Benutzer:Ktiv/Synagoge von Naro (Hammam Lif)

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Die Synagoge von Naro gilt die bedeutendste nordafrikanische Synagoge der byzantinischen Ära. Sie wird auch als Synagoge von Hammam Lif bezeichnet.

Auffindung

Im Jahr 1883 waren französische Soldaten in Hammam Lif stationiert; ihr Kapitän Ernest de Prudhomme gab einigen seiner Leute den Auftrag, den Hinterhof seines Hauses als Garten herzurichten. Dabei stießen sie auf die Ruinen einer spätantiken Synagoge. Da es der erste derartige Fund war, glaubte man zunächst, es handle sich um eine Kirche.

Die Ausgräber legten den Mosaikfußboden des Hauptgebäudes frei. Dieser wurde in farbigen Zeichnungen festgehalten und publiziert. Dann zerteilte man ihn in Bildfelder, die man einzeln an Museen und private Sammler verkaufte.[1] Zwei weitere Räume der Synagoge waren gleichfalls mit Mosaiken ausgeschmückt, die nicht dokumentiert wurden und verloren sind.

Das Brooklyn Museum erwarb 1905 eine Gruppe von 21 Mosaikpanels; 13 davon können dem Fußbodenmosaik des Hauptraums zugeordnet werden. Die übrigen unterscheiden sich in ihrer Ausführung und ihren Motiven hiervon, es wird aber erwogen, ob sie aus den Nebenräumen der Synagoge von Naro stammen.[1]

Synagoge

Die Synagoge, für die Datierungen zwischen dem 4. und dem 6. Jahrhundert vorgeschlagen werden, befand sich in einem Villenkomplex und war ein Bauensemble aus etwa einem Dutzend Räumen, in der Mitte der 5,25 lange und 9 Meter breite Hauptraum. Östlich davon befand sich ein Nebenraum mit einer Inschrift, die die instrumenta der Synagoge erwähnt und von Motiven ähnlich Buchrollen umgeben ist, dabei könnte es sich um den Aufbewahrungsraum für die Torarollen gehandelt haben.[2] Der Hauptraum wurde durch einen Eingangsflur erschlossen, in dem sich ein Mosaik mit einer weiteren Stifterinschrift befand.[2]

Mosaikfußboden des Hauptraums

Bildfelder

Der Mosaikfußboden lässt sich in mehrere Segmente teilen. Ein großer Mosaikteppich auf der linken Seite zeigt zwölf Medaillons, die meist Vögel und Fruchtkörbe darstellen und von Akanthusranken gerahmt werden. Ähnlich ist ein schmalrechteckiger Mosaikteppich auf der rechten Seite ausgeführt, der zwei Tiermotive (eine Gans und einen Löwen) enthält.

Der zentrale Mosaikteppich hat das meiste Interesse auf sich gezogen. In seiner Mitte befindet sich eine lateinische Inschrift (siehe unten), flankiert von zwei Rauten, in denen eine Menora bzw. eine Menora zwischen Schofar und Etrog zu sehen ist. Darüber sind zwei große Fische dargestellt, dazwischen wasservögel und ein Rad. Das Bildfeld unter der Inschrift ist symmetrisch aufgebaut mit einem Springbrunnen in der Mittelachse, auf dem zwei Pfauen sitzen; die Szene wird flankiert von zwei Palmbäumen. In den Zwischenräumen sind Blumen, Pflanzen und Vögel dargestellt. Während das Springbrunnen-Motiv meist als paradiesische Szene verstanden wird, gibt es für die großen Fische unterschiedliche Interpretationen. Fische könnten ein Glückssymbol gewesen sein, der Mosaikfußboden also mehr dekorativ gestaltet worden sein aus dem Repertoire, das die Mosaizisten auch für andere Auftraggeber im Angebot hatten.[3] Andere sehen darin die mythischen Tiere Behemot und Leviatan, aus denen in der messianischen Zeit den Gerechten ein Festmahl zubereitet werden soll.[4]

Inschriften

Die lateinische Inschrift des Hauptmosaiks lautet: SANCTA SINAGOGA NARON PRO / SALUTEM SUAM ANCILLA TUA IULIA / NA P DE SUO PROPRIUM TESELAVIT. „Die heilige Synagoge von Naro hat für ihr Heil deine Magd Juliana, das Mädchen (?), auf ihre eigenen Kosten mit einem Mosail ausgeschmückt.“

Weblinks

Literatur

  • Ernest Renan: La Mosäique de Hammam-Lif, Nouvelle Observations. In: Revue Archéologique Band 3 (Jan–Jun 1884), S. 273–275, Tafeln VII–VIII, IX–X.
  • Rachel Hachlili: Ancient Jewish Art and Archaeology in the Diaspora. Brill, Leiden 1998. ISBN 9004108785.
  • Lee I. Levine: The Ancient Synagogue: The First Thousand Years. Yale University Press 2005. ISBN 0-300-07475-1.
  • Hans-Peter Stähli: Antike Synagogenkunst. Calwer Verlag, Stuttgart 1988. ISBN 3-7668-0823-0. S. 52–54.

Einzelnachweise

  1. a b Rachel Hachlili: Ancient Jewish Art. S. 207.
  2. a b Lee I. Levine: The Ancient Synagogue. S. 280.
  3. Rachel Hachlili: Ancient Jewish Art. S. 209.
  4. Hans-Peter Stähli: Antike Synagogenkunst. S. 53–54.