Benutzer:Hardenacke/Warum das Kreuz zu Juden nicht passt

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Vorbemerkung

Es gibt Menschen die mit einer Sau selbst in der Synagoge kein Problem haben. Nur deren Hauptnutzer sind da wie immer kleinlich. - Spruch geklaut und abgewandelt.

Man stelle sich vor, jemand würde zu jedem Todesdatum einen Galgen malen und ihn zu einem harmlosen genealogischen Zeichen erklären. So etwa empfinden es andere, wenn sie ein Kreuz bei ihren Toten sehen.

In einem Meinungsbild stimmten die dazu berechtigten Benutzer der deutschsprachigen Wikipedia damals ab, ob sie ihre Mitmenschen weiter beleidigen wollen oder vielleicht doch lieber nicht. Niemand kann später wieder behaupten, er hätte von nichts gewusst.

Proteste aus Dortmund, Osnabrück, München, Moskau, Stuttgart, Mannheim, Gelsenkirchen, Heidelberg, Berlin, Brandenburg an der Havel, Baden AG, Wien, Kiel, Osnabrück, Tel Aviv, Jerusalem - aber die deutschsprachige Wikipedia bedroht jeden mit Sperre, der das Kreuzzeichen bei einem Juden entfernt.

Stellungnahmen christlicher Kreise, katholischer und protestantischer sagen: Besser ohne Stern und Kreuz.

Kühntopf-Umfrage

Dr. Michael Kühntopf stellte einer Reihe von prominenten Personen folgende Frage:

Seit vielen Jahren gibt es in der deutschsprachigen Wikipedia Streit um die Kennzeichnung des Todesdatums jüdischer Persönlichkeiten, bei denen vor dem Sterbedatum ein christliches Kreuz (†) gesetzt wird (ob es das ist oder nicht, ist egal, es wird als solches überwiegend betrachtet).

Das führt natürlich vereinzelt zu Frustration und Zorn, weil es nicht möglich zu sein scheint, eine Ausnahme zu machen und etwa "gest." oder "gestorben" zu schreiben oder ein anderes Zeichen einzusetzen.

Soweit ich sehe, ist die deutschsprachige Wikipedia die einzige Wikipedia, die so verfährt und diese Regel auch mit Zwang brachial durchsetzt.

Allerdings scheint wieder etwas Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, weil immer mehr Menschen begreifen, dass diese Praxis unpassend, unsensibel, wenn nicht gar unerträglich für jüdische Menschen ist.

Wie sehen Sie das?/Wie siehst Du das? - Michael Kühntopf, Widen AG, 22. Februar 2014

Und hier die Antworten (teilweise von mir gekürzt, aus Gründen der Übersichtlichkeit):

... aber bitte lasst uns leben und sterben in der Begleitung von unseren Symbolen, und zwingt uns auch online nicht dazu, die für den Juden unpassende Symbole zu benutzen ...
Das christliche Kreuz als Symbol für das Sterbedatum bei jüdischen Persönlichkeiten: Meiner Meinung nach gibt es zwei große Probleme das Kreuz als Symbol für das Sterbedatum einer jüdischen Person, selbst in einem virtuellen Wikipedia Artikel, zu verwenden.
1. Das halachische Problem: Das Kreuz gilt heutzutage nach wie vor als das Symbol der christlichen Religion. Selbst, wenn es vielerorts als Schmuck getragen wird, so bleibt es weiterhin ein christliches Symbol, vor allem, wenn es im Kontext des Sterbedatums erscheint. Im Judentum ist es verboten dieses Zeichen zu verwenden, besonders wenn es mit dem Christentum assoziiert werden kann. Dies ist im wichtigsten jüdischen Gesetzbuch, dem Schulchan Aruch (Glossen des RaMa) deutlich kodifiziert (siehe Jore Dea 141:1 und die dortigen Kommentatoren). Das Kreuz erscheint gewöhnlich auf dem Grabstein eines christlichen Menschen. Das Kreuz gibt die Botschaft wieder: Hier liegt ein Christ begraben. Selbst eine Kirche, die für Respekt und Achtung steht, würde darauf achten den Grabstein eines Nicht-Christen ohne ein Kreuz zu versehen. Im ersten Weltkrieg haben die deutschen Streitkräfte darauf geachtet die Grabsteine gefallener deutsch-jüdischer Soldaten mit einem Davidstern zu kennzeichnen. Meiner Meinung ist ein Dokument oder ein Online-Artikel, in dem das Sterbedatum mit einem Kreuz gekennzeichnet wird mit einem Grabstein zu vergleichen und im Zusammenhang mit dem Tod einer jüdischen Person aus der Sicht des jüdischen Gesetzes nicht zu verwenden.
2. Das emotionale Problem: Für viele jüdische Menschen und ihre Verwandten ist es wichtig, dass diese auch nach dem Tod für die Nachwelt als Juden in Erinnerung bleiben, selbst für die Juden, die während ihres Lebens nicht unbedingt alle Gebote befolgt haben. Der Tod, ähnlich wie die Geburt, ist für viele zugleich auch ein religiöser Moment, der auch als solcher von der Verwandtschaft aufgefasst wird. Deshalb ist es auch so wichtig für einen jüdischen Menschen auf einem jüdischen Friedhof begraben zu werden. Das Kreuz hinter einen jüdischen Namen, selbst in einem Artikel, zu setzen, lässt den Anschein erwecken, dass es sich bei der Person um einen Nichtjuden gehandelt hat, was für die Verwandtschaft sehr problematisch ist und vor allem aber auch an der
wissenschaftlichen Redlichkeit des Artikels Zweifel aufkommen lassen kann, da dieser eine Information wiedergibt, die vom Leser falsch aufgefasst werden könnte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Entscheidung das christliche Kreuz als Sterbesymbol für eine jüdische Person zu verwenden, sowohl dem jüdischen Gesetz gegenüber, als auch der Person und ihrer Verwandtschaft, meiner Meinung nach, als respektlos gewertet werden kann. Das Argument der Vereinheitlichung von Zeichen ist an dieser Stelle überhaupt nicht zulässig, da dadurch die beiden oben erwähnten Problematiken deutlich übersehen werden. In einer Gesellschaft, in der Transparenz und Informationsvermittlung einen großen Stellenwert einnimmt, vor allem bei der Vermittlung von Wissen, was Wikipedia-Deutschland tagtäglich versucht erfolgreich umzusetzen, ist ein noch größeres Maß an Toleranz gefordert, denn wie soll man Toleranz und Aufklärung vermitteln, wenn man selber nicht bereit ist sich an diese im 21. Jahrhundert so wichtigen Prinzipien zu halten.
... Bei uns lässt so etwas einen bitteren Geschmack hinter. Es ist als ob man jemand mit diesen Symbolik posthum „taufen“ möchte, oder verkünden, in dieser Kultur muss man christliche Symbolik aufnehmen oder ausweichen ...
...Gerne bestätige Ich Ihnen dass Sie richtig liegen und das Kreuz falsshc, unpassend ist...
Es wird aller höchste Zeit, die Sensibiltät für dieses Thema in der Öffentlichkeit zu wecken. Es ist einfach diffamierend, ein Kreuz vor das Sterbedatum einer jüdischen Person zu setzen!
Ich kann das absolut bestätigen und es stört mich auch.
  • Chajm Guski, Publizist, Gelsenkirchen [1]:
... Zuletzt kam es zu diesen Auseinandersetzungen wohl zum Tod von Ariel Scharon. Auch sein Sterbedatum wurde mit dem Symbol des Kreuzes versehen. Also einem, das für Juden nicht gerade unbelastet ist. So ist es ja nicht nur das Symbol des Christentums, also einer anderen Religion, sondern steht auch für Zwangstaufen und Verfolgungsdruck. Es ist also reichlich perfide, genau so ein Zeichen den Personendaten verstorbener Juden (oder Muslime) hinzuzufügen. Der Mob argumentiert formalistisch: Es sähe zwar aus, wie ein Kreuz, das genealogische Zeichen (†) sei aber gar kein Kreuz und damit sei (und ist) die Diskussion zu Ende. In anderen Sprachvarianten der Wikipedia ist das kein Thema, hier hat man die Symbole vermieden. ... 2012 hat das eine evangelische Theologin ebenfalls schon beobachtet (siehe hier). Seitdem ist nicht viel passiert. Aber wir haben gelernt, dass 100 Ignoranten nicht notwendigerweise zu weiseren Entscheidungen kommen, als 1 Ignorant.
Natürlich ist das Kreuz vor dem Todesdatum des Chatam Sofer in dem ihm gewidmeten Artikel in der deutschsprachigen Wikipedia absurd. Warum lassen sie es nicht zu, wie es etwa in der französischen Version gemacht wird, daß man „geboren“ und „gestorben“ ausschreibt ? Ich fürchte, da ist wieder mal der Standardisierungswahn am Werke. Bei der sich so offen und flexibel gebenden Wikipedia muß das allerdings verwundern.
Sehe ich auch so. Viel Erfolg!
  • Michael Daniel Kröner, Mitglied der Jüdischen Gemeinde Brandenburg an der Havel:
Dieses unselige Kreuzzeichen vor unseren jüdischen Toten bei Wikipedia beleidigt uns persönlich. Unter dem Zeichen des Kreuzes wurden Millionen unserer Vorfahren hingeschlachtet, ermordet, erschossen, vergast. Während der Inquisition, der Pogrome in Russland, Polen, der Ukraine und in der Shoah. Ehret unsere Toten, indem ihr dieses Kreuz weglasst. Bei anderssprachigen Wikepedia klappt es auch. Ausgerechnet das deutschsprachige verweigert sich.
Geschmacklos, grenzt an Beleidigung.
Kreuzzeichen sind unpassend.
  • Naftali Neugebauer, Autor, Vorstandsvorsitzender der Mesusa, Wien [3]:
Das Kreuz ist schlicht und ergreifend sachlich falsch gesetzt. Die Debatte darüber ist so als ob man die Debatte weiterführen möchte, ob die Erde eine Scheibe und keine Kugel sei. Die Frage ist entschieden. Darum auch kein Kreuz.

  • Walter Joshua Pannbacker, Vorbeter, Religionslehrer und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Kiel:
Das Kreuz ist, trotz aller Fortschritte im christlich-jüdischen Verhältnis, für viele Juden immer noch das Zeichen, unter dem sie ungefähr 1.500 Jahre verfolgt und ermordet wurden. Daher ist die Verwendung eines Kreuzes für den Tod eines Juden in doppelter Hinsicht unpassend, da es darüber hinaus auch noch seine jüdische Identität posthum verleugnet. Es ist tatsächlich auch ein deutsch(sprachiges) Phänomen; im englischsprachigen Raum schreibt man zum Beispiel nur b. 1924 d. 2014 für 'born' und 'died'.
  • Avrohom Yitzchok Radbil, Rabbiner, Osnabrück:
... die jüdische Religion benutzt keine christlichen Symbole. Aus diesem Grund ist die Benutzung eines Kreuzes als ein Zeichen des Ablebens einer jüdischen Persönlichkeit nicht angebracht. Es ist auch unsensibel und sogar respektlos dieses Symbol neben dem Sterbedatum rabbinischer Persönlichkeiten zu benutzen, insbesondere da viele von ihnen zu Opfern der christlichen Verfolgungen und der Kreuzzügen geworden sind, und den Tod eines Märtyrers wählten um nicht getauft zu werden. ...
Ein Kreuz mit einem Kreuz? Warum ist es so schwer die Gefühle derjenigen zu achten für die das Kreuz immer ein Zeichen der Verfolgung und keines der Versöhnung sein wird? Warum ist es nicht möglich in einer weltoffenen westlichen Welt in einer digitalen Welt auch internationale Standards zu respektieren? Bis tief in unsere moderne Alltagssprache hinein haben wir internationales übernommen: wir skypen und chatten oder shoppen. Warum können wir Lebensdaten nicht durch einen einfachen Bindestrich verbinden, wie es jeder andere auch macht? Ignoranz? Besserwisserei? Dummheit? Respekt voreinander beginnt im Detail, in den kleinen Dingen des Alltags, der alltäglichen Begegnung. Ein kleiner Bindestrich könnte so viel Mißverständnis aus der Welt schaffen.
... Wikipedia hat bei früheren Bezeichnungen „deutsch-jüdischer Autor/in“ das „jüdisch“ entfernt, um mögliche Ungleichbehandlungen zu verhindern, und den säkulären Charakter der Gesellschaft und der Kultur zu betonen, auf der anderen Seite jedoch wird ein zutiefst religiöses Symbol als universelles Zeichen des Sterbedatums akzeptiert. Mir erscheint dies als Bruch der Logik, der dringend einer Diskussion bei Wikipedia selbst bedarf. Ich persönlich empfinde es als zutiefst beunruhigend und belastend, mir als Tote ein Kreuz aufzwingen lassen zu müssen. Tote können sich bekanntlich nicht mehr wehren. Tote, die keine Verwandte mehr haben, die ggfs Richtigstellungen veranlassen könnten, um zu verhindern, daß der Verstorbene dem Christentum zugeschlagen wird, haben schlechte Karten. Es ist ein Elend, daß manches mit dem Tod eben gerade nicht aufhört, auch wenn es dem Leichnam vermutlich egal ist. Nur, wer weiß das schon? Vielleicht grämt man sich, kalt und bleich und dann noch mit Kreuz - und leidet wie ein ...(toter) Hund - und zwar auf ewig? Miserable Aussichten. Und zwar für jeden! ...
... die Nutzung des Kreuz-Symbols in Wiki-Eintraegen zu juedischen Biographien ist so seltsam wie unsensibel - eine vielleicht unbeabsichtigte, aber daher nicht weniger unakzeptable Verzerrung der religioesen Identitaet der Person. Ich unterstuetze selbstverstaendlich jede Initiative, die damit Schluss macht.
... bestätigt, dass das Kreuzzeichen als Sterbezeichen für einen Verstorbenen jüdischen Glaubens unpassend ist, weil das Kreuzsymbol ein christliches Symbol ist ...
  • Shneur Trebnik, IRGW-Gemeinde-Rabbiner Ulm:
...ehrlich gesagt verstehe ich die Frage mit den Kreuz nicht... es ist keine jüdishces simbol sonders vom andere Religion und past nicht an Grabstein, Totes datum, Synagoge usw. warum sollen Juden nicht Jüdsche simbole verwenden (besonders Religiöse..und noch solche die was ganz anders als judentum simbolisierne.

Das schreibt Ulrich Sahm:

Allein die deutsche Wikipedia besteht darauf, bei Juden wie Moslems, bei Ariel Scharon wie bei Jassir Arafat, das Todesdatum mit einem Kreuzzeichen zu versehen. Michael Kühntopf, Erfinder und Betreiber des jüdischen Wikipedia in deutscher Sprache, jewiki.net, läuft gegen diese „Unsitte“ Sturm. Er hat eine Umfrage unter Rabbinern und prominenten Juden vor allem in Deutschland gestartet. In den Antworten wird das Kreuz als typisches christliches Symbol bezeichnet, was bei vielen Juden Zorn, Frustration und Abscheu verursacht, wenn es im Nachruf oder der Darstellung des Lebens einer jüdischen Persönlichkeit verwendet werde. Die Diskussion um das Kreuzzeichen bei Artikeln über Juden bei der deutschsprachigen Wikipedia läuft schon seit mindestens 8 Jahren, doch die Wikipedia-Community weigert sich, auf die Argumente einzugehen, und hat schon mehrere Teilnehmer an der Diskussion gesperrt oder auf „nur Lesen“ geschaltet. Die Diskussion entfachte sich erneut nach dem Tod des israelischen Politikers Ariel Scharon, der nun ebenfalls für die deutschen Benutzer von Wikipedia „im Zeichen des Kreuzes“ gestorben ist. Ulrich W. Sahm, deutscher Journalist und Nahostkorrespondent, Jerusalem, 6. März 2014

Und das Johannes Gerloff:

Grundsätzlich wäre Wikipedia zu fragen, warum es bestimmte religiöse Prägungen (ganz gleich welche das im Einzelfall sind) derart für andere Kulturbereiche zwingend vorschreibt. Von einer Webseite, die international auftritt wäre mehr Kultursensibilität zu erwarten. Für Juden ist das Kreuz historisch das Zeichen schlimmster Verfolgung und Vernichtung, nicht nur zeitlich, sondern auch ewig. Gerade im Zusammenhang mit dem Tod kommen da unwillkürlich, aber vollkommen berechtigt aus jüdischer Sicht, Assoziationen auf, die daran erinnern, wie christliche Geistliche jüdischen Menschen noch im letzten Atemzug ein Kreuz aufgelegt haben, um ihn zu retten. Der ganze Zusammenhang der blutigen Alternative von Taufe oder Scheiterhaufen steht im Hintergrund - und wenn beim Sterbedatum eines Juden das Kreuzeszeichen steht, wird damit (bewusst oder unbewusst) verkündigt, wer das letzte Wort im christlich-jüdischen Dialog, der erst in allerjüngster Zeit gewaltlos und unblutig geführt wird, hatte. Dass man all dies Wikipedia erklären muss, lässt tief blicken. Johannes Gerloff, deutscher Journalist und Theologe, Jerusalem, 24. Februar 2014

Quelle: Michael Kühntopf

Ulrich Sahm: Tote Juden im Zeichen des Kreuzes

Und hier: Tote Juden im Zeichen des Kreuzes [4]


Gabriel Miller: Fragen von Christen: Das Kreuz und die Juden

Frag den Rabbi:

Gabriel Miller, Leiter der Forschungsstelle für jüdisches Recht an der Universität zu Frankfurt am Main, Fachbereich Rechtswissenschaft:

Die Deutsche Bischofskonferenz

Die Deutsche Bischofskonferenz nimmt ausdrücklich nicht Stellung: [5]

Antje Schrupp

Antje Schrupp bereits 2012:

... Und zwar hat Björn Beck (der für die jüdische Gemeinde Wiesbaden mit auf dem Podium war), darauf hingewiesen, dass in Wikipedia die Todesdaten auch von Juden und Jüdinnen mit einem Kreuzessymbol dargestellt werden (zum Beispiel hier bei Regina Jonas). Und dass das aus jüdischer Sicht sehr problematisch sei.

Problematisch nicht unbedingt deshalb, weil das Kreuz ein speziell christliches “Logo” ist, sondern weil die Kreuzigung damals ein Symbol der Ausstoßung aus dem Volk Israel war. Einen Juden, eine Jüdin am Kreuz sterben zu lassen, war also nicht einfach nur eine Form der Hinrichtung, sondern “eine unglaubliche Demütigung”, wie Beck es sagte. Aus jüdischer Sicht ist es deshalb nicht möglich, das Kreuz einfach als neutrales Symbol zu sehen, denn es ist nicht “fremd” und ein Symbol von anderen, das eine selbst nichts angeht (wie zum Beispiel für Buddhisten), sondern ein bereits mit einer anderen Bedeutung als der christlichen besetztes Symbol. Ich hatte das zwar mal irgendwann im Theologiestudium gelernt, aber mir die alltagsrelevanen Konsequenzen ehrlich gesagt gar nicht so klar gemacht.

Jedenfalls finde ich, dass es wirklich nicht geht, zum Beispiel bei Rabbinerinnen in der Wikipedia das Todesdatum mit einem Kreuz zu markieren. Vor allem war ich wirklich überrascht, dass das in Wikipedia tatsächlich so gehandhabt wird, ich dachte wohl, der Atheismus wäre schon verbreiteter, als er ist, lol.

Jedenfalls schlage ich vor, das zu ändern, da ich aber vor Wikipedia Angst habe (Achtung, Ironie), mag das vielleicht jemand anderes anstoßen.

PS.

Als Christin finde ich es übrigens auch nicht gut, dass das Kreuz zum Synonym für Tod geworden ist. Das ist noch Auswuchs der sehr problematischen Interpretation des damaligen Geschehens, die ungefähr im 11. Jahrhundert entstanden ist, wonach Gott Jesus quasi stellvertretend “für uns” ans Kreuz geschickt hätte. Hat er nicht, das waren die Römer. Und wir müssen uns deshalb nicht schuldig fühlen. Die feministische Theologie hat das schon lange problematisiert, so richtig wurde es mir aber erst klar, seit ich das Buch “Saving Paradise”lese, in dem die Autorinnen zeigen, dass in den ersten zehn Jahrhunderten Christentum die Kreuzigung keine zentrale Rolle gespielt hat.

PPS.

Nicht, dass ich meine, man müsste das Kreuz jetzt ganz abschaffen. Ich habe mir bei dieser Podiumsdiskussion damals sogar eins gekauft, und zwar ein Kuschelkreuz des Darmstädter Künstlers Ralf Kopp. Es hängt jetzt in meinem Arbeitszimmer. Fight ALL the Dogmatism.

... Dr. Antje Schrupp, deutsche Journalistin, Politikwissenschaftlerin und Philosophin.

Yizhak Ahren

Das alles ist ja beileibe nicht neu, sondern immer mal wieder Gegenstand der Kritik.

So schrieb Yizhak Ahren 1978 in einer Rezension zu Leo Prijs: Hauptwerke der hebräischen Literatur, Kindler Verlag:

Zum Schluss noch eine kleine, aber grundsätzliche Anmerkung: Statt das Wort ‚gestorben‘ auszuschreiben, pflegt man gewöhnlich ein Kreuz vor die Jahreszahl zu setzen. Bei Juden ist dieses Symbol einfach deplaziert. Entweder sollte man auf die Abkürzung des Wortes gestorben verzichten, oder man sollte ein anderes Symbol anstelle des Kreuzes verwenden. Prof. Prijs teilte mir – auf Anfrage – brieflich mit, daß die im vorliegenden Band abgedruckten Texte vom originellen KLL in einem photomechanischen Nachdruck übernommen wurden. Deshalb war es nicht möglich, die Kreuze durch ein anderes Zeichen zu ersetzen. Druck- und Flüchtigkeitsfehler konnten aus technischen Gründen nicht verbessert werden. [1]

Arik Platzek

Arik Platzek: Wikipedia: Ein Kreuz für Atheisten. In: diesseits.de 1. Juni 2015:

... Der christlich geprägte Kampf für die Deutungs- und Verfügungshoheit in der Online-Enzyklopädie scheint jedenfalls ein Phänomen zu sein, das sich vor allem im deutschsprachigen Namensraum abspielt. Ein Indiz dafür ist nicht nur, dass viele Einträge im englischen Wikipedia-Bereich eine höhere „Überlebenschance“ haben. Die christliche Symbolik an den Lebensdaten von kirchenfernen Persönlichkeiten ist sogar einzigartig im internationalen Vergleich. In keinem anderen Namensraum gibt es sie. In allen anderssprachigen Wikipedia-Bereichen sind sogar für wirkmächtige Gläubige wie den lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer neutrale Angaben zu den Lebensdaten üblich.

Dass der seltsame deutsche Sonderweg aber Ausnahmen kennt, verdeutlichen die Lemmata über die Rabbiner Gotthold Salomon (1784-1862) und Samson Raphael Hirsch (1808-1888). Auch hier gab es zunächst den Versuch, dem Sterbedatum ein Kreuz voranzustellen. Durchsetzen konnte sich jedoch – vorläufig – die neutrale Schreibweise. Ein Anfang, damit auch andere Vertreter nichtchristlicher Überzeugungen endlich zu ihrem Recht kommen? [6]

Abstimmungen bei dewiki

Was soll man also von Benutzern halten, die in Kenntnis des Problems dennoch so abstimmen? Antisemitismus? Böswilligkeit? Ignoranz? Ich weiß es nicht. _____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________

  • In diesem Meinungsbild wurde bestätigt, was eigentlich immer schon klar sein sollte: Abweichungen von den „genealogischen Zeichen“ sind zulässig.
  • Eine große Rolle bei dieser Abstimmung spielten die Kreuze bei Juden. Im Hinblick darauf entschied sich die Mehrheit gegen die Verbindlichkeit der beanstandeten Zeichen.
  • Wer jetzt glaubt, damit sei das Problem geklärt, kennt die deutschsprachige Wikipedia nicht.

*Wieder und wieder entbrennen Edit-Wars bei jedem Artikel, in dem gemäß der Abstimmung verfahren wird. Wieder werden Artikel in der alten Version gesperrt, Benutzer, die sich dagegen wehren, beschimpft, beleidigt, gesperrt.

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Zu den Ursprüngen

Wer war es, der uns diese, eigentlich nur im deutschsprachigen Raum gängigen Genealogischen Zeichen * und † bescherte? Bernhard Koerner brachte sie mit seinem Genealogischen Handbuch bürgerlicher Familien vor über 100 Jahren in die deutschen Wörterbücher.

Und so schreibt er:

  • Aus dem Vorwort zum elften Band (1904): Ausgeschlossen von der Behandlung sind die als adelig geltenden Uraltgeschlechter und die jüdischen Familien. Die letzteren gehören unserer Ansicht nach weder in ein Werk über deutschen Adel noch über deutsche Bürgerfamilien. Für sie müßte ein besonderes Buch geschaffen werden. Gerade vom genealogischen Standpunkte aus wäre es freudig zu begrüßen, wenn ein „Genealogisches Taschenbuch jüdischer Familien“ einmal erscheinen würde. Da würden die v. Uckro neben ihren Verwandten Schlesinger erscheinen, [...] [7]
  • Das Vorwort zum 17. Band (1910) beginnt so: In einer Zeit, wo von bestimmten Stellen planmäßig an der Inter- oder Ent-Nationalisierung gearbeitet wird, ist es Pflicht, das völkische Bewußtsein vor allem des gebildeten Bürgertums stets von neuem wach zu rufen. Da der Adel längst seine alte Forderung auf Reinhaltung des Blutes, auf Vorweisen von sechszehn ebenbürtigen Ahnen aufgegeben hat, und schwarzgelockte Orientalen minderwertigsten Volkstums als gleichberechtigt ansieht, sobald sie den höfischen Stempel des außeren Namensbildes tragen, muß eben sich das raßliche Gewissen des Bürgertums schärfen. [8]
  • Im Vorwort zum 25. Band (1913) dürfen wir lesen: Jenen germanischen Geist, an dem einst die Welt genesen wird, fürchten alle Undeutschen. Der fremde unstäte Geist, den das passive, leidende milde Christentum nicht niederrang, jener Mammonismus, den die Liebe nicht überwand, sondern der das Kreuz als schützenden Talisman ansah, fürchtet, daß jener Talisman zerbricht. [...] Der Jude Heine schon fürchtete vor hundert Jahren das Wiedererwachen des völkischen Geistes [...] [9]

Wahrhaft „ein Stück deutschsprachiges Kulturkreisstiftendes“, wie es ein Wikipedianer bezeichnet hat.

Weiterführendes

Hier entsteht eine fundierte Untersuchung der Problematik: [10].

Wird wohl schwierig werden, denn der Benutzer wurde gesperrt. --Hardenacke (Diskussion) 11:35, 23. Nov. 2015 (CET)

Auch diese Untersuchung wird nicht weitergeführt. Der Benutzer wurde gesperrt. Honi soit qui mal y pense. --Hardenacke (Diskussion) 14:52, 12. Feb. 2016 (CET)

Peres

Durch die [aktuellen Vorkommnisse] auf der Seite von Schimon Peres bin ich über [meine Diskussion] zu dir gekommen. Ich möchte mich deinem Kampf anschließen. Ich suche Leute, die sich dafür einsetzen, dass in der deutschsprachigen Wikipedia wie in anderen Wikipedias komplett "gest." und "geb." geschrieben wird anstatt der Symbole. Ich habe es ja jahrelang auf christliche Art gehandhabt, aber wurde nun eines Besseren "belehrt". Man müsste sich echt mal durchsetzen, dass das umgesetzt wird.--Leif (Diskussion) 00:29, 28. Feb. 2018 (CET)

Entschuldigung

Diese Seite habe ich aufmerksam gelesen _ und hoffentlich auch verstanden.

Du hast meine * und † bei Laser Weingarten und Philipp Rosenthal zurück gesetzt.

Ich bitte dich – und alle, die sich dadurch berührt fühlten, um Entschuldigung!

Es war Gedankenlosigkeit und Gleichgültigkeit gegenüber diesem Symbol.

Ich respektiere jede Form des Glaubens, so weit er nicht fundamentalistisch auftritt.

Wäre Das allgemein akzeptierte Symbol des Ablebens der von dir angeführte Galgen oder eine Gewehrpatrone, so wäre mir das auch egal. Denn ich sehe darin nur die Möglichkeit, den Eintrag so knapp wie möglich darzustellen.

Allerdings gebe ich allen Diskussionsteilnehmern Recht. Es ist typisch Deutsch, für alles eine Kategorisierung und Simplifizierung erzwingen zu wollen.

Ich werde in Zukunft darauf achten!

--Demophil (Diskussion) 13:42, 22. Sep. 2019 (CEST)

  1. Yizhak Ahren: Hauptwerke der hebräischen Literatur. In: Udim. Zeitschrift der Rabbinerkonferenz in der Bundesrepublik Deutschland. Band 7-8, Seite 216 f.