Benutzer:Jcornelius/Spirou

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Spirou in Berlin ist ein Comic aus der Spirou und Fantasio, der 2017-2018 vom deutschen Comiczeichner Flix (Felix Görmann) geschaffen wurde. Flix ist damit erste deutsche Comiczeichner überhaupt, der einen Band der frankobelgischen Comicserie gestalten durfte. In der Geschichten reisen Spirou und Fantasio im Spätsommer 1989 nach Ost-Berlin, weil sie dort den verschwundenen Graf Rummelsdorf vermuten.

Entstehung

Zum Frankfurter Buchmesse 2017, auf der Frankreich als Gastland präsentiert wurde, verkündeten die beiden Comic-Verlage Dupuis und Carlsen anlässlich des 80. Geburtstages der Comicfigur Spirou im Jahr 2018 eine deutsche Sonderausgabe der Reihe zu veröffentlichen und beauftragten den deutschen Comiczeichner Flix, der vor allem durch die Reihen „Schöne Töchter“ und „Glückskind“ bekannt war. Bereits in den Jahren waren einzelne Sonderbände der Spirou-Reihe erschienen, die von wechselnden Künstler gestaltet wurden. Ausgangspunkt soll ein Treffen zwischen Carlsen und Dupuis auf dem Comic-Salon in Angoulême im Jahr 2015 gewesen sein. Medienberichten waren die Reaktionen des belgischen Verlages auf die Entwürfe des Zeichners Flix zunächst zurückhaltend, wobei sich der deutsche Carlsen-Verlag mit Verweis auf seine Bekanntheit in Deutschland durchsetzte. Gleichermaßen spielte Deutschland – abgesehen vom Besuch des fiktiven Landes „Bretzelburg“ im Band QRN ruft Bretzelburg – bis dato kein Schauplatz der Spirou-Reihe.

Nach etwa einem Jahr Arbeit erschien der Band im August 2018. Während sich Flix vor allem für die Konzeption und die Zeichnungen verantwortlich zeigte, unterstützte Marvin Clifford ihn bei der Kolorierung. Klaus Schikowski lektorierte den Band.

Eine Übersetzung und Veröffentlichung des Bandes in Frankreich war ursprünglich nicht geplant.[1]

Handlung

Die Geschichte beginnt – nach einem kurzen Epilog, in dem die politisch-wirtschaftlich dramatische Situation der DDR im Winter 1988 beschrieben wird – damit, dass die beiden Helden Spirou und Fantasio den Grafen von Rummelsdorf besuchen, der eine Einladung zum ersten internationalen Mykologen-Kongress der DDR in Ost-Berlin erhält. Rummelsdorf ignoriert jedoch die Einladung und verschwindet daraufhin spurlos. Spirou und Fantasio finden später einen Knopf mit Hammer und Zirkel, der sie als Spur in die DDR führt.

In West-Berlin angekommen, reisen die beiden verkleidet nach Ost-Berlin ein und quartieren sich im Palast-Hotel ein. Während Spirou ungewollt in der Hotelküche Kartoffel schälen muss, erkundet Fantasio ungewollt alleine Ost-Berlin und trifft dabei erstmals auf die später wiederkehrende Aktivistin Momo. Während Spirou versucht zu fliehne und dabei zufällig auf Fantasio trifft, kesseln Beamte der Staatssicherheit die beiden, um sie festzunehmen. In der aussichtslosen Lage wird Spirou von einer Bande Affen gerettet, während Fantasio festgenommen wird.

Nachdem Spirou wieder aufwacht, lernt er Aktivistin Momo und ihre 'Affenbande' kennen. Momo beklagt sich ihm gegenüber über die Entwicklung des Sozialismus in der DDR, in den sie ursprünglich ihre Hoffnung gesteckt hatte. Auch befürchtet die Aktivistin Momo einen neuen Krieg, da bei zahlreichen Freundinnen und Freunden in letzter Zeit Metallgegenstände verschwunden seien. Parallel wacht Fantasio im Staatsicherheitsgefängnis Hohenschönhausen auf und wird von seinem Cousin Zantafio überrascht, der innerhalb der DDR in eine hohe Position gekommen ist. Dieser versucht ihn als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) anzuwerben. Anschließend zeigt Zantafio seinem Cousin die vermeintliche Wunderwaffe und Lösung für die Devisennöte der DDR: eine Maschine die Braunkohle zu Diamanten macht. Zantafio sagt jedoch, dass der Motor bisher noch nicht funktioniere, und Fantasio diesen in Gang bringen sollte – in dem er seinen Freund Graf von Rummelsdorf, den Zantafio gefangen hält, überzeugt.

Momo und Spirou hingegen werden in Momos Versteck von der Staatssicherheit überrascht und fliehen bis zu einem geheimen Versteck von DDR-Dissidenten gelangen. Nach anfänglicher Skepsis helfen die Dissidenten Spirou seinen Freund Fantasio zu befreien. Dafür kehrt er zurück in das Palast-Hotel, unter dem sich die Maschine von Zantafio befindet. Während Zantafio versucht Fantasio unter Druck dazu zu bringen, Rummelsdorf zu überzeugen, weigert sich letzterer vehement. In dem Moment fällt Spirou aus einem Schacht, gleichzeitig überrascht erneut die Staatssicherheit die Szenerie. Die Helden – Spirou, Fantasio, Rummelsdorf und Momo – schaffen in einem Aufzug zu entkommen, der sie in das Kuppelrestaurant des Fernsehturms bringt. Von dort aus klettern die Helden herunter.

Um zurück in den Westen zu gelangen, klettern die vier in die Kanalisation. Nachdem zufällig der Graf von Rummelsdorf einen seltenen Pilz findet, der Metal erweichen lässt, gelingt Rummelsdorf und Fantasio die Flucht durch ein erweichtes Metallgitter auf die andere Seite. Spirou wird in dem wieder erhärteten Metallgitter jedoch eingeklemmt, bis dieser sich retten kann und in einer dramatische Szene von Momo verabschiedet. Dabei appeliert Spirou an die Entschlossenheit und den Mut Momos die DDR verändern zu wollen. Im weiteren Verlauf setzt die Staatsführung derweil Zantafio unter Druck, die „Wundermaschine“ in Gang zu setzen, sie wird jedoch letztendlich durch einen parallel von Momo gezündeten Zeitzünder zerstört.

Zurück im Schloss des Grafen von Rummelsdorf schauen Spirou, Fantasio und der Graf die Fernsehnachrichten und hören dabei die Nachricht vom Mauerfall.

Rezeption

Tagesspiegel.de: Manche der Spirou-Szenen scheinen direkt daran anzuknüpfen, gerade was die Verbindung historischer Fakten mit ausgelassener Fabulierlust betrifft. Und das, ohne den Ernst der Lage zu verkennen, die hier als Hintergrund gewählt wurde. Wie Flix es schafft, Sequenzen zur wirtschaftlich-politischen Krise der DDR und brutale Szenen aus einem Stasi-Gefängnis, in dem Fantasio vorübergehend landet, mit Slapstick, Humor und spektakulären Action-Sequenzen zu einem großen Ganzen zu verknüpfen, das ist höchste Comic-Kunst. Zudem ist Flix’ Stil erzählerisch wie zeichnerisch hier noch dichter als sonst, sodass man viele Details erst beim zweiten oder dritten Lesen entdeckt.

https://www.tagesspiegel.de/kultur/comics/comic-spirou-in-berlin-wie-flix-spirou-nach-berlin-brachte/22847150.html

Welt.de:Er hat trotzdem einen fabelhaften „Spirou“ gezeichnet – er ist an Franquin gewachsen und Flix geblieben, auch wenn er auf Wunsch des Verlags auf seine charakteristischen „Quadernasen“ verzichtet hat. Die Actionszenen – fliegende Trabis und Kletterpartien auf dem Alexanderturm – sind so dynamisch, wie es das Gesetz befiehlt; die Geschichte aber reicht, wie es Flix gefällt, ungleich tiefer.

https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article180240548/Spirou-in-Berlin-von-Flix.html

http://comic.highlightzone.de/flix-spirou-in-berlin/

https://www.taz.de/!5520139/

Die Geschichte ist spaßig, spannend und fest in der Realität von 1989 verankert. Die Zeichnungen sind eine wundervolle Mischung aus École de Marcinelle und dem individuellen Stil von Flix, wobei der Seitenaufbau manchmal ähnlich experimentierfreudig wie bei seiner Serie Schöne Töchter ist. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch die schöne, klare Kolorierung von Marvin Clifford (Schisslaweng), sowie Carlsens liebevolle Hardcover-Aufmachung mit Schmuckpapier voller Brandenburger Tore und Pagenmützen!

FAZ:„Spirou in Berlin“ heißt sein Band, und er ist im Herbst 1989 angesiedelt, kurz vor der Öffnung der Berliner Mauer. Seitdem der französische Zeichner Émile Bravo vor zehn Jahren eine „Spirou“-Geschichte in den Anfangsjahren des Pagen ansiedelte, nämlich in der deutschen Besatzungszeit Belgiens, sind solche zeithistorischen Reminiszenzen zum festen Bestandteil der Saga geworden; Bravo selbst wird noch in diesem Jubiläumsjahr selbst ein weiteres Mal mit Spirou zum Zweiten Weltkrieg zurückkehren und eine auf mehr als dreihundert Seiten angelegte Geschichte beginnen, die schon vorab in Belgien und Frankreich als Sensation gehandelt wird. Flix hat sich kürzer gefasst: Ihm genügen sechzig Seiten für ein atemloses Abenteuer, das sich zu großen Teilen in Ost-Berlin abspielt.

  1. Andreas Platthaus: Neuer „Spirou“-Comic von Flix: Keine Atempause, Epoche wird gemacht. In: FAZ.NET. ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 1. Oktober 2018]).