Benutzer:KUI/Schlacht bei Angermünde
Die Schlacht von Angermünde fand 1420 zwischen den Brandenburgern mit Kurfürst Friedrich I. und den Pommern bei Angermünde statt. Sie endete mit einem Sieg der Brandenburger.
Vorgeschichte
Kurfürst Friedrich I. fand beim Antritt seiner Regierung einige Teile der Uckermark, die er ganz zu seiner Herrschaft rechnete, in den Händen der Pommern. Diese wollten im Wege der Verhandlungen in keine Abtretung willigen, darum schloss er mit dem Kaiser ein Bündnis dahingehend, dass er demselben gegen die Hussiten beistehen wolle, dafür aber zur Eroberung der Uckermark freie Hand haben solle. Alsbald sammelte Friedrich ein bedeutendes Heer, und langte mit demselben am 21. März 1420 vor der Stadt Angermünde an, in welcher der pommersche Hauptmann v. Briesen befehligte.
Es entstand die Frage, ob man trotz der unfreundlichen Witterung vor der Stadt ein Lager aufschlagen solle; Friedrich aber entschied, die Stadt sogleich zu stürmen. Die Türme und Weichhäuser waren mit Pommern besetzt und ihre Steinbüchsen spien den anrückenden Brandenbur-gern ihre Ladung entgegen. Unerschrocken drangen diese vor. Eben wollten sie den Übergang über den Graben beginnen, als die Zugbrücke sich senkte und das Tor geöffnet wurde. Sei es, daß die Bürger den Ruin ihrer Stadt fürchteten, oder daß sie bestochen waren, wie die Pommern behaupteten, genug sie öffneten das Tor und die Märker zogen ein. Als die Pommern dies bemerkten, verließen sie sogleich die Mauer und warfen sich in das Schloß und das eine Tor, das, wohl bewehrt, noch eine Weile Stand halten konnte. Das ganze märkische Heer wurde in der Stadt untergebracht, sogleich auch das Schloß umlegt. Gans v. Putlitz wurde beauftragt, mit seinen 400 Reitern die Gegend und Dörfer um die Stadt zu durchstreifen und zu beobachten.
Der pommersche Befehlshaber, Hans v. Briesen, schickte eilig einen Reiter nach Stettin und ließ die Herzoge von dem Vorgange in Kenntnis setzen. Schon waren dort 5000 Polen zur Hilfe angekommen, auch Bischof Magnus von Cammin zog mit einem ansehnlichen Heere heran. Nun wurde die Nachricht ebenfalls zu den Herzogen von Wolgast gesendet. Diese ließen sogleich ein stattliches Heer aufbrechen und ermahnten die stettinischen Herzoge alles daran zu setzen, daß sie Angermünde wieder gewönnen. Das Heer brach von Stettin auf und langte in Vierraden an. Hier wollte man die Wolgaster erwarten. Kaum aber waren die Herzoge Otto und Casimir in das Schloß eingetreten und hatten sich entwaffnet, als auch schon von Johann v. Briesen ein Bote mit einem Schreiben anlangte. Dieser forderte die Herzoge auf, ihm schleunigst zu Hilfe zu kommen. Er habe bis jetzt noch mit Aufbietung aller Kräfte seiner Mannschaft das Schloss Angermünde gehalten, aber er würde von den Brandenburgern so heftig bedrängt, dass ihre Kräfte diese übermenschlichen Anstrengungen nur noch kurze Zeit würden ertragen können. Ungeachtet die wolgastische Hilfe gleich nachher eintraf, setzte diese Nachricht die Herzoge doch in Verlegenheit. Casimir litt an den Augen. Das Übel schien gehoben zu sein, darum hatte er sich auf den Weg gemacht; allein die scharfe Märzluft und die Anstrengungen hatten es in so erhöhtem Maße wieder hervorgerufen, dass er fühlte, es sei für ihn unmöglich nach Angermünde zu gehen. Er betrübte sich darüber ungemein, denn er hatte zu Ottos kriegerischen Fähigkeiten nicht das beste Vertrauen. Dieser hatte sich dem geistlichen Stande gewidmet, und war ein gelehrter geistlicher Herr, aber mit Waffen und Kriegen hatte er nicht viel zu tun gehabt. Allein es blieb keine Wahl, Otto mußte den Oberbefehl übernehmen. Casimir bat seinen Bruder, er möge ja recht vorsichtig und behutsam verfahren, zwar nach Angermünde ziehen, aber sich auf nichts weiter einlassen als nur zu verhindern suchen, daß der Markgraf nicht weiter käme als er schon wäre, bis er selber wieder dabei sein könne. Wenn indessen die Umstände es unvermeidlich machten sich mit dem Markgrafen zu schlagen, so möge er ja nichts ohne den Rat des Bischofs Magnus, des polnischen Anführers Corde Bucks, besonders aber des herzoglichen Marschalls Dettlofs von Schwerin und der anderen Hauptleute unternehmen. Er möge wohl bedenken, daß er einem gefährlichen Gegner gegenüber stehe, der ein alter geübter Kriegsmann sei; er möge in Betracht ziehen, wie viel auf dem Spiel stehe, denn Angermünde sei der Schlüssel zum Uckerlande, und wenn sie die Schlacht verlören, wäre die ganze Uckermark verloren, ja sie könnten dann zusehen, wie sie sich in ihrem eigenen Lande wahrten. Otto nahm die Belehrungen mit einiger Empfindlichkeit auf, obgleich er versprach, sich danach zu richten. Allein es schien ihm unpassend, daß sein Bruder ihm, dem älteren, Vorschriften geben wolle. Er sei nicht weniger Herzog von Stettin als Casimir, und wenn es darauf ankomme den Markgrafen zu schlagen, so getraue er sich das ebenso gut als jener. Dringend bat Casimir, die Besserung seiner Augen abzuwarten, und bis dahin nichts Entscheidendes zu unternehmen. Dasselbe rieten auch alle Kriegsobersten. Unglücklicherweise hielt Otto dafür, alle Ermahnungen seien eingegeben von Neid und eigensüchtiger Ruhmliebe; er erklärte daher, daß er nach Angermünde ziehen werde. Casimir ging nach Greifenberg, um wenigstens in der Nähe zu sein.
Friedrich erhielt auf der Stelle Nachricht von der Annäherung des pommerschen Heeres, und traf danach seine Veranstaltungen. Er ließ auf dem Markte eine Wagenburg aufschlagen und stellte innerhalb derselben seine Geschütze so auf, daß sie die Straßen bestrichen. Friedrich lagerte mit einem Teile des Heeres in der Wagenburg, die übrigen Mannschaften wurden in die Häuser verteilt. So war er des Feindes gewärtig. Gans v. Putlitz, der in der Blumberg'schen Mühle sein Hauptquartier aufgeschlagen hatte, ließ fragen, wie er sich dem Feinde gegenüber zu verhalten habe. Friedrich ließ ihm sagen, er möge sich in den Hinterhalt legen, er selbst gedenke den Feind in die Stadt zu locken und ihn hier zu empfangen; sobald dies geschehen, möge Gans hervorbrechen und nach den Umständen handeln.
Verlauf
Die Pommern mit den Polen langten am 27. März vor der Stadt an, und breiteten sich um dieselbe aus. Noch wehte auf dem Turme des Schlosses das pommersche Banner mit dem roten Greifen im blauen Felde. Otto zog Nachrichten über die Lage ein. Der Befehlshaber, Johann von Briesen, sandte vom Schlosse aus, dessen Verbindung mit der Umgegend nicht ganz unterbrochen war, einen seiner Ritter, um dem Herzoge die erforderliche Auskunft zu geben. Er erfuhr, welche Veranstaltungen Friedrich in der Stadt getroffen habe, sowie, daß noch außerhalb der Stadt sei und im Hinterhalt liege. Aber freudig überrascht wurde Otto, als er aus diesen Nachrichten entnahm, daß sein Heer wohl dreimal so stark sei als das des Markgrafen, und das er durch das Schloß und ein von den Pommern besetztes Tor in die Stadt eindringen könne. Jetzt schien es ihm höchst überflüssig zu sein Casimirs Genesung abzuwarten. Die Feldobersten wurden mit dem Entschlusse zum Angriff bekannt gemacht, und trotz ihrer dringenden Einwendungen daran festgehalten. Er werde die Nacht erwarten, und den Feind im Schlafe überrumpeln – erwiderte er ihnen.
Die Pommern rückten nun näher an die Stadt heran, die Polen dagegen, mit der Gegend bekannt und über Gans von Putlitz ohne Nachricht, lehnten sich nordöstlich an den See. Gans von Putlitz zog bei eingetretener Dunkelheit ebenfalls in die Nähe der Stadt.
Friedrich hatte seine Wohnung in einem Hause genommen und sich ermüdet zur Ruhe begeben, denn er hatte Grund zu glauben, die Pommern würden nicht eher etwas gegen ihn unternehmen, ehe sie Gans von Putlitz angegriffen hätten.
Innerhalb der Wagenburg auf dem Markte und in den anstoßenden Straßen standen die märkischen Krieger zusammengedrängt, oder um die Wachfeuer gelagert. Ringsum waren Wachen aufgestellt, welche auf jedes verdächtige Geräusch achteten, sonst herrschte Stille. In der Mitte des Platzes war ein großes Zelt aufgerichtet, in welchem sich die Hauptleute aufhielten. Da kam die Meldung: "Herr Feldoberster, in der Stadt scheint es nicht richtig zu sein. Sowohl vom Schlosse her, als auch nach dem Prenzlauer Thore hin hört man Geräusch und fernes Gemurmel mit untermischtem Waffengeklirr, es scheint der Feind in die Stadt gedrungen zu sein." In drei Gassen, die nach dem Markte führten, hatten die Pommern drei Paniere aufgerichtet, um welche sie sich in dichten Haufen schaarten. Der Kurfürst, sogleich benachrichtigt, trat alsbald mit seinem Gefolge in die Wagenburg ein, und ließ das Banner der Kurmark aufrichten. Die Steinbüchsen wurden gegen die bedrohten Straßen gerichtet, und die Büchsenknechte mit brennenden Lunten daneben gestellt. Auch nach der Seite des Schlosses besetzte man die Wagenburg stark. Einige Lichter, welche in den Häusern sichtbar wurden, ließen bemerken, daß die drei Straßen gedrängt voll Krieger standen.
Plötzlich erscholl der laute Ruf: Stettin, Stettin. – Die Massen wälzten sich vorwärts gegen die Wagenburg, die Trommeln wirbelten, und alle Kehlen brüllten das Feldgeschrei. Die Brandenburger aber verharrten in ernster Ruhe, bis man die von den Wachfeuern geröteten Waffen der Pommern sah.
Brandenburg! rief Friedrich, und mit gewaltigem Donner schleuderten die Steinbüchsen ihre Ladung in die Haufen der Pommern. Ein herzzerreißendes Geschrei folgte dem betäubenden Knalle, keine Kugel hatte gefehlt. Jetzt fingen die Steinbüchsen auch von den Türmen an zu donnern, und brachten die hinteren Haufen der Pommern in Unordnung, daß es denen, die durch das Thor nachdrängten schwer wurde, vorwärts zu schreiten. Da entluden sich die Geschütze der Wagenburg zum zweitenmale ihrer schreckenvollen Saat, nicht minder wirksam als das erstemal. Entsetzt über die furchtbare Wirkung der Geschütze wandten sich die Pommern mit gräßlichem Geschrei nach rückwärts, aber die Nachrückenden versperrten ihnen den Weg. Jetzt drangen aus den anliegenden Häusern und den Seitenstraßen die Märker auf sie ein, denn man hatte aufgehört zu schießen, und es entstand ein furchtbares Handgemenge. Da erschien draußen Gans von Putlitz mit seiner Reiterschar und hieb auf die herausdrängenden Pommern ein. Er fand eine schadhafte Stelle in der Mauer, und ließ dieselbe so viel erweitern, um die Reiter einzeln hindurch zu lassen. Fliehend stürzte der Rest der Feinde über Leichen und Verwundete fort; einigen gelang es durch das Schloß in's Freie zu gelangen, andere streckten zitternd die Waffen. Herzog Otto war guten Mutes bei dem ersten Haufen gewesen, der sich der Wagenburg genähert hatte. Schon die erste Salve der Geschütze streckte den Marschall Detloff v. Schwerin an seiner Seite nieder, und als er die fürchterliche Verheerung der Kugeln bemerkte, auch seine Pommern trotz seines Zurufes zurückweichen sah, verlor er die Besonnenheit gänzlich. Er wandte sich ebenfalls zur Flucht, und nur mit Mühe gelang es ihm, aus dem entsetzlichen Getümmel bis zum Schloss und dann in's Freie zu gelangen. Gleich hinter ihm drangen die Brandenburger in das Schloß. Die Polen, welche man ganz ohne Verhaltensbefehle gelassen hatte, standen und warteten auf Gans v. Putlitz. Da sie jedoch von ihm nichts wahrnahmen, das Schießen und Geschrei in der Stadt aber immer bedenklicher wurde, rückten sie näher heran. Die fliehenden Schaaren bezeugten ihnen aber, daß für die Pommern nichts mehr zu hoffen war. Sie machten Halt und wandten ihre Pferde zum Rückzug. Gleich darauf holte die putlitzsche Reiterei sie ein und griff sie an. Überrascht ordneten sich die Polen, allein sie verloren eine Anzahl Toter, Verwundeter und Gefangener, worauf sie ihren Rückzug fortsetzten.
Erst als das Licht des Tages erschien, ließ sich übersehen was gewonnen und verloren war. Der Verlust der Brandenburger war höchst unbedeutend. Von den Pommern dagegen waren nur die wenigen ihrem herben Schicksale entgangen, welche sich mit dem Herzoge geflüchtet hatten. Ritter und Edelleute mit mehreren hundert Knechten lagen erschlagen, 400 Mann waren gefangen, 500 Pferde nebst drei Panieren erbeutet.
Nach der Schlacht
Nachdem die Wagenburg aufgehoben war, bezog der Kurfürst das Schloß. Als Markt und Straßen gesäubert waren, ließ er sein Heer in kriegerischer Pracht sich auf dem Markte aufstellen und zog mit demselben in die St. Marienkirche, wo eine feierliche Messe gehalten und das Tedeum gesungen wurde. Nach dem Gottesdienste stellten sich die Krieger wieder auf dem Markte auf. Hier trat der Kurfürst, begleitet von allen Feldobersten, in die Mitte des Kreises und dankte dem Heere für die bewiesene Tapferkeit. Er bedauerte dabei, daß er zwar allen danken, aber nicht alle belohnen könne, doch sei er bemüht gewesen diejenigen zu ermitteln, welche sich vorzüglichen Anspruch auf seine Anerkennung erworben hätten. Einige habe er selbst beobachten können, andere seien ihm von den Feldobersten genannt und gerühmt; er sei daher gesonnen, einige Hauptleute mit der ritterlichen Ehre zu belohnen.
Darauf erhielt der Feldoberste Günzel v. Bartensleben den Befehl, anstatt des Kurfürsten den Ritterschlag zu vollziehen. Dieser trat nun neben den Kurfürsten und zog sein Schwert. Ein Wappenherold, geschmückt mit seinem Wappenrocke trat hervor und rief: "Es wolle dem gestrengen Herrn Hans v. Bredow belieben vorzutreten und den Ritterschlag zu empfangen!" Hans v. Bredow reichte die Lanze und den Helm einem hinter ihm stehenden Knappen, dann trat er vor Günzel, lehnte seinen Schild gegen die linke Lende und legte die Hände übereinander wie zum Gebet. Günzel berührte mit der Linken Hansens Stirn, erhob mit der Rechten das Schwert und ließ es dreimal flach auf dessen Schulter fallen. Dabei sprach er: "Im Namen Gottes (erster Schlag), des heiligen Michael (zweiter Schlag) und des heiligen Georg (dritter Schlag), mache ich dich zum Ritter; sei tapfer, unverzagt und getreu." Hans stand auf und trat zurück, worauf er sich wieder mit dem Helm bedeckte und seine Lanze zur Hand nahm. Mit denselben Ceremonien wurden noch mehrere Herren zu Rittern geschlagen.
Darauf rief der Herold mit lauter Stimme: "Eine gleiche Ehre und Anerkenntnis seiner Tapferkeit hat sich der im Heere nicht weiter bekannte Mann, der mit dem Namen des schwarzen Ritters bezeichnet wird, erworben. Da jedoch ein Ungenannter füglich nicht zum Ritter geschlagen werden kann, so frage ich denselben im Namen des gnädigsten Herrn Kurfürsten zum ersten- und letztenmale, ob derselbe sich nennen oder zu erkennen geben will." Der schwarze Ritter ließ sein Pferd einige Schritte vortreten, verbeugte sich dann tief, legte mit den Geberden des Bedauerns die Hand auf den unteren Teil des Visiers, der den Mund bedeckte, und schüttelte den Kopf. Darauf entgegnete Günzel: "Dann bleibt unserem gnädigsten Herrn nichts übrig, als euch einen mündlichen Dank zu sagen für eure tapfren Thaten, den ihr euch aus meinem Munde gefallen lassen möget." Der schwarze Ritter verbeugte sich abermals tief und zog sein Pferd zurück. – Auch ein gewisser Sutemin, ein Ritter von riesenhafter Gestalt, der sich durch seine Tapferkeit ausgezeichnet hatte, erhielt vom Kurfürsten eine goldene Ehrenkette.
Sieben Tage verweilte der Kurfürst mit dem Heere in Angermünde, um die reiche Beute zu teilen und die Gefangenen in die Städte der Mark bringen zu lassen. Herzog Otto war nach Stettin geflohen, wo bald nachher die Polen eintrafen und ein verschanztes Lager bezogen. Herzog Casimir vernahm mit Entsetzen die Kunde von dem Geschehen und ging ebenfalls nach Stettin, da er sich in Greifenberg nicht mehr für sicher hielt.
Kultureller Einfluss
Diese Begebenheit, durch welche die Tapferkeit der Märker so glänzend hervortrat, regte das Volk mächtig an. Man erzählte nicht bloß davon, sondern man brachte die Geschichte auch in Reime, um sie den Nachkommen leichter in's Gedächtnis zu prägen; da das Volk keine andere als überlieferte Geschichte kannte. Um die Volkspoesie jener Zeit kennen zu lernen, möge nachstehendes Gedicht hier Platz finden.
Wy willen singen ein nyen Rey,
Na dem Winter kömmt uns de Mey.
Dat hebbe wy wol vernamen,
Dat kettr Angrmünd gewonnen ward,
Dat nam die Marggraff framen.
Bischoff Magnus die vel edl Man,
De sick die Muer thom erstn anklam,
Vor de Hauelüde alle,
Verdienete wol vier und vefftig Schock,
Met dem ersten anklamen.
Jänike von Briesn leth sick uthjagen,
Von Ketter Angermünd bet thom Gryffhagn,
Verkündigte nye mehre tho
Stettin up deß hertigen (herzoglichen) Hoff,
Da sprack er tho sinem Erffherren:
Gnädige Herr, dat sy ju bekandt,
Kettr Angermünd dat Stolperland,
Dat wert so gar verdorven,
Dat duth ock Marggraff Frederick,
Sie sprackn he were gestorven.
Die Hertig (Herzog) leth thosamen vorbadn,
Der dütschen nock mehr denn der Paln (Polen),
Sullfst reth he an der spitzen,
Tho den vierradn up dat hohe Hues,
Da ethen sy suete (süße) Fische.
Sie rehden dann tho den vierraden davon,
Folget na Stade und alle gude Man,
Folget gy meiner glitzen.
Sie quemen (kamen) vor Angermünde up den plan,
Die Dohre weren en wit up gedahn,
He reth henin mit schalle,
Sie riepen all thomal: Stettin!
Brandenburg were gefallen.
Die Ganß von Putlitz lag hinder den Graven,
Wo grimmig streckte sie eren kragen,
Baven die Gryffen alle,
Die Gryffen hadde die Flögel verlarn,
Die Adler schwewete dar baven.
Die Ganß war des mudes also vol,
Dörch die Muer brack sie ein hol (Loch),
Dörch die harte Feldsteine,
Da sie up den Marckte quemen,
Da weren erer thene vör einen.
De Schwerder gingn den klinker den klank,
Herr Dethleff vom Schwerin die was dermank,
Den pres wolde he erwerwen,
Des muste Herr Dethleff von Schwerin,
Vör seinen Erffherrn sterven.
Da die Hertig (Herzog) dat gesach
Dat da Herr Dethleff vör ihm lach
Gespettet als ein Brade,
Ach milder Christe vom Himmelrick,
Wären wy nu tho dem vierraden.
Da sprach sick des Hertigen neheste Knecht,
Gnedige Herr wern wy nu weg,
Weren wy weute uth dem Dahre,
Ick schwere ydt juw by truwen und vorwarn,
Den Priß hebben wy verlaren.
De Hertig quam wol für dat Dahre,
Dem Rosse gab he so balde die sparen,
Syn drawen muste he laten,
Tho dem vierraden up dat hohe Huß,
Darup ward er gelaten.
He ging sick an der borg tinnen stahn,
Sin Höut (Hut) stack he thom Fenster uth,
Von jammer und ock von lede,
Kettr Angermünd du vele gude Stadt,
Wie kleglick mut ick van die scheiden.
Die uns dit nye Lied gesang,
Ein Schmede Knecht is he genand,
He heet sick köne finke,
He fürht ein hemmerken up sine Hand,
Gut Bierken mag he wol drinken.
Quellen
- Chronik der Stadt Angermünde, F. Ihlenfeldt, 1893
- http://www.welt.de/wissenschaft/history/article1202229/Ein_Hohenzoller_baendigt_die_Raubritter.html