Benutzer:Lienhard Schulz/Bewertungskriterien Schreibwettbewerb
Gegen ausführliche Artikel habe ich nichts. Die besondere Kunst – die mir selbst eher selten gelingt – eines enzyklopädischen Artikels sehe ich allerdings darin, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden und den Text auf die Kernaussagen zu verdichten. Artikel, denen das gelingt, haben bei mir einen besonderen Bonus.
Großen Wert lege ich auf die Einleitung. Sie sollte – gerade auch bei längeren Artikeln – die wesentlichen Aussagen zusammenfassen (ohne auszuufern) und für sich genommen einen schnellen Gesamt-Überblick zum Thema ermöglichen. Eine flüssige, zum Weiterlesen animierende Sprache, eine interessante, fesselnde Gesamtdarstellung und eine sinnvolle, nicht zu kleinteilige Gliederung sind für mich weitere wichtige Punkte. Der Fließtext sollte im Vordergrund stehen. Sparsame, gelegentliche Einschübe von zwei, drei, vier Punkten in Aufzählungsform, beispielsweise besonders zentraler Aussagen, halte ich aber in reinen, oft ermüdenden Textwüsten für auflockernd. Formalien sind mMn nach zwar wichtig, aber nicht entscheidend. Thematische Beschränkunken sehe ich nicht. Für mich kann (fast) jedes Thema exzellent aufbereitet werden. Liegen allerdings ein eher nebensächliches Thema und ein enzyklopädisch überaus relevantes Thema ansonsten ziemlich gleichauf, würde ich dem relevanten Thema den Vorzug geben.
Meines Erachtens gibt es keine objektive Bewertung.[1] Um mich einer objektiven Beurteilung größtmöglich anzunähern, würde ich so ungefähr (angepasst an diesen Wettbewerb) auf meinen Bewertungskatalog zur Vergabe der Diderot-Medaille zurückgreifen – mit diesem System hatte ich 2008 recht gute Erfahrungen gemacht:
Bewertungskatalog
Durch den Rost fallen von vornherein:
- Ungenügend/kaum belegte Artikel,
- mehrfache unsaubere Zitationen,
- soweit der Artikel bereits vorhanden ist: lediglich marginaler Ausbau gegenüber der Ausgangsversion.
Ansonsten:
- Neuanlage des Artikels
- 9 Punkte
- Ausbau (Vergleich mit Version vor dem Wettbewerb)
- 9 Punkte: Nicht wiederzuerkennen, Totalüberabeitung
- 6 Punkte: In weiten Teilen ergänzt/neu geschrieben
- 0 Punkte: Unterschied zu Ausgangsversion gering (beziehunsgweise fällt von vornherein durch den Rost)
- Inhalt
- 9 Punkte: Vollständig, alles Wesentliche erfasst, dennoch knapp und präzise auf den Punkt gebracht, sachlich absolut korrekt, hervorragende Verweise auf vertiefende Aspekte
- 6 Punkte: Sehr wahrscheinlich vollständig und korrekt, gute Verweise
- 0 Punkte: Lücken, teils zu ausschweifend ...
- Einleitung
- 6 Punkte: Überragend, fasst das Wesentliche knapp und verständlich zusammen, macht neugierig auf den Artikel
- 4 Punkte: Angemessen, sehr gut
- 0 Punkte: allenfalls Durchschnitt
- Gliederung, Aufbau
- 6 Punkte: Überragend, logisch, ein Abschnitt knüpft nahtlos und verständlich an den nächsten
- 4 Punkte: überdurchschnittlich
- 0 Punkte: allenfalls Durchschnitt, der Sinn der Abfolge erschließt sich nicht immer
- Sprache 1 (Omatauglich)
- 3 Punkte: wunderbar allgemein verständlich, auch bei Fachbegriffen immer um die Leserfreundlichkeit und Verständlichkeit bemüht
- 2 Punkte: insgesamt gut verständlich
- 0 Punkte: Oma und ich verstehen kaum etwas
- Sprache 2 (Grammatik, Ausdruck)
- 3 Punkte: Außergewöhnlich, flüssig (wenig Passivkonstruktionen), wunderbare Formulierungen, ein Lesevergnügen
- 2 Punkte: gut zu lesen, überdurchschnittlich
- 0 Punkte: allenfalls durchschnittlich, holprig, viele Passiv-/Partizipialkonstruktionen
- Illustration, Grafiken
- 3 Punkte: Spitzenklasse, angemessen, haut einen vom Hocker
- 2 Punkte: wunderbar, angemessen, schön ...
- 0 Punkte: zu überbordend/zu wenig; gelegentlich unpassend/am Thema vorbei; Qualität nicht immer 1a
- Formalien
- 2 Punkte: vorbildlich
- 1 Punkt: in Ordnung
- 0 Punkte: mangelhaft
Siehe auch
Für hilfreich erachte ich die Zusammenstellungen von Minderbinder, Uwe Gille, Denis Barthel und Felistoria. Dann gibt es noch die Masterliste.
- ↑ … das ist für mich derart evident, dass ich auf eine Erläuterung verzichte. Sollte hier wirklich Klärungsbedarf bestehen, bitte nachfragen.