Benutzer:Grieche08/Elektra (Euripides)

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Daten
Titel: Elektra
Gattung: antike Tragödie
Originalsprache: griechisch
Autor: Euripides
Uraufführung: 420 v. Chr.
Ort und Zeit der Handlung: An einem Gehöft eines mykenischen Bauern im Argivischen Bergland in mythischer Zeit
Personen
  • Ein mykenischer Bauer, der mit Elektra vermählt ist
  • Elektra, Tochter Agamemnons und Klytaimnestras
  • Orestes, ihr Bruder
  • Pylades (stumme Person)
  • Chor junger mykenischer Frauen
  • Alter Mann, der früher Erzieher Agamemnons war
  • Bote
  • Klytaimestra, Königin von Argos
  • Die Dioskuren (Kastor und Pollux)

Elektra (gr. ’Ηλέκτρα) ist eine Tragödie des griechischen Dichters Euripides. Im heute selten gespielten Stück geht es um die Rache Elektras an ihrer Mutter Klytaimnestra, die ihren Vater Agamemnon getötet hatte. Davon handeln auch Tragödien von Aischylos (Orestie) und Sophokles (Elektra). Aischylos Werk bildete den Anfang, ob danach zuerst die Euripideische oder die Sophokleische Elektra geschrieben wurde, ist unklar. Euripides’ Fassung unterscheidet sich durch die „provokante Modernität“ von Aischylos’ und Sophokles’ Fassungen, was für das damalige athenische Theaterpublikum „ein Schock“ war.

Mythische Vorgeschichte

Handlung

Elektra lebt, vermählt mit einem mykenischen Bauern, im argivischen Bergland und leidet sehr unter der Ermordung ihres Vaters Agamemnon. Da kommt ein Fremder, der in Wahrheit ihr Bruder Orestes ist. Aber Elektra erkennt ihn nicht, und er berichtet, dass Orest lebe. Orest erfährt dann, dass Elektra bereit ist, wie auch er selbst, als Rache für den ermordeten Agamemnon gemeinsam mit ihm (Orest) deren Mutter Klytaimnestra zu töten. Der alte Mann, der früher Erzieher Agamemnons war und Gaben für ein Mahl bringt, erkennt Orest wieder. Daraufhin beschließen sie, dass Orest Aigisthos und Elektra selbst Klytaimnestra ermorden wird. Mit Hilfe des alten Mannes findet Orest zu einem Opferfest wo sich auch Aigisthos befindet, welchen er dann tötet. Klytaimnestra kommt zu Elektra, da der alte Mann sie unter dem Vorwand, Elektra habe ein Kind entbunden, zu ihr geschickt hat. Die beiden Geschwister töten daraufhin ihre Mutter, wobei Elektra dazu angespornt hat. Daraufhin erscheinen die Dioskuren (Kastor und Pollux), die voraussagen, dass Elektra Pylades als Gatten bekommt und Orest in Athen wegen des Muttermordes angeklagt wird. Aber sie muss nicht sterben, da Apollon die Schuld für diese Tat trägt.

Interpretation

Nach Gustav-Adolf Seeck ist Elektras aktive Rolle bei der Rachetat bemerkenswert. Zudem macht er bei Euripides eine ablehnende Haltung gegenüber Frauen aus, indem er sagt: „Diejenigen Zuschauer, die schon vorher der Meinung waren, Euripides habe den Frauen nicht recht über den Weg getraut, konnten sich wieder einmal bestätigt finden“. Er meint außerdem zum Vergleich der Sophokleischen und Euripdeischen Version, dass „die Euripideische auf die Zeitgenossen moderner gewirkt haben [muss]“. Hierzu meint allerdings Hellmut Flashar, dass sich „die euripdeische Elektra […] von den aischyleischen und sophokleischen Fassungen durch eine provokante Modernität unterscheidet“ und „Elektra -verheiratet, nicht standesgemäß, ohne Kinder, ohne Vollzug der Ehe, armselig auf dem Lande lebend-, das war ein Schock für das athenische Theaterpublikum“. Auch Gilbert Murray bemerkt, „daß die meisten Kritiker die deutliche Empfindung haben, daß die beiden Elektrastücke in engster Beziehung zueinander stehen, in der Beziehung des Gegensatzes“. Das eine sei ein wohlüberlegter Protest gegen das andere. Er findet in der Elektra „zwei besondere Vorzüge, einmal ein[en] psychologischen Realismus der substilsten Art, und dann eine neue ethische Atmosphäre“. Euripides hätte sich ausgemalt, welche Menschen die Kinder (gemeint sind Elektra und Orest) gewesen sein müssen, die in dieser Weise viele Jahre hindurch die Saat des Hasses in sich nährten (…)“. Elektra bezeichnet er als „eine Mischung von Heldentum und zerrütteten Nerven, ein vergiftetes, zerquältes Weib, die ihr Herz in unablässigem Brüten voll Haß und Liebe verzehrt; denn (…) [Euripides] vermutet, etwas grausam, daß sie vielleicht in hinlänglicher Zufriedenheit gelebt hätte, hätte sie nur ein normales Eheleben geführt“. Orest sei „von dem stärkeren Willen der Schwester mitgerissen“. Nach Murray habe Euripides „die alte Bluttat zunächst einmal des heroischen Glanzes entblößt, der sie umgab. Seine handelnden Personen sind nicht klarsichtige Helden, die geradewegs ihrem Ziele zustreben. Sie sind irrende menschliche Kreaturen, von Leidenschaften zerbrochen, von Hemmungen, Zweifeln und Bedenken beherrscht. Und ferner läßt er nicht den geringsten Zweifel über die Sittlichkeit des Muttermordes. Er ist ein Greuel und der Gott, der ihn anordnete – wenn das überhaupt geschah -, war eine Macht der Finsternis“. Martin Hose stellt fest, dass das Stück „vielmehr einen Akt der Selbstzerstörung dar[stellt], den ein Haß in Elektra vorbereitete, ein Haß, der lange Jahre wuchs und Elektra von der Welt, wie sie ist, abgeschottet hat“. Denn am Ende sei „ihre Tat nur noch eine Tat gegen sich selbst. Euripides hat damit, so scheint es, eine so noch nie beschriebene Dimension eines Vergehens ins Licht gerückt: die seelische Traumatisierung der Täter. Damit präfiguriert die Elektra […] die Frage, ob Unrecht tun schlimmer sei als Unrecht leiden“. Diesen Gedanken führt er allerdings nicht weiter aus. Franz Stoessl macht, wie Hose, einen Hass in Elektra aus, einen „abgrundtiefen Haß gegen die Mutter“, in welchem „etwas wie Entschuldigung“ liege. Weiter spricht er von „einer Psychologie, die moderne Erkenntnisse vorauszunehmen scheint, [mit der] (…) Euripides in immer wiederholtem Hinweis [zeigt], wie so tiefer Haß in der Seele Elektras entstehen und zu so unüberwindlicher Gewalt anwachsen konnte“. Er erkennt, dass Euripides „eines der Urverhältnisse, eine Urbeziehung menschlichen Daseins und Zusammenlebens (…) [darstellt]: die ältere, reifere, tiefere und von Leid und Leben härter gezeichnete Schwester neben dem jüngeren, noch knabenhaften, leichter tragenden und lebenden Bruder“. Zudem bemerkt er: „Indem Elektra anklagt, beginnt sie sich selbst zu verteidigen. Kaum ist der Mord vollbracht, schweigt auch der Haß Elektras und das bisher unterdrückte Gefühl der Schuld bricht siegreich und ungehemmt durch“. Des Weiteren habe Euripides „in dieser Szene der Verzweiflung nach der Tat eine (…) ganz neue Dimension der menschlichen Seele erschlossen“. Er stellt fest, dass „kaum sonst in der griechischen Tragödie (…) Menschen so bewußt und von innen heraus, ohne äußere Nötigung schuldig geworden [sind], wie Orestes und Elektra bei Euripides, und wohl nirgends erwächst so die Reue aus dem Verbrechen. Aber Euripides hat auch eine neue Botschaft des Trostes für seine in so tiefe Verzweiflung verstrickten Menschen. Gerade ihre Reue macht sie würdig der Erlösung durch göttliche Gnade“.

Bedeutende Inszenierungen

1986: Freie Volksbühne Berlin; Regie: Hans Neuenfels, Premiere am 4.12.1986

2.6.2004: Elektratag in Köln, Regie: Davud Bouchehri

30.10.2005: Theater im Pfalzbau in Ludwigshafen; Regie: Hansgünther Heyme, Gastspiel in Delphi 2007

2009: Schauspiel Bonn; Regie: Christoph Roos, Premiere am 30.0.2009

Rezeption

1961: Elektra; Film von Michael Kakojoannis

Literatur

Textausgaben/Übersetzungen:

Euripides: Elektra. Übers., Anm. und Nachw. von Kurt Steinmann. Stuttgart 2005. (Übersetzung)

Euripides: Elektra. Übersetzt von Hellmut Flashar. Frankfurt/Main 2006.

Euripides: Sämtliche Tragödien und Fragmente. Band 3, übersetzt von Ernst Buschor. München 1972. (Originaltext, Übersetzung)

Sekundärliteratur

Flashar, Hellmut: Inszenierung der Antike. Das griechische Drama auf der Bühne. Von der frühen Neuzeit bis zur Gegenwart. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. München 2009.

Hose, Martin: Euripides. Der Dichter der Leidenschaften. München 2008.

Murray, Gilbert: Euripides und seine Zeit. Darmstadt 1957.

Quellen

Die Quellen entsprechen den Angaben unter Literatur.


Kategorie:Literarisches Werk Kategorie:Literatur (Altgriechisch) Kategorie:Antike Tragödie Kategorie:420 v. Chr. Kategorie:Werk von Euripides