrechen Orests zeigt sich in Ausrufen wie „o weh mir!“ und „mir schwanden die Kräfte“. Wenden wir uns nun der Beziehung zwischen Elektra und Orest zu. Grundlegend ist zu sagen, dass sie in beiden Dramen ein inniges Verhältnis haben, da sie die gleichen Ambitionen haben und die gleichen Ziele verfolgen. Weil Elektra sich, schon bevor sie getrennt waren, um ihren Bruder außerordentlich bemühte, wird sie auch als die „warm and loving sister“2) bezeichnet. Dies führt auch zu einer Wiedererkennungsszene in Sophokles’ „Elektra“, von der Georg Kaibel sagt: „…uns aber ist es schwer glaublich, dass auch nur eine von schönerer wärmerer Poesie durchstrahlt gewesen sein könnte als diese“3). Bei Euripides dagegen ist die Wiedererkennungsszene nicht von solcher Wärme. Sie ist relativ kurz gehalten, da Orest keine Zeit verschwenden möchte und sofort zur Tat schreiten möchte. Deshalb wird die Schilderung auch als „ausdruckslos“bezeichnet. Ein weiterer Aspekt, der erwähnt werden muss, ist die Achtung Elektras vor Orest. In Sophokles’ „Elektra“ ist Orest nicht nur Apoll sondern auch dem Pädagogen und Elektra untergeordnet. Bei Euripides ist Orest natürlich ebenfalls Apoll untergeordnet, aber nicht Elektra und dem Pädagogen. Er steht mit Elektra auf einer Stufe und ist vom Pädagogen befreit. Dies bedeutet, dass Orest kein blindes Werkzeug Gottes mehr ist, sondern ein Mensch mit Bewusstsein für sein Leben und für seine Mordtat an seiner Mutter. Aus diesem Bewusstsein für seine Handlungsweise ergibt sich aber zugleich ein andres Schuldbewusstsein für den Mord.
Beziehung zu Chrysothemis
Bei der Abhandlung der Chrysothemis ist ein Vergleich zwischen den beiden Dramen nicht möglich, da sie in Euripides’ „Elektra“ nicht existiert. Dennoch wird sie hier an zweiter Stelle genannt, da sie eine ausschlaggebende Rolle für Elektra bei Sophokles spielt. Chrysothemis’ Handlungsweise ist mit der Elektras nicht zu vereinbaren. Man könnte die These aufstellen, sie sei eine Kontrastfigur zu dem Geschwisterpaar Orest und Elektra. Chrysothemis muss wie Elektra im Palast, in dem Agamemnon ermordet wurde und Aigisth jetzt herrscht, als Sklavin arbeiten. Aber ohne Widerstand zu leisten bzw. irgendwelche Pläne zur Ermordung der Vatermörder zu schmieden, fügt sie sich in die ihr auferlegten Pflichten. Aber obwohl sie sich der Macht beugt, wird sie als „liebenswürdiges Kind“1) bezeichnet. Die Ursache hierfür liegt in der Tatsache, dass Chrysothemis, obwohl sie sich beugt, ihre Schuld eingesteht. Außerdem ist nach Kaibel zu sagen, dass sie „zu wenig energisch <ist>, um einem sittlichen Ideal ein behagliches, ungestörtes Leben zu opfern“. Bei der Beziehung zwischen Elektra und Chrysothemis wird häufig ein Bezug zur „Antigone“ des Sophokles hergestellt. Hierbei wird Elektra mit Antigone und Chrysothemis mit Ismene verglichen. Antigone ist energisch und lehnt sich gegen die Obrigkeit auf. Für sie haben nämlich Recht und Ordnung die höchste Priorität. Ihr Rechtsanspruch und ihre Ideale müssen auch unter dem Einsatz des eigenen Lebens und auf die Gefahr des Bestraftwerdens durch die Obrigkeit (Kreon bzw. - im Falle der Elektra - Aigisth) durchgesetzt werden. Man muss die sittlichen Gesetze und ihren Anspruch auf Gültigkeit bis zum Letzten anerkennen und darf sich keinesfalls weltlichen Instanzen unterordnen. In der „Elektra“ heißt das ganz klar, Elektra plant die Rache an Aigisth und Klytaimestra und will sie mit Orest durchführen, auch wenn dieses Unterfangen fehlschlagen und sich ihre Lage dadurch noch verschlechtern kann bzw. ihr und Orest sogar der Tod bevorsteht. Ismene (bzw. Chrysothemis) wünscht zwar ebenfalls eine Änderung und ist sich der misslichen Lage sehr wohl bewusst, hat aber nicht den nötigen Mut, etwas aktiv an der Situation zu ändern. Dennoch hilft sie Elektra passiv, dadurch dass sie ihr von dem Traum ihrer Mutter erzählt. In diesem Traum erscheint der Mutter Orest, als er wieder zurückkehrt. Deshalb verlangt Chrysothemis auch ein „request for secrecy“. Aus diesem Grund kann man Chrysothemis zu Recht mit Helmut Flashar als eine „mahnende Instanz“ bezeichnen.
Beziehung zu Klytaimestra
Klytaimestra wird in der „Elektra“ verständlicherweise als die Figur mit dem schlechtesten Charakter und den schlimmsten Absichten dargestellt. Wie aus der Zusammenfassung hervorgeht, hat sie mit ihrem Geliebten Aigisth ihren Ehemann Agamemnon ermordet. Diese Ermordung wird bei Sophokles und Euripides unterschiedlich gerechtfertigt. Bei Sophokles rechtfertigt Klytaimestra den Mord an Agamemnon mit seiner Opferung der Iphigenie. Im Gegensatz dazu wird bei Euripides nicht nur die Opferung Iphigenies angeführt, sondern auch die Affäre Agamemnons mit Kassandra. Klytaimestra konnte es nicht ertragen, dass die Geliebte ihres Mannes in dem gleichen Palast wohnte wie sie selbst. Natürlich ist in beiden Fällen auch die Liebe Klytaimestras zu Aigisth ausschlaggebend.
Wie schon bei der Charakterisierung der Elektra deutlich wurde, hasst Elektra ihre Mutter, ja sie bezeichnet Klytaimestra sogar als „Unmutter“3). Das heißt, Elektra erkennt Klytaimestra nur als ihre biologische Mutter an, aber nicht als Respektsperson oder als fürsorgliche Mutter.
Hier soll Klytaimestras Perspektive in den Vordergrund rücken. Die euripideische Klytaimestra bekundet in dem Gespräch, welches Elektra und sie vor dem Gehöft führen, ihr Mitgefühl.
Klytaimestra sagt nämlich: „Mit Nachsicht will ich dir begegnen; macht mir doch, was ich getan hab, Kind, nicht allzu große Freud!“. Aber Elektra bleibt unbeeindruckt von dieser Freundlichkeit und nutzt dieses Mitgefühl nur aus, um sie in das Haus zu locken, in dem angeblich das Neugeborene ist.
Dies steht in eindeutigem Gegensatz zu Sophokles’ „Elektra“. Hier zeigt Klytaimestra keinerlei Mitgefühl oder Reue. „he is praying for her son’s death“. Überdies wird der angebliche Tod Orests von Klytaimestra als möglicher „Gewinn“ angesehen.
Moralische Unterstützung gegenüber Klytaimestra erhält Elektra vom Chor.
Der Chor
An erster Stelle ist zu bemerken, dass beide Chöre nur aus Frauen bzw. Mädchen bestehen. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, dass Sophokles und besonders Euripides (dem ohnehin nachgesagt wird, seine Dramen hätten feminine Züge)4) die Absicht verfolgten, einen Chor auftreten zu lassen, der mit Elektra besser mitfühlen kann. Sophokles’ Chor besteht aus mykenischen Mädchen, während der euripideische Chor aus argivischen Frauen besteht. Diese Tatsache ist leicht zu begründen: Da die „Elektra“ des Sophokles in der Nähe des Palastes spielt, bilden notgedrungen den Chor Frauen der näheren Umgebung, also Frauen aus Mykene. Weil aber die „Elektra“ des Eurpides auf einem Gehöft spielt, also in ländlicher Szene, müssen auch die Frauen aus dem argivischen Bereich sein. Diese Wahl der Chormitglieder verstärkt natürlich die enge Beziehung zwischen Elektra und dem Chor. Zwei weitere Aspekte müssen bei der Betrachtung des Chors beachtet werden: Der Chor gibt die Meinung des Dichters wieder bzw. ist Sprachrohr des Dichters.1) Außerdem führt der Chor zusammen mit Elektra und Orest das in der folgenden Tabelle erläuterte Dreigespräch. Es ist aber zu beachten, dass nicht alle drei Gesprächspartner auf einer Eben
Wirkung auf Elektra
Der Chor ist in beiden Dramen Elektra geneigt und zum größten Teil auf ihrer Seite. Dies zeigt sich ganz klar durch sein freundliches wie auch zustimmendes Verhalten ihr gegenüber. Zum einen will er Elektra ermutigen, als sie vollkommen zerstört ist nach der Meldung, Orest sei tot. Zum anderen hofft der Chor für Elektra, dass sie Erfolg haben wird und ihr Vorhaben, Aigisth und Klytaimestra zu ermorden, gelingt. Dass der Chor diesen Plan duldet und billigt, sieht man daran, dass er den Mord an Klytaimestra als „göttliche Vergeltung für ihre Untat“ bezeichnet.
Absicht
Wenn es auch die Hauptabsicht des Chors ist, Elektra zu ermutigen, so gibt es doch Stellen, an denen er Elektra nicht nur anspornt. Zum Bespiel möchte der Chor „moderation“2). Dabei ist auch ein wenig Kritik zu spüren an der energischen und emotionsgeladenen Handlungsweise der Elektra. Überdies kann man feststellen, dass der euripideische Chor einige mythologische Aspekte in die Handlung einfließen lassen möchte, indem er von Achills Schild und von Atreus und Thyestes berichtet. Sophokles’ Chor dagegen berichtet nichts Mythologisches, sondern beschränkt sich auf Elektras Geschichte und erwartet im ersten Stasimon die Wiederherstellung der Gerechtigkeit durch die Tat.
4. Dramenausgang
Bei Euripides hingegen erfolgt der Preis der Gerechtigkeit am Ende des Dramas, aus dem Mund der Dioskuren. Die beiden Tragödien enden nämlich mit verschiedenen Szenen: Sophokles’ „Elektra“ schließt kurz vor dem Mord an Aigisth, aber man kann wegen der Äußerung des Chors davon ausgehen, dass Aigisth stirbt. Bei Euripides hingegen endet das Drama nicht einmal mit dem Mord an Klytaimestra, sondern die Dioskuren tauchen über dem Gehöft des Bauern auf und verkünden Elektras und Orests Zukunft. Die beiden Tragödien unterscheiden sich am deutlichsten in folgenden Punkten: Sie weisen verschiedene Schauplätze auf, die naturgemäß Elektras Hass individuell beeinflussen. Elektra ist in unterschiedlichem Maße an der Rache beteiligt, weil Orests Entschlossenheit und Rachebereitschaft bei den beiden Dichtern ungleich betont sind. Die Wiederherstellung der Gerechtigkeit und des Glücks der Geschwister ist bei Sophokles lediglich eine Hoffnung des Chors, bei Euripides eine von den Dioskuren verkündete Gewissheit.
Quellen
dtv-Lexikon der Antike, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1970 Euripides, Elektra, übers. von Kurt Steinmann, Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2005 Flashar, Hellmut, Sophokles, Verlag C.H. Beck, München, 2000 Gardiner, Cynthia P., The Sophoclean Chorus, University of Iowa Press, Iowa City 1987 Kaibel, Georg (ed.), Sophokles Elektra, B.G. Teubner, Leipzig und Berlin 1911 March, Jenny (ed.), Sophocles Electra, Aris & Phillips, Warminster 2001 Matthiessen, Kjeld, Die Tragödien des Euripides, Zetemata, Heft 114, Verlag C.H. Beck, München 2002 Schondorff, Joachim (ed.), Elektra, Albert Langen Verlag, München und Wien 1965 Ernst-Richard Schwinge (ed.), Euripides, Wege der Forschung, Band LXXXIX, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1968 Sophokles, Elektra, übers. von Wolfgang Schadewaldt, Philipp Reclam Verlag, Stuttgart 2004 Steiger, Hugo, Euripides – Seine Dichtung und seine Persönlichkeit, Das Erbe der Alten, Heft V, Dieterich´sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig 1912 Webster, T.B.L., The Tragedies of Euripides, Methuen, London 1967 Elektra, Musiktheater Freiburg: aufgerufen am 3.1.2007 um 15.40 Uhr http://www.theater.freiburg.de/Produktionen/index.php?ID_Prod=598&Nav=Produktion