Benutzer:HerbertErwin/Hegel

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Grundzüge der Hegelschen Philosophie

Historischer Ausgangspunkt

Der Ausgangspunkt der Hegelschen Philosophie wie des Deutschen Idealismus überhaupt ist das von Kant aufgeworfenene Problem der synthetischen Urteile a priori. Diese sind für Kant nur für die Mathematik und die Naturwissenschaften möglich. Deren Sätze beruhen auf den Anschauungsformen Raum und Zeit, die die Wahrnehmung erst strukturieren und den Kategorien, die sie zu einer synthetischen Einheit verbinden.

Für den Bereich der theoretischen Philosophie verwirft Kant die Möglichkeit synthetischer Urteile a priori, da deren Sätze und Schlüsse die Sphäre möglicher Erfahrung überstiegen. Dies führt ihn zu einer Ablehnung klassischer philosophischer Disziplinen wie der rationalen Psychologie, Kosmologie und Theologie.

Eine besondere Stellung nimmt dabei das denkende Ich („Ich denke“) ein. Zwar garantiert erst dieses die Einheit der Wahrnehmung, doch können wir für Kant davon „niemals den geringsten Begriff haben“ (KrV Immanuel Kant: AA III, 265[1]).

Die Idee als zentrales philosophisches Prinzip

Für den Deutschen Idealismus bildet dagegen das reflexive Ich den Ausgangspunkt allen Philosophierens. Während Fichte diesem noch ein „Nicht-Ich“ entgegenstellt, lehnt Hegel diesen Ansatz ab. Für ihn ist das oberste Prinzip die Idee, in der die Einheit von Subjekt und Objekt vollzogen wird und die als das Absolute (die „absolute Idee“) zugleich die höchste Kategorie darstellt.

Die absolute Idee stellt das Prinzip der logischen und realphilosophischen Kategorien dar. Sie realisiert sich in der „Bewegung des Begriffs“. Hegels Anspruch ist es, diese Bewegung selbst in systematischer, wissenschaftlicher Form darzustellen. Sein System resultiert dabei aus dem Grundsatz:

Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das durch seine Entwicklung sich vollendende Wesen. Es ist von dem Absoluten zu sagen, dass es wesentlich Resultat, dass es erst am Ende das ist, was es in Wahrheit ist; und hierin eben besteht seine Natur, Wirkliches, Subjekt oder Sichselbstwerden zu sein. (PG 24)

Dieses Ganze ist in sich unterschieden und kann als eine Einheit von drei Sphären begriffen werden, die sich als verschiedene Formen der Idee selbst darstellen:

  • Logik,
  • Natur und
  • Geist.

Die Logik bestimmt den Inhalt der Idee in der Form des Gedankens. Der Versuch, mit einem Schlag unmittelbar zu beantworten, was die Idee sei, muss notwendigerweise scheitern, da der erste Schritt einer jeden Definition nur das reine Sein des betreffenden, noch unbestimmten Begriffes aussagen kann: "Die Idee ist." Die Bestimmung ist also am Anfang noch völlig inhaltslos, abstrakt und leer, und daher gleichbedeutend mit dem Satz: "Die Idee ist Nichts." Hegel folgert daraus, dass nichts so genommen werden kann, wie es unmittelbar als Moment ist, sondern immer in seiner Vermittlung zu betrachten ist: in seiner Abgrenzung (Negation) von anderem, in seiner steten Veränderung und in seinem Verhältnis zum Ganzen, sowie im Unterscheiden von Schein und Wesen. Alles Konkrete ist im Werden begriffen. Ebenso durchläuft die Idee in der Logik als dem „Reich des reinen Gedankens“ (L I 44) einen Prozess der Selbstbestimmung, der den Inhalt und Umfang durch sich scheinbar ausschließende, einander entgegengesetzte Begriffe ständig erweitert. Durch eine Reihe von Übergängen, deren „härtester“ von der Notwendigkeit zur Freiheit führt, bringt diese Selbstbewegung die Idee schließlich zu dem Begriff als Begriff, in dessen „Reich der Freiheit“ (L II 240) sie ihre äußerste Vollendung in der absoluten Idee erreicht. Ihre absolute Freiheit realisiert diese, indem sie sich „entschließt“, sich selbst zu entäußern (E I 393) - diese Entäußerung ist die geschaffene Natur, die Idee „in der Form des Andersseins“.

In der Natur ist die Idee „außer sich gekommen“ und hat ihre absolute Einheit verloren - die Natur ist zersplittert in die Äußerlichkeit der Materie in Raum und Zeit (E II 24). Dennoch wirkt die Idee in der Natur weiter und versucht, ihr eigenes Produkt „wieder in sich zurückzunehmen“ (E II 24) - die Naturkräfte, wie die Gravitation, versetzen die Materie in Bewegung, um ihre ideelle Einheit wiederherzustellen. Dies bleibt jedoch innerhalb der Natur selbst letztendlich zum Scheitern verurteilt, da diese als „das Verharren im Anderssein“ (E II 25) bestimmt ist. Die höchste Gestalt in der Natur ist der tierische Organismus, in dem zwar die lebendige Einheit der Idee objektiv angeschaut werden kann, dem aber das subjektive Bewusstsein seiner selbst fehlt.

Was dem Tier versagt bleibt, offenbart sich jedoch dem Geist: der endliche Geist wird sich im einzelnen Menschen seiner Freiheit bewusst (E III 29). Die Idee kann nun durch den Geist zu sich selbst zurückkehren, indem dieser die Natur (durch Arbeit) wie sich selbst (in Staat, Kunst, Religion und Philosophie) nach der Idee formt bzw. bildet. Im Staat wird die Freiheit zum allgemeinen Gut aller Individuen. Deren Beschränktheit hindert aber diese daran, die unendliche, absolute Freiheit zu erlangen. Damit das Ganze vollkommen wird, schafft sich also der unendliche, absolute Geist im Endlichen sein Reich, in dem die Schranken des Begrenzten überwunden werden: die Kunst stellt die Wahrheit der Idee für die sinnliche Anschauung dar. Die Religion offenbart dem endlichen Geist in der Vorstellung den Begriff von Gott. In der Philosophie schließlich entsteht das Gebäude der Vernunft-geleiteten Wissenschaft, in dem das selbstbewusste Denken die ewige Wahrheit der Idee (in der Logik) begreift und in allem wiedererkennt. Das Absolute wird sich dadurch seiner selbst bewusst als der ewigen, unzerstörbaren Idee, als des Schöpfers der Natur und aller endlichen Geister (E III 394). Außerhalb seiner Totalität kann es nichts weiter geben - im Begriff des absoluten Geistes sind auch die extremsten Gegensätze und alle Widersprüche aufgehoben - sie sind alle miteinander versöhnt.

Die Dialektik

Das treibende Moment in der Bewegung des Begriffs stellt die Dialektik dar. Sie ist sowohl Methode als auch das Prinzip der Dinge selbst. Die Dialektik umfasst dabei wesentlich drei Momenten, die nicht voneinander abgesondert betrachtet werden können (E I §79):

  1. die abstrakte oder verständige Seite
    Der endliche Verstand bestimmt etwas als seiend: „Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend.“ (E I §80)
  2. die dialektische oder negativ-vernünftige Seite
    Die unendliche (negative) Vernunft erkennt die Einseitigkeit dieser Bestimmung und verneint sie. Es entsteht so ein Widerspruch. Die begrifflichen Gegensätze negieren einander, d.h. sie heben sich gegenseitig auf: „Das dialektische Moment ist das eigene Sichaufheben solcher endlichen Bestimmungen und ihr Übergehen in ihre entgegengesetzten.“ (E I §81)
  3. die spekulative oder positiv-vernünftige Seite
    Die postive Vernunft erkennt in sich selbst die Einheit der widersprüchlichen Bestimmungen und führt alle vorherigen Momente zu einem postiven Resultat zusammen, die dadurch in ihr aufgehoben (aufbewahrt) werden: „Das Spekulative oder Positiv-Vernünftige fasst die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auf, das Affirmative, das in ihrer Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist.“ (E I §82)
Dialektik als Bewegung der Dinge selbst

Dialektik ist nicht nur die Darstellung der Vereinigung der Gegensätze, sondern ist die konstitutive Bewegung der Dinge selbst. Die unendliche Vernunft entzweit sich, so Hegel, permanent neu. Das Bestehende nimmt sie in einem unendlichen Prozess in sich auf und bringt es erneut aus sich heraus. Im Grunde vereint sie sich dabei mit sich selbst (GP 20). Hegel verdeutlicht diese Entwicklung (hier die der Idee des Geistes) anhand einer Samenkornmetapher:

"Die Pflanze verliert sich nicht in der bloßen Veränderung. So im Keim der Pflanze. Es ist dem Keim nichts anzusehen. Er hat den Trieb, sich zu entwickeln; er kann es nicht aushalten nur an sich zu sein. Der Trieb ist der Widerspruch, dass er nur an sich ist und es doch nicht sein soll. Der Trieb setzt in die Existenz heraus. Es kommt vielfaches hervor; das ist aber alles im Keime schon enthalten, freilich nicht entwickelt, sondern eingehüllt und ideell. Die Vollendung dieses Heraussetzens tritt ein, es setzt sich ein Ziel. Das höchste Außersichkommen ist die Frucht, d.h. die Hervorbringung des Keims, die Rückkehr zum ersten Zustande." (GP I 41)

Existenz ist immer auch Veränderung. Der Zustand eines Dinges, sein "Sein" ist nur ein Moment seines ganzen Begriffs. Um ihn völlig zu erfassen, muss der Begriff zu sich selbst zurückkehren, so wie das Samenkorn wieder zu seinem "ersten Zustand" zurückkehrt. Die "Aufhebung" eines Moments kommt hier doppelt zum Tragen. Einmal zerstört die Aufhebung die alte Form (das Samenkorn) und zum anderen bewahrt sie sie in ihrer Entwicklung auf. Der Entwicklungsgedanke in dieser Konzeption vollzieht sich als Fortschritt, als ein Überschreiten zu einer neuen Form. In der Natur fällt der Begriff allerdings wieder in sich zurück (die Rückkehr zum Samenkorn), so dass für Hegel die Natur nur ein ewiger Kreislauf desselben ist. Eine echte Entwicklung gibt es erst, wenn die Aufhebung nicht nur Rückkehr in sich selbst bedeutet, sondern auch der Aufhebungsprozess - in seiner Doppelfunktion - zu sich selbst gelangt. Ein wahrer Fortschritt ist daher nur im Reiche des Geistes möglich, d. h. wenn der Begriff von sich selbst weiß, wenn er sich selbst bewußt ist.

Der Begriff

Der Begriff ist bei Hegel der Unterschied der Dinge selbst. Der Begriff ist Negation und Hegel drückt es auch noch plastischer aus: der Begriff ist die Zeit. In der Philosophie der Natur kommen daher keine neuen Bestimmungen hinzu. Erst in der Philosophie des Geistes kann es einen Fortschritt, ein Über-Sich-Selbst-Hinausgehen geben. Das endliche Moment wird aufgehoben; es geht zugrunde, wird negiert, aber findet in der Einheit seines Begriffs seine Bestimmung. So stirbt der einzelne Mensch, sein Tod erhält aber im Erhalt der Gattung seine Bestimmung. Im Reiche des Geistes löst eine Figur des Geistes die vorige ab, z. B. folgt der Gotik die Renaissance. Die Grenze setzt der neue Stil, der einen Bruch im alten Stil darstellt. Hegel nennt diese Brüche auch qualitative Sprünge. In der Natur gibt es für Hegel allerdings keine solchen Sprünge; sie kehrt nur ewig in sich selbst zurück.

Die abstrakte Bewegung der doppelten Negation, der Negation der Negation, läßt sich als Auflösung des Negativen bestimmen: das Negative wendet sich gegen sich selbst, die Negation setzt sich selbst als Unterschied. Die Bestimmung dieser Selbstauflösung ist ihre höhere Einheit - es ist der affirmative Charakter des Negativen. In der Natur kommt das Negative nicht über sich selbst hinaus, sondern bleibt im Endlichen gefangen. Das Samenkorn geht auf, wächst zu einem Baum, der Baum stirbt und hinterläßt das Samenkorn; Anfang und Ende fallen zusammen. In der Philosophie des Geistes gibt es eine Entwicklung des Begriffs - die Geschichte. Der Begriff kommt zu sich selbst. Die Negation ist hier nicht zirkulär, sondern treibt den Fortschritt spiralförmig in eine Richtung hin. Die Negation ist der Motor und das Prinzip der Geschichte, aber sie enthält nicht das Ziel ihrer Entwicklung. Die Negation erhält in der Philosophie des Geistes einen radikal dynamischen Aspekt. In der Philosophie des Geistes fallen Anfang und Resultat auseinander. Die Aufhebung ist ein zentraler Terminus bei Hegel. Er enthält drei Momente: Aufhebung im Sinne von negare (verneinen), conservare (bewahren) und elevare (emporheben). Das Geistige stellt - von seinem Ergebnis aus betrachtet und indem es sich auf seinen Ausgangspunkt bezieht - eine Bewegung dar, die einheitlich als Figur erfasst wird.

Für Hegel ist wahres Denken das Erkennen von Gegensätzen und die Notwendigkeit diese in ihrer Einheit zusammenzufassen. Der Begriff ist der Ausdruck für diese Bewegung. Diese Art der Philosophie bezeichnet Hegel als spekulative (Rel I 30).

Aufgabe und Charakter der Philosophie

Hegel wendet sich gegen die „Erbauungsphilosophie“ seiner Zeit, die „sich zu gut für den Begriff und durch dessen Mangel für ein anschauendes und poetisches Denken hält“ (PG 64). Der Gegenstand der Philosophie ist für ihn zwar das Erhabenste überhaupt; sie muss sich aber „hüten, erbaulich sein zu wollen“ (PG 17). Um „Wissenschaft“ zu werden muss sie bereit sein, die „Anstrengung des Begriffs“ (PG 56) auf sich zu nehmen. Die Philosophie realisiert sich im „System“, denn nur das Ganze ist das Wahre (PG 24). Sie betrachtet in einem dialektischen Prozess den „Begriff des Geistes in seiner immanenten, notwendigen Entwicklung“ [2].

Für den gesunden Menschenverstand ist die Philosophie eine „verkehrte Welt“ (JS 182), da sie auf „die Idee oder das Absolute“ (E I 60) als den Grund aller Dinge zielt. Sie hat somit „mit Kunst und Religion denselben Inhalt“, aber eben in der Weise des Begriffs.

Logik, Naturphilosophie und die Philosophie des Geistes sind nicht nur die Grunddisziplinen der Philosophie; in ihnen drückt sich auch „die ungeheure Arbeit der Weltgeschichte“ (PG 34) aus, die vom „Weltgeist“ verrichtet wurde. Das Ziel der Philosophie kann daher nur erreicht werden, wenn sie die Weltgeschichte und die Geschichte der Philosophie begreift und damit auch „ihre Zeit in Gedanken erfaßt“ (R 26).

Die Aufgabe der Philosophie ist es, das „was ist zu begreifen […], denn das was ist, ist die Vernunft“ (R 26). Ihre Aufgabe ist es nicht, die Welt darüber zu belehren, wie sie sein soll; denn dazu kommt sie „ohnehin […] immer zu spät“: „Als der Gedanke der Welt erscheint sie erst in der Zeit, nachdem die Wirklichkeit ihren Bildungsprozeß vollendet und sich fertig gemacht hat. […] die Eule der Minerva beginnt erst mit der einbrechenden Dämmerung ihren Flug“ (R 27–28).

Grundzüge der Hegelschen Philosophie alt

Totalität

Von grundlegender Bedeutung für Hegels Philosophie ist ihr Totalitätsgedanke. Die Philosophie ist „ein philosophisches Ganzes, ein sich in sich selbst schließender Kreis“ (E I 60). „'Das Wahre ist das Ganze. Das Ganze aber ist nur das seine Entwicklung sich vollendende Wesen“ (PG 24). Hegel knüpft hiermit an kritisch an die transzendentale Dialektik Kants an, in der er das Streben der Vernunft nach einer Totaltität der Bedingungen des Erkennens als „transzendentalen Schein“ beschrieben hatte. [3] Für Hegel ist die Totalität die Bewegung der Vernunft selbst. Das Ganze existiert nur in den Teilen wie umgekehrt diese nur durch das Ganze sind: „Das Ganze ist die sich bewegende Durchdringung der Individualität und des Allgemeinen“ (PG 308).


System

Wissen ist für Hegel „nur als Wissenschaft oder als System wirklich“ und kann nur in dieser Form „dargestellt werden“ (PG 27).


Dialektik

Der zentrale Begriff, den man mit Hegels Denken verbindet, lautet Dialektik. Er wehrt sich gegen den negativen Gebrauch der Dialektik als Kunst, die Dinge zu zerreden. Für Hegel ist die Vernunft selbst dialektisch. Sie ist die einzig wahre Methode, da sie den Gang der Sache selbst darzustellen vermag (L I 50).

Der antike Philosoph Zenon ist für Hegel der erste Dialektiker. Bei ihm zeige sich schon ihre ganze negierende Kraft. Das positiv-affirmative Prinzip in ihr zeige sich bei Heraklit. Der Logos als das Prinzip der Welt bestehe für Heraklit im Streit ("polemos") als "Vater aller Dinge". Die sich ständig wandelnde Welt ist geprägt von einem Kampf der Gegensätze, vom ewigen Widerspruch der Polaritäten. Im Gegensatz dazu zeige sich eine "tieferliegende, verborgene Einheit, ein Zusammengehören des Verschiedenen".

Bei Platon werde die Dialektik sowohl zur Konfusion als auch schon in ihrem positiven Sinne verwendet (GP II 62). Was oft Hegels Dialektik genannt wird, ist für ihn Logik. Das Wahre oder der Begriff - Hegel sagt auch das Logisch-Reelle - besteht dabei wesentlich aus drei Momenten. Diese können nicht voneinander abgesondert betrachtet werden:

"Das Logische hat der Form nach drei Seiten: α) die abstrakte oder verständige, β) die dialektische oder negativ-vernünftige, γ) die spekulative oder positiv-vernünftige." (E I §79)
  1. Der endliche Verstand bestimmt etwas als seiend:
    "α) Das Denken als Verstand bleibt bei der festen Bestimmtheit und der Unterschiedenheit derselben gegen andere stehen; ein solches beschränktes Abstraktes gilt ihm als für sich bestehend und seiend." (E I §80)
  2. Die unendliche (negative) Vernunft erkennt die Einseitigkeit dieser Bestimmung und verneint sie. Es entsteht so ein Widerspruch. Die begrifflichen Gegensätze negieren einander, d.h. sie heben sich gegenseitig auf:
    "β) Das dialektische Moment ist das eigene Sichaufheben solcher endlichen Bestimmungen und ihr Übergehen in ihre entgegengesetzten." (E I §81)
  3. Die postive Vernunft erkennt in sich selbst die Einheit der widersprüchlichen Bestimmungen und führt alle vorherigen Momente zu einem postiven Resultat zusammen, die dadurch in ihr aufgehoben (aufbewahrt) werden:
    "γ) Das Spekulative oder Positiv-Vernünftige fasst die Einheit der Bestimmungen in ihrer Entgegensetzung auf, das Affirmative, das in ihrer Auflösung und ihrem Übergehen enthalten ist." (E I §82)

Dialektik ist die Darstellung der Vereinigung der Gegensätze. Die unendliche Vernunft entzweit sich, so Hegel, permanent neu. Das Bestehende nimmt sie in einem unendlichen Prozess in sich auf und bringt es erneut aus sich heraus. Im Grunde vereint sie sich dabei mit sich selbst (GP 20). Hegel verdeutlicht diese Entwicklung (hier die der Idee des Geistes) anhand einer Samenkornmetapher:

"In die Existenz treten ist Veränderung und in demselben eins und dasselbe bleiben. Das Ansich regiert den Verlauf. Die Pflanze verliert sich nicht in der bloßen Veränderung. So im Keim der Pflanze. Es ist dem Keim nichts anzusehen. Er hat den Trieb, sich zu entwickeln; er kann es nicht aushalten nur an sich zu sein. Der Trieb ist der Widerspruch, dass er nur an sich ist und es doch nicht sein soll. Der Trieb setzt in die Existenz heraus. Es kommt vielfaches hervor; das ist aber alles im Keime schon enthalten, freilich nicht entwickelt, sondern eingehüllt und ideell. Die Vollendung dieses Heraussetzens tritt ein, es setzt sich ein Ziel. Das höchste Außersichkommen ist die Frucht, d.h. die Hervorbringung des Keims, die Rückkehr zum ersten Zustande." (GP I 41)

Dieses Bild macht deutlich, dass alle Momente immer zusammenbleiben. Hegel sagt, der Begriff enthält bereits alle Unterschiede in sich. Es kommen keine neuen Bestimmungen hinzu (Rel I 79). Das endliche Moment geht zu Grunde, es wird negiert. Aber es ist dadurch nicht vernichtet, sondern geht in das zurück, wo es herkommt, die Einheit. Diese Negation der Negation ist wieder etwas Positives, sie ist Bejahung - Affirmation. Dies geschieht nach Hegel weil die Form des Geistes die Einheit ist, während alles Materielle, dadurch, dass es übergeht, vernichtet wird. So wird es aufgehoben. Aufhebung ist ein zentraler Terminus bei Hegel. Er bedeutet eine Dreiheit, nach den lateinischen Wörtern negare (verneinen), conservare (bewahren) und elevare (emporheben). Das Geistige bildet sozusagen nur zusammen mit seinem Ausgangspunkt das Resultat. Er bezeichnet seine Philosophie deswegen als spekulative:

Spekulative Philosophie ist das Bewusstsein der Idee, so dass alles als Idee aufgefasst wird; die Idee aber ist das Wahre in Gedanken, nicht als bloße Anschauung oder Vorstellung. Das Wahre in Gedanken ist näher dieses, dass es konkret sei, in sich entzweit gesetzt, und zwar so, dass die zwei Seiten des Entzweiten entgegengesetzte Denkbestimmungen sind, als deren Einheit die Idee gefasst werden muss. Spekulativ denken heißt ein Wirkliches auflösen und dieses in sich so entgegensetzen, dass die Unterschiede nach Denkbestimmungen entgegengesetzt sind und der Gegenstand als Einheit beider aufgefasst wird. (Rel I 30)


Logozentrismus

Philosophie in ihrer Zeit

Das Absolute

Literatur

  • Werke. Vollständige Ausgabe durch einen Verein von Freunden des Verewigten. 18 Bde. Berlin 1832–1845.
Abkürzung Band Werk
W I 1 Philosophische Abhandlungen
W II 2 Phänomenologie des Geistes
W III 3 Wissenschaft der Logik 1
W IV 4 Wissenschaft der Logik 2
W V 5 Wissenschaft der Logik 3
W VI 6 Encyklopädie 1
W VII 7 Encyklopädie 2
W VIII 8 Grundlinien der Philosophie des Rechts
W IX 9 Vorlesungen über die Philosophie der Geschichte
W X 10 Vorlesungen über die Ästhetik
W XI 11 Vorlesungen über die Philosophie der Religion 1
W XII 12 Vorlesungen über die Philosophie der Religion 2
W XIII 13 Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie 1
W XIV 14 Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie 2
W XV 15 Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie 3
W XVI 16 Vermischte Schritten 1
W XVII 17 Vermischte Schritten 2
W XVIII 18 Philosophische Propädeutik
W XIX 19 Erg.Bd. hg. von K. Hegel: Briefe von und an Hegel. Leipzig 1887
  • Sämtliche Werke. Jubiläumsausgabe in zwanzig Bänden. Neu hg. von H. Glockner. Stuttgart 1927—1940
  • Sämtliche Werke. Hg. von Georg Lasson, später J. Hoffmeister. Leipzig 1911 ff. (unvollständig geblieben)
  • Werke in 20 Bänden. Auf der Grundlage der Werke von 1832 bis 1845 neu ediert. Red. E. Moldenhauer und K. M. Michel. Frankfurt/M. 1969–1971 (Suhrkamp, stw 601–620)

Quellen

  1. Immanuel Kant, Gesammelte Schriften. Hrsg.: Bd. 1–22 Preussische Akademie der Wissenschaften, Bd. 23 Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin, ab Bd. 24 Akademie der Wissenschaften zu Göttingen, Berlin 1900ff., AA III, 265.
  2. Historisches Wörterbuch der Philosophie, Philosophie. Bd. 7, S. 718
  3. Kant: Kritik der reinen Vernunft, S. 467, in: Immanuel Kant: Werke in zwölf Bänden. Hrsg. von Wilhelm Weischedel. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1977, Bd. 4