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Willem Petrus del Campo (* 4. Dezember 1761 bei Sint-Michielsgestel; † 7. April 1855 in Delft; auch: Willem Petrus Camp) war ein niederländischer General der Artillerie und Kartograf. Sein Name wurde vor allem durch die „Campschen Karte“, eine topografische Karte von Ostfriesland, bekannt.
Camp wurde als Sohn des Kaufmanns und ehemaligen Offiziers der Pioniere Johannes Camp (1721–1807) und der Wilhelmina van Rooy (1731–1805) geboren. Bis zu seinem Dienstantritt als Artillerist im Jahre 1780 erhielt er eine Ausbildung im Deichbauwesen und der zivilen und militärischen Baukunde.
Militärische Laufbahn
Nach seinem Eintritt als Artillerist, zog er mit seiner Kompanie 1785 nach Friesland um die republikanischen Aufstände der „Patriotten“ im Zaum zu halten. Letzere boten ihm eine ansehnliche Stellung als Leutnant an, die er jedoch ausschlug. Er zeichnete sich bei einem Gefecht in der Nähe von Stiens aus, als dem es ihm gelang, zwei „Dreipfünder“ zu erobern und als Siegeszeichen nach Leeuwarden zu bringen. Danach begab er sich nach ’s-Hertogenbosch wo er jungen Freiwillingen Unterricht in Mathematik und Analytischer Geometrie. Nach seiner Beförderung zum „Tweede luitenant“ (Unterleutnant) wurde er 1789 dann Lehrer für Mathematik und Ingenieurwissenschaften an der Artillerieschule in ’s-Gravenhage. Im Jahre 1794, inzwischen bis zum „Kapitein“ (Hauptmann) befördert, erhielt er das Kommando über die Land- und Seeartilleristen von Sluis und die Aufgabe die Befestigungsanlagen zu verbessern. Nachdem sich Sluis unter Generalmajor Wilhelm Hendrik Baron van der Duyn dem Ansturm der Franzosen ergeben mußte, begab sich Camp in Kriegsgefangenschaft. In Frankreich schlug er das Angebot von General Moreau aus, sich als Großmajor in die Reihen der revolutionären Armeen einzufügen. Nach seiner Entlassung aus der Gefangenschaft begab sich der oranientreue Camp Mitte 1795 zu den von Wilhelm Friedrich Prinz von Oranien-Nassau, dem späteren König Wilhelm I. der Niederlande, bei Osnabrück versammelten Truppen. Nach deren Auflösung ließ sich Camp 1796 letztendlich im ostfriesischen Leer nieder.
Laufbahn als Vermesser
In Leer unterrichtete er preußische Offiziere in Mathematik, vollzog im Auftrag der Regierung eine topografische Vermessung von Ostfriesland und erhielt die Erlaubnis in ganz Preußen als Ingenieur zu arbeiten. Als Napoleon 1808 die Ostsee durch Kanäle mit der Schelde verbinden wollte, sollte Camp dafür einen Plan zu entwickeln. Diesen lieferte er auch, zusammen mit einem erläuternden Bericht, ab. Der General der Pioniere Johan Krayenhoff versuchte 1810 noch einmal, Camp zum Eintritt in die russische Armee zu überreden, doch dieser begnügte sich zunächst damit, als ziviler Landvermesser die Grenzen der Gemeinden zu bestimmen. 1813 dann ging er zum Stab von Genral Bülow von Dennewitz, als dieser einen erfahrenen Artillerie- und Pionieroffizier suchte. Mit Bülow von Dennewitz kam er auch wieder in die Niederlande, sein Vaterland.
1797 von den ostfriesischen Landständen den Auftrag eine topografische Karte der Provinz zu erstellen. Während Camp für die trigonometrischen Berechnungen verantwortlich war, wurde er von Bunnik und van der Linden bei der topografischen Aufnahme des Landes unterstützt. Die Vermessungsarbeiten dauerten von 1798 bis 1802.
1802 bis 1805 war Camp mit der Herausgabe zweier unterschiedlich großer Kupferstichkarten auf der Grundlage seiner Vermessung beschäftigt. Für die von Carl Jättnig in Berlin gestochene Karte (1 : 120.000, datiert „1804“), die ab Sommer 1805 verkauft wurde und bis heute als die „Campsche Karte“ bekannt ist, hatte Camp das unternehmerische Risiko trotz einer finanziellen Unterstützung durch die Landstände im wesentlichen selber zu tragen. 1806 veröffentlichte der mit Camp befreundete Kammerrat Freese „Kurze Erläuterungen“ zu dieser Karte. Schon 1804 war bei Cornelius van Baarsel in Amsterdam eine verminderte Version (1 : 247 000) erhältlich. Beide Kupferstichkarten wurden in der Folgezeit von Camp mehrfach aktualisiert. Um 1805 übertrugen Camp und Bunnik ihre topographischen Daten auch in die Ostfriesland-Blätter der Le Coqschen Karte von Westfalen, so daß die Le Coqschen Kartenblätter von Ostfriesland „Campsche Kartenblätter unter Zugrundelegung der Le Coqschen Triangulation“ (Schumacher) sind. Der niederländische General Krayenhoff, der Camp kannte, soll ebenfalls auf Camps Vermessungsdaten zurückgegriffen haben. Bis 1808 zog sich die Erstellung von vier großen handgezeichneten Ostfriesland-Karten in sechs großformatigen Einzelblättern für die Landstände, für Friedrich Wilhelm III. von Preußen, für die Kriegs- und Domänenkammer und für die französische Armee hin. Sie dokumentieren in hervorragender Weise den Zustand der Provinz Ostfriesland zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
Camps leider mit Fehlern behaftete Triangulation sowie die teilweise separat durchgeführte topographische Aufnahme durch seine Mitarbeiter führten jedoch zu Verzerrungen im Kartenbild.
Camp verblieb noch bis November 1813 im ostfriesischen Exil. Mindestens neun der insgesamt 19 hier verbrachten Jahre war er mit seiner Spezialkarte von Ostfriesland beschäftigt. Darüber hinaus nahmen Camp und seine Mitarbeiter aber auch anderweitige Vermessungen, Nivellierungen und Kartierungen vor. Camp erhielt zahlreiche private und staatliche Vermessungsaufträge. 1812 zählte Camp z.B. zu den fünf Geometern erster Klasse in Ostfriesland, die mit der Erstellung eines Katasters beauftragt waren.
Im Dezember 1813 trat Camp wieder in die Dienste des Erbstatthalters Willem Frederik, des späteren Königs Wilhelm I. Ende 1813 wurde Camp Major, Ende 1815 Oberstleutnant und Inspekteur der Schießpulverfabrikation. Nachdem er als Vertreter der Artillerie Mitglied mehrerer Kommissionen gewesen und 1833 zum Oberst befördert worden war, trat Camp in den Ruhestand. 1838 wurde er noch in den Rang eines Generalmajors erhoben, 1849 außerdem „Kommandeur des Orden der Eichenkrone“.
Am 31. Juli 1791 heiratete Camp in Scheveningen Hendrika Weber (Weeber) (1770-1848). Von vierzehn Kindern kamen zehn allein in Ostfriesland zur Welt. Fast alle Söhne wurden Offiziere der niederländischen Armee. Während einige Berufskollegen, die während der Revolutionsjahre in den Niederlanden Karriere gemacht hatten, in den Adelsstand erhoben wurden, erhielt der ehemalige Emigrant Camp im Jahre 1842 wegen angeblicher Abstammung vom alten kastilianischen Adelsgeschlecht del Campo wenigstens das Recht, den Namen „del Campo“ zu führen (danach „del Campo genaamd Camp“).
Literatur
- Wolfgang Henninger, Bernd Kappelhoff und Heinrich Schumacher: Die große handgezeichnete Campsche Karte von Ostfriesland von 1806, Staatsbibliothek zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Hannover 2005.