Benutzer:Jopromi/Antonio Vivaldi

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Wiederentdeckung

Blieb uns auch Vivaldis Name nach seinem Tod in mehreren Lexika erhalten,[1] so geriet doch seine Musik bald in Vergessenheit. Erst ab Beginn des 20. Jahrhunderts begann man sich vermehrt für Vivaldi zu interessieren.[2] 1926 boten schließlich Salesianermönche aus Montferrat eine Musikaliensammlung der Turiner Nationalbibliothek zum Kauf an.[3] Ein Gutachter konnte feststellen, dass 97 Bände Musik Vivaldis - meist autographe Partituren - enthielten, darunter zwölf Opern, 29 Kantaten und 140 Instrumentalwerke. Ein Jahr darauf kaufte man die Sammlung an. Bei einer genaueren Durchsicht musst man feststellen, dass die Bandzählung Lücken aufwies, es sich also nur um etwa die Hälfte einer größeren Sammlung handelte. Der zweite Teil wurde bald darauf beim Neffen des Marquis Marcello Durazzo gefunden und so wurde die Sammlung 1930 wieder vereint.[4] Finanziert wurde die Ankäufe übrigens mithilfe von Roberto Foà und Filippo Giordano, weshalb man die Turiner Handschriften auch Raccolta Foà-Giordano (raccolta = Sammlung) nennt. Damit war der größte Teil der Kompositionen Vivaldis 1930 wiederentdeckt. Bis in die Gegenwart tauchen jedoch immer wieder neue Werke auf, etwa 1973 eine Sammlung von zwölf teilweise autographen Sonaten in Manchester.[5] Erwähnenswert sind auch mehreren Psalmenfunde in Dresden in den Jahren 1991, 2003 und 2005 durch Peter Ryom und Janice Stockigt.[6]

Bereits Johann Gottfried Walther oder Ernst Ludwig Gerber unternahmen im 18. Jahrhundert den Versuch, Vivaldis Werke aufzulisten. Die erste einigermaße systematische Werkaufzählung unternahm Mario Rinaldi (RN bzw. Op.) 1943 bzw. 1945. 1948 publizierte Marc Pincherle (P, PS oder PV für Pincherle-Verzeichnis) ein Verzeichnis der Instrumentalwerke Werkverzeichnis Vivaldis, welches sich aber durch die fortschreitende Forschung und das Auftauchen weiterer Werke bald auch als lückenhaft erwies. 1968 verfasste Antonio Fanna (F) ebenfalls eine Liste von Instrumentalwerken, wobei es sich hauptsächlich um 530 beim Verlag Ricordi erschiene Werke handelte. Der dänische Musikwissenschaftler Peter Ryom (* 1937) veröffentlichte 1973 (deutsch 1974) schließlich ein aktualisiertes Werkverzeichnis, das sogenannte Ryom-Verzeichnis (Kürzel RV). Dieses hat sich gegenüber den anderen heute durchgesetzt. 2007 erschien eine erweiterte Fassung.[7]

Einzelnachweise

  1. Etwa in Ernst Ludwig Gerbers Historisch-biographisches Lexicon der Tonkünstler 1790/92.
  2. Arnold Schering befasste sich in seiner Geschichte des Instrumentalkonzerts 1905 mit Vivaldis Musik.
  3. Michael Talbot: Antonio Vivaldi. Der Venezianer und das barocke Europa. Leben und Werk. DVA, Stuttgart 1985, S. 17.
  4. Michael Talbot: ebd., S. 18.
  5. Michael Talbot: ebd., S. 11.
  6. http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/702/1160131889818-0619.pdf
  7. Alle Informationen dieses Abschnitts stammen aus: Peter Ryom: Verzeichnis der Werke Antonio Vivaldis. Kleine Ausgabe. Deutscher Verlag für Musik, Leipzig 1974, S. 213-217.