Benutzer:Ironsteelferro/Forschungsinstitut „Dialog der Zivilisationen“

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Das Forschungsinstitut Dialog der Zivilisationen in Berlin (Dialogue of Civilizations Research Institute gGmbH, kurz DOC) ist eine Denkfabrik und Forschungseinrichtung zu Fragen internationaler Beziehungen und internationaler Sicherheit. Das 2016 gegründete DOC berät staatliche und nichtstaatliche Entscheidungsträger und entwickelt Maßnahmen zur Bewältigung globaler Konflikte. Außer der Berliner Zentrale gibt es ein weiteres Büro in Moskau.[1]

Geschichte und Aufgabenstellung

Im November 1998 bestimmte die Generalversammlung der Vereinten Nationen auf Initiative des iranischen Staatspräsidenten Mohammad Chātami das Jahr 2001 zum „Jahr des Dialogs der Kulturen“ (UN-Resolution 53/22).[2] Am 9. November 2001 folgte die UN-Resolution 56/6 „Globale Agenda für den Dialog der Kulturen“; in dem Dokument werden die Grundprinzipien des interkulturellen Dialogs und die Ziele definiert.[3] Im Sinn dieser Initiative gründeten der indische Sozialwissenschaftler und Unternehmer Jagdish Chandra Kapur, der stellvertretende russische Transportminister Wladimir I. Jakunin und der griechisch-amerikanische Geschäftsmann Nicholas F. S. Papanicolaou im Jahr 2002 das World Public Forum Dialogue of Civilizations (WPF) mit Sitz in Wien.[4]

In den folgenden 15 Jahren veranstaltete das WPF „Dialogue of Civilizations“ über 100 Seminare, Runde Tische und Vorträge und mehr als 30 Regionalkonferenzen in Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika, außerdem seit 2003 das jährlich stattfindende Rhodes Forum. 2013 erhielt das WPF den Status eines Sonderberaters beim Wirtschafts- und Sozialrat der Vereinten Nationen.[5]

Im Juli 2016 wurde in Berlin das Forschungsinstitut DOC eröffnet. Das Institut versteht sich als unabhängige Plattform für die kulturübergreifende und interkulturelle Diskussion der zentralen Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Suche nach konkreten Politik- und Lösungsansätzen für nationale sowie internationale Entscheider und Institutionen. Wesentliche Tätigkeitsbereiche sind die Publikation von Expertenberichten, -analysen und -bewertungen sowie die Veranstaltung von Runden Tischen und Konferenzen. Das DOC verfügt über eigene Veranstaltungsräume in Berlin Mitte.[6][7]

Forschungstätiɡkeit

Wesentliche Themenfelder sind der neue Konflikt zwischen Ost und West; soziale Regression in Gestalt „neuer Barbarei“; der Schutz des Menschlichen im Menschen; Strategien, Institutionen und Prozesse für eine inklusive globale Entwicklung mit der globalen Infrastruktur als einer tragenden Säule; die Suche nach neuen volkswirtschaftlichen Modellen für die Zukunft.[8]

Rhodes Forum

Seit 2003 veranstaltet das WPF „Dialogue of Civilizations“ auf der griechischen Insel Rhodos einmal jährlich die zentrale zwei- bis dreitägige Konferenz "Rhodes Forum" mit mehreren Hundert Teilnehmern.[9] 2016 lautete das Motto der Veranstaltung „The Chaos of Multiplicity: an Urgent Call for Dialogue“.[10]

Leitung

CEO (Geschäftsführer) des DOC ist der Inder Pooran Chandra Pandey, zuvor 2011-2016 Exekutivdirektor des United Nations Global Compact Netzwerks in Indien.[11] Co-Gründer und Präsident des Aufsichtsrats ist Wladimir Jakunin. Die beiden weiteren Co-Gründer sind der Göttinger Politikwissenschaftler Peter W. Schulze und der österreichische Jurist und Ex-Generalsekretär des Europarats Walter Schwimmer.

Dem Aufsichtsrat gehören des weiteren an: der US-amerikanische Philosoph und Politologe Fred R. Dallmayr als Stellvertreter, der Präsident der Russischen Akademie der Wissenschaften Wladimir J. Fortow, der österreichische Ex-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, der Ex-Präsident der Tschechischen Republik Václav Klaus, die langjährige Delegierte der deutschen Wirtschaft in Russland, Andrea v. Knoop, der deutsche General a.D. Harald Kujat, der Ex-Premier der Republik Armenien Armen Sarkissjan, der russisch-armenische Unternehmer Ruben Wardanjan und der Direktor am Shanghaier Institut für Internationale Studien, Li Xin.[12]

Rezeption

Vor dem Hintergrund der politischen Spannungen zwischen Russland und dem Westen stieß die Gründung der Berliner Denkfabrik DOC bei den deutschsprachigen Leitmedien auf teils sehr heftige Kritik seitens der Vertreter pro-westlicher Positionen. Von „Putins Kampf um Berlin“ war ebenso die Rede wie vom „Chefauftrag aus dem Kreml“, „hybrider Kriegsführung“ und davon, dass der russische Präsident „mit einem deutschen Thinktank nun den Propaganda-Krieg gegen den Westen auf die Spitze“ treibe.[13][14][15] [16] [17] [18]Andere Stimmen wiesen darauf hin, dass es thematisch weder in der DOC-Agenda noch in den Publikationen einen nennenswerten Russland-Bezug gebe und die Verärgerung wohl damit zu tun habe, dass das Institut den nicht-westlichen Standpunkten einen größeren Raum einräume als bei rein westlichen Thinktanks üblich.[19]

Literatur

  • "The Chaos of Multiplicity: an Urgent Call for Dialogue. Selected Papers from the 14th Rhodes Forum", Berlin 2016

Weblinks

Einzelnachweise

  1. TOBIAS SCHULZE: Denken auf russische Rechnung. In: Neuer Thinktank in Berlin. taz.de, abgerufen am 29. Juli 2016.
  2. 2001: Dialog der Kulturen. In: www.unric.org. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  3. Agenda für den Dialog der Kulturen. 9. November 2001, abgerufen am 3. Oktober 2016.
  4. Geschichte - DOC Research Institute. In: doc-research.org. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  5. „Dialogue of Civilizations“ heute. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  6. Hubert Thielicke: "Dialog der Zivilisationen" in Berlin gegründet. In: POLITIK. de.rbth.com, 2. Juli 2016, abgerufen am 29. September 2016.
  7. Hubert Thielicke: Dialog der Zivilisationen: Forschungsinstitut für deutsch-russische Beziehungen eröffnet. In: Gesellschaft. deutsch.rt.com, 5. Juli 2016, abgerufen am 29. September 2016.
  8. Mission - DOC Research Institute. In: doc-research.org. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  9. Helsinki Times: "Dialogue of Civilizations" at Rhodes forum. In: frontpage. helsinkitimes.fi, 9. Oktober 2014, abgerufen am 30. September 2016 (englisch).
  10. Lejla Dizdarevic: Inter-civilizational dialogue of #RhodesForum. In: frontpage. eureporter.co, 30. September 2016, abgerufen am 30. September 2016 (englisch).
  11. Experten - DOC Research Institute. In: doc-research.org. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  12. Unternehmensführung - DOC Research Institute. In: doc-research.org. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  13. Feindbild Russland: Deutsche sind russophil wie noch nie - WELT. In: DIE WELT. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  14. Jörg Himmelreich: Russische Propaganda: Putins Kampf um Berlin. In: Neue Zürcher Zeitung. 11. Juli 2016, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 3. Oktober 2016]).
  15. Putins Propagandist. In: tagesanzeiger.ch/. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  16. "Dialog der Zivilisationen": Kreml gründet Institut in Berlin. In: The Huffington Post. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  17. Steven Geyer: Wladimir Jakunin: Putin-Freund eröffnet russische Denkfabrik in Berlin. Abgerufen am 3. Oktober 2016 (deutsch).
  18. Potemkinsche Denkfabrik. Abgerufen am 3. Oktober 2016.
  19. Lukas Wehnert: Westlichen Platzhirschen Paroli bieten. In: Junge Freiheit. Nr. 39/16. Berlin 29. September 2016.

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