Benutzer:Jo Reichertz/Kommunikativer Konstruktivismus

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Kommunikativer Konstruktivismus

Der kommunikative Konstruktivismus ist ein neuer Ansatz innerhalb der deutschen Soziologie und Kommunikationswissenschaft (Keller & Knoblauch & Reichertz 2012). Er versteht sich explizit als Weiterführung des Sozialkonstruktivismus (Berger & Luckmann 1969). Betont letzterer jedoch vor allem die Bedeutung des Wissens beim gesellschaftlichen Aufbau einer Wirklichkeit, verschiebt der kommunikative Konstruktivismus den Akzent auf die kommunikative Konstruktion der Wirklichkeit (Knoblauch 1995).

Nähere Bestimmung

Kommunikation wird dabei nicht allein als das Mittel verstanden, mit dem sich Menschen absichtsvoll Botschaften zukommen lassen und versuchen, andere zu steuern, sondern Kommunikation ist immer auch als die menschliche Praktik, mit der zugleich Identität, Beziehung, Gesellschaft und Wirklichkeit fest-gestellt werden (Reichertz 2010). Kommunikation dient in diesem Verständnis nicht allein der Übermittlung (von Informationen), sondern vor allem der Vermittlung (sozialer Identität und sozialer Ordnung).

Ziele

Zum einen geht es dem kommunikativen Konstruktivismus darum, die kommunikativen Prozesse (face-to-face oder medial gestützt – Hepp 2011) der sozialen Konstruktion der Wirklichkeit in den Vordergrund zu rücken – auch weil diese in der aktuellen Welt vielfältiger und bedeutsamer geworden sind. Zum anderen geht es dem kommunikativen Konstruktivismus auch um die Weiterentwicklung und Modifikation der sozialkonstruktivistischen Theorie, die der gewachsenen Bedeutung des kommunikativen Handelns, von Diskursen und kommunikativen Praktiken Rechnung trägt und dabei in der Lage ist, die verschiedenen gesellschaftlichen Kontexte, in denen dies geschieht, sowohl in die theoretischen Grundlegungen wie in die empirischen Analysen mit aufzunehmen (Keller 2005).


Literatur:

  • Berger, Peter/Luckmann, Thomas (1969): Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Frankfurt am Main: Fischer.
  • Hepp, Andreas (2011): Medienkultur. Die Kultur mediatisierter Welten. Wiesbaden: VS.
  • Hepp, Andreas/Krotz, Friedrich (2012): Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze – Zur Einleitung. In: Krotz, Friedrich/Hepp, Andreas (Hrsg.): Mediatisierte Welten. Forschungsfelder und Beschreibungsansätze. Wiesbaden: VS, S. 7-23.
  • Keller, Reiner (2005): Wissenssoziologische Diskursanalyse. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Keller, Reiner (2007): Diskursforschung. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Keller, Reiner & Hubert Knoblauch & Jo Reichertz (Hrsg.) (2012). Kommunikativer Konstruktivismus. Wiesbaden. Springer.
  • Knoblauch, Hubert (1995): Kommunikationskultur. Die kommunikative Konstruktion kultureller Kontexte. Berlin: de Gruyter.
  • Knoblauch, Hubert (2005): Wissenssoziologie. Konstanz: UVK.
  • Knoblauch, Hubert/Schnettler, Bernt (2004): Vom sinnhaften Aufbau zur kommunikativen Konstruktion. In: Gabriel, Michael (Hrsg.): Paradigmen der akteurszentrierten Soziologie. Wiesbaden: VS Verlag, S. 121-138.
  • Reichertz, Jo (2007). Die Macht der Worte und der Medien. Wiesbaden: VS Verlag.
  • Reichertz, Jo (2010). Kommunikationsmacht. Was ist Kommunikation und was vermag sie? Und weshalb vermag sie das? Wiesbaden: VS Verlag.


Links:

http://www.springer.com/new+&+forthcoming+titles+(default)/book/978-3-531-19796-8