Benutzer:Hannah Florine/Ria Picco-Rückert

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Ria Picco-Rückert (* 20. Dezember 1900 als Margarete Maria Rückert in Nürnberg; † 30. Dezember 1966 in Nürnberg) war eine deutsche Malerin, die sich auf Motive aus Industrie und Technik spezialisiert hatte.

Leben

Rückert war die Tochter des Nürnberger Architekten Peter Rückert und seiner Frau Friede, geb. Fraas. Sie war die jüngste von fünf Töchtern. Rückert studierte zunächst an der Kunstgewerbeschule Nürnberg bei Hermann Gradl, Max Körner, Else Jaskolla und Karl Selzer (1972–1939), ab 1924 an den Akademien Stuttgart und Wien bei Christian Speyer und Ludwig Habich (???); in Wien besuchte sie auch ein Jahr lang die Bildhauerklasse bei Hans Bitterlich. Zuletzt studierte sie an der Kunsthochschule Weimar bei Alexander Olbricht, wo sie 1926 ihr Examen für das künstlerische Lehramt an höheren Schulen ablegte. Seit der Zeit ihres Studiums trug sie ihren verkürzten Vornamen Ria. 1933 heiratete sie den Fechtmeister Alexandro Picco (1901–???), den sie in Nürnberg kennengelernt hatte. Ab 1934 nannte sie sich Picco-Rückert. Nach ihrer zweiten Eheschließung mit dem Lehrer Josef Kolle 1959 hieß sie Kolle-Rückert.

Nach Studienreisen 1927 nach Italien und Ungarn sowie nach Kiel und ins Ruhrgebiet kehrte Picco-Rückert nach Nürnberg zurück, wo sie als freischaffende Künstlerin tätig war. Ab Ende der 1920er Jahre befasste sie sich bis zu ihrem Lebensende schwerpunktmäßig mit Industriemotiven, die sie in Zeichnungen, Aquarellen und Ölgemälden festhielt.


Werke

Zunächst schuf Picco-Rückert auch Porträts und Wandmalereien. Zwischen 1927 und 1930 gab sie Zeichenkurse an der Nürnberger Volkshochschule, erhielt zu dieser Zeit aber bereits erste Aufträge. Ab Ende der 1920er Jahre schuf sie Ölgemälde von z. B. von der Gutehoffnunghütte, deren Abbildungen Paul Reusch beauftragte, oder der Maximilianshütte. Bereits 1927 fand ihre erste Einzelausstellung statt; in Nürnberg waren in der Norishalle 60 Werke von ihr zu sehen, darunter Landschaften, Stillleben, Aktstudien sowie zwei Plastiken.[1] 1928 schuf sie gemeinsam mit anderen Künstlern Wandbilder für die Frauenklinik in Nürnberg. 1929 zeigte sie erstmals Industriemotive in einer Ausstellung Nürnberger Künstler in Budapest. (Mein Frankenland: Monatsschr. für Schrifttum, Kunst u. Heimatkunde / 3. 1930, BSB, Abbildung Maxhütte) Ab 1931 war sie Mitarbeiterin der Vereinigten Stahlwerke AG in Düsseldorf und malte vor allem Werke und Anlagen in Duisburg und Umgebung wie die August-Thyssen-Hütte oder die Zeche Oberhausen. 1932 durfte sie als erste Ausländerin die Entwässerungsarbeiten in den Pontinischen Sümpfen bei Rom malen.

In den 1930er Jahren reiste die Malerin auch nach Hamburg, um dort zu malen. Bilder von diesen Fahrten wurden zum Beispiel 1941 in Nürnberg gezeigt, wo in ihrer Einzelausstellung 89 Werke zu sehen waren.[2] 1938 schuf sie für die Oberpostdirektion Nürnberg ein Fresko für einen Sitzungssaal. In Nürnberg malte sie unter anderem Ansichten der MAN-Werke, des Bahnhofs, des Gaswerks. Zwischen 1936 und 1941 schuf sie mehrere Werke zur neuen Reichsautobahn und zeigte sie zum Beispiel 1936 auf der Ausstellung „Die Straßen Adolf Hitlers in der Kunst“. 1940 war sie im Auftrag einer Kölner Baufirma an der Mosel unterwegs und hielt verschiedene Streckenabschnitte der Reichsbahn fest. Zwischen 1938 und 1941 malte sie großformatige Ansichten der sogenannten Hermann-Göring-Werke in Salzgitter, von denen mehrere auf den Großen Deutschen Kunstausstellungen ausgestellt wurden. Dort zeigte sie zwischen 1941 und 1944 insgesamt 20 Werke.[3]

Zwischen 1942 und 1944 hielt sich Picco-Rückert im damaligen Oberschlesien auf, um diverse Industriestätten zu malen, darunter auch die O/S Hydrierwerke AG bei Heydebreck O.S. Ein dortiger Auftraggeber waren die I. G. Farben. Das Werk Oberschlesien. Hydrierwerke im Aufbau. Destillation von 1942,[4] auf dem im Vordergrund Arbeiter zu sehen sind, zeigt vermutlich Häftlinge des entstehenden Konzentrationslagers Blechhammer. Drei der dort entstandenen Werke wurden 1956 auf der Ausstellung „Industrie und Kunst“ in der Forchheimer Kaiserpfalz unbeanstandet ausgestellt.

Picco-Rückert stellte zwischen 1924 und 1964 fast ununterbrochen an diversen Orten aus. Einzelausstellungen fanden zum Beispiel 1927, 1941 und 1950 in Nürnberg statt. Auch nach ihrem Tod wurden ihre Werke vereinzelt gezeigt, meist im Rahmen von Schauen über die Schwerindustrie. Auf der Ausstellung „Kunst im 3. Reich. Dokumente der Unterwerfung“, der ersten Ausstellung von sogenannter NS-Kunst in der Bundesrepublik 1974 im Frankfurter Kunstverein, hing ihr Werk Vereinte Kraft (1944), das heute bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verwahrt wird.[5][6]

Literatur

  • Klaus Ollinger: Kohle und Stahl. Leben und Werk der Industriemalerin Ria Picco-Rückert. Merziger: Püttlingen 2007. ISBN 978-3-00-020724-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Klaus Ollinger: Kohle und Stahl. Leben und Werk der Industriemalerin Ria Picco-Rückert. Merziger, Püttlingen 2007, S. 17.
  2. Albrecht-Dürer-Verein (Hrsg.): Ausstellung von Werken der Industriemalerin Ria Picco-Rückert. Zerreiss, Nürnberg 1941, S. o. S.
  3. GDK-Research. Abgerufen am 3. August 2022.
  4. Klaus Ollinger: Kohle und Stahl. Leben und Werk der Industriemalerin Ria Picco-Rückert. Merziger, Püttlingen 2007, S. 52.
  5. „Vereinte Kraft“ auf der GDK. Abgerufen am 3. August 2022.
  6. „Vereinte Kraft“ bei den BStGs. Abgerufen am 3. August 2022.