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Logo Symphonieochester Wilde Gungl München | |
Allgemeine Informationen | |
Genre(s) | Sinfonieorchester |
Gründung | 1864 |
Website | http://www.wilde-gungl.de/ |
Aktuelle Besetzung | |
Dirigent |
Michele Carulli (seit 2015) |
Ehrendirigent |
Jaroslav Opela (seit 2015) |
Das Symphonieorchester Wilde Gungl München (Münchner Orchesterverein Wilde Gungl e. V.) ist eines der ältesten Liebhaberorchester Deutschlands mit Sitz in München. Es wurde im Dezember 1864 von Mitgliedern der Münchner Liedertafel gegründet. Namensgeber des Orchesters war der „ungarn-deutsche Walzerkönig“ Josef Gung’l (1809 – 1889). Pro Jahr spielt das Orchester ungefähr vier Konzerte. Diese finden meist im Herkulessaal bzw. Brunnenhof der Residenz oder im Prinzregententheater sowie außerhalb Münchens (z. B. Schönbrunn bei Dachau[1]) statt.
Das Orchester
Aktuell besteht das Orchester aus ca. 100 aktiven sowie passiven Mitgliedern und ungefähr 10 Gästen. In den Konzerten spielen um die 65 bis 70 Musiker in klassischer Symphonieorchester-Besetzung. Die Mitglieder sind fast ausnahmslos ambitionierte Liebhabermusiker aller Altersstufen und Berufsgruppen. Das Orchester probt kontinuierlich jede Woche mindestens einmal. Regelmäßig finden Register- und Sonderproben statt.
Bedeutender Bestandteil der Identität des Symphonieorchesters Wilde Gungl sind traditionelle und lebendige Verbindungen zu namhaften Komponisten (z. B. Wilfried Hiller, Minas Borboudakis), Dirigenten und Musikern, wie beispielsweise den Familien Strauss und Orff oder dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Der ohne Sponsorengelder finanzierte gemeinnützige Verein ist auch sozialer Kulturträger: Er bietet seinen Mitgliedern neben dem Beruf Freude am Musizieren, Entspannung und Erfüllung durch ehrenamtliches Engagement; seinem treuen Publikum einzigartige Konzerte; jungen Musikern am Anfang ihrer Karriere ein passendes Forum auf den Bühnen der größten Münchner Kulturstätten. Das Orchester probt seit 1967[2] im Hansa Haus.
Geschichte
1864 bewunderten Mitglieder der Münchner Liedertafel die angesehene Kapelle des deutsch-ungarischen Walzerkomponisten Josef Gung’l, der unter anderem 1868 – 1869 auch erster Chefdirigent der Bad Reichenhaller Philharmonie[3] war. Ernst (Ritter von) Rutz war Gründer und Dirigent des Orchesters. In Anlehnung an das großes Vorbild nannte sich das anfangs kleine Ensemble mit Musikern aus eigenen Reihen die „Wilde“ Gungl. Seit 1875 wird diese „Wildheit“ von professionellen Dirigenten gezähmt und geprägt. Der erste von ihnen war kein geringerer als Franz Strauss, der Vater von Richard Strauss. Heute weist das Symphonieorchester ein buntes Repertoire von Werken vieler Epochen auf. Uraufführungen sind keine Seltenheit: Das berühmt gewordene Mitglied Richard Strauss widmete viele seiner Jugendwerke der Wilden Gungl.[4] Erste Aufführung eines Werkes von Richard Strauss durch die Wilde Gungl war 1880. Von 1940 – 1948 gab es keine öffentlichen Aufführungen, der Festsaal des Bayerischen Hofs, seit ca. dem Jahr 1900 von der Wilden Gungl als Konzertort genutzt, wurde im Jahr 1944 zerstört[2]. Im Oktober 1947 begann man wieder mit der Probearbeit, am 13.12.1949 fand das erste Konzert im Amerika-Haus – damals noch in der Arcisstraße – nach dem 2. Weltkrieg statt. Seit den 1970er-Jahren komponiert der Orff-Schüler Wilfried Hiller für die Wilde Gungl Uraufführungen. Ehrendirigent Jaroslav Opela leitete 45 Jahre lang nachhaltig das Symphonieorchester Wilde Gungl. Sein Nachfolger Michele Carulli führt dieses Erbe seit Anfang 2015 traditionsbewusst und visionär weiter. Konzertmeister ist Dr. jur. Arnim Rosenbach.
Repertoire
Das Repertoire der Wilden Gungl umfasst heute die klassisch-romantische Literatur und ausgewählte Stücke der Moderne. In der Gründungszeit wurden hauptsächlich Werke der Tanz- und Unterhaltungsmusik aufgeführt, jedoch erfolgte schrittweise und immer mehr die Hinwendung zur symphonischen Musik.
Dirigenten
- 1864 - 1872 Ernst (Ritter von) Rutz (*1835 †1909), Gründer des Vereins, 1. Violine und Viola, Mitglied 1864 – 1909, seit 06.1890 Ehrenmitglied[4][5][6]
- 1872 – 1875 Josef von Prätorius (†1895), Viola, Mitglied 1866 – 1895 (passiviert 10.1890)[4][5][6]
- 1875 – 1896 Prof. Franz Strauss(*1822 †1905), seit 05.1876 Ehrenmitglied[4][5][6][2]
- 1896 – 1899 Hermann Bischoff (*1868 †1936), seit 11.1899 Ehrenmitglied[5][2]
- 1899 – 1900 Dr. Felix Schreiber (gefallen 1914)[5]
- 1901 – 1903 Theodor Sachsenhauser (*1866 †1904)[5][2]
- 1903 – 1905 Hermann Abendroth (*1883 †1956), seit 06.1904 Ehrenmitglied[5][2]
- 1905 – 1907 Gustav Drechsel (*1874 †1939)[5][2]
- 1907 – 1910 August Haindl (* vor 1891 †1934)[5][2]
- 1910 – 1913 Georg Hild (*1878 † nach 1954)[5][2]
- 1914 – 1924 Josef Zimbauer (* vor 1898 †1936)[5][2]
- 1924 – 1957 Prof. Dr. Heinrich Knappe (*1887 †1980), [5][2]
- 1957 – 1963 Klauspeter Seibel (*1936 †2011), [7][2]
- 1963 – 1964 Reinhard Linz [7]
- 1965 – 1969 Cornelius Eberhardt (*1932 †2011), [7][8][2]
- 1969 – 2014 Jaroslav Opela (*1935), [8][9][10][11][11][12]
- seit 2015 Michele Carulli (*1958)
Bekannte Mitglieder und Vorstände (Auswahl)
Bekannte Mitglieder
- Josef Resch, Kunstmaler, 2. Violine, 1871 bis ca. 1893, seit 10.1889 Ehrenmitglied († 19.4.1901)
- Richard Strauss, Komponist, 1. Violine, 1882 – 1885 (mit kurzer Unterbrechung)
- Familie von Carl Orff: Sein Großvater mütterlicherseits, Karl Köstler, war Gründungsmitglied[13] und Fagottist (1865 – ca. 1877), seit 03.1878 Ehrenmitglied († 4.1.1924)[6], sein Vater Heinrich Orff ab 1897 jahrzehntelang Bratschist und im Ausschuss als Tafelmeister aktiv[14], seit 01.1929 Ehrenmitglied († 20.4.1949)[5] bei der Wilden Gungl.
1. Vorsitzende des Vereins
- 1864 – 1909 Ernst (Ritter von) Rutz, königlicher Generaldirektions- und Fiskalrath bei den Staatseisenbahnen, 1. Violine und Viola[4][5][6][2]
- 1909 – 1919 Ernst Piechler, K. Gymnasialprofessor, Cello[5][14][15]
- 1919 – 1945 Dr. Hugo Keller, Chemiker, 2. Fagott[5]
- 1946 – 1966 Dr. Heinrich Fiedler, Rechtsanwalt, 1. Violine, zeitweise Konzertmeister[16]
- 1967 – 1981 Dr. Hans Raff, Rechtsanwalt, Cello, seit 1951 Ehrenmitglied († 20.08.1995)[16][17][12]
- 1981 – 2001 Otto Bohl, Diplomkaufmann, Flöte, († 2001, Bergunfall)[15][12]
- 2001 – 2010 Rudolf Rieser, 1. Violine und Viola
- 2010 – 2011 Dieter Walter, Musikalienhändler, Horn
- seit 2011 Kurt-Detlef Bock, Apotheker, Kontrabass
Uraufführungen
- Richard Strauss: Gavotte Nr. 4 D-Dur o.op. 59, 29.05.1880, Gasthof "Zu den drei Rosen" am Rindermarkt[4]
- Richard Strauss: Festmarsch Nr. 2 D-Dur o.op. 84, 1885, Gasthof "Zu den drei Rosen" am Rindermarkt[4]
- Richard Strauss: Festmarsch C-Dur o.op. 87, „Festmarsch, der „Wilden Gung'l“ zur XXV-jährigen Jubelfeier gewidmet und componirt von Richard Strauß, kgl. bayr. Hofmusikdirector. –“, 1.2.1889, Gasthof "Zu den drei Rosen" am Rindermarkt[18]
- Paul Graener: Klavierkonzert op. 72, 1927[19]
- Richard Würz: Japanischer Frühling, 6 Gesänge mit Orchester, 1933[19]
- Josef Suk: Praga – Symphonische Dichtung op. 26, 16.4.1970, Herkulessaal der Residenz (Dt. Erstaufführung)[19]
- Wilfried Hiller: Nachtgesang, 4.5.1975, Herkulessaal der Residenz[19]
- Fritz Goller: Sonnengesang des hl. Franz von Assisi, 12.11.1978 und 19.11.1978, St. Martin Deggendorf und Oberaltach-Basilika[19]
- Luboš Fišer: Labyrinth, 10.12.1978, Herkulessaal der Residenz[19]
- Wilfried Hiller: Goggolori-Suite, 19.12.1984, Herkulessaal der Residenz[19]
- Wilfried Hiller: Der Geigenseppel, 9.12.1989, Herkulessaal der Residenz (nach einem Gedicht von Wilhelm Busch und Melodien von Josef Gung'l)[19]
- Wilfried Hiller: Rattenfängersuite, 3.12.1994, Herkulessaal der Residenz[19]
- Ivo Vyhnalek: La Mandragola ("Petite Rossiniosophie"), 2.12.1995, Herkulessaal der Residenz (Jaroslav Opela gewidmet)[19]
- Wilfried Hiller: Nachtgesang (Uraufführung der Fassung 2004), 11.12.2004, Herkulessaal der Residenz[19]
- Wilfried Hiller: Skulpturen der Liebe – Ein musikalisches Portrait der Bildhauerin Antje Tesche-Mentzen, 7.12.2014, Philharmonie im Gasteig[20]
Solisten (Auswahl)
Das Orchester bietet sowohl Profimusikern als auch jungen Talenten Auftrittsmöglichkeiten, die den Erfolg und ihre Bekanntheit steigern. Ein Querschnitt durch die Jahrzehnte: 1994: Jonas Kaufmann, Tenor; 1991: Ana Chumachenco, Violine; 1992, 2001, 2004 und 2005: Radoslaw Szulc, Violine; 2001, 2004 und 2006: Hermann Menninghaus, Viola; 2008: Maximilian Hornung, Violoncello; 2006, 2008 und 2010: Mariella Haubs, Violine; 2010: Valentina Babor; 2011: Ivanna Ternay, Flöte; 2012 und 2014: Viola Wilmsen, Oboe; 2014: Adrian Goicoechea Selfjord, Violine; 2015: Raphaela Gromes, Violoncello
Eine lange Kooperation verbindet das Orchester mit dem Staffelseechor Murnau.
Auszeichnungen und Mitgliedschaften
- 1969 (erstmalige) Verleihung der Pro-Musica-Plakette[21] durch den Bundespräsidenten Gustav Heinemann „[...] als Auszeichnung für die [...] Verdienste um die Pflege des instrumentalen Musizierens und damit um die Förderung des kulturellen Lebens; Bonn, den 22. November 1969“
- 1996 von den Turmschreibern mit dem Bayerischen Poetentaler[22] ausgezeichnet
- Mitglied im Bundesverband Deutscher Liebhaberorchester (BDLO)
- Mitglied im Arbeitsgemeinschaft Münchner Laienorchester (AMLO)
- Mitglied im Landesverband Bayerischer Liebhaberorchester (LBLO)
- Mitglied im KKV Hansa e.V. München
- Mitglied der Richard-Strauss-Gesellschaft
- Mitglied in der Vereinigung der Freunde Münchens
Diskografie
Der unbekannte Richard Strauss Vol. 1 (Frühe Orchesterwerke), Koch Classics/Schwann 1997[23]
Weblinks
- Webseite des Symphonieorchesters Wilde Gungl München
- Angewandter Straus von A bis Z In: Magazin der Semperoper Dresden 2013/14, Schwerpunkt Richard Strauss, S. 35
- VON VERGESSENEN KONZERTEN In: MAX JOSEPH – Magazin der Bayerischen Staatsoper, S. 60f.
Einzelnachweise
- ↑ Die Farbe der Musik von Adolf Karl Gottwald, Schönbrunn, SZ Juli 2015
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Festschrift: „150 Jahre Münchner Orchesterverein Wilde Gungl e. V.“, 2014
- ↑ Bad Reichenhaller Philharmonie
- ↑ a b c d e f g Vereinsarchiv: Archivband I (1864 – 1889)
- ↑ a b c d e f g h i j k l m n o p Vereinsarchiv: Archivband II (1890 – 1950)
- ↑ a b c d e Vereinsarchiv: „Wilde Gung’l“ Mitglieder-Verzeichnis I (1884 mit 1909)
- ↑ a b c Vereinsarchiv: Archivband III (1851 – 1967)
- ↑ a b Vereinsarchiv: Archivband IV (1968 – 1975)
- ↑ Vereinsarchiv: Archivband V (1975 – 1979)
- ↑ Vereinsarchiv: Archivband VI (1979 – 1983)
- ↑ a b Vereinsarchiv: Archivband VII (1984 – 1992)
- ↑ a b c Vereinsarchiv: Archivband VIII (1993 – 2004)
- ↑ Orff
- ↑ a b Vereinsarchiv: „Wilde Gung’l“ Mitglieder-Verzeichnis II (1910 mit 1914)
- ↑ a b Festschrift: „100 Jahre Orchesterverein Wilde Gung'l'“, 1964 Dr. phil. Franz Trenner Hrsg.
- ↑ a b Broschüre: „MÜNCHNER ORCHESTERVEREIN Wilde Gungl – Informationen Stand 1970“, Textgestaltung: Dr. Hans Raff
- ↑ Festschrift: „MÜNCHNER ORCHESTERVEREIN Wilde Gungl – Eine Festschrift, zugleich Ergänzung der Informationen von 1970“, Textgestaltung: Dr. Hans Raff
- ↑ Notenarchiv des Vereins: Partitur
- ↑ a b c d e f g h i j k Vereinsarchiv: Liste aufgeführter Werke
- ↑ SCHOTT
- ↑ Zelter- und PRO MUSICA-Plakette
- ↑ Turmschreiber“
- ↑ Nationalbibliothek