Benutzer:Helga Wiki/Karin Walser

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Dr. Karin Walser, (*7.7.1951 in Zürich, Schweiz, †2004), war eine feministische Soziologin, Professorin an der Fachhochschule Frankfurt und an der Hochschule Fulda. Walser trug mit ihren Arbeiten zur Frauen- und Geschlechterforschung zur politischen Positionierung der Zweiten Deutschen Frauenbewegung bei.[1]

Studium und Berufstätigkeit

Die gebürtige Schweizerin kam wegen ihres Interesses an der gesellschaftskritischen 'Frankfurter Schule' und an der dortigen Studentenbewegung 1969 nach Frankfurt am Main. An der Johann Wolfgang Goethe-Universität setzte sie ihr angefangenenes Soziologie-Studium fort und schloss es 1975 mit einem Diplom ab. Danach promovierte sie mit ihrer Forschungsarbeit "Dienstmädchen. Frauenarbeit und Weiblichkeitsbilder um 1900".[1][2]

Anschließend arbeitete sie als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am renommierten Frankfurter Institut für Sozialforschung, bis sie zur Professorin an den Fachbereich Sozialpädagogik der Frankfurt University of Applied Sciences (bis 2014: Fachhochschule Frankfurt) berufen wurde. Später übernahm sie einen Lehrstuhl an der Hochschule Fulda, Fachbereich Soziologie, mit dem Schwerpunkt 'Geschlechterfragen in der Sozialen Arbeit'.[3]

Walser war 2001 Mitbegründerin des Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ), einer gemeinsamen Einrichtung der Hochschulen für Angewandte Wissenschaften Hessen (HAWs).[4]

Forschungsschwerpunkte und feministisches Engagement

In den Siebziger und Achtziger Jahren war Karin Walser in der Frauenbewegung aktiv. Zu Beginn arbeitete sie im Frauenzentrum Bockenheim in Frankfurt am Main mit, das in den 1970er-Jahren ein erster zentraler Treffpunkt der Frauenbewegung in Hessen war.(Beleg) Sie gründete u.a. den "Verein Sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis für Frauen e.V." mit, einen der ersten Vereine in Deutschland, der sich auf wissenschaftliche Frauenforschung konzentrierte.(Beleg) Mit seiner Buchreihe "Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis" nahm der Verein erheblichen Einfluss auf die Richtungsdiskussion innerhalb der damaligen Frauenbewegung. Walser veröffentlichte darin diverse Artikel, ebenso wie in den Feministischen Studien.(Beleg)

Mit ihren innovativen, manchmal provokanten Publikationen nahm Karin Walser erheblichen Einfluss auf die damaligen öffentlichen feministischen Debatten:

Lohn für Hausarbeit: Inspiriert von der US-amerikanischen Frauenbewegung und deren Forderung nach Lohn für Hausarbeit veröffentlichte sie mit Silvia Kontos 1979 eine Forschungsarbeit: „…weil nur zählt, was Geld einbringt“.[5] In ihrer Studie untersuchten die Autorinnen die ökonomische und soziale Bedeutung der häuslichen Arbeit (Reproduktionsarbeit), die Frauen qua Geschlecht zugewiesen und als gesellschaftliche Arbeit verschwiegen wurde. Zum ersten Mal wurde damit die entwertete und unbezahlte Hausarbeit zum Gegenstand einer wissenschaftlichen Forschung. In Interviews mit Frauen, die sie im Rahmen ihrer Studie unter anderem in den Mütterkurheimen durchführten, erklärte Walser die Mütter und Hausfrauen zu Expertinnen ihrer umfangreichen Haus- und Familienarbeit und verdeutlichte deren zentralen gesellschaftlichen Wert für die gesamte Gesellschaft. Die Arbeit verstand sich als Beginn einer soziologischen Theorie der Hausarbeit.[6]

In ihrer Promotion griff Walser in einer historischen Studie kritisch eine besondere Form entwerteter Frauenarbeit auf: die der Dienstmädchen um die Jahrhundertwende, die von keinem Arbeitsrecht geschützt und sexuelles Freiwild für ihre Arbeitgeber waren.[7][8]

Frauen im Nationalsozialismus:

"Gnade der weiblichen Geburt": Interview Zeitschrift Widersprüche[9]

Als Karin Walser im Jahr 2004 an Krebs starb, hinterließ einen Sohn, Pier-Luc Windaus, der 1983 geboren worden war.[1] Heirat? Ehemann?

Schriften

Monographien

  • Dienstmädchen. Frauenarbeit u. Weiblichkeitsbilder um 1900. Verlag Neue Kritik, Frankfurt (Main) 1986, ISBN 978-3-8015-0214-0.
  • mit Silvia Kontos: ...weil nur zählt, was Geld einbringt. Burckhardthaus-Laetare Verlag, Gelnhausen 1979. ISBN 3766400886.
  • mit Silvia Kontos: Hausarbeit ist doch keine Wissenschaft. In: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Verlag Frauenoffensive, München 1978.
  • mit Margit Göttert: Gender und Soziale Praxis. Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2002 (Unterschiede: Diversity, Werkstattberichte 1) ISBN 3-89741-116-4

Aufsätze

  • Dienstmädchen um 1900. In: Grenzen der Frauenlohnarbeit: Frauenstrategien in Lohn- und Hausarbeit seit der Jahrhundertwende. Campus Verlag 1986, 51-97, ISBN 3593336286.
  • Der Zug in die Stadt. Berliner Dienstmädchen um 1900, In: Sigrid Anselm / Barbara Beck (Hg): Triumph und Scheitern in der Metropole: zur Rolle der Weiblichkeit in der Geschichte Berlins, Reimer Verlag 1987, 75-90, ISBN 3496009179.
  • Frauenarbeit und Weiblichkeitsbilder: Phantasien über Dienstmädchen um 1900. In: Annette Kuhn (Hg.): Frauen in der Geschichte, Verlag Schwann-Bagel 1985, 237-266, ISBN 3590180358.
  • Frauen heute. Neue Ansprüche, neue Konflikte. In: Widersprüche. Zeitschrift für sozialistische Politik im Bildungs-, Gesundheits- und Sozialbereich, Verlag 2000, 1991, ISBN 3885340860.
  • Frauenrolle und soziale Berufe am Beispiel von Sozialarbeit und Sozialpädagogik. In: Dagmar Oberlies / Ulrike Schmauch (Hg.): Anstoß nehmen - Anstoß geben: ein Rückblick auf 30 Jahre feministischer Diskussionen. Gedächtnisschrift für Karin Walser, Ulrike Helmer Verlag, Königstein/Taunus 2005, S. 14-27.
  • Sexueller Missbrauch und weibliches Bewusstsein. Eine Kritik am Modellprojekt "Wildwasser". In: Katharina Rutschky (Hg.): Sexueller Missbrauch als Metapher: über Krisen der Intimität in modernen Gesellschaften oder vom Umschlag der Aufklärung in Mythologie, Klein Verlag, Hamburg 1994, S. 259-278.
  • Überlegungen zu einer feministischen Theorie der Hausarbeit. In: Hildegard Brenner u.a. (Hg.): Der andere Blick - feministische Wissenschaft. Alternative, Heft 120/121, Köln und Opladen 1978, S. 152-169.
  • Frauen als Opfer. Heimliche Verleugnung des Geschlechtsunterschiedes und Vermeidung der Auseinandersetzung mit weiblicher Macht. In: Susan Heenen (Hg.): Frauenstrategien, Frankfurt a. Main, Verlag Neue Kritik 1984, S. 49-64, ISBN 3801501981.
  • Frauen im Nationalsozialismus. Eine Herausforderung für die feministische Theoriebildung. In: Lerke Gravenhorst (Hg.): Töchter-Fragen. NS-Frauen-Geschichte, Kore Verlag, Freiburg im Breisgau 1995, S. 59-72, ISBN 3926023813.
  • Gnade der weiblichen Geburt? Zum Umgang der Frauenforschung mit Nationalsozialismus und Antisemitismus. In: Feministische Studien, 6. Jh., Nr. 1, 1988, 102-115.[10]

Sekundärliteratur

Oberlies, Dagmar; Schmauch, Ulrike (Hg.): Anstoß geben – Anstoß nehmen. Ein Rückblick auf 30 Jahre feministischer Diskussionen. Gedächtnisschrift für Karin Walser. Band 5 der Werkstattberichte des gFFZ Unterschiede: Diversity, Herbst 2005.

Gerhard, Ute; Wischermann, Ulla (Hg.): Klassikerinnen feministischer Theorie (Grundlagentexte Band 2), Königstein im Taunus, Helmer Verlag 2010.

Externe Links

Einzelnachweise

  1. a b c Anstoß nehmen - Anstoß geben. Ein Rückblick auf 30 Jahre feministischer Diskussionen; Gedenkschrift für Karin Walser. (= Unterschiede. Diversity. 5). Helmer, Königstein 2005, ISBN 978-3-89741-185-2 (fachportal-paedagogik.de [abgerufen am 22. März 2022]).
  2. Karin Walser: Dienstmädchen Frauenarbeit und Weiblichkeitsbilder um 1900. Verl. Neue Kritik, 1986, ISBN 978-3-8015-0214-0 (uni-hamburg.de [abgerufen am 27. März 2022]).
  3. Prof. Dr. Karin Walser. In: Hochschule Fulda. Abgerufen am 27. März 2022.
  4. Geschichte. In: Gender- und Frauenforschungszentrum der hessischen Hochschulen (gFFZ). Abgerufen am 27. März 2022.
  5. Silvia Kontos, Karin Walser: ... weil nur zählt, was Geld einbringt : Probleme der Hausfrauenarbeit. Gelnhausen [u.a.] : Burckhardthaus-Laetare Verl., 1979, ISBN 978-3-7664-0088-8 (econbiz.de [abgerufen am 27. März 2022]).
  6. Silvia Kontos, Karin Walser: Uberlegungen zu einer feministischen Theorie der Hausarbeit. In: Alternative. Band 21, 1978, ISSN 0002-6611, S. 152–158 (worldcat.org [abgerufen am 29. März 2022]).
  7. Karin Walser: Dienstmädchen um 1900. In: Helgard Kramer (Hrsg.): Grenzen der Frauenlohnarbeit: Frauenstrategien in Lohn- und Hausarbeit seit der Jahrhundertwende. Campus Verlag, Frankfurt a.M. 1986, ISBN 3-593-33628-6, S. 51–97.
  8. Dr. Volker Ullrich: Mädchen für alles. ZEIT ONLINE, 3. Oktober 1986, abgerufen am 31. März 2022.
  9. "Der offene Konflikt ist mir lieber": Gisela Wölbert interviewte Karin Windaus-Walser zum Geschlechterverhältnis. In: Widersprüche Heft 40. 1991, abgerufen am 31. März 2022.
  10. Gnade der weiblichen Geburt? - PDF Free Download. Abgerufen am 31. März 2022.