Benutzer:Investigativdegenerativ/Hafner (Konstanz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Heimat Hafner ist ein geplantes klimaneutrales Wohnbauprojekt in der Stadt Konstanz auf dem Gebiet des Hafner. Das Quartier soll Wohnort für über 6600 Personen werden, sowie ein Arbeitsplatz für mehr als 3500 Menschen.[1] In Angriff genommen wurde das Projekt von der Stadtverwaltung Konstanz aufgrund des hohen Bevölkerungswachstums in den letzten Jahrzehnten. Im Juli 2020 beschloss der Gemeinderat die Einleitung der städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme.[2] Das Projekt ist eines der größten baulichen Projekte in der Geschichte der bevölkerungsreichsten Stadt am Bodensee. Baulich erschlossen werden soll das Gebiet ab dem Jahr 2025.[3][4][5] Bisher dient der Hafner vor allem als Naherholungsgebiet für die Bewohner des Wollmatinger Stadtteils und als Ackerland für naheliegende Bauernhöfe.

Vision

Wanderschild auf dem Hafner in Konstanz

Das Hafner Quartier soll 3300 Wohneinheiten auf 60 Hektar Siedlungsfläche bieten und somit Platz für etwa 6600 Personen. Weitere 15 ha sind als Gewerbefläche vorgesehen. Im Zentrum der Siedlung soll ein 50 m breites grünes Band entstehen, welches sich durch das ganze Quartier zieht. Das Band soll Platz für Spiel und Sportflächen sowie für gemeinschaftliche Gärten sein. Am Ende des grünen Bandes aus westlicher Sicht soll ein Pavillon entstehen. Weiter soll ein multifunktionales Sportzentrum mit dem Namen Berenrain entstehen. Zum Sportzentrum gehören unter anderem zwei Fussballfelder mit den Maßen 60 × 105 m sowie ein kleineres Feld mit den Maßen 50 × 70 m. Insgesamt sollen so 4 ha Sportflächen und 13 ha öffentliche Wiesen- und Parkflächen entstehen.[6][7] Das Projekt der Klimaneutralität wird dabei vom Bund mit zwei Millionen Euro gefördert und lautet auf den Namen Hafner KliEN - klimaneutral und energiewendetauglich.[8][9]

Mobilität

Bei der Planung des Quartiers soll auf nachhaltigen Verkehr geachtet werden und das Ziel ist es, einen möglichst emissionsarmen Verkehr zu haben. Für das neue Quartier müssen Anpassungen bei den bereits bestehenden Buslinien getätigt werden. Die Heimat Hafner soll an die Linien 2,6, 13/4 und 4/13 angebunden werden. Für die geplante Anbindung sollen drei neue Bushaltestellen erstellt werden. Zur Umsetzung muss die Buslinie 2 verlängert werden und die Buslinien 6, 13/4 und 4/13 verlegt. Für Personenkraftwagen sind lediglich 0,7 Stellplätze pro Wohneinheit vorgesehen, die Parkplätze befinden sich dabei nicht unmittelbar vor der Wohnung, sondern sind in einzelnen Quartiersgaragen untergebracht. DIe Quartiersgaragen sollen überirdisch sein und somit dazubeitragen, weniger Fläche zu versiegeln wie wenn sie unter der Erde wären.[10] Des weiteren sind Mobility Hubs geplant, die so gelegt werden, dass man von jeder Wohnung einen Hub in weniger als 300 Metern erreichen kann. Für den Personenwagenverkehr sind drei Knotenpunkte an der Landesstrasse 221 vorgesehen. Für flüssigen und angenehmen Radverkehr soll es im Quartier zu Teilen Durchgangssperren für Pkws geben. Zu einer höheren Attraktivität sollen auch E-Bike Mietstationen beitragen.[11]

Anlagen für die Allgemeinheit

Für das Zusammenleben sind zudem folgende Anlagen und öffentliche Gebäude geplant:[2]

In Sachen Bildung sind 5 Kindertagestätten, eine Grundschule inklusive einer Sporthalle, eine weiterführende Schule inklusive einer 3-fach Sporthalle und eine Walddorschule geplant. Für sportliche Aktivitäten wird es 2 Großsportfelder und 1 Kleinsportfeld geben. Neben den Sportlichen Freizeitanlagen, sind auch noch andere geplant und zwar 1 Quartierszentrum für den Austausch zwischen Generationen, ein Jugendzentrum für den Freiraum von werdenden Erwachsenen, sowie eine Stadtteilbibliothek und ein Vereinstreff inklusive einem gastronomischen Angebot. Im sozialen Bereich sind ein Alters- und Pflegeheim sowie eine sonderpädagogische Tageseinrichtung vorgesehen.[12]

Geschichte

Das Hafnerareal, Blick von Norden in Richtung Süden nach Wollmatingen

Aufgrund der hohen Miet- und Bodenpreise in Konstanz, die die Stadt zur teuersten Mittelstadt Deutschlands machen, wurde dieses Projekt von der Stadtverwaltung initiiert.[13] Der erste Infoabend für Eigentümer fand im Juli 2017 statt, im August und September wurden die Eigentümer befragt, bevor von Oktober 2017 bis Januar 2018 Gespräche mit den Eigentümern stattgefunden haben. Im April erfolgte eine Schülerbeteiligung sowie das erste Bürgerforum, im Juli folgte das zweite Bürgerforum. Bei allen drei Foren war es das Ziel, die Bevölkerung miteinzubeziehen und neue Sichtweisen erhalten zu können.[14][15] Am 21. November 2018 wurde der Architektur-Wettbewerb abgeschlossen, bei dem der Entwurf des Architekturbüros KCAP und dessen Architekten Kees Christiaanse gewann.[16] Im Konstanzer Gemeinderat wurde im Mai 2019 der Auftrag zur Erstellung eines Rahmenplans erteilt.[17] Im Juni folgte ein weiteres Bürgerforum sowie im Juli die Schulthementage. Im Juli 2019 fand zudem die Infoveranstaltung über den Rahmenplan für den Gemeinderat statt. Von November 2019 bis Februar 2020 fanden weitere Eigentümergespräche für Abklärungen statt. Im Dezember 2019 folgte der Beschluss des Rahmenplans durch den Gemeinderat. Der Gemeinderat stimmte mit 35 zu 0 Stimmen für den Rahmenplan.[18] Zum gefassten Beschluss des Rahmenplans gab es im Februar 2020 einen Infoabend. Im Sommer des Jahres wurde zudem der Beschluss zur städtebaulichen Entwicklungsmaßnahme getätigt.[2]Der Baustart soll im Jahr 2025 mit dem Bauabschnitt 1 erfolgen.[19]Beim Bau des ersten Abschnittes steht der Westen des Quartiers im Vordergrund sowie auch die weiterführende Schule und die Sportanlagen im Osten des Gebietes. Der Start der zweiten Bauetappe ist für das Jahr 2030 geplant, diese Etappe umfasst den östlichen Teil der Heimat Hafner sowie die Gewerbeflächen. Im Jahr 2033 soll der dritte Bauabschnitt folgen, welcher im Norden der Siedlung liegt. In der dritten Etappe sollen die bisherigen entstandenen Teile des Quartieres zusammenwachsen.[20]

Das Gesamte Projekt soll laut der Stadt Konstanz, die im Mai 2019 den Klimanotstand ausgerufen hat, möglichst klimaneutral und energiewendedienlich werden.[21][22]

Energieversorgung

Das Quartier soll in drei Versorgungsgebiete aufgeteilt werden. Die Versorgungsgebiete 1 und 2 sollen mit kalter Nahwärme, mit Geothermie, mit PVT und Wärmepumpen versorgt werden. Gebiet 3 soll dezentral mit Wärme versorgt werden sowie mit Wärmepumpen und Geothermie. Des weiteren sollen Erdsondenfelder zur Versorgung genutzt werden. Durch diese Versorgungstechniken soll eine Klimaneutraltiät der Siedlung gewährleistet werden.[22] Die Photovoltaikanlagen werden auf den Dächern positioniert, dort sollen sie dann 80 Prozent der Fläche einnehmen.[23]Die Anlagen wie zum Beispiel das Fussballfeld, sollen nicht nur zum Spielen da sein, sondern gleichzeitig auch durch integrierte Sondenfelder unter dem Gras Energie erzeugen, die dann für Wärme im Stadtteil sorgen.[24]

Kritik

Der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland, BUND, nimmt seit der Bekanntgabe des Projekts kritisch Stellung dazu. In einer Stellungnahme zweifelt der Verein an, dass das Bauprojekt die Mietpreise der Stadt Konstanz entlasten kann, da die Mieten trotz Schaffung von neuem Wohnraum in den vergangenen Jahren gestiegen sind. Die Nachfrage nach Wohnraum in Konstanz werde immer das Angebot übertreffen, schreiben die Kritiker, die der Meinung sind, Konstanz habe seine Wachstumsgrenzen erreicht.[25]

Der BUND kritisiert die Bebauung des sensiblen Landschaftsraums um Konstanz und die damit einhergehende Versiegelung von Grünflächen. Das Gebiet habe eine unersetzbare Bedeutung als Lebensraum für Pflanzen und Tiere, als Naherholungsgebiet und für das städtische Klima. Die Umweltschützer fordern einen sparsamen Umgang mit der endlichen Ressource Boden und sprechen sich für Flächenrecycling und Nachverdichtung aus.

Vom BUND wird zudem auch kritisiert, dass das Neubaugebiet mit seinen Preisen nur Rentner und keine jungen Familien anlocken würde. Denn die Baukosten von 5000 Euro pro Quadratmeter wären dafür zu hoch.[26]

Auch einige Grundeigentümer wollen Ihr Grundstück bislang noch nicht für die Heimat Hafner zur Verfügung stellen. Im August 2021 wehrten sich noch 86 Eigentümer dagegen, ihren Boden der Stadt zu verkaufen.[27][28]

Einzelnachweise

  1. ↑ Entwurf der klimaneutralen Stadt. Abgerufen am 13. März 2022.
  2. ↑ a b c Der Rahmenplan. Abgerufen am 11. März 2022.
  3. ↑ Hafner - Wohnungsbau in Konstanz. Abgerufen am 11. März 2022.
  4. ↑ Torsten Lucht: Konstanz: Baugebiet Hafner bietet Platz für Wohnen und Unternehmen. 10. August 2021, abgerufen am 13. März 2022.
  5. ↑ Yoo Na Ho, Lukas Esper: Grosse Quartiere: Hafner in Konstanz Chancen und Herausforderungen einer grossen baulichen Entwicklung in der Kulturlandschaft. Hrsg.: pnd. pnd, Januar 2021.
  6. ↑ Der Rahmenplan. Abgerufen am 13. März 2022.
  7. ↑ Lukas Esper: Broschüre Rahmenplan Hafner. Hrsg.: Stadt Konstanz. Konstanz Dezember 2019, S. 8.
  8. ↑ Altes Land für neue Ökos. Abgerufen am 13. März 2022.
  9. ↑ Hafner KliEn | Forschungsprojekte | Forschung | Professur für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie - Prof. Dr. Christian Meyer | Fach Soziologie. Abgerufen am 13. März 2022.
  10. ↑ Altes Land für neue Ökos. Abgerufen am 13. März 2022.
  11. ↑ Yoo Na Ho, Lukas Esper: Große Quartiere: Hafner in Konstanz Chancen und Herausforderungen einer großen baulichen Entwicklung in der Kulturlandschaf. Hrsg.: pnd. pnd, Januar 2021, S. 169.
  12. ↑ Lukas Esper: Heimat Hafner Gemeinsam Stadt gestalten Rahmenplan für das neue Konstanzer Stadtquartier. Hrsg.: Stadt Konstanz. Konstanz Dezember 2019, S. 8.
  13. ↑ Copyright Haufe-Lexware GmbH & Co KG- all rights reserved: Konstanz ist teuerste Mittelstadt in Deutschland. Abgerufen am 11. März 2022.
  14. ↑ Philipp Zieger: Konstanz: 2500 neue Wohnungen sollen im neuen Stadtteil Hafner entstehen - jetzt dürfen die Bürger mitreden. 26. Januar 2018, abgerufen am 13. März 2022.
  15. ↑ Heimat Hafner. 9. Oktober 2020, abgerufen am 13. März 2022 (deutsch).
  16. ↑ Kirsten Astor: Konstanz: Der neue Stadtteil Hafner nimmt die nächste Hürde: Wie steht es um das Konstanzer Großprojekt? 15. Dezember 2019, abgerufen am 13. März 2022.
  17. ↑ Weiter Meilenstein für Hafner-Umsetzung steht an. 9. Oktober 2020, abgerufen am 13. März 2022 (deutsch).
  18. ↑ ALLRIS - Auszug. Abgerufen am 11. März 2022.
  19. ↑ Weiter Meilenstein für Hafner-Umsetzung steht an. 9. Oktober 2020, abgerufen am 13. März 2022 (deutsch).
  20. ↑ Download. Abgerufen am 11. März 2022.
  21. ↑ Klimanotstand. Abgerufen am 11. März 2022.
  22. ↑ a b Hafner KliEn. Abgerufen am 11. März 2022.
  23. ↑ Altes Land für neue Ökos. Abgerufen am 13. März 2022.
  24. ↑ Altes Land für neue Ökos. Abgerufen am 13. März 2022.
  25. ↑ Hafner. Abgerufen am 11. März 2022 (deutsch).
  26. ↑ Altes Land für neue Ökos. Abgerufen am 13. März 2022.
  27. ↑ Torsten Lucht: Konstanz: „Das Plätzle verteidige ich!“ Weshalb einige Konstanzer nicht dazu bereit sind, ihr grünes Paradies zugunsten des Hafners aufzugeben. 19. August 2021, abgerufen am 11. März 2022.
  28. ↑ Andreas Schuler: Konstanz: Das Schreckgespenst Enteignung schaut schon um die Ecke: 86 Eigner wollen ihre Grundstücke für das geplante Konstanzer Neubaugebiet Hafner nicht verkaufen. 19. Juli 2021, abgerufen am 13. März 2022.

Kategorie:Geographie (Konstanz) Kategorie:Projekt (Städtebau) Kategorie:Stadtplanung (Baden-Württemberg)

Abgerufen von „https://de.wikiup.org/index.php?title=Benutzer:Investigativdegenerativ/Hafner_(Konstanz)&oldid=222199629“