Benutzer:Gretarsson/Wikilinks in bibliographischen Zitaten
Personenartikel („Biographien“) sind eine Sparte/Rubrik von Wikipedia(WP)-Artikeln, die in anderen WP-Artikeln verlinkt werden. Das ist auch gut so, denn oft können Biographien von involvierten Personen das Verständnis zu einem in der Wikipedia behandelten Thema vertiefen, nicht zuletzt auch im Themenbereich Naturwissenschaft. In letzter Zeit werden jedoch immer mehr Personenartikel zu (natürlich nicht nur, aber auch) Wissenschaftlern mit eher mäßiger Bedeutung angelegt, und immer öfter werden diese, quer über den Artikelbestand, in bibliographischen Zitaten, also den allgemeinen Literaturabgaben und/oder „Einzelnachweisen“ am Ende von WP-Artikeln verlinkt. Das Schreiben eines kurzen Personenartikels ist nicht besonders anspruchsvoll und erfordert nicht zwangsläufig, sich in dessen Fachgebiet besonders gut auszukennen. Da WP-Artikel allgemein vorrangig auf wissenschaftlicher Literatur basieren sollen, und daher viele WP-Artikel teils sehr viele (bisweilen mehr als 100 verschiedene) entsprechende bibliographische Zitate enthalten, ergibt sich für Wissenschaftler, zu deren elementaren Aufgaben die Publikation ihrer Forschungsergebnisse gehört, damit ein viel größeres Verlinkungspotenzial als für andere enzyklopädisch relevante Personen (wobei viele interne Verlinkungen übrigens ein Kriterium für ein hohes Reliability-Level auf WP-Artikel-Rating-Seiten wie Wikibu sind). Allerdings bestehen meinerseits begründete Vorbehalte gegen die Verlinkung von Autorennamen in bibliographischen Zitaten, die ich im Folgenden nennen und anhand des WP-Regelwerks und der in den Diskussions-Namensräumen der Wikipedia gesammelten Erfahrungen diskutieren werde.
Leserlichkeit und Priorität
In den Richtlinien zum Verlinken in WP-Artikeln heißt es unter Punkt 1.1. u.a.: „Zu viele Links lenken von den wichtigen Links ab, geben ein unruhiges Schriftbild und erschweren das Querlesen, da zu viel Aufmerksamkeit auf Unwichtiges gelenkt wird.“
Betrachtet man den eigentlichen Zweck eines bibliographischen Zitates, nämlich einen adäquaten Wegweiser zu der Quelle zu liefern, auf der der Artikel größtenteils oder die mittels Einzelnachweis referenzierte Textstelle basiert, wird klar, dass Links auf WP-Artikel der entsprechenden Autoren (oder Zeitschriften) hier keinen besonderen Mehrwert haben und zu den unwichtigen Dingen gehören. Hingegen sind DOI- oder URN-Links, ISBN-Links oder Direktlinks auf den Volltext (der üblicherweise in Form eines PDF-Dokuments im Netz verfügbar ist), die aufgrund der Natur der Wikipedia als Digitales Medium ein optionales aber übliches Element bibliographischer Zitate sind, in der Tat zu den wichtigen Links zu rechnen, weil sie eben die mittelbare oder unmittelbare Auffindung der jeweiligen Belegstelle ermöglichen. Interwikilinks erschweren also die Auffindbarkeit der wichtigeren Links in einem bibliographischen Zitat bzw. im Schriftenverzeichnis.
Status des Literatur- und Einzelnachweisverzeichnisses
Unter Punkt 5.2. heißt es in den Richtlinien: „Personennamen im Artikel werden verlinkt, wenn für diese Personen ein eigener Artikel angebracht ist [d.h. wenn für die Person „enzyklopädische Relevanz“ besteht; Anm. d. Verf.].“
Nun könnte man behaupten, dass „der Artikel“ sich auf eine ganze Seite im Wikipedia-Artikelnamensraum (ANR) bezieht, so wie das in der WP-Umganssprache auch allgemein verstanden wird. Streng genommen ist „der Artikel“ jedoch i.e.L. der Teil einer ANR-Seite, der sich mit der eigentlichen Beschreibung der Lemmaperson und ihres Lebens befasst. Dazu gehört u.a. auch die Werksliste. Eher nicht dazu gehören die Abschnitte, die auf einer ANR-Seite für gewöhnlich ganz unten stehen, „Siehe auch“, „Literatur“, „Weblinks“ und „Einzelnachweise“. Diese stellen im Grunde lediglich einen Anhang zum Artikel dar, der nützliche, teils auch notwendige Metainformationen liefert. Personenamen im eigentlichen Artikeltext sind daher selbstverständlich zu verlinken, allein schon deshalb, weil ihre dortige Nennung eine gewisse Bedeutung und Wichtigkeit für die Lemmaperson implizert. Bei Namen in den Abschnitten „Literatur“, „Weblinks“ und „Einzelnachweise“ ist eine solche Bedeutung hingegen nicht pauschal anzunehmen, aber falls sie bei einigen dort genannten Autoren doch besteht, dann sollten diese Namen eben nicht nur in den Quasi-Anhängen auftauchen, sondern im eigentlichen Artikeltext, wo sie verlinkt werden können und sollen.
Dies wird im Wesentlichen von dem gestützt, was unter Punkt 1.1. gesagt wird: „Beim Schreiben eines Beitrags empfiehlt es sich, ihn so sachgerecht wie möglich mit anderen Artikeln zu verlinken. […] Gute Links sollten tatsächlich nur dorthin führen, wo es entweder Erläuterungen (Fachbegriffe) oder weiterführende Informationen zum Thema gibt. […] Links sollten also sparsam und sinnführend sein.“ (Hervorhebungen durch d. Verf.) Das heißt, selbst wenn mit „dem Artikel“ in Punkt 5.2. die gesamte ANR-Seite gemeint sein sollte, steht Punkt 1.1., als wahrscheinlich nicht zufällig zuallererst genannter Punkt, dem entgegen (siehe auch Leserlichkeit und Priorität).
„Service am Leser™“
Oft wird angeführt, dass solche Links dem WP-Leser einen Service böten, weil der Leser sich dann über die Lebensgeschichte und das Wirken des oder der Autoren der als Quelle für den Artikel herangezogenen Arbeiten informieren könne.
Als erstes sei dagegen eingewendet, dass überhaupt nicht klar ist, wieviele Leser dies möchten und wieviele Leser dies tatsächlich tun, ja es ist nichtmal klar, wieviele Leser überhaupt nach den Quellenangaben schauen. Hier wird ein Leserbedürfnis behauptet oder von sich selbst auf „den Leser“ projiziert, das real möglicherweise gar nicht oder jedenfalls nicht in relevantem Umfang exisitiert.
Aber selbst wenn dieses Bedürfnis in relevantem Umfang exisitierte, machte das eine Verlinkung von Autoren nicht automatisch sinnvoll oder gar notwendig. Heutzutage haben viele wissenschaftliche Fachartikel vier, fünf, sechs oder noch (deutlich) mehr Autoren. Aus eigener Erfahrung im wissenschaftlichen Betrieb weiß ich, dass viele der hinteren Autoren oft nur pro Forma oder aus „politischen“ Gründen als Autoren angegeben werden, z.B. um sich für die Überlassung/Zugänglichmachung von teurer Analysetechnik oder von wichtigen Stücken aus wissenschaftlichen Sammlungen erkenntlich zu zeigen (zum Nutzen einer derartigen Praxis für den so Gelisteten vgl. → Publish or perish). Solche „Autoren“, deren Arbeitsanteil am Zustandekommen des entpr. Artikels gegen Null tendiert, zu verlinken, ist im Hinblick auf die Prämisse des sachgerechten Verlinkens, wie sie in den Richtlinien zum Verlinken in WP-Artikeln unter Punkt 1.1. (siehe oben) formuliert ist, schlicht absurd und sicher kein Service am Leser.
Ferner wird gern behauptet, dass sich der Leser mittels der Verlinkung des Autors (oder des Periodikums) darüber informieren könne, ob Autor (oder Periodikum) seriös sind, womit er die Verlässlichkeit der mit dem entsprechenden Einzelnachweis belegten Information besser für sich einschätzen könne. Dem halte ich entgegen, dass gemäß den Richtlinien zur Quellenauswahl für WP-Artikel Punkt 2 prinzipiell alle verwendeten Quellen den höchstmöglichen Ansprüchen genügen sollen. Verlinkungen, um die Überprüfung der Seriosität einer Quelle besser überprüfbar zu machen, sind mithin de facto redundant. Dass der vom Regelwerk angemahnte Soll-Zustand nicht dem Ist-Zustand entspricht, ist dabei sicher kein Pro-Argument für Verlinkungen. Vielmehr ist es ein Armutszeugnis für den WP-„Autor“, wenn er eine Quelle benutzt, deren Autor er verlinken „muss“, um es dem Leser zu überlassen, für wie glaubwürdig dieser die Quelle hält. Wer dies nötig hat, sollte seine Mitarbeit an diesem Online-Enzyklopädieprojekt entweder umgehend einstellen oder auf Themen umschwenken, die ihn nicht überfordern. Sollte eine Quelle von einem in der Fachwelt umstrittenen Autor stammen und/oder in einem in der Fachwelt als unzuverlässig geltenden Periodikum publiziert worden sein, ist sie entweder gar nicht erst zu verwenden oder aber, wenn eine gewisse Rezeption dieser umstrittenen Informationen in der Fachwelt es rechtfertigt, ist auf die Fragwürdigkeit schon im Fließtext (nebst optionalem Link) hinzuweisen! Das ist dann tatsächlich auch Service am Leser, und dann entfällt natürlich die Notwendigkeit, Links in den eigentlichen Quellenangaben setzen zu „müssen“. Einmal mehr wird dabei dann auch die Leserlichkeit und die leichtere Erkennbarkeit von Volltextlinks in der Referenz gewährleistet (siehe Leserlichkeit und Priorität).
Uneinheitliches Schriftbild
Selbst wenn man Wikilinks in bibliographischen Zitaten generell als nützlicher denn „schädlich“ (im Sinne der obigen Punkte 1–3) erachtete, dürften solche Verlinkungen über den gesamten Einzelnachweis-Abschnitt hinweg seltenst einheitlich sein, da nicht alle Autoren (oder Zeitungen oder Journals oder Bücher) enzyklopädische Relevanz besitzen oder weil noch nicht zu allen potenziell enzyklopädisch relevanten potenziellen Einzelnachweis-„Posten“ WP-Artikel existieren (dass Rotlinks in bibliographischen Zitaten verzichtbar sind, darin stimmen mir sogar viele Blaulink-Befürworter zu). Einheitlichkeit ist sicher kein Must-Have, aber stets ein Nice-To-Have, wenigstens innerhalb eines Artikels. Der Verzicht auf Wikilinks in bibliographischen Zitaten erzeugt daher eine höhere Einheitlichkeit des Schriftbildes innerhalb des Einzelnachweis-Abschnitts.