Benutzer:Holger666/Wiking

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V1.1 Sicherheitskopie

Seetörn

Die Wiking Schlauchbootwerft war bis Ende 2005 ein Hersteller von Schlauchbooten.

Geschichte der Werft

Die Geschichte der Wiking Schlauchbootwerft begann bereits Anfang der 50er Jahre mit dem Bau von Schlauchbooten.

Als 1952 die Brüder Otto und Klaus Hanel am Rhein im Wasser waren, meinte Otto zu seinem Bruder, unter ihren Autoreifen könne man einen Boden bauen, dann bräuchte man nicht mehr frieren. Die Idee zum Bootsbau war damit ausgesprochen. Im Holzverarbeitungsbetrieb ihres Vaters haben daraufhin die zwei Brüder einen Traktorreifen zum Schlauchboot umgebaut. Nach diesen ersten Experimenten bauten die Geschwister 1953 ihr erstes Schlauchboot-Serienmodell und die Bootsherstellung wurde als neuer Betriebszweig in das väterliche Unternehmen eingegliedert. Nach großen Absatzerfolgen wurde 1956 eine eigene Firma für den Zweck der Bootsherstellung unter dem Namen Wiking Schlauchbootwerft Hanel KG eingetragen.

Aus den anfänglichen Paddelbooten des Typs "Standart", von denen das erste 1953 auf der Weser schwamm, entstand 1954 das motorisierbare Schlauchboot. Davon wurden im ersten Jahr bereits 200 Stück, motorisiert mit Zündapp Motoren, verkauft. Weiterentwicklungen in den folgenden Jahren, sowie 31 angemeldete Patente sorgten für Wachstum der Werft.

1985, auf dem Höhepunkt der Entwicklung, verkauften die Geschwister Otto und Klaus Hanel die Wiking-Werft an eine neue Geschäftsleitung, an zwei langjährige Mitarbeiter der Werft. Otto und Klaus Hanel wanderten nach Canada aus, wieder mit einem neuen Ziel vor Augen: Sie wollten Boote für den USA-Markt fertigen. Doch diese Idee trug sich dort nicht, denn dort herrschten andere Gesichtspunkte als in Deutschland und Europa. Beide Brüder lebten weiter in Canada und verwirklichten andere Ideen und Leidenschaften. Otto Hanel kam 2000 zurück nach Deutschland, wo er 2004 im Alter von 80 Jahren verstarb. Klaus Hanel lebt weiterhin in Canada.

Zwischenzeitlich expandierte die Werft unter einer neuen Geschäftsführung weiter, so dass 1988 eine neue Ausstellungshalle gebaut werden musste. Nach weiteren Jahren des Wachstums ging es wirtschaftlich jedoch abwärts, so dass Ende 2000 zum ersten Mal Insolvenz angemeldet werden musste. Trotz zwischenzeitlich neuem Geschäftsinhaber folgte im November 2005 das endgültige Ende der Werft, als alle Mitarbeiter entlassen und die Geschäftsaktivitäten eingestellt werden mussten. Das letzte Wiking Boot wurde im August 2006 ausgeliefert.

Die Firma

Standort
Sitz der Firma war Hofgeismar/Deutschland.
Mitarbeiter
1985: 70 Mitarbeiter
2000:

Vertrieb / Publikationen

Als 1953 das erste Serienmodell fertig war, wurde nach Händlern gesucht. Da zur damaligen Zeit ein Schlauchboot noch nicht als Sportgerät angesehen war, fand sich kein Vetriebspartner. Kurzentschlossen wurde der Direktvertrieb ab Werft durchgeführt und dies war bis zu letzt der einzige Vetriebsweg. Später gab es einige Vertretungen in Deutschland und auch im Ausland (Schweiz, Griechenland, Niederlande, Österreich, Canada und USA).

Die Hauszeitung der Wiking-Werft "Wiking-Ahoi" ging 1964 unter der Schriftleitung von Werner Lange zum ersten Mal in Druck. Sie sollte als Kontaktpflege der Kunden und im Allgemeinen den Kontakt der Sportbootfahrer innerhalb der Wiking-Gemeinde, welche zu damaliger Zeit bereits mit Zehntausenden beziffert wurde, untereinander vertiefen. Diese jährliche Hauszeitung wurde an Wiking-Kunden kostenlos verschickt, bereits die erste Ausgabe erfolgte in einer Auflage von 30.000 Stk. Aufgrund der gestiegenen Kosten und (Zitat aus Ahoi Nr30) "einer zu geringen Zahl der Einzahler auf freiwilliger Basis" erschien 1992 die letzte Ausgabe von Wiking-Ahoi. Die noch verfügbaren Zeitungen sind mittlerweile ein begehrtes Sammlerstück unter den Fans der Wiking-Schlauchbootfahrer geworden.

Modellpalette der Schlauchboote

Modell LängexBreite SchlauchØ Gewicht Max.PS Bj. Bemerkung
Standart 350cm 30cm   3PS 1953-1977 Erstes offizielles Verdränger-Schlauchboot der Werft (noch ohne Heckspiegel).

Die ersten 50 wurden mit Plastik-schlauch gefertigt, ab 1954 mit Gummigewebe und motorisierbar, ab 1956 mit schlankem Bug und verstärktes Rundheck, ab 1957 mit stumpfer Heckflosse und V-förmigen Luftkiel

Komet       40PS 1955-.. Spitztüten und Spitzer Bug, rundes Heck, damals größtes Boot
Planet     82kg 10-18PS 1957-.. Spitztüten und spitzer Bug, erster V-Boden, lange Heckflossen
Standard Heck60       10PS 1960-.. Flachbodenboot mit Gabelheck, Gleitboot
Standard Heck61       20PS 1961-.. erster Geschwindigkeitsrekord (50,92km/h, 18PS, Frankreich 1963), ab 1964 mit Radsteuerung
Planet70 320x150/160cm 40cm 50kg 40PS 1970-.. Spitztütenund spitzer Bug, V-Boden
Minor 285x154cm 41cm 49kg 10PS   3-fach Trevira/Synotex
Komet 390x155cm     40PS 1971-.. Spitztüten und stumpfer, breiter Bug
Komet GT 410x170cm     65PS 1972-1976  
Komet 340 340x152cm     40PS 1982-.. Speedheck und stumpfer, breiter Bug ,V-Boden
Freiboot 2,5 250x135cm   28kg 4PS    
Freiboot Dingi 2,5 250x135cm   28kg 4PS    
Sirius S 285x135cm   33kg 6PS    
Sputnik 315 315x153cm   67kg 20PS    
Oktand 325x150cm 41cm 43kg 10PS   3-fach Trevira/Synotex
Libra 325x165cm 41cm 59kg 25PS 1991-.. PVC Bootshaut
Cat 380 380x170cm 47cm 55kg 10PS    
Planet 20 350x158cm   62kg 20PS    
Komet Camp 350x152cm 40cm 70kg 40PS   Komet ohne Verdeck vorne, abgelöst von Taucherboot
Taucherboot 380x170cm 40cm 79kg 45PS    
Komet 350x152cm 40cm 72kg 40PS   3und 5-fach Trevira/Hypalon
Orion 350 350x170cm 40cm 82kg 30PS   Komet mit GFK-Festrumpf
Saturn 380x152cm 40cm 85kg 40PS   abgelöst durch Draco 380
Draco 380 380x170cm 40cm 86kg 45PS    
Draco 410 410x190cm 45cm 111kg 45PS   in Kurz- u. Langschaftausführung, auch als Offshore angeboten
Saturn FR 380x152cm 40cm 85kg 45PS   Saturn mit GFK-Festrump, abgelöst durch Dorado 380
RTB DL 400 400x204cm   89kg 45PS   Arbeitsboot/Rettungsboot ,PVC-Gewebe
Dorado 380 380x170cm 40cm 110kg 45PS    
GTS Taucherboot 420x180cm 40cm 98kg 70PS   Komet GTS vorne offen
Komet GTS 410x180cm 45cm 107kg 70PS    
Seetörn 410x180cm 45cm 141kg 70PS   5-Fach Hypalon, Reisverschluss im Vordeck, Spider-Rahmen als Serienausstattung
Seetörn FR 410x180cm 45cm 148kg 75PS   Seetörn mit GFK-Festrumpf, abgelöst durch Merkur 410
Merkur 410 410x190cm 53cm 130kg 60PS    
Meteor 460 460x210cm 53cm 174kg 90PS   abgelöst durch Wega 480
Wega 480 480x230cm 53cm 272kg 105PS    
Herkules 700 710x250cm   440kg 200PS   offshore
Wotan TDI 570 570x238cm 61cm 735kg 150PS   VW Marine ,Z-drive Bravo 1,offshore
Titan 570 570x238cm 61cm 370kg 136PS   Versionen mit Innenbord und Aussenbordmotoren teilweise bis 205PS zugelassen

Innovationen / Besonderheiten

V-Plattenboden
Der komplett zerlegbare V-Plattenboden aus 12mm Spezial-Bootssperrholz bringt eine erhöhte Sicherheit und Verbesserung der Fahreigenschaften mit sich. Da diese Boote komplett zerlegbar waren, auch der Heckspiegel war demontabel, konnten diese ohne Trailer/Anhänger transportiert werden.
Speed-Heck
Seit 1977 wurden die Boote mit dem patentierten Speed-Heck gebaut. Die spitzen Heckkegel wurden durch einen geraden Abschluß der Heckschläuche ersetzt. Dies verlängerte die Wasserlinie und dadurch konnte der Heckspiegel nach achtern verlegt werden, was zu einer Vergrößerung des Innenraumes führte. Mehr Auftrieb, besserer Abriß der Wasserkante sowie bessere Fahreigenschaften waren ebenso ein Effekt dieser Erfindung.
Spider-Rahmen
Teilweise optionale, bei manchen Modellen serienmäßige, Profilleisten aus Stahl, die mit dem V-Boden verschraubt wurden. Damit wurden die Antriebskraft und Torsion besser in den Boden geleitet und somit ein Verwinden des Bootes vermieden bzw. verringert.
Adrianboden
Platten, die horizontal auf den V-Platten befestigt wurden, um eine ebene Stehfläche in dem Boot zu erhalten.
Klebenähte
Durch handwerkliches Geschick und teilweise jahrzentelange Erfahrung der Mitarbeiter wurden die von Hand zugeschnittenen Gewebeteile an den Schnittkante aufgeraut und angeschrägt.
Die Modelle aus Hypalon wurden mit kaltvulkanisierten, also geklebten, Nähten hergestellt. Durch dieses Verfahren wurden ein Luftdichtigkeit über mehrere Monate erreicht und die Haltbarkeit der Nähte ist bis heute der Grund dafür, daß z.B. Modelle, die vor 20 Jahren gefertigt wurden die Luft halten. Für den Notfall kann auch Heute noch unter http://schlauchboot-reparatur.de/ auf kompetente Hilfe gebaut werden.
Bootshaut (werfteigene Beschichtungsmethode)
Bei Modellen (außer Planet, Cat, Oktant, Sirius u. Freiboot) bis 40 PS besteht die Bootshaut aus Dreifachhaut. Zwischen zwei Lagen Kunstkautschuk (Neopren) wird eine Lage Treviragewebe (Trevira - glasfaserverstärktes Gewebe auf Polyesterbasis) eingebettet. Die Aussenseite wird zusätzlich mit Hypalon beschichtet, um eine gute Alterungsbeständigkeit zu erreichen.
Modelle über 40 PS besteht aus Fünffachhaut. Hier sind 2 Lagen Treviragewebe in 3 Lagen Neoprene eingebettet. Aussenbeschichtung ebenfalls mit Hypalon.
Modelle Planet, Cat, Oktant, Sirius und Freiboot werden aus Synotex und thermogeschweißten Nähten hergestellt.

Rennsport / Touren / Reisen

Sportliche Erfolge
1986: Deutschlandcup für Schlauchboote mit Serienmotor bis 850ccm
1.Platz Norbert Klode (Wiking)
2.Platz Heiner Tjarks (Wiking)
3.Platz Ekkehard Kaplan (Wiking)
1986: ADAC Motorrennen
1.Platz Ekkehard Kaplan (Wiking)
1990: Deutsche Meisterschaft Schlauchbootklasse bis 850ccm
2.Platz Norbert Klode (Wiking)
1991: Deutsche Meisterschaft Schlauchbootklasse bis 850ccm
2.Platz Norbert Klode (Wiking)
Touren/Reisen
1979:
Fahrt von Lebrecht Knipping mit einem Schlauchboot Modell Seetörn von Venedig nach Port Said/Ägypten. 1776 Seemeilen in 16 Tagen!
Eintrag ins Guinnessbuch der Rekorde: meistgefahrene km mit einem Wiking Schlauchboot
In 34 Jahren legte Knipping insgesamt gut 114.000 km in knapp 4.000 Stunden zurück. Unterwegs traf er auf hoher See berühmte Zeitgenossen seiner Zeit, unter anderem auch den Meeresforscher, Jacques Cousteau (1910 – 1997), dessen Autogramm auch das Logbuch Knippings ziert. Die ausserordentlichen Leistungen reichten aus, um den gelernten Kaufmann aus Altena ins „GUINNESS-Buch der Rekorde“, Jahrgang 1993, einzutragen.


1994:
Im Frühjahr fuhren Bodo Müller und Henryk Wolski als erste Westeuropäer auf einer alten Wikinger-Route von der Ostsee zum Schwarzen Meer. Die 2500 km weite Schlauchboot-Reise über Flüsse, durch Sümpfe und reißende Ströme wurde im TV-Film " Der wilde Osten" dokumentiert. Der Zweiteiler lief im MDR. Von derselben Expedition erschien das Buch "Unternehmen Wiking" im Ullstein Verlag.

Quellen

Prospekte der Werft

Wiking Ahoi Jahrgang 1964 bis 1991

Zeitschrift Boote 6/1996

Zeitschrift Stander 8/1996

Skipper 5/1996

Skipper 1/2005

Literatur

Lange, Werner ; Auf zwei Eimern Luft durchs Mittelmeer , Verlag: Delius Klasing/Bielefeld, ISBN: 376880061X

Müller, Bodo ; Unternehmen Wiking , Ullstein Verlag Berlin, ISBN: 3548237800

Weblinks

Buch von Bodo Müller → http://www.bodo-mueller.de/vidwiking.jpg

News

Werft gibt Web-Site wieder frei Holger666 00:17, 30. Nov. 2006 (CET) → http://www.wiking-schlauchboote.de/ [[Kategorie:Werft]]