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Blick auf Kremnica mit Schloss und Münzstätte (1729)

Die Münzstätte Kremnica (slowakisch Mincovňa Kremnica) gilt als älteste noch in Betrieb stehende Münzprägeanstalt der Welt. Ihr Sitz befindet sich seit 1328 in der heute zur Slowakei gehörenden Stadt Kremnica.

Geschichte

Florene und Golddukaten

Im Hochmittelalter war die Ortschaft Teil des Königreiches Ungarn. Als König Karl I. aus dem Haus Anjou am 17. November 1328 Kremnica (ungarisch: Körmöcbánya) in den Stand einer „freien königlichen Bergbaustadt“ erhob, erteilte er gleichzeitig das Privileg zum Betrieb einer Münzprägestätte. Er berief Fachleute aus Kutná Hora in die neue Produktionsstätte, unter denen wahrscheinlich auch Münzer italienischer Herkunft waren. Die Voraussetzungen für eine Münzstätte in Kremnica waren günstig, denn in den Bergen und Wasserläufen der Gegend wurden teilweise schon seit dem Ende des 8. Jahrhunderts bis zu 40 Prozent der weltweit geförderten Menge an Gold und Silber abgebaut.[1] In der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts wurde im Zuge einer Währungsreform verfügt, dass Edelmetalle nur in Form von Münzen aus Ungarn ausgeführt werden durften. Dieses Dekret hatte auf die Bergwerks- und Münzproduktion einen günstigen Einfluss.[2]

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Gedenkmünze aus Anlass des 650jährigen Bestehens der Münzstätte Kremnica (1328-1978)

Nach der Gründung der Prägeanstalt wurden 1329 zunächst ungarische Silbergroschen (groš) produziert. Die ersten Goldmünzen, die Karl I. ab 1335 herstellen ließ[3], wurden aufgrund ihrer Vorbilder aus Florenz als Florene (oder Florine) bezeichnet. Der Name der heutigen ungarischen Währung - zunächst Florint, dann Forint - geht auf diese Zusammenhänge zurück. Die Münzen zeigten auf der Vorderseite eine Lilie, die sowohl das Symbol der Stadt Florenz als auch die Wappenblume der Anjous ist; auf der Rückseite war Johannes der Täufer, der Schutzpatron von Florenz, abgebildet.

Bekanntheit weit über die Landesgrenzen hinaus erlangte die Münzstätte Kremnica, als der Sohn und Nachfolger von Karl, König Ludwig I., einen spezifisch ungarischen Typ des Golddukaten in Auftrag gab. Die Vorderseite der Münze schmückte nun das zweiteilige Wappenschild der Anjous und Ungarns, während auf der Rückseite ein Bildnis von König Ladislaus dem Heiligen (1048-1095) mit Streitaxt und Reichsapfel zu sehen war. Gelegentlich werden die mit einen Durchmesser von 20 Millimetern gleich großen Florene und Dukaten miteinander identifiziert, auch in Urkunden oder Kaufverträgen[4], doch sind sie historisch voneinander zu unterscheiden. Die Dukaten wiesen eine Reinheit von 23 Karat und 9 Grän auf und erlangten aufgrund ihres hohen und stabilen Goldgehaltes bald eine große und lang anhaltende Popularität in Europa. Während im Mittelmeerraum der venezianische Dukat dominierte, war nördlich einer „Linie Buda - Wien - Alpen - Antwerpen“ die ungarische Münze „das meistgesuchte Zahlungsmittel.“[5] Aufgrund dieses Erfolges planten mehrere Städte des Heiligen Römischen Reichs, Goldmünzen nach dem Beispiel des ungarischen Dukaten herauszubringen. Auf dem Reichstag zu Worms im Jahr 1521 baten die Delegierten aus Augsburg Kaiser Karl V. um eine entsprechende Erlaubnis. Hansestaädte wie Hamburg und Lübeck ließen ihrerseits ungarische Dukaten prägen.

Ungarischer Golddukat aus der Münzstätte Kremnica, 1868. Auf der Vorderseite ist Franz Joseph I. abgebildet. KB (Körmöcbánya) war seit 1525 das Münzzeichen von Kremnica.

Die hohe Reputation des Geldstückes belegt gegen Ende des Jahrhunderts der Müntz-Spiegel des Tilemannus Friese (1592), in dem zu lesen war, dass unter den Dukaten die „Ungarischen seyn daß besten Goltes“.[6] Obwohl in Ungarn und später im Habsburgerreich mehrere Prägestätten die Goldmünze produzierten, so etwa Betriebe in Buda, Baia Mare (ungarisch Nagybánya) oder Sibiu (ungarisch Nagyszeben), sprach man explizit vom „Kremnitzer Dukaten“, wenn man Goldmünzen von besonders guter Qualität bezeichnen wollte, da die übrigen Häuser Geldstücke mit einem etwas geringeren Goldgehalt in Umlauf brachten.[7]

Als sogenannter Reichsdukat war die Goldmünze zwischen 1559 und 1857 über einen Zeitraum von fast drei Jahrhunderten gesetzliches Zahlungsmittel, als Handelsmünze blieben die Dukaten sogar bis zum Ersten Weltkrieg im Umlauf. Nach Angaben der Münzanstalt wurden in Kremnica insgesamt circa 21,5 Millionen Golddukaten hergestellt.[8]

Silbertaler und Medaillen

Kurz nachdem gegen Ende des 15. Jahrhunderts unter anderem in Venedig und Tirol die ersten Silbertaler geprägt worden waren, begann im Jahr 1499 auch in Kremnica die Produktion von Großsilbermünzen. Veranlasst wurde die Herstellung der neuen Geldstücke vom Patrizier und Montanunternehmer Johann I. Thurzo.

Einzelnachweise

  1. Economy - a historic overview www.slovakia.org
  2. Štefan Kazimír / Jozef Hlinka, Kremnická mincovňa 1328–1978, Martin 1978, S. 31 ff.
  3. Martin Votruba, Historical Coins, Slovak Studies Program, University of Pittsburgh
  4. Franz Babinger, Südosteuropäische Handelsmünzen am Ausgang des Mittelalters. - In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 44, 1957, S. 352-358, hier: S. 354
  5. Vgl. Janós Buza, Der ungarische Dukat im frühneuzeitlichen Europa. In: Humboldt-Nachrichten. Berichte des Humboldt-Vereins Ungarns, Nr. 13, September 1998
  6. Zit. nach Buza, a.a.O.
  7. Vgl. Buza, a.a.O.
  8. Historie der Gesellschaft Webseite der Münzanstalt Kremnica

Literatur

  • Irena Alderson, Coining it in. - In: Industry Europe, 17, 2007, S. 355-357.
  • Franz Babinger, Südosteuropäische Handelsmünzen am Ausgang des Mittelalters. - In: Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 44, 1957, S. 352-358
  • Krzysztof Baczkowski, Handelsbeziehungen zwischen Krakau und Oberungarn (der Slowakei) im 15. und 16. Jahrhundert. - In: Rainer Gömmel / Markus A. Denzel (Hg.), Weltwirtschaft und Wirtschaftsordnung. Festschrift für Jürgen Schneider zum 65. Geburtstag, Stuttgart 2002, S. 15-24. ISBN 3-515-08043-0
  • Janós Buza, Der ungarische Dukat im frühneuzeitlichen Europa. In: Humboldt-Nachrichten. Berichte des Humboldt-Vereins Ungarns, Nr. 13, September 1998
  • Gejza Chlapovič, Kremnická mincovňa. História razby československých a slovenských mincí 1921-1992, Nitra 2000. ISBN 80-901159-5-0
  • Peter Ehrhardt, Kremnica - Kremnitz - Cremnicium - Körmöczbánya [sic]. Zur Geschichte der Bergbaustadt und seiner Prägestätte. - In: Money Trend, 39, 2007, S. 186-187.
  • Márton Gyöngyössy, Der ungarische Goldgulden. Die bedeutendste Währung Mitteleuropas im Spätmittelalter. - In: Acta Archaeologica Academiae Scientiarium Hungaricae, 56, 2005, S. 385 - 396.
  • Štefan Kazimír / Jozef Hlinka, Kremnická mincovňa 1328–1978, Martin 1978.
  • Günter Probszt, Der Siegeszug des ungarischen Goldes im Mittelalter. - In: Der Anschnitt, 9, 1957, H. 4, S. 5-11.

Weblinks


Die Münzstätte in Kremnica

http://www.numispedia.de/Bild:Cs1978n.jpg

http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Duk%C3%A1t_1868_obverse.jpg

http://commons.wikimedia.org/w/index.php?title=Special:Search&limit=20&offset=20&ns0=1&ns6=1&ns12=1&ns14=1&redirs=0&search=Hungarian+Coins

http://commons.wikimedia.org/wiki/Special:Search?search=Slovak+Coins&go=Go

Þorkell Sigurbjörnsson (* 16. Juli 1938 in Reykjavík) ist ein isländischer Komponist.

Deutsches Münzenmagazin, 22, 2009, H. 1, S. 14-15.