Benutzer:Janneman/AH

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Kindheit und Jugend

Hamilton hielt sich wegen seiner illegitimen Geburt Zeit seines Lebens sehr bedeckt über seine Herkunft; fast alle Informationen über seine Jugend kamen erst durch die Forschung des 20. Jahrhunderts ans Licht.[1] Sein Geburtsjahr ist bis heute umstritten; während ältere Dokumente aus karibischen Archiven 1755 nahelegen, gab Hamilton selbst stets 1757 an - möglicherweise zunächst, um nicht wegen seines für damalige Verhältnisse hohen Eintrittsalters am College abgewiesen zu werden.[2]

Geboren wurde er auf der Karibikinsel Nevis als unehelicher Sohn von Rachel Faucette (anglisiert auch Fawcet), der Tochter eines hugenottischen Auswanderers. Als Sechzehnjährige wurde sie 1745 in der dänischen Kolonie St. Croix mit dem Abenteurer Johann Michael Lavien verheiratet, entfloh jedoch nach der Geburt ihres ersten Sohnes Peter der tyrannischen Ehe und wurde darauf 1750 für einige Monate wegen Ehebruchs in der Festung von Christiansted eingekerkert. Nach ihrer Freilassung floh sie auf die Nachbarinsel Nevis, eine britische Kolonie. Dort lernte sie James Hamilton kennen, den viertältesten Sohn des schottischen Laird James Hamilton, Schlossherr von Kerelaw in Ayrhsire; nach einer gescheiterten Handelskarriere in Schottland und ohne Aussicht, je den Titel seines Vaters zu erben, versuchte er sein Glück nun in der Karibik. Aus dieser unehelichen Beziehung gingen vermutlich mehrere Kinder hervor, doch überlebten nur zwei Söhne, James und Alexander Hamilton. 1765 siedelte die Familie nach St. Croix über, doch noch im selben Jahr ließ Hamilton senior seine Familie im Stich und setzte sich auf eine andere Insel ab. Vermutlich sah Alexander Hamilton seinen Vater nie wieder, blieb ihm aber noch über Jahre hinweg in brieflichem Kontakt verbunden. Seine Mutter starb zwei Jahre darauf an einem tropischen Fieber. Ihre Besitztümer samt ihres Hauses in Christiansted wurden von Lavien meistbietend versteigert, ihre beiden „Hurenkinder“, wie Lavien sie abschätzig bezeichnete, waren als uneheliche Söhne nicht erbberechtigt. Die beiden mittellosen Kinder wurden darauf zunächst von ihrem Vetter Peter Lytton aufgenommen, doch beging dieser im Juli 1769 Selbstmord. Daraufhin wurden sie von Lyttons Vater James aufgenommen, doch starb dieser kaum einen Monat darauf; wiederum wurden James und Alexander Hamilton in keinem der beiden Erbfälle berücksichtigt.

Vermutlich besuchte Hamilton nie eine Schule, doch war er wohl schon als Junge sehr belesen. Zwischen 1771 und 1773 veröffentlichte er mehrere Gedichte in der örtlichen Zeitung, der Royal Danish American Gazette, die eine Kenntnis mindestens der Gedichte Popes und einer französischen Übersetzung von Machiavellis Der Fürst nahelegen (dank seiner hugenottischen Mutter war Hamilton fließend zweisprachig). Früh machte er auch durch sein Geschäfts- und Verwaltungstalent auf sich aufmerksam. Ab 1767 arbeitete er für die Handelsfirma Beekman & Kruger; im Oktober 1771 übernahm er die Leitung des Unternehmens, als der Inhaber Nicolas Cruger vorübergehend nach New York zurückkehrte. Die erhaltenen Dokumente zeigen, mit welcher Professionalität der junge Hamilton die Geschäfte führte: die Kontoristen der Firma auf den anderen Karibikinseln wies er forsch an, ihn stets auf dem laufenden über Bestände, Preise und Bilanzen zu halten und korrigierte kühl ihre Rechenfehler. In ebendiesem Stil würde er Jahre später als Finanzminister seine Beamten dirigieren.[3] Am 31. August verwüstete ein schwerer Hurrikan St. Croix. Hamilton schilderte seinem Vater diese Naturkatastrophe in einem Brief, der einige Wochen später auch in der Inselzeitung veröffentlicht wurde. Der Gouverneur und die führenden Kaufleute der Kolonie zeigten sich von der literarischen Qualität des Briefs so beeindruckt, dass sie für ein Stipendium sammelten, das Hamilton eine Ausbildung an einer der Hochschulen in den amerikanischen Kolonien ermöglichen sollte. Im Oktober des Jahres schiffte er sich nach Boston ein; er kehrte nie wieder in die Karibik zurück.[4]

Beteiligung an der amerikanischen Revolution

Um sich auf das College vorzubereiten, besuchte Hamilton zunächst die private Vorbereitungsschule Elizabethtown Academy in Elizabethtown nahe New York, wo er unter anderem Latein und Griechisch lernte. Als Schüler in Elizabethtown fand er auch trotz seiner niederen Herkunft Anschluss an die gesellschaftlichen Eliten und knüpfte in dieser Zeit enge Bindungen zu Männern, die später bedeutende Rollen in der Revolution spielen würden[5]: zu William Livingston, später erster republikanischer Gouverneur von New Jersey, William Alexander, genannt „Lord Stirling“ und später Brigadegeneral in der Kontinentalarmee sowie zu Elias Boudinot, später Delegierter und Präsident des Kontinentalkongresses. Livingston und Boudinot saßen auch im Kuratorium des ebenfalls im Ort ansässigen College of New Jersey (der heutigen Princeton University), das sich zu dieser Zeit unter der Präsidentschaft John Witherspoons zum politisch radikalsten College der amerikanischen Kolonien entwickelte. Hamilton stellte hier gegen Ende 1773 einen Aufnahmeantrag, verbunden mit der Bitte, ein beschleunigtes Studium absolvieren zu dürfen, um den Abschluss in kürzerer Zeit zu erlangen. Das Kuratorium des Colleges sah ein solches Anliegen jedoch als unvereinbar mit der üblichen Praxis an und erteilte Hamilton eine Absage, so dass er sich stattdessen zum Jahreswechsel am King's College in New York einschrieb. Diese Hochschule (aus der die heutige Columbia University hervorging) war in dieser Zeit zunehmender Spannungen mit dem Mutterland Großbritannien unter der Leitung des Anglikaners Myles Cooper eine Hochburg der königstreuen Tories. Trotzdem engagierte sich Hamilton in seinen Studienjahren immer mehr in der revolutionären Bewegung, die sich nach der Boston Tea Party auch in New York zusehens radikalisierte. Bei einer Massenkundgebung der Sons of Liberty 1774 soll er mit einer mitreißenden Stegreifrede erstmals auf sich aufmerksam gemacht haben.[6] Besonderes Aufsehen erregten zwei Pamphlete, die Hamilton im Winter 1774-75 anonym in der Presse des Druckers James Rivington veröffentlichte. Sie wandten sich in polemischer Schärfe gegen den Autor der von Samuel Seabury unter dem Pseudonym „A Westchester Farmer“ verfassten Essays, die als Tory-Propaganda große Verbreitung gefunden hatten. Die beiden Schriften Hamiltons, A Full Vindication of the Measures of the Congress sowie The Farmer Refuted, lassen erkennen, dass sich Hamilton sich in dem knappen Jahr, das seit seiner Ankunft in Boston verstrichen war, eingehend mit den politischen und wirtschaftlichen Problemen der Kolonien vertraut gemacht hatte.[7]

Als die Nachricht vom Kriegsaubruch (den Gefechten von Lexington und Concord) im April 1775 New York errreichte, schloss sich Hamilton umgehend einer der zahlreichen Milizen an, die sich in Erwartung eines britischen Angriffs nun auch in New York bildeten.[8]

Einzelnachweise

  1. Zu Hamiltons Kindheit s. Chernow, S. 7-28.
  2. Chernow, S. 16-17; Brookhiser, S. 16.
  3. Elkins und McKitrick, S. 95.
  4. Nach Chernow, S. 38., erscheint es plausibel, dass Hamilton St. Croix erst im Februar 1773 verließ.
  5. Chernow, S. 43-46.
  6. Diese Anekdote findet sich erstmals in von seinem Sohn verfassten Biografie Life of Alexander Hamilton. D. Appleton & Co., New York 1840. Band I, S. 21-23.
  7. Zum Federkrieg zwischen Hamilton und Seabury s. Philip Gould: Wit and Politics in Revolutionary British America: The Case of Samuel Seabury and Alexander Hamilton. In: Eighteenth-Century Studies 41:3, 2008. S. 383-403; Chernow, S. 57-61.
  8. Chernow, S. 63-67.