Benutzer:LangerFuchs/Selbstbauschusswaffe
Eine 3D-druckbare Schusswaffe stellt eine in wesentlichen Teilen oder vollständig mittels 3D-Druck herstellbare Schusswaffe dar, üblicherweise ist es eine Handfeuerwaffe. Diese Schusswaffen können je nach Typ des verwendeten 3D-Druckverfahren klassifiziert werden in:
- Kunststoffwaffen, hergestellt auf Basis von Fused Deposition Modeling und nur mit geringer mechanischer Festigkeit, welche vor allem im Hobby- und Amateurbereich Verwendung finden.[1]
- Metallwaffen, hergestellt in Verfahren wie selektives Lasersintern, welche vor allem im professionellen Fertigungsbereich eingesetzt werden und zur Ergänzungen von bestehenden Fertigungsverfahren dienen.[2]
Obwohl es möglich ist Schusswaffen ausschließlich nur aus Kunststoff herzustellen, dies sind primär Handfeuerwaffen der ersten Klasse, sind diese Waffen in der Regel aufgrund fehlender Materialfestigkeit bei besonders belasteten Teilen äußerst kurzlebig und auf die Abgabe von nur einen oder einigen wenigen Schuss limitiert. Übliche Kunststoffschusswaffen sind daher als Hybridsystem aufgebaut, bei der besonders belastete Teile wie der Lauf aus Metall gefertigt sind, diese Metallteile sind nicht im 3D-Kunststoffdruckverfahren hergestellt, und werden durch im 3D-Druck hergestellte Kunststoffteile für weniger belastete Teile wie das Magazin, den Rahmen oder die Zieleinrichtung ergänzt.
Darüber hinaus können auch nur einzelne Teile für herkömmliche und handelsübliche Schusswaffen mittels 3D-Druck erstellt werden, beispielsweise Ersatzteile für alte Schusswaffen oder für nicht handelsübliche Erweiterungen wie Magazine mit höherer Schusskapazität, welche im Handel vom Hersteller nicht regulär verfügbar sind. Für den Nachbau historischer Schusswaffen kann der mittels 3D-Druck hergestellte Nachbau der Colt M1911 genannt werden. Es ist dies eine Selbstladepistole welche Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelt wurde und im Jahr 2013 mit einem 3D-Metalldruckverfahren funktionsfähig nachgebaut wurde.[3]
Beispiele
Liberator
Die ersten 3D-Druck-Schusswaffen kamen mit der Verfügbarkeit von 3D-Druckern in den 2010er Jahren auf. Eine der ersten Handfeuerwaffen war die Liberator, eine Handfeuerwaffer welche einen Schuss abgeben kann und komplett aus Kunststoff im 3D-Druckverfahren hergestellt ist. Die 3D-Druckdaten wurden beginnend am 6. Mai 2013 von der US-Organsisation Defense Distributed, von dem Gründer Cody Wilson, unter einer freien Open-Source-Lizenz zur Verfügung gestellt und in den ersten zwei Tagen, bevor das Außenministerium der Vereinigten Staaten verlangte die 3D-Druckdaten zurück zu ziehen, über 100.000 mal heruntergeladen.[4]
Die 3D-Druckdateien wurden allerdings in Folge über verschiedene andere Internetdienste, insbesondere über Filesharingnetzwerke wie BitTorrent, weiter verbreitet.[5]
FGC-9
Datei:FGC-9 Firing Footage.webm Ein weiteres Beispiel einer 3D-druckbare Schusswaffe ist die im Jahr 2020 vorgestellte halbautomatische Maschinenpistole FGC-9, die Bezeichnung steht für englisch Fuck Gun Control, die "9" steht für das verwendete handelsübliche Kaliber 9 x 19 mm. Die Waffe wurde hauptsächlich von einem europäischem Aktivisten unter dem Pseudonym JStark1809 designed und entwickelt. Der Gedanke bei der Entwicklung war es, keine regulierten Waffenteile zu verwenden.[6]
Die Entwicklung der FGC-9 basiert auf einer älteren und ebenfalls 3D-druckbaren Faustfeuerwaffe, der Shuty AP-9-Pistole. Die Shuty AP-9 basiert im Aufbau auf einigen, wesentlichen und regulierten Waffenkomponenten wie dem Lauf, was die Beschaffung in Ländern mit strengen Waffenregularien erschwert. Bei dem Design der FCG-9 wurden diese Teile durch handelsübliche und frei im Handel wie Baumärkten und Metallhandlungen erwerbbare Komponenten ersetzt, es wird für die Komponenten auch das in Europa übliche metrische Einheitensystem verwendet.[7]
Die für den Bau benötigten Anleitungen und Dateien sind im Internet auffindbar und kostenfrei zu beziehen. Bestimmte kritische Fertigungsschritte wie die elektrochemische Abtragung für die finale Fertigung der Züge im metallischen Lauf, der Lauf wird nicht im 3D-Druckverfahren hergestellt, wurden im Gegensatz zur Shuty AP-9 so adaptiert und im Ablauf detailiert beschrieben, dass sie vergleichbar einfach mit Haushaltsmittel wie einer Kochsalzlösung und einem im Elektronikhandel zu bekommenden Labornetzteil zu bewerkstelligen sind.[8]
Die FGC-9 nutzt 9x19 mm Pistolenmunition und ist kompatibel mit Glock-Magazinen.[9] Alternativ kann das Magazin auch im 3D-Druckverfahren hergestellt werden.
Rechtliche Implikationen
Laut dem Bundeskriminalamt ist das Verbreiten der Dateien wie 3D-Druckdateien und Bauanleitungen nicht strafbewehrt, das Herstellen und Verwenden dieser Waffen ohne entsprechende Befugnisse dagegen schon.[10][11]
Einzelnachweise
- ↑ Kim Kelly: The 3D-Printed Gun Isn’t Coming. It’s Already Here. 13. August 2020, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Texas company makes metal gun with 3-D printer. CNN, 9. November 2013, abgerufen am 26. April 2021.
- ↑ Texas company makes metal gun with 3-D printer. CNN Business Network, 9. November 2013, abgerufen am 29. Mai 2021.
- ↑ Andy Greenberg: 3D-Printed Gun's Blueprints Downloaded 100,000 Times In Two Days. Forbes, abgerufen am 27. April 2021.
- ↑ Ernesto Van der Sar: Pirate Bay Takes Over Distribution of Censored 3D Printable Gun. Abgerufen am 27. April 2021.
- ↑ Ari Schneider: 3D-Printed Guns Are Getting More Capable and Accessible. Slate, 16. Februar 2021, abgerufen am 29. Mai 2021.
- ↑ Exclusive: FGC-9 MkII Sneak Peak With Designer JStark1809. 23. Oktober 2020, abgerufen am 7. April 2021.
- ↑ Make a Factory Quality 9mm Rifled Barrel in your Kitchen Using Salt Water and Electricity (ECM). Abgerufen am 7. April 2021.
- ↑ Waffen aus dem 3D-Drucker: Von der Ein-Schuss-Pistole zum Maschinengewehr. In: derStandard.de.
- ↑ Waffen aus dem 3D-Drucker: Hergestellt im Wohnzimmer. Abgerufen am 5. April 2021.
- ↑ Wie einfach es ist, Schusswaffen zu drucken. In: Bild.de.
