Benutzer:Kristian Lindahl/Charleville-Gewehr
Charleville Muskete | |
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Allgemeine Information | |
Militärische Bezeichnung: | Französische Infanteriemuskete Französische Muskete Charleville Muskete |
Einsatzland: | Frankreich, verschiedene kanadische Indianerstämme und andere Stämme in ganz Neufrankreich, Vereinigte Staaten von Amerika, Konföderierte Staaten von Amerika |
Entwickler/Hersteller: | Jean-Baptiste Vaquette de Gribeauval (beitrag zu Modell 1777) / Königliche Gewehrfabrique von Charleville, Königliche Gewehrfabrique von Maubeuge |
Entwicklungsjahr: | 1717 |
Produktionszeit: | 1717 bis 1840 |
Modellvarianten: | Modell 1717 Modell 1728 Modell 1763 Modell 1766 Modell 1770 Modell 1771 Modell 1773 Modell 1774 Modell 1776 Modell 1777 1777 corrigé en l'an IX Offiziersversion Kavallerieversion Artillerieversion Dragoon-Version Flotteversion |
Waffenkategorie: | Muskete |
Ausstattung | |
Gesamtlänge: | 1524–1575 mm |
Gesamthöhe: | ? mm |
Gesamtbreite: | ? mm |
Gewicht: (ungeladen) | ~4,1–4,6 kg |
Visierlänge: | 0 mm |
Lauflänge: | 1117–1168 mm |
Technische Daten | |
Kaliber: | .69 (17,526 mm) .65 (16,51 mm) |
Mögliche Magazinfüllungen: | 0 Patronen |
Munitionszufuhr: | — |
Kadenz: | Benutzerabhängig; in der Regel 3 bis 4 Schuss/min |
Feuerarten: | Einzellader |
Anzahl Züge: | Glattrohr |
Drall: | — |
Visier: | Keine Korn |
Verschluss: | Steinschloss |
Ladeprinzip: | Vorderlader |
Listen zum Thema |
Die Charleville-Muskete ist eine französische Muskete mit .69 Kaliber. Es wurde zwischen 1717 und 1840 produziert. Die Muskete wurde noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts (z. B. im Krimkrieg) begrenzt eingesetzt.
Geschichte
Marin le Bourgeoy entwickelte 1610 im Auftrag Ludwig XIII. die ersten Steinschlosswaffen.[1] Während des gesamten 17. Jahrhunderts wurden Steinschlossmusketen in einer Vielzahl von Ausführungen hergestellt. 1717 wurde die Französische Infanteriemuskete für die französische Armee zum ersten Standardgewehr und an alle französischen Truppen ausgegeben.
Die Muskete wurde Französische Infanteriemuskete bzw. in Kurzform Französische Muskete genannt. Während des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg wurde sie als Charleville Muskete, nach ihrem Produktionsort im Arsenal in Charleville-Mézières, Ardennen, Frankreich, bezeichnet.[2] Die Bezeichnung dieser Musketen ist teilweise widersprüchlich, da in einigen Dokumenten sich die Bezeichnung nur auf das Modell 1763 beziehen und später Modelle als Charleville-Steinschloss-Gewehre bezeichnet werden. Andere Dokumente verwenden für alle Modelvarianten einfach die Bezeichnung Charleville.
Die Muskete wurde im Laufe der Jahre mehrfach überarbeitet und weiter entwickelt. Produktionsorte waren das Arsenal in Charleville-Mézières, das Arsenal Tula, das Arsenal Saint-Étienne, das Arsenal Maubeuge und mehrere kleinere Produktionsorte. Spätere Modelle der Charleville Muskete blieben auch nach 1840 in Nutzung, obwohl durch die Entwicklung und Verbreitung desPerkussionsschlosses die Muskete bereits veraltet war.[3]
In den 1830er und 1840er Jahren wurden viele veraltete Französische Infanteriemusketen von Steinschlössern auf Perkussionsschlösser umgebaut. In den 1860er Jahren wurden mehrere niederländische Nachbauten mit dem Snider-Verschlussladesystem zu Hinterladern umgebaut.
Beschreibung
Charleville Musketen hatten einen glatten Lauf und wurden mit Papierpatronen geladen. Gezogene Läufe waren zwar zielgenauer und hatten eine größere Reichweite, hatten aber den Nachteil, dass die Projektile genau in den Lauf passen mussten. Durch die Verschmutzung mit Schwarzpulverresten bei jedem Schuss, wurden Musketen mit gezogenen Läufen immer schwieriger und langsamer zu laden.
Die kürzere Reichweite des Projektils und die geringere Genauigkeit wurden in Kauf genommen, da die Sichtweite auf Schlachtfeldern vom Schwarzpulverrauch schnell stark eingeschränkt wurde. Die Charleville Muskete war auf 110 Yard (100 m) effektiv gegen eine Formation und auf 40 bis 50 Yards (37 bis 46 m) gegen ein einzelnes Ziel.
Das 69. Kaliber der Charleville Muskete war etwas kleiner als sein Hauptkonkurrent, der britischen Brown Bess Muskete mit 75. Kaliber. Das kleinere Kaliber wurde gewählt, um das Gewicht der Muskete zu verringern. Trotz des kleineren Kalibers hatte sie aber immer noch genug Schlagkraft, um im Gefecht wirksam zu sein. Der Schaft der Muskete bestand aus Walnussholz.
Charleville Musketen waren Vorderlader und verwendeten zum Zünden des Schusses Steinschlösser. In der Regel wurden sie mit runden Bleikugeln geladen, konnten aber auch mit anderen Munitionsarten wie z.B. Schrotkugeln abgefeuert werden. Um zu verhindern, dass der Gewehrlauf nach einigen Schüssen aufgrund von Schwarzpulverrückständen beeinträchtigt wurde, war die Musketenkugel mit 65. Kaliber etwas unterdimensioniert.
Der Lauf des Charleville wurde von drei Laufbändern gehalten. Dies machte den Charleville robuster als die britische Brown-Bess, welche Stifte zum Befestigen des Laufes verwendete. Der Kolben des Charleville-Schafts wurde manchmal als patte de vache (französisch für „Kuhfuß“) bezeichnet, da seine Form so ausgelegt war, um im Nahkampf auch als Keule zu dienen.
Einsatzweise
Musketen wurden in Massenformationen (en masse) wie z.B. der Lineartaktik eingesetzt. In der modernen Kriegsführung werden Bajonette als Waffen der letzten Stunde angesehen. In den Tagen der Charleville Muskete spielten Bajonett auf dem Schlachtfeld eine bedeutende Rolle und machten häufig etwa ein Drittel aller Verluste auf dem Schlachtfeld aus. Die Muskete verband in einer Waffe sowohl die Möglichkeit des Fernkampfes als auch des Nahkampfes. Die Verwendung mit dem Bajonett als Spieß bestimmte die allgemeine Länge und das Gewicht der Charleville Muskete. Eine kürzere Muskete war als Spieß nicht verwendbar, und das Gewicht war ein Kompromiss, um sie als Spieß oder Keule verwenden zu können, und gleichzeitig die Belastung von Infanteristen nicht zu verringern.
Die Feuergeschwindigkeit hing von der Geschicklichkeit und Ausbildung des Schützen ab. Die durchschnittliche Anzahl der Schüsse lag bei drei pro Minute.
Varianten
Modell 1717
Nach zahlreichen Musketenentwürfen im späten 17. Jahrhundert und frühen 18. Jahrhundert wurde die Französische Infanteriemuskete als Modell 1717 zur Standardmuskete in Frankreich. Die standardisierten Konstruktionsmerkmale waren eine Gesamtlänge von 60 Zoll (1524 mm), eine Lauflänge von 46 Zoll (1168 mm), ein Gewicht zwischen 9 und 10 Pfund (4,1 bis 4,5 kg), der glatte Lauf mit .69 Kaliber und das Steinschloss. Der Lauf war verstiftet und hatte nur ein mittiges Laufband. Ein hölzerner Ladestock wurde durch vier Ringe gehalten. Alle Metallteile waren aus Eisen gefertigt.
Insgesamt wurden 48.000 Gewehre des Modells 1717 hergestellt.
Modell 1728
Beim Modell 1728 wurde der verstiftete Lauf durch einen Lauf ersetzt, welcher von drei Laufbändern gehalten wurde. Durch die Verwendung von Laufbändern war die Muskete leichter zu zerlegen und belastbarer im Einsatz mit dem Bajonett. Das Steinschloss bekam eine längere Feder aus Stahl und die Gestaltung des Hahns wurde modifiziert. 1741 wurde der hölzerne Ladestock gegen einen aus Stahl getauscht. Ab 1746 wurde eine modifizierte Pfanne ohne Zaum verwendet. Weitere Details wurden kontinuierlich über die Jahre geändert, führten aber nicht zur Vergabe einer neuen Modellnummer.
Insgesamt wurden 375.000 Gewehre des Modells 1728 hergestellt.
Modell 1763
Nach dem Siebenjährigen Krieg wurde die Französische Infanteriemuskete überarbeitet. Der Lauf wurde von 46 Zoll (1168 mm) auf 44 Zoll (1117 mm) gekürzt und der achteckige Verschlussstopfen wurde abgerundet. Der Kuhfußkolben wurde durch einen graden Kolben ersetzt und der Ladestock erhielt ein trompetenförmiges Ende. In das vordere Laufband wurde ein Korn eingearbeitet. Die Änderungen erhöhten die Haltbarkeit der Muskete, erhöhten aber auch ihr Gewicht auf ca. 10 Pfund.
Insgesamt wurden 88.000 Gewehre des Modells 1763 hergestellt.
Modell 1766
Die Gewichtszunahme beim Modell 1763 machte die Handhabung der Muskete zu schwer, sodass die Muskete schon drei Jahre nach Einführung erneut überarbeitet wurde. Das Modell 1766 erhielt ein gekürztes Schloss, einen leichteren Schaft, einen dünneren Lauf, verdünnte Laufbänder und die Ladesstockabdeckung wurde durch eine festgesteckte Feder unter dem Verschluss ersetzt. Das trompetenförmige Ende des Ladestocks wurde durch einen leichters knopfförmiges Ende ersetzt. Obwohl beim Modell 1766 dünnere Bauteile verwendet wurde, erwies es sich als stabiler und zuverlässiger als sein Vorgänger.[4]
In Rechnungen aus dem Unabhängigkeitskrieg wird das Modell 1766 auch als "leichtes Modell 1763" bezeichnet.
Obwohl das Modell 1766 normalerweise als eigenständiges Modell betrachtet wird, wurde es in Rechnungen für den Unabhängigkeitskrieg häufig als "leichtes Modell 1763" bezeichnet.
Insgesamt wurden 140.000 Gewehre des Modells 1766 hergestellt.
Modelle 1770 bis 1776
Zwischen 1770 und 1776 wurden viele kleinere Modifizierungen an der Muskete vorgenommen. Die Modellbezeichnung ist hierbei nicht einheitlich. 1770 erhielt die Muskete eine modifizierte Verriegelungsplatte, stärkere Laufbänder und eine modifizierte Haltefeder. 1771 wurde ein beweglicher Bajonettverschluss eingeführt und der Lauf verstärkt. 1773 wurde die Ladestockhaltefeder modifiziert. 1774 wurde der Abzugsbügel gekürzt quadratisch gestaltet. Der Ladestock wurde erneut überarbeitet und bekam ein birnenförmiges Ende.[5]
Durch die Vielzahl kleinerer Änderungen kam es in diesen Modellvarianten zu unterschiedlichen Bauformen. Besonders der Schaft wurde in vielen Varianten hergestellt.
Insgesamt wurden 70.000 Gewehre der Modelle 1770 bis 1776 hergestellt.
Modell 1777
Für das Modell 1777 wurde der Schaft wieder vereinheitlicht und bekam eine Wangenstütze auf der Innenseite. Desweiteren wurden eine abgeschrägte Messinggrundierwanne und wieder ein Zaum, sowie ein modifizierten Abzugsbügel mit zwei hinteren Fingerwülsten verwendet.
Das Modell 1777 wurde während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges von der französischen Truppen verwendet, beispielsweise unter dem Kommando von General Rochambeau. Die [Patrioten (amerikanische Unabhängigkeit)|Rebellentruppen]] und die Kontinentalarmee waren großteils mit dem Modell 1763 oder dem Modell 1766 ausgerüstet.
Modellvarianten
1754 wurde für Offiziere eine kürzere Version der Muskete eingeführt. Für fast alle Modelle gab es eine Modellausführung für Dragoner. Diese war ca. zehn Zoll (254 mm) kürzer als die Standardversion. Die Modelle 1763, 1766 und 1777 hatten eine Variante speziell für Kavallerie. Aus dem französischen „carabine“ (Reiterflinte) entwickelte sich die Bezeichnung Karabiner.
Das Modell 1777 hatte einige Spezialversionen. Die Artillerieversion hatte einen 36-Zoll-Lauf (914 mm) und eine Gesamtlänge von 51 Zoll (1295 mm). Die Dragonerversion hatte einen 42-Zoll-Lauf (1066 mm), eine Gesamtlänge von 57 Zoll (1447 mm). die Metallteile dieser Versionen waren überwiegend aus Messing gefertigt. Die Marineversion war identisch mit der Dragonerversion, nur bestanden alle Teile aus Messing.
Nachbauten
Die russische Muskete Modell 1808 basierte auf dem Design des Modells 1777. Diese Muskete wird als „Tula-Muskete“ bezeichnet, da die meisten in Tula hergestellt wurden und ihre Modellbezeichnung auf ihren Schlössern trugen. Die Tula-Muskete wurde mit nur geringen Änderungen bis 1845 hergestellt und wurde dann durch modernere Waffen ersetzt. Die niederländische Muskete Modell 1815 Nr. 1 und Nr. 2 sowie die Kolonial-Modelle 1836 und 1837 basierten ebenfalls auf dem Design des Modells 1777. Das Kaiserreich Österreich (z.B. Augustin Infanterie Muskete Model 1842), das Königreich Belgien und Preußen (Potzdamgewehr) kopierten ebenfalls die Französische Infanteriemuskete. Das Charleville 1766 beeinflusste stark das Design der Springfield Muskete Model 1795 von Eli Whitney.
Es gibt mehrere Hersteller, die heute noch Repliken der Charleville-Muskete herstellen. Diese werden in Amerika als auch in Europa von Reenactern für die historischen Nachstellung der Geschichte verwendet.
Verwendung
Während des amerikanischen Unabhängigkeitskrieges wurde eine große Anzahl von Gewehren der Charleville-Modelle 1763 und 1766 aus Frankreich in die Vereinigten Staaten verschifft, was zum großen Teil auf den Einfluss von Marquis de Lafayette zurückzuführen war.[6] Das Charleville 1766 beeinflusste stark die Gestaltung der Springfield-Gewehre von 1795.
Die Modelle 1766 und 1777 wurden auch von den Franzosen während ihrer Teilnahme am amerikanischen Unabhängigkeitskrieg verwendet.[7]
Das Modell 1777 wurde während der französischen Revolution, Koalitionskriege und der Napoleonischen Kriege eingesetzt. Zumindest teilweise blieb es bis Mitte der 1840er Jahre in Betrieb.
Charleville-Musketen werden von einigen Herstellern immer noch als Replik hergestellt.[8] Diese werden sowohl in Amerika als auch in Europa im Reenactment zur historischen Darstellung verwendet.
Weblinks
- The french Charleville
- Detailbilder einer Replika Modell 1766
- Government and the Small Arms Industry, 1776-1798
Einzelnachweise
- ↑ "Pistols: An Illustrated History of Their Impact" By Jeff Kinard, Published by ABC-CLIO, 2004
- ↑ http://www.militaryheritage.com/musket14.htm
- ↑ "Napoleon: a biography" By Frank McLynn
- ↑ "Don Troiani's soldiers in America, 1754-1865" By Don Troiani, Earl J. Coates, James L. Kochan
- ↑ "Arms and Armor in Colonial America, 1526-1783" By Harold Leslie Peterson
- ↑ "Small Arms", the Encyclopedia American, 1920
- ↑ French Charleville Model 1763 Flintlock Musket, Surcharged "US" Beschreibung auf Seite des National Museum of American History. Abgerufen am 21. Oktober 2019. (englisch)
- ↑ Reenactment Waffen Beispiel für Vorderladernachbauten. Abgerufen am 21. Oktober 2019.