Benutzer:Lienhard Schulz/Text 2

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Lemma: Britzer Mühle


Die Britzer Mühle, früher stets Stechan’sche Mühle genannt, aus dem Jahr 1866 ist die einzige windgängige und vollständig funktionsfähige historische Windmühle unter den im Jahr 2005 noch vorhandenen sieben Windmühlen in Berlin, die an ihrem ursprünglichen Standort verblieben ist, und auch die einzige überlebende der ehemals sechs Britzer Windmühlen (Radkesche Mühle (Britzer Damm 12-14), Knuthsche Mühle (Koppelweg 32-60), Dornbusch Mühle (Mariendorfer Allee 28-36), Bockwindmühle-Pannwitz (Buckower Damm 120), Steinsche Mühle (Buschkrugallee 66-70, Franz-Körner-Str. 2-18) und die Stechansche Mühle (Buckower Damm 130-134)).

Die seltene Zwölfkant-Galerieholländermühle bildet seit 1987 in einem anderthalbjährigen Lehrgang Hobbymüller zum/r Diplom-Windmüller/-Müllerin aus. Nach fachkundiger Ausbildung unter der Leitung des Niederländers Piet Leeuw bestanden 1988 die ersten neun Windmüllerlehrlinge vor einer Prüfungskommission mit Auszeichnung und wurden freigesprochen. Allerdings zählt der Lehrgang nicht als Berufsbildung.

Die Mühle unterhält eine Verkaufsstelle, die mit Windkraft gemahlenes Weizen-, Dinkel- und Roggenvollkornmehl aus kontrolliert biologischem Getreide sowie mehrere Brotsorten anbietet.

Rund 20 Meter hoch, Flügeldurchmesser von Spitze zu Spitze rund 25 Meter. Seltene 12-kant. Galerie-Holländermühle mit Windrose


Lage und Einbindung in den Britzer Garten

Die Mühle liegt am Buckower Damm 130 in Britz, einem Ortsteil des Berliner Bezirks Neukölln. Während die großen Berliner Mühlenkonzentrationen wie am Prenzlauer Berg oder in Schöneberg in Hügellagen enstanden, befindet sich die Britzer Mühle in eher flachem Gelände. Vor der Bebauung der Umgebung allerdings fegten kräftige Winde ungehindert über die flachwelligen Böden der Teltowhochfläche, zu der der Standort geologisch und landschaftlich zählt.

Steinbackofen auf dem Mühlengelände

Die Restauration der Mühle im Jahr 1985 war eingebunden in das Konzept der Bundesgartenschau Britzer Garten, zu deren Eröffnung Bundespräsident Richard von Weizsäcker den wiederhergestellten Mühlenkomplex feierlich übergab. Allerdings befindet sich die Mühle nicht direkt auf dem Gartenschaugelände, sondern ein Stück versetzt rund zweihundert Meter nördlich vor dem Eingang Buckower Damm.

Auf dem weitläufigen und mit Obstbäumen bestandenen Mühlengelände befinden sich ferner das Restaurant Britzer Mühle und ein nachgebauter Steinofen (auch Altdeutscher Ofen genannt). Die Verwaltung und die Ausbildung zum Hobby-Müller obliegt der landeseigenen Grün Berlin Park und Garten GmbH, während der praktische Betrieb in Händen des Britzer Müller Vereins e.V. liegt. Die Mühle ist individuell und auch bei Führungen zu besichtigen. Zudem bietet die Britzer Mühle wie auch die gleichfalls funktionsfähige und 1994 neu gebaute Bockwindmühle in Marzahn die Möglichkeit, den Traum einer Hochzeit „Ganz in Weiß" zu verwirklichen.

Mühlengeschichte

Das Grundstück am Buckower Damm

Im Jahr 1856 kaufte der Bäckermeister Friedrich Jentsch für 440 Taler das Grundstück an dem heutigen Buckower Damm Nr. 130, der zu dieser Zeit als Verbindungsweg zwischen dem Rixdorfer Rollkrug am heutigen Hermannplatz, dem Britzer Schlossgut und dem Dorf Buckow bestand und bis zur Gemarkung Groß-Ziethen führte. Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts bekamen Teile des Weges die Namen Chausseestraße (in Buckow) und Buckower Chaussee (in Britz), seit 1955 führen beide Teile den heutigen Namen Buckower Damm, der weiter nördlich in den Britzer Damm und in die Hermannstraße übergeht.

Grundstück, Blick von der Mühle Richtung Buckower Damm und Restaurant

Auf dem vier Morgen und 130 Quadratruten umfassenden Grundstück (rund 5.250 Quadratmeter¹) entstanden Scheunen, Stallungen und ein Wohnhaus, die seinen Wert erheblich steigerten. Bereits fünf Jahre nach dem Erwerb ließ Friedrich Jentsch das Grundstück samt Bauten versteigern und erzielte einen Erlös in Höhe von 2.495 Talern; ein (Reichs-)Taler entsprach in Preußen zu dieser Zeit rund 30 Silbergroschen oder 360 Pfennigen. Für den neuen Besitzer, den Kaufmann Heinrich Simon, war das Gelände ein gelungenes Spekulationsobjekt, denn nach nur einem Jahr, im Oktober 1862, veräußerte er den Besitz für 5.500,- Taler an den Bäckermeister Friedrich Wilhelm Schulz. Schulz wiederum musste den Besitz offenbar zwangsveräußern, denn er wurde 1865 per Adjudikationsbescheid (eine Art Zwangsversteigerung dieser Zeit) dem Holzhändler Carl Rudolf Wismar für 1.450,- Taler zugeschlagen. Wismar konnte die Kaufsumme nicht rechtzeitig bereit stellen und übertrug im gleichen Jahr alle Rechte des Adjudikationsbescheides an den Müllermeister Johann Wilhelm Gottlieb Dörfer, der die Summe bezahlte und damit Eigentümer des Grundstücks – und Bauherr der Britzer Mühle – wurde.

Namensgeber der Mühle: Mühlenmeister Stechan

Sehr wahrscheinlich 1865/1866 (andere Angabe 1869) ließ Dörfer die Mühle nach Holländischen Vorbild errichten. Der Mühlenmeister Dörfer muss verhältnismäßig vermögend gewesen sein, denn nur wenige Müller konnten sich eine im Vergleich zur technisch rückständigen Bockwindmühle erheblich teurere Holländermühle leisten. Nicht bekannt ist, warum Dörfer die Mühle nur für knapp zehn Jahre betrieb. Im Jahr 1874 verkaufte er die Mühle an den Mühlenmeister Karl Albert August Stechan, der dem Bauwerk den noch heute bestehenden Namen Stechan’sche Mühle gab. Stechan bezahlte 17.000 Taler für die Mühle und die Nebengebäude sowie weitere 2.000 Taler für das bewegliche Inventar und die Warenbestände. 1894 erweiterte Stechan den Mühlenbetrieb, indem er an der Remise (Geräte- oder Wagenschuppen) einen Kessel anbauen ließ.

Zu Stechans Leben sind nur wenige Daten überliefert. Das Teltower Kreisblatt berichtete am 26. Januar 1893 folgende Begebenheit: „Wir teilen dieser Tage mit, daß ein Britzer Einwohner hinter der Verbindungsbahn ein herrenloses Pferd angetroffen und in Britz eingestellt habe. Der Eigentümer dieses Pferdes war der Mühlenmeister Stechan in Britz, welcher per Schlitten nach Lichtenrade gefahren war. Als er dort das Gespann kurze Zeit ohne Aufsicht hatte stehen lassen, war das Pferd mit dem Schlitten auf und davon gegangen, dem heimatlichen Stalle zu. Unterwegs war der Schlitten verloren gegangen, gelangte jedoch ebenso wie das Pferd wieder in den Besitz des Eigenthümers“.

Im Jahr 1925, drei Jahre vor seinem Tod, verpachtete Karl Albert August Stechan seine Mühle an den Mühlenmeister Franz Bensdorf.

Verpachtung und Zerstörung

Nach Stechans Tod im Jahr 1928 setzten seine Erben die Verpachtung fort, bis sie die Mühle am 4. September 1940 für 48.000 Reichsmark an die Tempelhofer Firma Friedrich Hauck & Co. verkauften. Im Jahr 1941 übernahm der Sohn des Pächters Bensdorf den Betrieb und Ende 1943 kam es nach einer Zerstörung von Teilen des Bauwerks durch Bomben zur Stilllegung.


............ Vorläufiger Arbeitsstand ........

Der historische – windbetriebene – Mühlenbetrieb hatte bereits im Jahr 1936 geendet, danach hatte ein Dieselmotor für Energie gesorgt.

Die einzige verbliebene der ehemals sechs Britzer Mühlen ...

Höchstleistung einer windbetriebenen Mühle 40 Tonnen/Woche ?? Quelle Willy Grigat, Britz einst und jetzt, 1932, zitiert nach den Zusammenstellungen „Britzer Heimatgeschichte“ im Gemeindebrief der Dorfkirche Britz, Ausgaben Februar 1979 (=1997) bis Dezember 2000, online als PDF Seite 31

Die Leistungsangabe ist doch sehr hoch gegriffen und war nur in Ausnahmefällen an guten Standorten möglich. Die Britzer Mühle hatte zu Beginn ihres Lebens solche Bedinungen im unbebauten Feld in Britz, doch waren die Arbeitsabläufe nicht so zu optimieren, noch wehte der Wind kontinuierlich über eine Woche, so dass solche Angaben in die Irre führen. Besser ist eine Angabe pro h. Mühlenbaumeister Schenke aus Elsterwerder gab für gute Bockwindmühlen in Mitteldeutschland einen Wert von 6 Zentner Schrot /h. D.h es wurde nicht gereinigt und nicht weiterverarbeitet. Und das machte ja gerade das Produkt Mehl aus. Die Realität wird also noch niedriger sein. Vergleichsbare Holländerwindmühlen in Pahrenz sind mit kompletter Maschinenleistung und Motorunterstützung auf 3t/24h ausgelegt. Die Holländerwindmühle in Straupitz schafft rund 1,5 t /Tag. Morgens wurde gereinigt, nachmittags gemahlen und gemischt. Alle Mühlen in Küstenferne haben rund 100 Windtage im jahr, manches mal noch weniger. Aeggy 12:29, 5. Dez 2005 (CET)

(netter Rechtsstreit hier zitiert zwischen Gemeinde und Mühle (andere leider), mitten im Gottesdienst Flügel „angeworfen „Strafmandat wegen Mahlens während des kirchlichen Gottedienstes“ 1876, dto. Seite 31

Restauration

Siehe web-Geschichte, kurze Versuche zur Wiederinbetriebnahme nach 1945.

Senatsbeschluss Restaurierung zur BUGA.

Seit 1988 gibt es wieder gemahlenes Mehl aus der Mühle.

Außenaufbau und Mühlenwerk

Gemäuer und Flügel

Der Zwölfkant-Bau aus dem Jahr 1866 hat eine Höhe von rund 20 Metern, der Durchmesser der Jalousieklappenflügel beträgt von Spitze zu Spitze 25 Meter. Eine Windrose dreht die auf gusseisernen Rollen gelagerte Kappe selbsttätig im Wind.

Die Kappe (Haube)

Das Mühlenwerk

Das gehende Werk

Bremse (Fang)

Mühlenböden

Hebeboden

Steinboden

Mehlboden

Galerieboden, Galerie

Anlieferungsboden, -Halle

Ausbildung

mit Müllerverein Steinbackofen – siehe Textbild

Produkte

Verweise, Quellen, Literatur

Anmerkungen

¹ Der Umrechnung liegt zugrunde, dass der sogenannte Rheinische Morgen in der Mark Brandenburg dieser Zeit etwa 400 Quadratruten und eine Quadratrure 14 Quadratmetern entsprech.

Siehe auch

Literatur

  • Britzer Garten GmbH Berlin (Hrsg.): Britzer Mühle. Broschüre, 1. Auflage 1991, keine ISBN. Wesentliche Teile der Informationen entstammen dieser Broschüre.
  • Micaela Haas und Joachim Varchmin: Mühlen gestern und morgen, Wind- und Wasserkraft in Berlin und Brandenburg. Martina Galunder Verlag, Nümbrecht 2002; ISBN 3-89909-009-8
  • Heinrich Herzberg und Hans Joachim Rieseberg: Mühlen und Müller in Berlin. Ein Beitrag zur Geschichte der Produktivkräfte. Berlin (Ost) 1986, ohne ISBN
  • Werner Peschke: Das Mühlenwesen in der Mark Brandenburg. Von den Anfängen der Mark bis um 1600. Diss., VDI-Verlag, Berlin 1937 (Arbeiten aus der Universitätsbibliothek Halle (Saale))

Weblinks

Commons: Windmühlen in Berlin – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien