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Hans Bütow war ein deutscher Seeoffizier im 1. und 2. Weltkrieg.
Geboren wurde er am 28.Dezember 1894 in Volpersdorf/Schlesien. Er stammte aus einem angesehenen Bürgergeschlecht, das im damals deutschen Osten weit verzweigt war. Eine Herkunft desselben aus der gleichnamigen Stadt Bütow (heute poln. Bytow) ist bisher nicht bekannt.
Er hatte maßgeblichen Anteil an der Formung der deutschen Schnellbootwaffe im 2.Weltkrieg und unterlief bei Kriegsende als Admiral der Kriegsmarinedienststelle Hamburg Hitlers Befehl zur vollständigen Zerstörung des Hamburger Hafens.
Gestorben ist Hans Bütow am 9.Mai 1974 in Hamburg.
Lebenslauf
1914 trat Bütow als Seekadett in die Kaiserliche Marine ein. Als Fähnrich und Leutnant diente er während des 1.Weltkriegs auf mehreren Kreuzern ("Derfflinger", "Augsburg", "Königsberg") sowie dem Linienschiff "Schwaben". Im Frühjahr 1918 besuchte er die Marineschule Mürwik. Im Januar 1919 wurde er an Land versetzt; zuerst zum 1. Garde-Reserveregiment und im Mai 1919 als Bataillons-Ordonanzoffizier zur 2. Marinebrigade. Im Mai 1920 wurde er zur Schiffsstammdivision Nordsee versetzt und im September zum Oberleutnant befördert. Nach einer erneuten Bordzeit von Mai 1921 bis April 1923 als Torpedo-und Wachoffizier auf dem Kreuzer "Arcona" wurde Oberleutnant Bütow Kompanieführer in der 6.Küstenwehr-Abteilung. Im April 1926 wurde er zum Kapitänleutnant befördert und im Oktober des gleichen Jahres als Wachoffizier zur 3. Torpedobootshalbflotille kommandiert. Im September 1927 wurde er als Führer der Fähnrichskompanie an die Marineschule Mürwik versetzt. Im Januar 1930 kam er als Admiralstabsoffizier zum Befehlshaber der Linienschiffe. Im September 1932 wurde er Chef der 1. Torpedobootshalbflotille in Swinemünde und wurde ein Jahr später zum Korvettenkapitän befördert. Von September 1934 an war er 2 Jahre lang 1.Admiralstabsoffizier beim Stab des Führers der Torpedoboote. Im April 1937 erfolgte die Beförderung zum Fregattenkapitän. Im November 1938 wurde er Chef der Donauflotille und im April 1939 erfolgte die Ernennung zum Kapitän zur See. Von Kriegsanfang bis Mai 1942 war er Führer der Torpedoboote und wurde anschließend Stabschef der Marinestation der Ostsee. Am 1.Januar 1943 wurde er zum Konteradmiral befördert. Im Juni 1943 wechselte er als Stabschef zum Marineoberkommando der Ostsee. Im Juni 1944 wurde er Befehlshaber der Sicherung der Ostsee und übernahm im Dezember die 10.Sicherungsdivision. Im Februar 1945 wurde er Admiral der Kriegsmarinedienststelle Hamburg. Nach der Kapitulation geriet er in englische Gefangenschaft, aus der er Ende 1946 entlassen wurde.
Aktionen im 2.Weltkrieg, an denen Bütow direkt beteiligt war
Als Führer der Torpedoboote (FdT) nahm er im April 1940 an der Besetzung Norwegens ("Weserübung") teil und zwar im Rahmen der Kriegsschiffgruppe 4, die Kristiansand und Arendal besetzte. Sein Flaggschiff war das Torpedoboot "Luchs".
Als FdT war er an der Planung der nicht durchgeführten Operation "Seelöwe" (Invasion Englands) beteiligt, wobei seinen Streitkräften die Deckung der westlichen (Torpedoboote aus Cherbourg) und der östlichen Flanke (Schnellboote von Holland und Belgien aus) des Landungsunternehmens zugedacht war.
Zu Beginn des Rußlandfeldzugs 1941 wurde durch seine Streitkräfte im Finnischen Meerbusen der Bau der größten Minensperre vorgenommen.
Bütows Rolle bei Kriegsende
Kurz vor Kriegsende, im Februar 1945, wird Bütow Admiral der Kriegsmarinedienststelle Hamburg. Er ist "für Verwaltungsfragen an Land, die Steuerung der Handelsschiffahrt und die Bereitstellung und Ausrüstung von Transportschiffen für militärische Zwecke zuständig" . Dazu gehört wesentlich der bereits weitgehend zerstörte Hafen Hamburg. Am 22.März 1945 ergeht der "Führerbefehl", gemäß dem der Hafen nachhaltig unbrauchbar gemacht werden und die Stadt bis zum letzten Mann verteidigt werden soll. Im Einvernehmen mit dem Hamburger Kampfkommandanten Generalmajor Alwin Wolz beschließt Bütow, die Ausführung des Befehls zu verhindern. Mit hohem persönlichen Risiko - auf Befehlsverweigerung stand Erschießung - verfolgt er eine Verschleppungstaktik, indem er immer wieder bei seinen Vorgesetzten eine "Lähmung" statt der befohlenen "Zerstörung" der Hafenanlagen fordert und Gegenvorstellungen einreicht, die auf die Wichtigkeit der restlichen Transportinfrastruktur für das Überleben des Volkes hinweisen und auf die Aushebelung des Zerstörungsbefehls abzielen. Wochenlang laviert er dabei auf dem schmalen Grat zum Befehlsverweigerer bzw. Saboteur.
Am 1.Mai 1945 riskiert er die offene Rebellion, indem er dem Chef der Seekriegsleitung meldet, daß er aufgrund der Feindlage den Zerstörungsbefehl nicht ausführen werde. Dem fälligen Standgericht entgeht er durch die Kapitulation Hamburgs am 3. Mai.
Auszeichnungen, u.a.: Eisernes Kreuz II. und I. Klasse Slowakisches Kriegsverdienstkreuz III Klasse Finnisches Freiheitskreuz I. Klasse Ritterkreuz
In der Presseerklärung zur Verleihung des Ritterkreuzes am 12.3.1941 ("Die Ritterkreuzträger ...") heißt es: "Kapitän zur See Bütow, Führer der Torpedoboote, hat sich während der Norwegen-Unternehmen durch persönlichen Einsatz und Schneid bei der Besetzung und insbesondere durch schnelles Anlandsetzen der Landungstruppen trotz starker Gegenwehr große Verdienste erworben. Seit dem Frühjahr 1940 leitet er den Einsatz der Schnellboote im Westraum und hat damit entscheidenden Anteil an den großen Erfolgen unserer Schnellboote. Kapitän zu See Bütow hat eine Anzahl erfolgreicher Feindfahrten persönlich geführt."
Quellen:
(1) Dallies-Labourdette, Jean-Philippe "Deutsche Schnellbote"; Motorbuch-Verlag, Stuttgart 2006; ISBN 3-613-02673-2
(2) "Ende ohne Schrecken", Artikel im Hamburger Abendblatt am 6. Mai 1965
(3) "Hafen in Gefahr"; Artikel im Hamburger Abendblatt am 9. April 1955
(4) Heitmann, Dr.Jan "Tage zwischen Tod und Leben", in Hafenblick Nr.9, Hamburg, September 2005
(5) Hildebrand, Hans / Henriot, Ernest "Deutschlands Admirale 1849-1945"; Band 1: A-C, Biblio-Verlag, Osnabrück, 1988
(6) "Die Ritterkreuzträger der deutschen Wehrmacht 1939-1945", Teil VII: Die Überwasserstreitkräfte der deutschen Kriegsmarine; Band 1: A-K; Biblio-Verlag, Osnabrück, 1995
(7) Wikipedia: "Unternehmen Weserübung"