Benutzer:Karlis/Nordrussische Befreiungsarmee
Die Nordwestrussische Befreiungsarmee (russisch: Северо-Западная армия, kurz СЗА) auch Judenitsch-Armee war 1919 eine Armee der weißen Bewegung im russischen Bürgerkrieg unter dem Kommando von Nikolai Judenitsch.
Entstehung als russisches Nordkorps
Trotz des Friedenschlusses von Brest Litowsk im Ersten Weltkrieg, gab es Planungen des deutschen Militärs im Jahre 1918 gemeinsam mit Finnland und antibolschewistischen russischen Kräften weiter auf sowjetrussisches Gebiet vorzurücken. Es wurde deshalb die Bildung zweier nationalrussischer Truppenkörper unterstützt und finanziert. Eine südliche Gruppierung im Raum Kiew unterstellte sich später dem General Krasnow im Don-Gebiet. Die nördliche Gruppe bildete sich, nach verschiedenen Verzögerungen, im Raum Pleskau. Am 10. Oktober 1918 wurde dort auf einer deutsch-russischen Militärkonferenz die Bildung des russischen Nordkorps beschlossen. Die Freiwilligen, die sich nach Pskow begaben waren zu etwa 40% Offiziere, darunter viele Deutsch-Balten. Zwei desertierte Abteilungen der Roten Armee unter Stanislaw Bulak-Balachowitsch und Dimitrij D. Nelidow verstärkten die Truppe, die am 24. November 1918 eine Personalstärke von 3459 Mann erreichte.[1]
Nach Ende des Ersten Weltkriegs begann die Räumung des Baltikums durch die deutsche Armee. Am 25. November 1918 kam es bei Pskow zu einem Gefecht mit der vorrückenden 7. Sowjetarmee, welches zur weitgehenden Auflösung des entstehenden Verbandes führten. Der Großteil der weissen russischen Truppen zog sich unter dem Kommando von Oberst Neff auf das lettisch-estländische Grenzgebiet bei Valga zurück. Hier kam es am 6. Dezember 1918 zu einem Vertrag zwischen dem Nordkorps und der jungen Republik Estland. [2] zum gemeinsamen Kampf gegen Sowjetrussland.
Estnischer Befreiungskrieg und Ausweitung zur Nordwestarmee
Das nunmehr unter estnischem Oberkommando kämpfende Nordkorps war, besonders während der Entstehungsphase der estnischen Armee, ein wesentlicher Faktor bei der Abwehr der Roten Armee. Am 6. Januar 1919 konnte ein Gegenangriff eingeleitet werden, der bis zum 19. Januar zur Rückeroberung Narvas führte. Bei den Kämpfen an der südöstlichen Front gegen sowjetlettische Truppen wurde am 21. Februar Alūksne erreicht. Damit war das von der estnischen Regierung beanspruchte Gebiet befreit und die unterschiedlichen Zielsetzungen der russischen weißen Truppen einerseits und der estnischen Regierung andererseits traten deutlicher hervor. Die Strategie des estnischen Oberbefehlshabers Laidoner zielte darauf den Krieg durch verbündete lettische, russische und ingrische Truppen von den Grenzen fernzuhalten.
Ab dem 22. Februar konnte eine sowjetische Offensive an der Südostfront erfolgreich abgewiesen werden. Durch das Vorgehen deutsch-lettischer Truppen unter General Rüdiger von der Goltz in Kurland wurde eine Offensive auf russisches Gebiet möglich. Das Nordkorps war zu diesm Zeitpunkt in zwei Gruppierungen nördlich und südwestlich des Peipussees gespalten. Diese Aufteilung spiegelte auch die unterschiedlichen Ansichten eines weiteren Vorgehens wieder. Ein direkter Angriff auf St.Petersburg barg ein hohes Risiko und führte auf dünnbesiedeltem, sumpfigen Glände über wenige befestigte Straßen. Deshalb wurde von vielen ein Angriff auf Pleskau favorisiert um sich so zuerst eine sichere Basis und Unabhängigkeit von Estland zu schaffen. Den Ausschlag für erstere Variante gab das Einwirken des Generals Judenitsch in Helsinki, sowie das Versprechen der Engländer die Aktionen durch ein Geschwader im Finnischen Meerbusen zu unterstützen.
Die am 13. Mai gestartete russisch-estnische Offensive überrumpelte die sowjetische 7. Armee. Anfang Juni verlief die Front bereits unweit Gatschina. Auch im Süden konnte am 25. Mai Pleskau besetzt werden. Durch Aushebungen und Desertationen vergrößerte sich das Nordkorps zunehmend. Für einen entscheidenden Schlag auf St. Petersburg fehlten allerdings die Kräfte. Auch eine Entsatzaktion der aufständischen Küstenfestung Krasnaja Gorka kam nicht zustande. Zudem gab es Spannungen mit einem estnischerseits aufgestellten Regiment der Ingrier. Der Vertrag mit Estland endete mit dem Verlassen des Staatsteritoriums, so das die Finanzierung auf lange Sicht nur durch die Alliierten möglich schien. Dadurch erhöhte sich auch der Einfluß des Generals Judenitsch auf die Truppe. Am 19. Juni erfolgte zuerst die Umbenennung in Nordarmee und am 1. Juli in Nordwestarmee um Verwechslungen mit der Nordarmee des Generals Miller bei Archangelsk zu vermeiden. Auf Drängen der Alliierten Militärmission des britischen Generals Hubert Gough akzeptierte Die Armee den Oberbefehl Judenitschs um so die erhoffte Unterstützung zu erhalten. Im eroberten Gebiet wurde eine Zivilverwaltung eingerichtet. Später entstand ebenfalls auf Druck Goughs eine Nordwestrussische Regierung mit Judenitsch als Kriegsminister, welche die staatliche Unabhängigkeit Estlands von einem künftigen Russland garantieren musste.
Herbstoffensive auf St. Petersburg
Niederlage und Auflösung
Gliederung
Dem Armeeführer General Rodsjanko unterstanden Mitte September 1919:
- I.Korps (General Graf Pahlen)
- 2. Division (Generalmajor Jarosslawzew)
- 3. Division (Generalmajor Wjetrenko)
- 5. (lievensche) Division (Oberst Dydorow)
- II. Korps(General Arssenjew)
- 4. Division (Generalleutnant Dolgoruki)
- selbstständige Brigade (Generalmajor Ishewski)
- Reiterregiment Bulak-Balachowitsch
- Direkt unterstellt: 1. Division (Generalleutnant Dseroshinski), 2 Reserveregimenter, Tankbataillon, Panzerzüge,
Die Gesamtstärke der Nordwestarmee betrug damals rund 18000 Mann mit 54 Geschützen, 4 Panzerzügen und 6 Tanks (mark II)[3]
Kommandeure
- B. Maljawin (Oktober 1918)
- Alexej Efimowitsch Vandam (Oktober - November 1918)
- Heinrich Heinrichowitsch von Neff (18. November 1918 - 2. Januar 1919)
- Anton Fedorowitsch Dscheroschinski (3. Januar 1919 - 2. Juni 1919)
- Alexander Pawlowitsch Rodzjanko (3. Juni 1919 - 2. Oktober 1919)
- Nikolai Nikolajewitsch Judenitsch (2. Oktober 1919 - 27. November 1919)
- Pjotr Wladimirowitsch von Glasenapp(28. November - 22. Januar 1920)
Einzelnachweise
Literatur
- Karsten Brüggemann: Die Gründung der Republik Estland und das Ende des "Einen und unteilbaren Rußland". Harrassowitz, Wiesbaden 2002, ISBN 3-447-04481-0.
- Wilhelm Wrangell: "Geschichte des Baltenregiments", Hannover 1928
- Sakharow, K.v. Das weiße Sibirien. Der russische Bürgerkrieg 1918-1920. München, A. Laubereau, 1925.
- Wilhelm Wrangell: "Geschichte des Baltenregiments", Hannover 1928
- W Horn: Der Bürgerkrieg im Nordwesten Russlands. Berlin, 1923
- Stephen Tallents: Man and Boy, 1944
Einzelnachweise
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ru:Северо-Западная армия