Benutzer:Gubeko/Armanda degli Abbati-Campodonico

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Armanda degli Abbati

Armanda degli Abbati-Campodonico (*10. Januar 1879 in Rom, Italien; † 1946 in Qaraghandy) war eine italienische Opernsängerin (Mezzosopranistin), Gesangslehrerin und Komponistin von kleineren Gesangstücken, die die estnische Staatsbürgerschaft angenommen hatte.[1] Bekannt war sie für ihre in Tallinn gegründete Gesangsschule Abbati laulustuudio, in der sie viele bekannte estnische Opernsänger ausgebildet hatte.

Leben

Bis 1927 Weltweite Karriere als Sängerin

Armanda degli Abbati-Campodonico sang im Alter von fünfzehn Jahren am 17. Dezember 1894 bei einem Gedenkkonzert im Palazzo Doria Pamphilj in Rom zum dreihundertsten Todestag von Giovanni da Palestrina die Altpartie. Am 22. Dezember wurde das Konzert im Palazzo Barberini wiederholt.[2] Im Januar 1896 sang sie im Teatro Nazionale in Rom die Rolle der Madeleine in Fadette von Dario de' Rossi (*1862).[3] Im Lauf des Jahres sang sie diese Rolle auch im Teatro Bellini in Neapel. Des Weiteren trat sie im Teatro Mercadante in La collana di Pasqua von Gateano Luporini (1865–1948) und im Januar 1901 als Carlotta in Werther von Jules Massenet am Stadttheater Odessa. Hier soll sie eine Affäre mit dem Astronom und Revolutionär Vsevolod Lebedintsev(1881–1908) gehabt haben.[4][5][1][6] Am 20. März sang sie am Teatro Politeama in Genua.[7] Im Mai 1901 sang sie in Buenos Aires die Venus in Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg von Richard Wagner.[8] Am 13. Juli 1902 sang sie am Teatro Bellini in Neapel die Carmen in der gleichnamigen Oper.[9] Im Mai 1903 sang sie in Palermo die Venus in Tannhäuser.[8] Sie sang in der Mailänder Scala und an der Metropolitan Oper in New York City. Ein Zeitungsartikel in Päevaleht vom 20. Februar 1927 führt auf, dass sie bis zu diesem Zeitpunkt zweihundertmal als Azucena in Il trovatore, vierhundertvierundsechzigmal als Amneris in Aida und vierhundertsechsmal als Ortrud in Lohengrin aufgetreten sei.[10]

1927 bis 1941 Zeit als Gesangspädagogin in Estland

Armanda degli Abbati-Campodonico unterrichtete den Tenor Karl Ots (1882–1961) in Italien und entwickelte ihn von seiner bisherigen Stimmlage Bariton weiter zu einem Tenor.[11] Karl Ots schlug dem estnischen Bildungsministerium und dem Estnischen Kulturkapital vor, die Sängerin und Gesangspädagogin nach Estland einzuladen. So folgte sie 1926 Einladung.[12][13][14] Sie sang im Februar 1927 die Azucena in Il trovatore[12] und im März die Amneris in Aida. Am 24. April 1927 wirkte sie bei einer Aufführung des Stabat mater von Rossini mit. In der Kritik der Vaba Maa über dieses Konzert kommt zum Ausdruck, dass ihre Stimme schon ihren Zenit überschritten hatte. Dies wurde auch dadurch bestätigt, dass sie kein Engagement am Opernhaus erhielt.[11] Sie nahm die estnische Staatsbürgerschaft an, um dauerhaft in Estland zu bleiben,[11] gab Gesangs- und Italienischunterricht und gründete 1929 eine der beiden renommierten privaten Gesangschulen in Tallinn[15][16][17] Zu ihren Schülern zählten unter anderem der estnische Bassist Nikolai Suursööt (1899–1943), die Sopranistin und Ehefrau Evald Aavs Ida Loo-Talvari (1901–1997), die Sopranistin Milvi Laid (1906–1976), die Sängerin und Schauspielerin Els Vaarman (1908–1966), ab 1931 der Tenor Eedo Karrisoo (1907–1982) und Vardo Holm (1911–2001).[16] [18] [19]

Ab 1941 Deportation, Aufenthalt in Zwangarbeitslager und Tod

Am 28. Juni 1941, sechs Tage nach dem Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion, wurde Armanda degli Abbati-Campodonico von Agenten des NKWD verhaftet. Eedo Karrisoo schaltete am 5. Dezember 1941 im Eesti Söna eine Anzeige mit der Bitte um Informationen zum ihrem Schicksal .[20] Sie wurde nach Sibirien in ein Zwangarbeitslager deportiert und verstarb dort.[13][21][22][23]

Werke (Auswahl)

  • Calendimaggio (Mattinata) für Sopran und Klavier. Incipit: Addio bel sogno. Text: Mario Foresi. Eine Ausgabe mit estnischer Übersetzung Kevadel von Aleksander Trilljärv, gedruckt bei G. Ricordi & C. in Mailand, befindet sich im Bestand der Estnischen Nationalbibliothek mit Notendigitalisat.[24] Eingespielt 1937 von Eedo Karrisoo und dem Theaterorchester Estonia unter dem Label His Master's voice als E.K. 1106. Eine Schellackplatte befindet sich ím Bestand der estnischen Nationalbibliothek.[25]
  • Non chiedermi für Sopran und Klavier. Eine Ausgabe mit estnischer Übersetzung Ainsamaks Sulle von Elena Treubek befindet sich im Bestand der Estnischen Nationalbibliothek mit Notendigitalisat.[26]
  • Prudento riserbo, Walzer für Sopran und Klavier. Incipit: Ognun conoseere vuolla.. Eine Ausgabe mit estnischer Übersetzung Rohkem ettevaatust! befindet sich im Bestand der Estnischen Nationalbibliothek.[27]
  • Uinu[28]

Rezeption

Zu ihrem 75. Geburtstag am 4. Januar 1954 wurde ihrer auf Initiative der Esten in Chicago mit einer außerordentlichen Radiosendung bei NBC gedacht.[29]

Einzelnachweise

  1. a b Vladimir Jabotinsky: Vladimir Jabotinsky's Story of My Life. Hrsg.: Brian Horowitz; Leonid Katsis. Wayne State University Press, Detroit 2015, ISBN 978-0-8143-4139-1 (englisch, google.de [abgerufen am 9. November 2017]).
  2. Un concerto polifonico dedicato a Palestrina…. 121 anni fa / A Polyphonic Concert dedicated to Palestrina … 121 years ago (ita-eng) – Dr. Eleonora Simi Bonini. In: Il naufrago / Castaway. 22. April 2015 (wordpress.com [abgerufen am 10. November 2017]).
  3. Fisher - University of Toronto: Fadette; dramma lirico in tre atti. Roma, Tip. I. Artero, 1895 (archive.org [abgerufen am 14. Oktober 2018]).
  4. Vladimir Jabotinsky: Vladimir Jabotinsky's Story of My Life. Hrsg.: Brian Horowitz; Leonid Katsis. Wayne State University Press, Detroit 2015, ISBN 978-0-8143-4139-1 (englisch, google.de [abgerufen am 9. November 2017]).
  5. Roberto Marcocci: Werther. In: La Voce Antica. Roberto Marcocci, abgerufen am 10. November 2017 (italienisch).
  6. Roberto Marcocci: Werther. In: La Voce Antica. Roberto Marcocci, abgerufen am 10. November 2017 (italienisch).
  7. Il Werther di Massenet a Genova. In: La Stampa. 20. März 1901, S. 3 (italienisch, archiviolastampa.it).
  8. a b Tannhauser. Abgerufen am 10. November 2017.
  9. Programmi di sala e locandine. In: Archivi Teatro Napoli. Abgerufen am 9. November 2017 (italienisch).
  10. Päewaleht 20 veebruar 1927 — DIGAR Eesti artiklid. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  11. a b c Mati Kalkun: Legend isast ja pojast , Karl ja Georg Otsast. In: Wöruma Teataja. 4. Juli 2009, S. 6 (estnisch, digar.ee).
  12. a b Kaja 20 veebruar 1927 tr. 1 — DIGAR Eesti artiklid. Abgerufen am 9. November 2017.
  13. a b Tiina Mattisen: V Eesti tippmuusikute triumf! In: Sirp. 21. August 2009, S. 14 (estnisch, digar.ee).
  14. Vilma Paalma: Hetkepeatusi Esimestes Aastakümnetes. In: Kultuurileht. 16. August 1996, S. 14 (estnisch, digar.ee).
  15. Tiina Mattisen: PLMF - V Eesti tippmuusikute triumf! In: PLMF Planet of Talent. 20. August 2009, abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  16. a b Ken-Erik Jürma: “Halloomees” Vardo Holm. Teekäija, Oktober 2011, abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  17. Vilma Paalma: 168 aastat Tallinna-Rossinit. In: Kulturileeht. 26. Februar 1924, S. 10 (estnisch, digar.ee).
  18. Harri Klisk: Ida Loo-Talvari 90-a. 22. Juni 1991, S. 7 (estnisch, digar.ee).
  19. Eedo Karrisoo 1907-1982. In: Vaba Eestlane. 20. Januar 1983, S. 4 (estnisch, digar.ee).
  20. Eesti Sõna 5 detsember 1941 — DIGAR Eesti artiklid. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  21. Andreas Laasik: Eesti minevikku kuulub eelmise isesjsvusaja katkenud kultuurika. In: Eesti Päevaleht. 27. März 2013, S. 16 (estnisch).
  22. Vilma Paalma: Hetkepeatusi Aastais 1940-1950. In: Kultuurileht. 23. August 1996, S. 9 (estnisch, digar.ee).
  23. Elmar Joosep: Juuniküditamine. In: Vaba Eesti Söna. 10. Juni 1993, S. 4 (estnisch, digar.ee).
  24. Calendimaggio : (Mattinata) = Kevadel | DIGAR. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  25. Addio bel sogno. Kevad = Mattinata | DIGAR. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  26. Ainsamaks Sulle = (Non chiedermi) | DIGAR. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  27. Ainsamaks Sulle = (Non chiedermi) | DIGAR. Abgerufen am 9. November 2017 (estnisch).
  28. Armanda degli Abbati: Uinu. Tartu 1927 (estnisch, ester.ee [abgerufen am 10. November 2017]).
  29. Eestlased mälestasiid itaalia lauljat. In: Vaba Eestlane. 18. Januar 1956, S. 3 (estnisch, digar.ee).