Benutzer:LEmichel/Kolonnadenviertel

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Als Kolonnadenviertel (nach der Kolonnadenstraße, auch Kolle) wird inoffiziell ein Wohn-, Künstler- und Kneipenviertel um die Kolonnadenstraße in Leipzig bezeichnet. Der Name ist keine amtliche Bezeichnung des Viertels. In der Tradition der Leipziger Vorstädte wurde dieses Viertel meist Innere Westvorstadt genannt, doch diese Bezeichnung ist heute nicht mehr gängig. Die Kneipenmeile am nördlichen Rand ist unter dem Namen der dortigen Gottschedstraße bekannt. Das Schauspiel Leipzig, die Hochschule für Musik und Theater, das Theaterhaus Schille und niedergelassene Künstler in der Kolonnadenstraße prägen das Wohnviertel künstlerisch.

Lage

Das Viertel liegt unmittelbar westlich des Leipziger Zentrums und bildet den östlichen Teil des Ortsteils Zentrum-West. Es wird begrenzt von den Hauptverkehrsstraßen Dittrichring, Martin-Luther-Ring, Karl-Tauchnitz-Straße, Friedrich-Ebert-Straße und Käthe-Kollwitz-Straße. Benachbarte Stadtteile sind das Waldstraßenviertel im Nordwesten, das Bachviertel mit dem Johannapark im Westen und das Musikviertel im Süden.

Geschichte

Im 17. und 18. Jahrhundert wuchs Leipzig über seine Stadtmauern hinaus, wobei Richtung Norden, Süden und Westen erste Wohngebiete entstanden. In der von Flüssen bestimmten Landschaft westlich der Stadt war eine flächendeckende Bebauung wegen der Überflutungsgefahr noch nicht möglich. Hier wurden von wohlhabenden Handelsherren großzügige Gärten angelegt, die der Erholung und der Repräsentation dienten. Die bedeutendsten waren Apels Garten und Richters Garten sowie der Großbosische und der Kleinbosische Garten und wurden immer weiter ausgebaut. Vor allem Apels Garten prägte die heutige Struktur. Die in Form eines Fächers angelegten Wege bestimmen das Straßennetz und die Kolonnaden des Hauptweges gaben der Kolonnadenstraße ihren Namen.

Nachdem der Kaufmann Erdmann Traugott Reichel 1787 Apels Garten erwarb bekam das Gebiet erste größere Bauten. In Reichels Garten entstanden Sommerhäuser, Betriebe und Wohnhäuser, in denen Persönlichkeiten wie Felix Mendelssohn Bartholdy, F. A. Brockhaus und B. G. Teubner lebten und arbeiteten. Die flächendeckende Bebauung ist eng mit Reichels Enkel Carl Heine verbunden. Seit der Flussregulierung, Trockenlegung und Parzellierung des Gartens 1840 wurde das Viertel bis Ende des 19. Jahrhunderts fast komplett bebaut. Angeregt durch das schnelle Wachstum Leipzigs wurden auch benachbarte Gärten wie Rudolphs Garten und Lurgensteins Garten bebaut. Die bedeutendsten Bauten dieser Zeit waren die katholische Kirche, die Central-Halle und die Große Gemeindesynagoge.

Um die Wende zum 20. Jahrhundert schlug sich die gewachsene wirtschaftliche Bedeutung Leipzigs im Viertel nieder. Durch die Nähe zum Stadtzentrum wichen viele Gebäude großen, öffentlichen und repräsentativen Bauten, besonders am Promenadenring. Um die Gottschedstraße entstanden neben prachtvollen Wohnhäusern die Kommandantur, das Kosmoshaus, das Künstlerhaus, das Centraltheater und das Gebäude der Alten Leipziger Versicherung. Hierfür wurde 1898/99 auch der Pleißemühlgraben überwölbt.

Durch den Nationalsozialismus kam es zu ersten sinnlosen Zerstörungen. Am 9. und 10. November 1938 wurden die Große Gemeindesynagoge und die Ez-Chaim-Synagoge zerstört. Letztere wurde von Chaim Eitingon gestiftet und 1922 als zweitgrößte Synagoge der Stadt eröffnet. Zahlreiche Stolpersteine belegen heute ein reges jüdisches Leben in der damaligen Inneren Westvorstadt. Bei den Luftangriffen auf Leipzig im Zweiten Weltkrieg wurde das Viertel flächendeckend und für Leipziger Verhältnisse sehr stark zerstört.

Der Wiederaufbau nach 1945 kam schleppend voran. Das Centraltheater wurde 1954/55 zunächst zum Schauspiel Leipzig umgestaltet. Einige Pläne für den flächendeckenden Abriss oder eine Magistrale quer durch das Viertel, wie sie in einigen Konzepten der 1950er auftauchen, wurden nicht umgesetzt. Vielmehr entstanden 1958 bis 1960 erste genossenschaftliche Wohnhäuser, in deren Umfeld die alte Promenadenstraße (nun Käthe-Kollwitz-Straße) sowie der Westplatz 1960/62 verlegt wurden. Das zentrumsnahe Viertel veränderte sich bis in die 1980er Jahre kaum. Ein Sanierungskonzept von 1982 sah schließlich vor, experimentell die übrigen Altbauten zu sanieren und dazwischen Plattenbauten in den alten Straßenzügen zu bauen. Die Neubebauung, die 1990 abgeschlossen wurde, prägt mit Erkern, Loggien und ornamentierten Fassaden noch heute das Kolonnadenviertel. Die Kolonnadenstraße war in den letzten Jahren der DDR eine der Vorzeigestraße des Staates. Heute haben sich dort viele Künstler niedergelassen. [1]

Literatur

  • PROLEIPZIG (Hrsg.): Innere Westvorstadt - Eine historische und städtebauliche Studie. 1998.

Einzelnachweise

  1. http://westvorstadt.jimdo.com/und-seine-geschichte-1/. Zuletzt aufgerufen am 4. Februar 2014.