Benutzer:JEW/Bronzekessel von Theley

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Der Bronzekessel von Theley wurde Mitte des 20. Jahrhunderts bei Bauarbeiten in Theley im Landkreis St. Wendel im Saarland gefunden. Der Finder bewahrte die Teile auf und übergab sie 2006 dem Historischen Verein zur Erforschung des Schaumberger Landes[1] in Tholey.

Beschreibung

Aufgrund der unmethodischen Sicherung fanden sich lediglich Teile einer Fibel, die auf etwa 500 v. Chr. datiert wird und damit die Datierung des Bronzekessels bestimmte. Dank einer Spende konnte der Verein die aufwändige Restaurierung in Angriff nehmen. Die Oberfläche wurde gereinigt und fehlende Teile mit eingefärbtem Epoxidharz ergänzt.

Obwohl die wissenschaftliche Bearbeitung aussteht, lassen sich Aussagen zum Kessel anhand von Vergleichsexemplaren machen. Gefäße, wie der Bronzekessel, sind Beispiele prähistorischer Metallverarbeitung der späten Hallstatt- bzw. frühen Latènezeit (650 bis 450 v. Chr.) Sie wurden aus Bronzeblech getrieben und haben Wandstärken von 0,3 bis 2 mm. Eventuell mussten sie, ähnlich wie die etruskischen Schnabelkannen aus (Italien), importiert werden. Eine Herstellung im Voralpenraum ist denkbar, aber auch eine lokale Werkstatt ist nicht auszuschließen.

Die Funktion ist nicht überliefert. Vermutlich wurden sie mit Flüssigkeiten (z.B. alkoholischen Getränken) gefüllt und dienten nicht der Zubereitung von Speisen und Getränken. Vergleichsstücke (wie Wallscheid) haben am Rand eine eiserne Verstärkung, mit omegaförmigen Griffen, mit denen die Kessel transportiert wurden.

Die Vergleichsbeispiele stammen aus Gräbern. Die Beigabe wertvoller Gefäße spiegelt die hohe soziale Stellung des Verstorbenen wider. Offenbar bestand in der Frühphase der Hunsrück-Eifel-Kultur[2] eine Führungsschicht in der Region, die durch Prunkgräber erkannt werden kann.

Der Theleyer Kessel gehört zu den am besten erhaltenen Exemplaren und ist im Saarland einmalig. Im Rheinland sind aus der Zeit zwischen dem 6. und 4. Jahrhundert v. Chr. lediglich acht weitere Kessel bekannt, die teils nur bruchstückhaft erhalten sind. Der Theleyer Kessel weist Parallelen zu in Rheinland-Pfalz gefundenen Kesseln auf (Wallscheid und Wintrich - vollständig erhalten), hat aber, bei einem Durchmesser von knapp 60 cm, mit etwa 50 Litern ein deutlich größeres Fassungsvermögen. Neben der Form bietet das Nietsystem einen Hinweis darauf, dass die Kessel von Wallscheid und Wintrich nicht der gleichen Werkstatt entstammen. Sie werden mit dem Kessel von Niederweiler in die späte Hallstattzeit (Ha D3) datiert.

Abdrücke am Kesselboden zeigen, dass der Theleyer Kessel auf einem Graspolster deponiert wurde. Auf dem inneren Boden sind Abbilder eines gewebten Leinenstoffes erhalten, dessen Bedeutung unklar ist. Der Kessel und die Fibel sind im Museum Theulegium in Tholey zu besichtigen.

Siehe auch

Literatur

  • Hans Nortmann, Ulrike Neuhäuser, Martin Schönfelder: Das Frühlatènezeitliche Reitergrab von Wintrich, Kreis Bernkastel-Kues, In: Jahrbuch des Römisch-Germanischen Zentralmuseums Mainz, 51. Jahrgang 2004
  • Sabine Gerloff: Atlantic Cauldrons and Buckets of the Late Bronze Age and Early Iron Age in Western Europe. In: Prähistorische Bronzefunde II. 18. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2010.

Einzelnachweise

  1. Der Schaumberg ist ein die höchste Erhebung im Prims-Blies-Hügelland.
  2. Der Begriff Hunsrück-Eifel-Kultur wurde 1914 durch Karl Schumacher (1860–1934) geprägt. Sie dauerte vom Ende des 7. Jahrhunderts bis um 250 v. Chr.

Weblinks

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