Benutzer:Katysch/Artikel (SS 2020)

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Bei der Tradition "In d’Grean gehn" (In das Grüne gehen) laden Weinhauer und Weinkellerbesitzer am Ostermontag zu Speis und Trank in Kellergassen ein. Der Brauch des In d'Grean gehn kommt aus dem nördlichen Weinviertel und wurde 2019 von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgenommen. [1]

Geschichte

Die Tradition des in des Greangehens geht bis in das 19. Jahrhundert zurück. Im nördlichen Weinviertel luden die Hausherren am Ostermontag seine Knechte und Tagwerker zur „Grean“ in die Keller ein. Sie wurden mit Geselchtem, Weiß- und Schwarzbrot und Wein bewirtet. Gemeinsam wurde gesungen und Witze erzählt.[2]

Mitte des 20. Jahrhunderts wurden nicht mehr nur die Knechte und Tagwerker eingeladen, sondern auch die Familie, Verwandte und Bekannte. Winzer fingen an jedermann für Wein und Jause zu sich in die Presshäuser der Kellergassen einzuladen.[3]

Die Tradition des Grean gehen wird seit Beginn immer wieder an die nächste Generation weitergegeben. Im nördlichen Weinviertel wird die Tradition bis heute praktiziert.[2]

Heute

Heutzutage ist der Brauch des in d'Grean gehen für den Tourismus von großer Bedeutung und wird unter dem Motte der Begrüßung des Frühlings vermarktet. Oft schon von Ende März bis Ende April wird mit den Winzern durch die Weingärten gewandert, die Natur genossen und anschließend in den Kellergassen mit Wein angestoßen.[4]

Lyrik

Lois Schiferl (1906 - 1979) war Dichter und Lehrer und beschrieb in einer seiner Geschichten "Ostermontag" die Vorgehensweise und Stimmung beim Greangehen:

"In der Straße, die zu der Trift führt, ziehen Leute wie eine muntere, lose gefügte Prozession. Die Männer nicht selten mit zwei Kellerkörbeln statt mit einem, die Weiber mit Taschen, Zögerln und prall gefüllten Binkerln. Voller Erwartung sind die Kinder, Burschen, Mädchen gehen scharweis. Viele Wiener ziehen mit Brüder, Schwestern, Schwager, Schwägerinnen, Tanten Onkeln ... Nach einer halben, nach dreiviertel Stunde ist der Ort menschenleer, Selbst Wickelkinder mussten mit ... Die ganze, weite, Kellertrift dischkuriert, ruft, jauchzt, singt, musiziert, als hätte man eunem deutungsreichen Fest ein eigenes Dorf erbaut."[2]

Religion - Parallelen zum Emmausgang

Der Brauch der "Grean" ("ins Grüne gehen") leitet sich vom Emmausgang, einem christlichen Brauch in Gedenken an den Gang der Jünger nach Emmaus, ab. Jesus Christus erschien den beiden Jüngern auf dem Weg nach Emmaus, doch anfänglich erkannten sie ihn nicht. Erst als sie gemeinsam zu Abend aßen und Jesus Christus das Brot brach, erkannten ihn die Jünger.[5] Überliefert wurde die Geschichte im Lukasevangelium im 24. Kapitel, Verse 13 bis 35.[2]

Bei dem Emmausgang, wie auch beim Brauch des Greangehens geht es um die Themen wie Kommunikation, Zusammenkunft, Wanderung, Speiß und Trank, Religion und um das bewirten anderer Menschen.[2]

UNESCO - immaterielles Kulturerbe

2019 wurde der Brauch des In d'Grean gehn von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgenommen. Die Tradition wird als regionales Fest praktiziert, bei dem die Weinbauern und Kellerbesitzer, aber auch Vereine oder Gemeinden dahinter stehen. Es werden die Weine aus der Saison vorgestellt und verkostet. Auch Spaziergänger, welche spontan an den Weinkellern vorbeikommen können somit die Stimmung des Greansgehens miterleben und den Wein und die Jause probieren.

Um die Tradition auch weiterhin zu pflegen und somit die Übermittlung der Werte und des kulturellen Werts aufrechtzuerhaltenwurden seit 1999 über 500 zertifizierte Kellergassenführer ausgebildet. Die Kellergassen sind mittlerweile ein denkmalgeschützes Kulturerbe. [1]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b UNESCO: In d'Grean gehn. 2019, abgerufen am 26. August 2020.
  2. a b c d e Dr. Helga Maria Wolf: Expertise Wolf. In: UNESCO. UNESO, 2019, abgerufen am 13. September 2020.
  3. UNESCO-Kommission: Bewerbungsmappe. In: Unesco. UNESCO, 2019, abgerufen am 12. September 2020.
  4. In die Grean gehen. In: weinviertel.de. Abgerufen am 12. September 2020.
  5. Brich auf! Emmauspilgern am Ostermontag 2020. In: evangelische-termine.de. Abgerufen am 12. September 2020.