Benutzer:Jsziersch/Kuratorium für Landschaftsschutz (eV München)

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Das im Sommer 1971 von Hans-Joachim Ziersch gegründete Kuratorium für Landschaftsschutz war ein eingetragener Verein Münchner Bürger, der Baudenkmäler, historisch gewachsene Stadt- und Ortsbilder sowie charakteristische Kulturlandschaften in Oberbayern vor „fortschrittsbedingten“ Zerstörungen zu bewahren versuchte.

In einer Zeit, in der die Modernisierung der Städte ein wichtiges Thema war, alte Häuser neuer, „moderner“ Architektur weichen sollten, verschrieb sich der Verein der Rettung schützenswerter Baudenkmäler. Er erreichte Ensembleschutz, verhinderte den Abriss von bekannten Architekten um die Jahrhundertwende entworfener Villen in den Münchner Stadtvierteln Bogenhausen und Alt-Schwabing. Der Wirkungskreis ihrer Arbeit und Einflussnahme schloss auch das oberbayerische Land ein.

Mitglieder

Die Gründungsmitglieder waren Münchner Architekten: Neben dem Initiator Hans-Joachim Ziersch, in München bekannt als Stifter der von ihm und seiner Frau Amélie 1965 vor dem Abriss geretteten Villa Stuck, waren dies Alexander Freiherr von Branca, Hans-Busso von Busse, Uwe Kiessler, Franz Kießling, Johannes Ludwig, Johann-Christoph Ottow und Helmut von Werz.

Sie alle kannten sich bereits aus dem Stuck-Jugendstil-Verein, den das Ehepaar Ziersch anlässlich der Rettung der Villa des Malers gegründet hatte, um eine organisatorische Tragstruktur für die Nutzung des sanierten Hauses als Ausstellungsort zu schaffen.

Die Beteiligung des Stuck-Jugendstil-Vereins an der erfolgreichen Rettung des Hildebrand-Hauses in München-Bogenhausen 1969 zeigte seinen Mitgliedern, dass eine Einflussnahme auf das Stadtbild zerstörende Maßnahbmen möglich sein kann. Kurz nach der Gründung stießen Peter Buddeberg, Helmut Gebhard, Siegfried Kurze, Werner Wirsing, der Regionalplaner Gerd Albers und der Politologe Cornelius Mayer-Tasch zum Kuratorium, das nun rund vierzig Mitglieder zählte, unter ihnen auch Juristen und Denkmalpfleger. Ein kreatives Netzwerk entstand, in das sich jeder der Beteiligten ehrenamtlich einbrachte.

Ziele

Die am 11. Oktober 1971 beim Amtsgericht München eingegangene Satzung definierte das Ziel des Kuratoriums für Landschaftsschutz wie folgt: Der Zweck des Vereins besteht vornehmlich in der Förderung einer orts- und landschaftsgerechten Bauplanung und Baugestaltung. Hiervon erfasst ist die Beeinflussung der Gestaltung und Planung künftiger Bauvorhaben vorwiegend im ländlichen Bereich sowie die Wahrung des Landschaftsbildes durch naturschützende Maßnahmen und die Erhaltung landschaftstypischer Bauwerke ...
Durch Vorträge und Ausstellungen soll das Verständnis und Interesse der Allgemeinheit für den Wert und die Bedeutung des Landschaftsschutzes im weitesten Sinne gefördert werden.[1]

Das Kuratorium ist somit ein frühes Beispiel einer Entwicklung, die in den Folgejahren an Bedeutung gewinnen sollte: Planung nicht mehr widerspruchslos hinzunehmen, sondern zu hinterfragen; Denkmal- und Umweltschutz stärker zu berücksichtigen, Modernisierung nicht als quantitativen, sondern als qualitativen Fortschritt zu begreifen.[2]

Vorgehen

Zum Zeitpunkt der Gründung des Kuratoriums existierte noch kein Denkmalschutzgesetz in Bayern, mit dem sich Einzelobjekte und Stadtbilder schützen ließen; dieses wurde erst 1973 verabschiedet. Dass „sich die öffentliche Hand nicht kümmerte“, war denn auch eine Hauptmotivation für die Gründung des Kreises [3]. Ein Schwerpunkt des Wirkens lag deshalb in der ehrenamtlichen Beratung der damals noch existierenden oberbayerischen Kreisbauämter und der sie leitenden Kreisbaumeister durch die Mitglieder des Kuratoriums bei der Beurteilung eingereichter Planungen und ihrer Konsequenzen für die überkommenen Ortsbilder. Ein anderer Schwerpunkt war die Aufklärung und Beratung von Bürgern über den Wert ihrer historischen Häuser und deren Bedeutung für die Integrität und Identität eines Stadtbilds, sei es durch Ausstellungen, Vorträge, Beiträge für Zeitungen und Zeitschriften, Plakataktionen im öffentlichen Raum oder direkte Ansprache durch Rundbriefe; diese wurden vor allem in München verschickt.

Die wichtigsten Aktivitäten, Initiativen und Projekte [4]

Schloss Tegernsee

Verhinderung des 1968 beschlossenen, nach Abschluss des Ende 1969 ausgelobten Architekturwettbewerbs bereits komplett durchgeplanten und am 25. September 1972 von der Bayerischen Staatsregierung beauftragten Neubaus im Hochmoor bei Gmund an der Nordspitze des Tegernsees für das seit 1949 im Schloss untergebrachte Gymnasium, um dem historischen Gebäude eine ebenso angemessene wie langfristige Nutzungsperspektive zu erhalten und damit auch eine damals drängende Renovierungsperspektive zu eröffnen (1972–77)

Hildebrand-Haus

München-Bogenhausen (1969–75)

Chiemseeklärwerk / Alztal

Unterstützung des Bürgerprotests gegen den vom Münchner Amt für Wasserwirtschaft geplanten Neubau des Klärwerks der Chiemsee-Ringkanalisation im landschaftsgeschützten Alztal bei Truchtlaching und Entwicklung einer alternativen Lösung, die sowohl der Notwendigkeit des Klärwerksbaus als auch dem Landschaftsschutz Rechnung trug (1978–84).

Bad Wiessee - Kurzentrum

Unterstützung der Klage eines Nachbarn mit einem Gutachten, verfasst von Architekt Siegfried Kurze, gegen den Neubau einer überdimensionierten „Schönheitsfarm“ außerhalb des für derartige touristische Nutzungen ausgewiesenen Ortsbereichs (1975–85).

Midgardhaus

Einsatz für die Rettung des Midgardhauses am Starnberger See vor dem drohenden Abriss (1976–85).

Diverse schützenswerte Anwesen in München

Einsatz für den Schutz verschiedener stadtbildprägender Einzelbauten und Ensembles in den Stadtteilen Bogenhausen und Alt-Schwabing (ab 1972). Neben der Villa Stuck und dem Hildebrandhaus ist hier u.nbsp;a. anzuführen: der alte Bogenhauser Hof, Ismaninger Straße 85.

Auflösung

Mit dem Tod von Hans-Joachim Ziersch (19xx) kamen die bereits in den 1980er Jahren zurückgehenden Aktivitäten des Kuratoriums endgültig zum Erliegen. 199x wurde das Kuratorium aus dem Vereinsregister der Stadt München gelöscht.

Einzelnachweise

  1. Satzung des Vereins in der Fassung vom 11. September 1971
  2. Hans-Joachim Ziersch: „Marginalien zur Landwirtschaftspolitik“, 24.6.1975
  3. Interview mit Uwe Kiessler, aus: „Mit Bürgersinn wider das Diktat der Ökonomie. Das Kuratorium für Landschaftsschutz“, Deutscher Kunstverlag, München 2013
  4. Brinkmann, Ulrich, Mit Bürgersinn wider das Diktat der Ökonomie: Das Kuratorium Landschaftsschutz in München, Deutscher Kunstverlag, München 2014, ISBN 9783422072268

Literatur

  • Mit Bürgersinn wider das Diktat der Ökonomie - Das Kuratorium für Landschaftsschutz in München. Brinkmann, Ulrich und Michael Buhrs (Hg.). Dt. Kunstverlag, Berlin (2013) ISBN: 9783422072268