Benutzer:Joadl/Dellach
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Simonbauer und die Brugger Tanzmusik-Kapellen
Das Simonbauer Lehen (Nr. 6) in der Nachbarschaft des Neubauer wird 1477 erstmals als Vischer Lehen erwähnt. Hier wurde am 25.05.1858 der Kapellmeister Johann Brugger geboren. Seine Zwillingssöhne Josef und Matthias kamen im Oktober 1871 ebenfalls beim Simonbauer auf die Welt.[1] Vater Johann gründete im Jahre 1883 die weithin bekannte Tanzmusikkapelle die Bruggerer. Die Kapelle gilt als eine der „ältesten" Bauernmusikkapellen Kärntens.[2] Die Söhne gründeten 1895 nach Absolvierung ihrer dreijährigen Militärzeit, die sie bei der Militärmusik verbrachten, die Seebodner Bruggerer. Die Musikerdynastie galt über sieben Jahrzehnte auf den Tanzböden Oberkärntens und darüber hinaus als die "beste und bekannteste Tanzmusik".[3] Entsprechend beliebt waren die Bruggerer bei den Seefesten in Dellach,[4] Millstatt und Seeboden. Ihr Auftrittsgebiet umfasste alle Orte, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar waren, also im Drautal, Gailtal, Mölltal bis in den Lungau hinauf. 1928 trat die Schallplattenfirma Polydor an die Seebodner Bruggerer heran. Wahrscheinlich sind die Aufnahmen, hier als die Kapelle D'Brugger bezeichnet, die ersten Schallplattenaufnahmen einer Kärntner Kapelle überhaupt.[5] Die Aufnahmen führten zu entsprechender Präsenz im Radioprogramm der RAVAG. Live-Rundfunkauftritte sind aus Wien, München und von Radio Kärnten überliefert. Die Musikanten der Bauernkapellen waren durchwegs Kleinlandwirte oder Arbeiter und konnten von den Nebeneinkünfte vom Musizieren sehr gut leben. Die Zwillingsbrüder errichteten um 1900 eine Betonwarenerzeugung in Seeboden, die heute noch existiert. Besonders einträglich waren die damals oft zweitägigen Kirchtage. Wenn es gut lief und es keinen Abbruch wegen Raufereien gab, konnte ein Musikant in zwei Tagen den Gegenwert einer Kuh verdienen.
Johann Brugger senior war bis 1933 Kapellmeister und beherrschte sein Hauptinstrument, die B-Klarinette bravourös. Sie wurde ihm ins Grab vor der Kirche in Millstatt mitgegeben. Aufgrund des am Grabstein eingemeiselten politischen Bekenntnisses zum Nationalsozialismus - "Er war der älteste SA-Mann in Kärnten." - er wurde als „erster Musikzugführer“ von Oberkärnten bezeichnet,[6] wurde der Stein vor Jahren entfernt. Brugger komponierte etwa 150 Musikstücke und spielte neben der Bauernkapelle auch mit einer Streichmusik bei Millstätter Kurkonzerten.
Sein Nachfolger als Kapellmeister der Brugger war sein Enkel Josef Brugger. Krankheitsbedingt löste sich die Kapelle Anfang der 1950er Jahre auf. Die Seebodner Brugger hatten schon mit Beginn des 2. Weltkriegs aufgehört. Durch die Vorbildwirkung der Bruggerer entstanden mehrere Kapellen, wie der Musikverein Döbriach, die Obermillstätter Bauernmusik oder die Trachtenkapelle Seeboden. Die kompletten Tanzbücher der Dellacher Brugger von 1880 bis 1960 sind im Kärntner Volksliedwerk erhalten geblieben. Die Konzerte der Bruggerer waren als Wunschkonzerte organisiert. Aus den Tanzbüchern ist ersichtlich, dass Walzer, Polka Francé oder Tramplan und Polka Schnell am häufigsten verlangt wurden.
Quellen
- ↑ Geburtsbuch Pfarrgemeinde Millstatt, Nr. IX, 3. Oktober 1871.
- ↑ Brugger-Kapelle in Seeboden. In: Freie Stimmen. Deutsche Kärntner Landes-Zeitung / Freie Stimmen. Süddeutsch-alpenländisches Tagblatt. Deutsche Kärntner Landeszeitung, 9. Oktober 1931, S. 1. Spalte / Mitte (Online bei ANNO).
- ↑ Rudolf Hoi (Landesreferent für Tanz des Kärntner Bildungswerks): Musik zum Tanz im Kärntner Oberland., Döbriach, 21. April 1995. Manuskript, unveröffentlicht, 7 Seiten.
- ↑ In Dellach am Millstädter See .... In: Neues Wiener Tagblatt. Demokratisches Organ / Neues Wiener Abendblatt. Abend-Ausgabe des („)Neuen Wiener Tagblatt(“) / Neues Wiener Tagblatt. Abend-Ausgabe des Neuen Wiener Tagblattes / Wiener Mittagsausgabe mit Sportblatt / 6-Uhr-Abendblatt / Neues Wiener Tagblatt. Neue Freie Presse – Neues Wiener Journal / Neues Wiener Tagblatt, 13. September 1909, S. 1. Spalte / Mitte (Online bei ANNO).
- ↑ Radioprogramm RAVAG 11:30 Österreichische Bauerntänze. In: Radio Wien, 28. Dezember 1934, S. 24 (Online bei ANNO).
- ↑ Millstatt. (Beerdigung des Kameraden Brugger aus Dellach am See).. In: Freie Stimmen. Deutsche Kärntner Landes-Zeitung / Freie Stimmen. Süddeutsch-alpenländisches Tagblatt. Deutsche Kärntner Landeszeitung, 7. Mai 1938, S. 2. Spalte / oben (Online bei ANNO).