Benutzer:Hafenhistorie/Schuppen 3

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Der Schuppen 3 ist ein ehemaliger Hafenschuppen im Europahafen der Freien Hansestadt Bremen. Er diente bis in die 1990er Jahre als Verwaltungs- und Lagergebäude, bis 2016 als Lager-, Büro- und Ateliergebäude. Im Zuge der Umnutzung der Überseestadt wurde 2018 das historische Gebäude weitgehend abgerissen, um Raum für Wohnen und Gewerbe zu schaffen.

Bau

Der Schuppen 3 an der Nordseite des Europahafens entstand 1955/56 als Ersatz für die im Zweiten Weltkrieg zerstörten Schuppen 7 und 9. Er wurde vom Hafenbauamt als eingeschossiger Neubau mit einer 400 Meter langen Kajenfront und 20 000 Quadratmetern überdachter Lagerfläche errichtet. Nach 14 Monaten Bauzeit nahm die Bremer Lagerhaus-Gesellschaft (BLG) im April 1956 den Schuppen 3 in Betrieb. Von weitem sichtbares Erkennungszeichen waren fünf Verladekräne (DEMAG-Kräne) für den Hafenumschlag.

Nutzung

Der Schuppen war Teil des Bremischen Umschlagsystems, bei dem Waren per Kran vom Schiff direkt auf Eisenbahnwaggons verladen bzw. im Schuppen zwischengelagert wurden, um von dort weitertransportiert oder auf umliegende Speicher verteilt zu werden. Schuppen 3 war auf Fruchtumschlag spezialisiert, besonders auf die Abfertigung von Zitrusfrüchten aus Spanien, Marokko und den USA /Florida unter anderem durch die Frucht-Spedition Heuer und Co. 1999 wurde das Gelände zusammen mit Schuppen 1 und Schuppen 3 an die Firma Dittmeyer KG („Onkel Dittmeyer“) verkauft, die vor Ort eine eigene Produktionsstätte für Orangensaft („Valensina“) errichtete. Weitere Gebäudeteile wurden untervermietet. Ab 1994 richtete die Universität Bremen dort auf 400 Quadratmetern ein Kühllager für 60 000 Bohrkerne aus der Tiefsee ein, welche Aufschluss über Klimaveränderungen geben können. Eine Spedition sowie zahlreiche Freiberufler und Künstler bezogen bis 2016 Räumlichkeiten im Schuppen 3. Im Jahr 2000 beschloss der Bremer Senat im Entwicklungskonzept „Überseestadt“ eine Umstrukturierung der ehemaligen Hafenreviere und kaufte das Areal zurück. Nach einer Kontroverse über eine zukünftige sozialverträgliche Nutzung des Schuppen 3 und einer gescheiterten Ausschreibung veräußerte die Stadt 2016 das Gelände an die Asset-Investorengruppe. Diese plant dort den Neubau eines urbanen Wohnviertels „Europa-Quartier“ für 1000 Menschen mit über 500 Wohnungen, davon ein Teil sozial gefördert, einer Kita und Flächen für Büro und Dienstleistungen. Dazu wurde der historische Schuppen 2018 zum größten Teil bis auf ein Gebäudesegment und die Kranbahn abgerissen.

Ereignisse

Am 13. Mai 1958 fanden in Bremen Großkundgebungen gegen atomare Aufrüstung mit 25 000 Teilnehmern statt. 1200 Hafenarbeiter beteiligten sich mit einer eigenen Protestversammlung, die vor Schuppen 3 abgehalten wurde. Für die Dauer der Kundgebung blieben alle Schuppen geschlossen.[1]

Am 26. Oktober 1959 ereignete sich eines der schwersten Unglücke in der Nachkriegsgeschichte der Feuerwehr Bremen. Als diese vor Schuppen 3 versuchte, die brennende Ladung auf dem Schiff „Wihinapa“ zu löschen, kam es zu einer Explosion, bei der zwei Feuerwehrleute ihr Leben verloren und drei weitere verletzt wurden. Eine Gedenktafel an der Feuer- und Rettungswache 1 erinnert an dieses Ereignis.

Literatur

  • Nils Aschenbeck, Die Architektur der stadtbremischen Häfen: ein Führer zu den wichtigsten Bauwerken im Europahafen, Überseehafen, Getreidehafen, Holz- und Farbrikenhafen, Werfthafen und Hohentorshafen, Bremen 1994
  • Ralph Lutz: Der Europahafen in Bremen in Handbuch für Hafenbau und Umschlagstechnik, Bd. III, 1957
  • Klaus Schlottau, Daniel Tilgner: Der Bremer Überseehafen, Bremen 1999

Einzelnachweise

  1. Weser-Kurier vom 14. Mai 1958: „Über 25 000 Bremer hörten den Appell: Frieden halten!“.

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