Benutzer:Hans-Jörg Voigt/Schlicker

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Peter Schlicker wuchs mit 11 Geschwistern auf, zwei davon begleiteten ihn auf seinem Weg der Berufung zum Priestertum und eine Schwester wurde Ordensfrau.

Nach seiner Priesterweihe am 15. Juli 1933 in Trier war er zunächst zwei Jahre Kaplan an St. Matthias in Neuwied. Der damals bereits als Kritiker des Regimes bekannte junge Mann wurde wegen angeblicher Unsittlichkeit während des Religionsunterrichtes, den er erteilte, von einer Hilfslehrerin angezeigt. Im NSDAP Nationalblatt wurde ausführlich über diese angebliche Unsittlichkeit berichtet, eng im Zusammenhang mit der Kritik des Kaplans am BDM und seiner Gegnerschaft zur "Herbeiführung einer einigen deutschen Jugend". Da das betroffene Kind selbst bezeugte, dass der Kaplan ihm nur die Strümpfe vor der versammelten Klasse wegen der Kälte hochzog, wurde er freigesprochen. Die Erlaubnis, Religion zu unterrichten wurde ihm dennoch entzogen. Durch diesen Vorfall führte ihn die Geheime Staatspolizei als "katholischen Aktivist".

Kaplan Peter Schlicker wurde von der Bischhöflichen Behörde am 2. Mai 1936 nach St. Cyriakus in Niedermendig versetzt um ihn aus dem Fokus der Nantionalsozialisten zu nehmen. Hier kam es am 4. Januar 1937 zu einer Anzeige wegen eines sogenannten Kanzelmissbrauchs: Peter Schlicker hatte sich vor der Predigt am 6.1.1937 über offentlich in den "Stürmer-Kästen" ausgestellte Karikaturen beschwert, die Kirche und Priester polemisierten. Der Gendarmeriehauptwachtmeister von Niedermendig, der die Anzeige selbst eingereicht hatte, schwächte im Verlauf des Verfahrens seine Aussage aber spürbar ab. Bei der abschließenden Verhandlung am 7. Juni 1937 in Köln wird der Kaplan freigesprochen.

Am 10. Oktober 1940 wird Peter Schlicker gemeinsam mit Pfarrer Bechtel aus Niedermendig angezeigt. "Beeinflussung eines Sterbenden" lautet der Vorwurf der evangelischen Witwe Charlotte Schmitt. Sie stellte die von ihrem verstrobenen Mann gewünschte und genehmigte Rekonziliation infrage. Der Kriegsinvalide Joseph Schmitt aus Niedermendig war mit der evangelischen Frau verheiratet gewesen, was ihn von den Sakramenten ausschloß. Joseph Schmitt wünschte sich eine katholische Beerdigung und die Erteilung der Sterbesakramente. Er bereute seine Verbindung zu seiner evangelischen Frau gegenüber Kaplan Schlicker, dieser erhielt dadurch am 20. September 1939 die oberhirtliche Erlaubnis, Joseph Schmitt am 10. April 1940 in allen Ehren katholisch zu bestatten. Die Anzeige der Witwe war für die Gestapo ein willkommener Anlaß, gegen die beiden Geistlichen vorzugehen.

Pfarrer Josef Bechtel und Kaplan Peter Schlicker werden von der Gestapo zunächst verhört, am 9. Januar 1941 verhaftet und am 7. Februar in das KZ Dachau verbracht. Auch eine Verurteilung von Charlotte Schmitt 1943 als Betrügerin bei anderen Fällen führte nicht zu einer Annulierung der Haft, auch rechtsanwaltliche Bemühungen seitens der Bischhöflichen Behörde blieben ohne Erfolg.

Pfarrer Bechtel starb am 12. August 1942. Peter Schlicker erkrankte 1943 schwer an Fleckentyphus, überwand die Krankheit jedoch vorläufig nach 8 Monaten. Ausserdem litt er in Gefangenschaft an ausgeprägten beidseitigen Mittelohrentzündungen. Am Gründonnerstag, dem 29. März 1945, wurde Peter Schlicker aufgrund der Bemühungen des Weihbischhofs Wienken aus Berlin, zusammen mit 162 anderen katholischen Priestern entlassen. Eine Heimkehr in die Pfarrei Niedermendig war ihm verwehrt. Der Ort war zu dieser Zeit bereits von der US-Armee besetzt. Peter Schlicker wurde jeweils rückwirkend zum 4. April 1945 gleichzeitig zum Kirchenrektor in Ettenberg und zum Kooperator in Schellenberg ernannt, wohl um ihn wirksam vor einem erneuten Zugriff der Nationalsozialisten zu bewahren.[1] Am 8. April erreichte er bereits erkrankt die Pfarrei Schellenberg bei Berchtesgaden, das heutige Marktschellenberg. Die Flecktyphuserkrankung, die er sich in Dachau zugezogen hatte, brach erneut aus. Er starb in Salzburg am 19. April 1945 trotz intensiver Bemühungen der Ärzte im Krankenhaus.

Erst im September 1945 konnte schließlich seine Leiche, die zunächst in Schellenberg beigesetzt worden war, nach Rissenthal im Saarland zur Kirche St. Blasius überführt werden. Sein Bruder Konrad Schlicker war hier zu dieser Zeit Pfarrverwalter. Noch heute liegt das Grab von Peter Schlicker neben dem Eingang zur Kirche.

In Mendig ist die Kaplan-Schlicker-Straße nach ihm benannt. In Trier wurde 2005 ein Stolperstein für ihn verlegt.

  1. Generalvikariat München-Freising Nr. 668