Benutzer:Hiasi89/St. Peter und Paul (Inningen)

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St. Peter und Paul in Inningen ist die römisch-katholische Pfarrkirche der gleichnamigen Pfarrgemeinde. Sie ist den Aposteln Petrus und Paulus geweiht und ist heute Teil der Pfarreiengemeinschaft Göggingen-Inningen. Das Dorf gehörte früher zur bischöflichen Straßvogtei und dem Pflegeamt Bobingen. Am 12.02.1331 wurde die Kirche dem Augsburger Reichsstift St. Ulrich und Afra unterstellt, das bereits zuvor das Patronatsrecht inne hatte. Dieses Recht bestand bis zur Säkularisation im Jahre 1802 fort.

Lage und Umgebung

Die Pfarrkirche liegt direkt an der alten Hochstraße von Augsburg nach Kempten (heute Bobinger Straße, gleichzeitig Staatsstraße 2035 von Augsburg nach Schwabmünchen). Sie ist nach Süden und Osten hin umgeben vom alten Friedhof, welcher 1951 aufgelassen wurde. Gemeinsam mit dem Rathaus und dem benachbarten Meierhof und gegenüberliegenden Pfarrhof- und Pfarrheim bildet sie den alten Ortskern der bis 1972 selbstständigen Gemeinde Inningen.

Konstruktion und Daten

Die Kirche ist 36,5 Meter lang, 12 Meter breit und 14 Meter hoch. Sie ist geostet und hat zwei Westemporen. Der Kirchturm hat acht Stockwerke und misst in der Höhe 54 Meter. Der untere romanische Teil umfasst fünf Stockwerke. Im Obersten befindet sich der Glockenstuhl mit fünf Glocken. Das Oktogon umfasst drei Stockwerke. Im seinem Zweiten hängt eine weitere (nicht in Gebrauch befindliche) Glocke.

Entstehung und Baugeschichte

Der Neubau war erforderlich geworden, nachdem die romanische Vorgängerkirche zu klein geworden war. Der Abriss erfolgte 1712, die Grundsteinlegung für die neue Kirche im März 1713, am selben Tag wie im benachbarten Göggingen (St. Georg und Michael).[1] Im Oktober 1713 erfolgte schließlich die Weihe, ebenfalls am gleichen Tag wie in Göggingen. Weihbischof Johann Kasimir Röls musste dadurch nur einmal die Fahrt auf der "Hochstrass" machen. Von der romanischen Vorgängerkirche verblieb lediglich der Unterbau des Turmes, welcher etwa auf das Jahr 1200 zu datieren ist.

Bereits im Jahr 1763 erfolgte eine größere Reparatur. Weitere Reparaturen erfolgten 1902, 1947 und 1948 (innen), 1962/1963, 1964/1965 (Turm), 1966/67 (Kirche), 2001 (außen), 2012 (innen).

Der niedrige Vorraum zwischen Kirche, Turm und Sakristei entstand erst 1881. Die einst imposante Friedhofsbefestigung wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts aufgelassen. Sie umfasste zwei Tordurchlässe mit Tortürmen gen Südwesten (Satteldach) und Osten (Schwalmdach). Das hochmittelalterliche Mauerwerk ist im Westen noch vorhanden.

Die Seelenkapelle von 1714 beherbergt heute das Kriegerdenkmal, welches sich bis 1972 auf der Westseite des Kirchturms befunden hatte. Das heute vor dem alten Rathaus Inningens aufgestellte eiserne Kreuz war bis 1972 Teil des alten Kriegerdenkmals.

Äußere Erscheinung

Ausstattung

Vom älteren Turmunterbau abgesehen ist die Pfarrkirche in Bau und Ausstattung ein einheitliches Werk des ausklingenden Barocks. Die Kirche kann zu den schönsten Pfarrkirchen der Region gezählt werden.

Altäre

In ihrer Erscheinung sind alle drei Altäre aufeinander abgestimmt. Anders als ältere Beispiele, sind sie in Braun- und Grüntönen marmoriert. Einen besonderen Blickfang bilden die blauen marmorierten, teils gewundenen Säulen.

Hochaltar

Der Hochaltar entstand 1717 und stellt ein seltenes Beispiel für einen Bühnenaltar dar. Der Altar ist dem Dreieinigen Gott, dem Fürsten der Apostel (Petrus) und dem Lehrer der Völker (Paulus) geweiht. Den Auszug bevölkern Putten im golddurchstrahlten Gewölk, über dem Gott-Vater schwebt. Die den Altar flankierenden Figuren entstanden teils mit dem Altar (Petrus und Paulus), teils erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts (Josef und Antonius von Paudua).

Aufgrund der Bühneneingenschaft verändert der Hochaltar im Laufe des Jahres entsprechend der Festkreise und Fastenzeiten sein Gesicht. In der Fastenzeit wird die Glorie durch ein Fastenbild verdeckt, welches die Beweinung Christi zeigt. Das Bild orientiert sich in seiner Farbgebung an den Werken des italienischen Barock. Der Künstler ist leider unbekannt. Lediglich der Restaurator des Bildes aus dem 19. Jahrhundert ist bekannt (Liberat Hunderpfund, 1806-1878). Dieses Bild wird während der Osternacht (üblicherweise zum feierlichen Gloria) herabgelassen und gibt den Blick auf die strahlende Glorie frei, in welcher sich der auferstandene Christus als triumphierender Sieger über Sünde und Tod zeigt. Bis Christi Himmelfahrt bleibt der Auferstandene in der Glorie. An Marienfesten und im Mai - soweit nach Himmelfahrt - steht eine Madonnenfigur aus dem frühen 20. Jahrhundert im Zentrum der Glorie. Am letzten Sonntag im Jahreskreis erscheint Christ als Richter und König der Welt und bleibt die gesamte Adventszeit. Für die Weihnachtszeit wiederum gibt es ein "Prager Christkindl".

Auf dem Antependium ist die Kreuzigung Petri dargestellt. Petrus umfasst das Kreuz, an welches er sogleich geschlagen werden soll, während ein heidnischer Priester vergebens versucht, ihn dazu zu bewegen seinem Glauben abzuschwören.

Seitenaltäre

Die Seitenaltäre entstanden 1724 und verweisen auf die "Verwandschaft" der Kirche zu Göggingen, da die Patrone der Gögginger Pfarrkirche St. Georg (rechts) und St. Michale (linkes) die Seitenaltäre bekrönen. Der linke Seitenaltar wird flankiert von Katharina von Alexandrien und Barbara. Rechts finden sich Sebastian und Rochus. Anstelle von Tabernakeln haben beide Altäre eine weitere zentrale Figur. Links findet sich eine Kopie des Gnadenbildes der schwarzen Madonne von Einsiedeln, welche dort 1715 benediziert und daraufhin nach Inningen verbracht wurde. Rechts ist Mutter Anna dargestellt, welche die Gottesmutter Maria als Kind auf dem Arm trägt.

Das linke Altarbild entstand 1889 im nazarenischen Stil und zeigt Maria als Königen des Rosenkranzes, flankiert von Dominikus und Papst Pius V. Es wurde von Josef Stehle aus Krumbach nach einer Komposition von Johann Klein geschaffen.

Das rechte Altarbild entstand 1821 im frühen klassizischen Stil. Es zeigt zwei der drei Bistumspatrone (Ulrich und Afra) und verweist damit auf die Verbindung zum Kloster St. Ulrich und Afra als ehemaligem Patronatsherrn. Geschaffen wurde es von Franz Vaugin, über den lediglich bekannt ist, dass er einige wenige Jahre in Göggingen ansässig war.

Volksaltar

Der Volksaltar wurde 1989 von Klaus Backmund geschaffen und am 13.05.1990 von Weihbischof Max Ziegelbauer geweiht. Er ist nicht dem Stil der Kirche angepasst und zeigt Weinstock und Reben als Hinweis auf die Eucharistie.

Kanzel

Zwischen zwei Bildfenstern ist die über den Turm zu betretende Kanzel angebracht. Sie wurde 1750 von Josef Einsle aus Göggingen im Stil des frühen Rokoko geschaffen. Im Schalldeckel schwebt über dem Prediger die Heilig-Geist-Taube, in der Hoffnung, der heilige Geist möge den Prediger inspirieren.

Deckengemälde

Weitere Ausstattung

Chorgestühl

Heiliges Grab

Apostelreihe und Kreuzgruppe

Heiliges Grab.

Abgegangene Ausstattung

Beichtstuhl

Lettner (noch vorhanden).

Orgel

Die erste Orgel aus den Anfangsjahren der Kirche wurde bereits nach wenigen Jahren verkauft. Über Nachfolger gibt es keine Informationen, wobei aktuell konkret Nachforschungen betrieben werden. Die jetzige spätromantische Orgel stammt aus dem Jahr 1902 aus dem Hause Steinmeyer, Öttingen. Ihr äußeres ist allerdings in Form eines neubarocken Prospekts dem Inneren der Kirche angeglichen. 1927 wurde die Orgel durch die Gebrüder Hindelang, Ebenhofen, erweitert. In den 1940er Jahren wäre eine grundlegende Überholung des Spieltischs erforderlich gewesen, was aus Geldmangel nur bedingt durchgeführt werden konnte. Es wurden statt der Zugregister "provisorisch" Klappregister verbaut, welche erst 1990 im Zuge einer umfassenden Renovierung ausgebaut wurden. Heute hat die Orgel 14 Register verteilt auf 2 Manuale und Pedal.

1. Manual 2. Manual Pedal Kopplungen/Kopula
Mixtur 1/2/3' Geigenprinzipal 8' Oktavbas 8' II/I
Oktav 4' Lieblich Gedackt 8' Violon 16' II/P
Prinzipal 8' Salicional 8' Subbaß 16' I/P
Bordun 16' Super-Copula
Tibia 8' Sub-Copula
Gamba 8'
Flöte 4'

Glocken

Drei Glocken fielen den Schmelzöfen des 2. Weltkrieges zum Opfer. Zurückblieb im Oktogon eine einzige barocke Glocke aus dem Jahr 1724, gegossen von Franziskus Kern und Johannes Weber. Geweiht ist sie dem Dreieinigen Gott, Antonius, Leonhard und Magnus. Diese drei Heiligen sind nebst der Krönung Mariens auf der Glocke als Relief dargestellt. Sie könnte heute noch von Hand geläutet werden, wird aber aufgrund Schadhaftigkeit nicht mehr verwendet.

Das heutige Geläut umfasst fünf Glocken aus dem Jahr 1961 im Dur-Moll-Motiv. Gegossen wurden sie von Engelbert Gebhard in Kempten. Die Schlagtöne sind (von groß nach klein) d', f', g', a', c''. Geweiht sind sie (von groß nach klein) Petrus und Paulus, Maria Königin (Salve Regina), Josef, Ulrich sowie Christophorus. Die bestehende Läuteordnung stammt aus dem Jahr 2016.

  1. Ries, Christin: Pfarrkirche St. Peter und Paul, Inningen. Hrsg.: Erkiert, Georg; Schaefer, Franz. 2013, S. 32.