Benutzer:Kharon/Spielwiese

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Die Waage

Zunächst wurde der Ausdruck kaum verwendet. Erst 1949 wurde der Begriff durch die Düsseldorfer Leitsätze, die als Wahlprogramm der CDU für die erste Bundestagswahl der Bundesrepublik Deutschland fungierten, als Selbstbezeichnung der Wirtschaftspolitik von Ludwig Erhard und der CDU einer größeren Öffentlichkeit bekannt.[1] Das neue wirtschaftspolitische Schlagwort „Soziale Marktwirtschaft“, das von der CDU in Opposition zu „unsoziale Planwirtschaft“(Quelle Adenauer("Planwirtschaft")-Erhard("unsoziale Planwirtschaft") zum Terminus ergänzen) gesetzt wurde, war anfangs umstritten.[2]

Von sozialdemokratischer und gewerkschaftlicher Seite, zum Teil aber auch vom Arbeitnehmer-Flügel der CDU, wurde die Wortverbindung als Euphemismus und als rein propagandistisches Schlagwort kritisiert. Von unternehmerischer und wirtschaftsliberaler Seite wurde befürchtet, dass mit dem Attribut „sozial“ Erwartungen geweckt würden, die dem wirtschaftlichen Fortschritt oder der deutschen Wettbewerbsfähigkeit entgegen stünden.[3][2] Die vielfältige Sprachkritik konnte allerdings nicht den politischen Erfolg des Schlagworts verhindern,[2] mit dem vor allem in den 1950er Jahren Wahlkämpfe bestritten und gewonnen wurden.[3]


Eine erheblicher Anteil an den Wahlerfolgen der CDU und der Begriffsverbreitung wird der wesentlich von Ludwig Erhard gesteuerten und von Arbeitgebern finanzierten Institution Die Waage zugerechnet, die alleine zwischen 1952/53 3.8 Million DM Spenden in einer wahlunterstützenden Kampagne für die Verbreitung des Begriffs Soziale Marktwirtschaft in der Bevölkerung investierte. Die Waage führte dabei im Besonderen moderne Methoden der Werbung in die Öffentlichkeitsarbeit zur politisch Meinungsbildung ein und arbeitete zu diesem Zweck bis 1965 mit dem Institut für Demoskopie Allensbach weiter an der Verbreitung des Begriffs.

unternehmerischer Seite, Ludwig Erhard, Institut für Demoskopie Allensbach Erhard: "Die Waage must continue with its task of educating the public on the social market economy"(Selling the economic miracle S. 125)

Kampagne (Selling the economic miracle S. 127/128)

took in about 3.8 million DM over the course of 1952/53(Selling the economic miracle S. 126)

Institut für Demoskopie Allensbach (Selling the economic miracle S. 120)

Auch durch die argumentative Verknüpfung mit dem Wirtschaftswunder wurde der Begriff im Rahmen einer langangelegten Werbekampagne des Vereins Die Waage zu einem politischen Schlagwort.[4][5][6] Überarbeiten)


Die SPD vermied zunächst konsequent die Verwendung dieses Fahnenwortes und versuchte den Konkurrenzbegriff des „demokratischen Sozialismus“ entgegen zu setzen, obwohl sie bis zum Godesberger Programm 1959 zunehmend Elemente des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft übernahm.[3] (Unbefriedigend, konkreter und mit Fakten Ergänzen)

  1. Martin Wengeler, Tiefensemantik – Argumentationsmuster – Soziales Wissen: Erweiterung oder Abkehr von begriffsgeschichtlicher Forschung? in Ernst Müller, Begriffsgeschichte im Umbruch? Band 2004 von Archiv für Begriffsgeschichte, Meiner Verlag, 2005, ISBN3787316930, Seite 136
  2. a b c Georg Stötzel, Martin Wengeler, Karin Böke, Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland, Band 4 von Sprache, Politik, Öffentlichkeit, Walter de Gruyter, 1995, ISBN 311014106X, Stichwort „Soziale Marktwirtschaft“
  3. a b c Karin Böke, Frank Liedtke, Martin Wengeler, Politische Leitvokabeln in der Adenauer-Ära, Band 8 von Sprache, Politik, Öffentlichkeit, Walter de Gruyter, 1996, ISBN 3110142368, Seite 396 ff
  4. - Selling the economic miracle: economic reconstruction and politics in West Germany, 1949-1957, Berghahn Books, 2007
  5. - The road from Mont Pèlerin: the making of the neoliberal thought collective, Harvard University Press, 2009
  6. - Kritik des Neoliberalismus, VS Verlag, 2008

Quellen


Quellen Die Waage[1][2][3]
  1. Mark E. Spicka: Selling the economic miracle: economic reconstruction and politics in West Germany, 1949-1957. Berghahn Books, 2007, ISBN 978-1-84545-223-0, S. 288 (online).
  2. - The road from Mont Pèlerin: the making of the neoliberal thought collective, Harvard University Press, 2009 (online)
  3. Kritik des Neoliberalismus, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2008 (online)

Neue Soziale Marktwirtschaft & INSM

Quellen INSM[1]
[2]
  1. „Mit bis zu 40 festen und freien Mitarbeitern ist die Initiative »die erfolgreichste Lobby, die die Wirtschaftsliberalen in Deutschland je hatten“, sagt der Politikprofessor Manfred Schmidt, der an der Heidelberger Universität über Demokratietheorie und Sozialpolitik forscht. Das sehen andere Lobbygruppen genau so – Gegner und Freunde ahmen die Initiative schon nach.“ - Manfred G. Schmidt in: Götz Hamann (Red.): Neue Soziale Marktwirtschaft - Lautsprecher des Kapitals,. Hrsg.: DIE ZEIT. Nr. 19,, Mai 2005. (online)
  2. PD Dr. Rudolf Speth, Studie: Die politischen Strategien der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft, Hans-Böckler-Stiftung, Aug. 2004 (online)


Alte Vorlage Begriffsverwendung 1946 - 1990

Alfred Müller-Armack verwendete die Wortverbindung erstmals in seinem 1947 erschienenen Buch „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“ (geschrieben 1946).[1] Müller-Armack legte darin den durch diese Begriffsschöpfung repräsentierten theoretischen Entwurf einer „dritten Form“ neben rein liberaler Marktwirtschaft und Wirtschaftslenkung in seinen Grundzügen dar. Er wählte diesen Ausdruck als Bezeichnung für die Idee einer zukünftigen Wirtschaftsordnung des vom Krieg zerstörten Deutschlands, bei der der Markt zwar das „tragende Gerüst“ darstelle, aber „eine bewusst gesteuerte, und zwar sozial gesteuerte Marktwirtschaft“ sein solle. [2] Den Versuch, „das Prinzip der Freiheit auf dem Markte mit dem des sozialen Ausgleichs zu verbinden“, bezeichnete er als „irenische Formel“.[3] Für Ludwig Erhard hingegen war der Ausdruck ein Pleonasmus, denn für ihn war „der Markt an sich sozial“ und brauchte nicht erst sozial gemacht zu werden. [4] Allerdings erkannte und nutzte Erhard die Integrationswirkung, die sich mit diesem Etikett erzielen ließ.[5]

Zunächst wurde der Ausdruck kaum verwendet. Erst 1949 wurde der Begriff durch die Düsseldorfer Leitsätze, die als Wahlprogramm der CDU für die erste Bundestagswahl der Bundesrepublik Deutschland fungierten, als Selbstbezeichnung der Wirtschaftspolitik von Ludwig Erhard und der CDU einer größeren Öffentlichkeit bekannt.[6] Das neue wirtschaftspolitische Schlagwort „Soziale Marktwirtschaft“, das von der CDU in Opposition zu „unsozialer Planwirtschaft“ gesetzt wurde, war anfangs umstritten.[7] Von sozialdemokratischer und gewerkschaftlicher Seite, zum Teil aber auch vom Arbeitnehmer-Flügel der CDU, wurde die Wortverbindung als Euphemismus und als rein propagandistisches Schlagwort kritisiert. Von unternehmerischer und wirtschaftsliberaler Seite wurde befürchtet, dass mit dem Attribut „sozial“ Erwartungen geweckt würden, die dem wirtschaftlichen Fortschritt oder der deutschen Wettbewerbsfähigkeit entgegen stünden.[8][7] Die vielfältige Sprachkritik konnte allerdings nicht den politischen Erfolg des Schlagworts verhindern,[7] mit dem vor allem in den 1950er Jahren Wahlkämpfe bestritten und gewonnen wurden.[8] Auch durch die argumentative Verknüpfung mit dem Wirtschaftswunder wurde der Begriff im Rahmen einer langangelegten Werbekampagne des Vereins Die Waage zu einem politischen Schlagwort.[9][10][11] Die SPD vermied zunächst konsequent die Verwendung dieses Fahnenwortes und versuchte den Konkurrenzbegriff des „demokratischen Sozialismus“ entgegen zu setzen, obwohl sie bis zum Godesberger Programm 1959 zunehmend Elemente des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft übernahm.[8]

Seit den 1990er Jahren verwendet auch die SPD den Ausdruck in ihren programmatischen Schriften.[12] Eine positive Bezugnahme auf Soziale Marktwirtschaft ist seitdem über die politischen Grenzen hinweg weit verbreitet.[7]

Die allgegenwärtige Bezugnahme auf den Begriff Soziale Marktwirtschaft bedeutet jedoch keineswegs, dass sich alle darin einig sind, was unter Sozialer Marktwirtschaft zu verstehen ist. [13] Das Bedeutungsspektrum reicht vom geschlossenen ordnungspolitischen Konzept über den offenen, dynamischen Charakter einer Kompromissformel, unter der sich unterschiedliche Akzentuierungen subsumieren lassen, bis zur Bewertung als Leerformel ohne eigene Bedeutung. [14]

So sind weite Teile der ordoliberal inspirierten Wirtschaftswissenschaft der Auffassung, dass Soziale Marktwirtschaft eine bestimmte Bedeutung hatte, aber heute zur Leerformel geworden sei und propagieren eine „Rückbesinnung auf die Grundprinzipien“. [15]

Oft wird aber auch, etwa von Knut Borchardt oder Roland Sturm, die Auffassung vertreten, dass sich „Soziale Marktwirtschaft“ nicht auf eine eigentliche Bedeutung reduzieren lasse. Vielmehr müsse sie als das sich stets weiter entwickelnde Ergebnis eines dynamischen Prozesses gedacht werden. [16] Aufgrund der Pluralität der Ursprünge - Müller-Armacks ursprüngliche Konzeption in „Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft“, Erhards Vorstellungen und die der CDU in den Düsseldorfer Leitsätzen - sei eine definitive Ursprungsbegründung nicht möglich. Demnach handele es sich bei "Sozialer Marktwirtschaft" nicht bloß in ihrer heutigen Form, sondern auch nach ihrer ursprünglichen Interpretation um einen politischen und politisch interpretierten Begriff.[17]

Nach Hans-Hermann Hartwich ist das Verständnis der Sozialen Marktwirtschaft durch eine im politischen Diskurs herbeigeführte Vermengung des theoretischen, in sich geschlossenen Konzepts „Soziale Marktwirtschaft“ mit der populären, aber völlig unverbindlichen Vorstellung einer „sozialen Marktwirtschaft“ geprägt.[18]

Seit den 50er Jahren hat sich der Begriff Soziale Marktwirtschaft auch als Bezeichnung für die Wirtschaftsordnung der Bundesrepublik Deutschland eingebürgert.[19] Die Wirtschaftspolitik der verschiedenen Bundesregierungen orientierte sich allerdings in der Praxis an wechselnden politischen Zielvorstellungen. Nicht allen Autoren ist der Begriff Soziale Marktwirtschaft hierfür trennscharf genug.[20][21] Insbesondere um die entstandene korporative oder koordinierte Marktwirtschaft von den angelsächsischen Wirtschaftsordnungen abzugrenzen, hat Michel Albert 1991 den Begriff „Rheinischer Kapitalismus“ eingeführt.[22][23]
  1. Friedrun Quaas, Soziale Marktwirtschaft, Haupt Verlag, Bern 2000, S. 44.
  2. Alfred Müller-Armack, Wirtschaftslenkung und Marktwirtschaft, Hamburg, 1947, Seite 88.
  3. Alfred Müller-Armack, Soziale Marktwirtschaft, 1956, S. 390
  4. Alfred C. Mierzejewski: Ludwig Erhard : der Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft. München, Siedler, 2005, ISBN 3-88680-823-8, Seite 59.
  5. Hans-Rudolf Peters: Wirtschaftspolitik. 3., vollst. überarb. und erw. Aufl. München: Oldenbourg, 2000. - ISBN 3-486-25502-9. S. 171.
  6. Martin Wengeler, Tiefensemantik – Argumentationsmuster – Soziales Wissen: Erweiterung oder Abkehr von begriffsgeschichtlicher Forschung? in Ernst Müller, Begriffsgeschichte im Umbruch? Band 2004 von Archiv für Begriffsgeschichte, Meiner Verlag, 2005, ISBN3787316930, Seite 136
  7. a b c d Georg Stötzel, Martin Wengeler, Karin Böke, Kontroverse Begriffe: Geschichte des öffentlichen Sprachgebrauchs in der Bundesrepublik Deutschland, Band 4 von Sprache, Politik, Öffentlichkeit, Walter de Gruyter, 1995, ISBN 311014106X, Stichwort „Soziale Marktwirtschaft“
  8. a b c Karin Böke, Frank Liedtke, Martin Wengeler, Politische Leitvokabeln in der Adenauer-Ära, Band 8 von Sprache, Politik, Öffentlichkeit, Walter de Gruyter, 1996, ISBN 3110142368, Seite 396 ff
  9. - Selling the economic miracle: economic reconstruction and politics in West Germany, 1949-1957, Berghahn Books, 2007
  10. - The road from Mont Pèlerin: the making of the neoliberal thought collective, Harvard University Press, 2009
  11. - Kritik des Neoliberalismus, VS Verlag, 2008
  12. Martin Nonhoff, Hegemonieanalyse: Theorie, Methode und Forschungspraxis, in Reiner Keller (Hsg), Handbuch sozialwissenschaftliche Diskursanalyse 2: Forschungspraxis, Band 2, Ausgabe 3, VS Verlag, 2008, ISBN 3531158783, Seite 327
  13. Martin Nonhoff, Politischer Diskurs und Hegemonie: das Projekt „Soziale Marktwirtschaft“, transcript Verlag, 2006, ISBN 3899424247, Seite 10
  14. Nonhoff, 2006, Seite 45f
  15. Nonhoff, 2006, Seite 45 f.
  16. Nonhoff, 2006, S. 46
  17. Nonhoff, 2006, Seite 45 f., 84.
  18. Nonhoff, 2006, Seite 46
  19. Vgl. Hans-Rudolf Peters: Wirtschaftspolitik, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000. ISBN 3486255029 S.47
  20. Manfred G. Schmidt, Das politische System Deutschlands: Institutionen, Willensbildung und Politikfelder, Band 1721 von Beck'sche Reihe, C.H.Beck Verlag, 2007, ISBN 3406547370, Seite 367
  21. Vgl. (aber) auch Thomas Meyer: Theorie der Sozialen Demokratie, 2006, S. 276.
  22. Yūichi Shionoya: The German historical school: the historical and ethical approach to economics, Routledge, 2001, S.199.
  23. Vgl. ferner Werner Abelshauser: The dynamics of German industry: Germany's path toward the new economy and the American challenge, Band 6 von Making sense of history, Berghahn Books, 2005, S. 78.