Benutzer:JEW/Einbaum vom Steißlinger See

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Den Einbaum vom Steißlinger See entdeckten Sporttaucher 1979 in etwa 4,0 m Tiefe an der Böschung des nur etwa 11 ha großen, als Naturdenkmal anerkannten Sees, westlich von Steißlingen, im Landkreis Konstanz in Baden-Württemberg. Unterwasser-Nachforschungen u. a. durch den schweizer Taucharchäologen Ulrich Ruoff, ergaben, dass es sich um einen wissenschaftlich bedeutenden gut erhaltenen Einbaum handelt.

Steißlinger See

Bergung und Konservierung

1980 wurde der Einbaum gehoben und in den Bauhof der Gemeinde befördert. Nach der Reinigung kam das Boot in eine Konservierflüssigkeit (Polyäthylenglycol 40 %). Dort verblieb es bis 1983. Die Konservierung gelang, doch ließen am Heck aufgetretene Spannungen das Holz aufspringen.

Beschreibung

Der etwa 4,0 m lange Einbaum war senkrecht zum Ufer orientiert, mit dem Heck im tieferen Wasser. Da das Boot korrodiert ist, wiesen die Bordwände nicht mehr die ursprüngliche Höhe auf. Das schwere Heck stammt, wie die charakteristischen Jahresringe zeigen, von der Basis des verwendeten Stammes. Es ist rundlich ausgehöhlt und weist eine flache, spantartige Querrippe auf. Sie diente, wie zwei ausgehauene Ecken in der Heckrundung zur Auflage eines Brettes. Der abgeschrägte Bug weist in die Wipfelrichtung der ehemaligen etwa 200-jährigen Eiche von mindestens 70 cm Stammdurchmesser, was durch Astansätze im Holz verdeutlicht wird. Die geraden Bordwände sitzen auf dem flachen Boden. An den Seitenwänden sind schräge, über 10 cm breite Hiebe eines Breitbeiles oder einer Axt zu sehen. Das Boot zeigt die Handschrift eines zimmermännisch arbeitenden Bootsbauers.

Datierung

Die Jahrringsequenz des Einbaumes konnten nicht mit Sicherheit in den Jahrringkalender eingepasst werden. Synchronisierungen mit verschiedenen Standardkurven weisen auf das Endjahr 1428 n. Chr. Sollte dies zutreffen, könnte die Fällung des Stammes, an der Wende vom 15. zum 16. Jahrhundert stattgefunden haben. Zur Datierung mittels Dendrochronologie wurden Bohrkerne entnommen, die eine 148-jährige Jahresringfolge zeigen. Die Datierung wird durch Einbäume mit kastenförmigem Querschnitt u. a. vom Oberrhein und aus schweizer Seen bekannt sind. Der trapezoide Grundriss steht in der Tradition vorgeschichtlicher Einbäume. Der Zustand des Holzes schließt jedoch eine vorgeschichtliche Zuweisung aus.

Kontext

Der Fund von Steißlingen ist der erste Einbaum des Bodenseegebietes. Der Einbaum von Wasserburg am Bodensee wurde 2018 entdeckt. Die Seen und Moore Oberschwabens bereits mehr als 40 Einbäume. die vermutlich den Epochen zwischen der Jungstein- und Eisenzeit angehören. Die vorgeschichtlichen Einbäume vom Federsee sind mit schmalen Beilklingen aus dem Stamm gehauen worden, ihr Querschnitt ist rundlich, allenfalls mit flachem Boden. Das Heck ist oft mit einem eingenuteten senkrechten Brett versehen.

Siehe auch

Literatur

  • André Billamboz und Helmut Schlichtherle: Ein Einbaum aus dem Steißlinger See [1]
  • Beat Amold: Les dernieres pirogues monoxyles de Suisse centrale. Helvetia Archaeologica 55 / 56, 1983, S. 271–286
  • Klaus Deuchler: Der Einbaum, ein urtümliches einheimisches Fischerboot. Zeitschr. Schweiz. Archäologie und Kunstgeschichte. 38, 1981, S. 276–278; -
  • Oscar Paret: Die Einbäume im Federseeried und im übrigen Europa. Praehist. Zeitschr. 21, 1930, S. 76–116.

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