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Peter Woop (* 20. März 1945 in Parchim, † 27. November 2021 in Leipzig) war Orgelbauer, Musiker und Erfinder der Digitalpfeife[1]. Die Orgel als Königin der Instrumente und die Musik standen im Mittelpunkt seines Lebens.
Kindheit & Jugend
Als Sohn von Erich und Hertha Woop (geb. Bardtke) wurde Peter Woop am 20. März 1945 in Parchim im Keller des Kreiskrankenhauses während eines Bombenangriffes geboren. Sechs Wochen später nahmen deutsche Soldaten die junge Familie mit Säugling auf einem überfüllten Lastwagen mit. Seit Mai 1945 wuchs Peter Woop fortan in Hamburg auf.[2]
Im Alter von 12 Jahren baute er im Arbeitszimmer seines Vaters seine erste Orgel. Er begann mit den ersten Versuchen zum Bau einer vollelektronischen Orgel, die alle spieltechnischen und klanglichen Eigenschaften einer herkömmlichen Pfeifenorgel aufweisen sollte. Vier Jahre später war diese erste Orgel mit neunzig klingenden Registern fertiggestellt.
Im Alter von 13 Jahren bestand er die Aufnahmeprüfung an der Staatlichen Hochschule für Musik in Hamburg und belegte als außerordentlicher Studierender das Fach Klavier. 1963 wechselte er in das Orgelfach über und machte im Herbst 1966 im Alter von 21 Jahren die Organistenprüfung (B).
Er absolvierte mehrere Praktika bei den Firmen Steinway & Sons und bei der Deutschen Hammond Instrument GmbH in Hamburg. Dann arbeitete er als Instrumentenbauer und entwickelte sich zum Elektronikfachmann weiter. Sein Geld verdiente er im Service für elektronische Musikinstrumente, wo er die Hammond-Orgel kennenlernte.
Musikhaus Woop - Steinheim an der Murr
In den 1980er und 1990er Jahren war das Musikhaus Woop im schwäbischen Steinheim an der Murr beheimatet. Neben der Entwicklung und dem Bau von Digitalpfeifenorgeln bot das Hause Woop auch eine Orgelschule sowie den Verkauf von Musikinstrumenten und Zubehör an. Auf der Frankfurter Musikmesse war der Stand der WOOP Digitalpfeifen-Orgeln in den 1990er Jahren für Orgel- und Musikerfreunde eine unverzichtbare Anlaufstelle.
Auf Bach's Spuren - Leipzig
Von 2001 an lebte Peter Woop in Leipzig, führte sein Geschäft dort weiter fort und gestaltete auch als Organist mit seinen Orgeln diverse Gottesdienste und Musikveranstaltungen mit. Seinem persönlich größten musikalischen Vorbild, Johann Sebastian Bach, fühlte er sich dadurch nahe.[3] 2021 verstarb er mit 76 Jahren und fand seine letzte Ruhestätte am Ostfriedhof in Leipzig. Peter Woop war geschieden und hatte zwei Töchter.
WOOP Digitalpfeifenorgeln
Mit der Gründung seines Unternehmens widmete Peter Woop sich der Entwicklung und dem Bau elektronischer Orgeln auf technologisch hohem Niveau.
Die „Schwächen des Lautsprechers“ brachten ihn dazu, nach einer optimalen Lösung zu suchen. Etliche Versuche und manche durchgrübelte Nacht später stand die Lösung zur Verfügung: Die einzigartige und patentierte Digitalpfeife war entstanden, eine „raffinierte Kreuzung aus Orgelpfeife und ausgetüfteltem elektromagnetischen Wandler“.
Erst die Digitalpfeife rechtfertigt einen im Vergleich mit anderen Herstellern unerhört hohen Aufwand zur Optimierung des Klanges der verschiedenen Register - und eine individuelle Intonation jedes einzelnen Instrumentes direkt vor Ort. Das bewährte System war weltweit bekannt und fand stolze Besitzer - von Europa bis Fernost. Im japanischen Kobe funktionierte die WOOP Orgel selbst nach einem verheerendem Erdbeben einwandfrei - eine Bestätigung dafür, ausschließlich hochwertige, langlebige Bausteine und Module zu verwenden, wie sie etwas in der professionellen Studiotechnik eingesetzt werden.
Nach den Eigenentwicklungen der ersten Jahre, die auf analogen Konzepten aufsetzte, konzentrierte sich Peter Woop auf digitale Klangsynthese-Techniken, ohne dabei den Blick für das „musikalisch Sinnvolle“ zu vernachlässigen. Das technische Herzstück einer jeden WOOP-Orgel bestand aus einem modernen, Modular aufgebauten Spezial-Computersystem in LSI-Technologie, das etliche Hochleistungsbausteine (sogenannte DSPs, Digitale Signal-Prozessoren) enthält, um in Echtzeit, also direkt während des Spielens, die benötigten Töne zu berechnen. Das dabei angewandte Rechenverfahren ist Musikern wie Physikern unter der Bezeichnung Additive Klangsynthese bekannt. Die Optimierung der Informationen, anhand derer dieses Syntheseverfahren die Klangberechnung vornimmt, beschäftigte das Hause Woop etliche Jahre - neben der Weiterentwicklung der Pfeifenmodule, welche die aufwendig erzeugten Klänge auf eine der Pfeifenorgel sehr ähnliche Weise in den Raum abgeben. [4]
So war das Lob, das Woop-Orgeln immer wieder von Amateuren wie Fachleuten für ihre farbige und überzeugende klangliche Wirkung bekam, aus jahrelanger Arbeit am klanglichen Detail erwachsen.
Die Wartung einer Woop-Orgel war und ist für einen außenstehenden Fachmann schwer machbar. Daher kam die Abhängigkeit von Peter Woop als Kundendienstservice in die Kritik und manch eine Kirche oder Kunde entschied sich aufgrund dessen später für einen anderen Hersteller.
Klangschönheit unabhängig von räumlichen Gegebenheiten
Jede WOOP-Digitalpfeifenorgel war ein Unikat mit dem Anspruch, ein „bestmögliches Klangerlebnis unabhängig von der Raumbeschaffenheit“ zu erschaffen. Die individuelle Intonation einer jeden Orgel sorgte für ein Optimum an Klangschönheit, Transparenz und Eigenständigkeit. Die grundsätzlich variable Disposition und die Ausstattung waren so angeboten, dass sie sich individuell den Wünschen des Kunden und den Anforderungen vor Ort anpassen ließen. Auf Wunsch war es sogar möglich, eine „Rohrflöte“ gegen einen „Prinzipal“ auszutauschen - oder eine kräftige „Posaune“ in einen dezenten „Dulzian“ zu verwandeln. Was für den traditionellen Pfeifen-Orgelbau und die auf Sampling basierenden Elektronen-Orgeln extremen Aufwand bedeutet hätte - für das WOOP-System waren solche massiven Anpassungen kein Problem.[5]
Das Herzstück
Ziel der Digitalpfeife war es, die Ästhetik der klassischen Pfeifenklänge in einem intelligenten Mikroprozessor-Gedächtnis zu speichern und durch einfachen Tastendruck zur Entfaltung zu bringen, welches über das gesamte Klangspektrum höchste Intonationsansprüche erfüllt werden. Dazu war eine umfangreiche, anspruchsvolle Software mit vielen wissenschaftlichen Parametern erforderlich. Die aus Kupfer und Zinn geformten Pfeifen waren mit einem ausgeklügelten System von Akustikwandlern so bestückt, gekoppelt und aktiviert, dass ihr Klangbild einer Pfeifenorgel zum Verwechseln ähnlich waren. Hierfür wurde Peter Woop 1988 ein Patent erteilt.
Die Orgel als Kommunikationswerkzeug
Peter Woop forschte zuletzt an der Rolle und Wirkung der Orgel als Kommunikationswerkzeug.
„Nun ist Musik nicht nur ein Zusammenklingen von Tönen. Musik ist ein Umsetzen und Ausdrücken von Gefühlen. Musik wird in unserem Gehirn wie Sprache verarbeitet. Unmusikalische Leute gibt es nicht, nur Ungeübte. Musik ist eine Sprache, die international ist, die keinen Dolmetscher benötigt. Als "Sprache der Seele" vermag sie unser Gefühl in vielfältigster Weise zu beeinflussen. […] Sie kann begeistern, beruhigen, trösten aber auch aufregen. Musik vermag Menschen anzusprechen, die über die Sprache nicht mehr erreichbar sind. Sie ruft Stimmungen und Emotionen hervor, sie weckt Erinnerungen und Erwartungen. […] Die Naturgesetze der Wellenlehre, Akustik und Harmonie sind nicht nur in der Musik und Physik anwendbar, sondern auch übertragbar im Umgang mit Menschen.
Die Orgel ist das einzige Musikinstrument, welches eine eigene Tonerzeugung von Naturtönen im Bereich von 32 Hz (oder sogar 16 Hz) bis zu 24 kHz Tonumfang besitzt. Das schafft nicht einmal ein Symphonieorchester. Mit Hilfe ihrer besonders vielfältigen Ausdrucksmöglichkeiten und Klangfarben ist ein Ansprechen aller Sinne und Gefühle möglich. […] Mehr als einhundert Mrd. Gehirnzellen werden dabei über die Gehörorgane aktiviert und verarbeiten dabei kürzeste Zeitabläufe im Bereich von Milli-Sekunden.“
Quellen
- ↑ Digitale Sakralorgel - nah gesehen! Zu Gast bei Peter Woop, dem Erfinder der Digitalpfeifen in OKEY!, Ausgabe Juni/Juli 1997, S. 34/35
- ↑ Brief an seine Tochter, 2009
- ↑ "Peter Woop Orgelpfeifen haben ein besonderes Innenleben" in Leipziger Volkszeitung, Ausgabe 27./28. Dezember 2003, S. 17
- ↑ Auszüge aus der firmeneigenen Website www.woop-digitalpfeifen-orgeln.de, 2003
- ↑ Auszüge aus der firmeneigenen Website www.woop-digitalpfeifen-orgeln.de, 2003