Benutzer:Lomez/Uwe Durst
Uwe Durst (* 11. März 1965 in Stuttgart) ist ein deutscher Schriftsteller und Literaturwissenschaftler.
Werdegang
Nach Abitur und Zivildienst studierte Uwe Durst Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität des Saarlands; später wechselte er an die Universität Stuttgart, 1999 Promotion. Nach Studiumabschluss arbeitete er als freiberuflicher Lektor. 2008 Habilitation, anschließend Tätigkeit als Privatdozent an der Universität Stuttgart.[1]
Durst ist Gründungsmitglied der Gesellschaft für Fantastikforschung (GFF)[2], Peer-Reviewer der „Zeitschrift für Fantastikforschung“ und der Schriftenreihe der GFF. 2014/2015 hatte er die Vertretung der Juniorprofessur „Neuere deutsche Literaturwissenschaft / Medienwissenschaft“ von Stefanie Kreuzer an der Universität des Saarlandes inne. Gemeinsam mit Stefanie Kreuzer arbeitete er an Konzeption und Organisation der interdisziplinären Tagung „Das Wunderbare: Dimensionen eines Phänomens in Kunst und Kultur“ an der Universität des Saarlands, 23.–25. Juli 2015.[3] Seit Oktober 2019 ist er Lehrbeauftragter für Literatur an der Musikhochschule Stuttgart (Literaturvermittlung im Bereich der Sprecherausbildung), außerdem Lehrbeauftragter an der Universität Kassel.[4]
Seine belletristischen Arbeiten veröffentlicht Uwe Durst u.a. in Anthologien und Magazinen, etwa in Macondo, Trott-War, IF. Magazin für angewandte Fantastik, Arcana und GEGEN UNENDLICH. Phantastische Geschichten.
Auszeichnungen/Förderungen
- 1996 Preisträger der „Freunde der Universität Stuttgart“ für besondere wissenschaftliche Leistungen
- 1998–99 Promotionsstipendiat der Landesgraduiertenförderung Baden-Württemberg
- 1999 Preisträger des Essay-Wettbewerbs des Landes Baden-Württemberg
- 2000 Nominierung für den Landesforschungspreis Baden-Württemberg
- 2002 Stipendiat der Kunststiftung Baden-Württemberg
- 2003–06 Forschungsstipendium der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projekttitel: „Begrenzte Wunder“)
Poetik/Literaturwissenschaftliche Theorien zur Phantastik
Uwe Durst lieferte grundlegende Beiträge zur Theoriebildung der Phantastik. Die zahlreichen von Literaturwissenschaftlern vorgeschlagenen Definitionen des Phantastischen lassen sich nach ihm grob in zwei Kategorien einteilen: die maximalistische und die minimalistische Definition.
Die maximalistische Definition umfasst alle erzählenden Texte, in deren fiktiver Welt die Naturgesetze verletzt werden. Der grundsätzliche Unterschied zum minimalistischen Ansatz besteht darin, dass ein Zweifel an der binnenfiktionalen Tatsächlichkeit des Übernatürlichen keine Rolle bei der Definition spielt.
In neuerer Zeit ist Uwe Durst mit einer konsequenten minimalistischen Theoriebildung hervorgetreten. Das naturwissenschaftlich basierte Kriterium des Übernatürlichen wird bei ihm durch das literarisch-konventionsbedingte Kriterium des Wunderbaren ersetzt, das dem Übernatürlichen in einem Verhältnis relativer Autonomie gegenübersteht. Den Vorteil des Minimalismus sieht Durst vor allem in der terminologischen Präzisierung, die auch eine exakte Beschreibung und Terminologisierung von Texten erlaubt, die im Zuge der Durchsetzung des minimalistischen Phantastik-Begriffs aus dem Genre ausgegrenzt und Nachbarkategorien zugeordnet werden.
Der Begriff des Realitätssystems wurde von Uwe Durst in die Phantastikdiskussion eingebracht und bezeichnet die Organisation der Gesetze, die innerhalb einer fiktiven Welt gelten.
Auch der Begriff des Systemsprungs geht auf die Arbeiten Uwe Dursts zurück. Er bezeichnet damit den Wechsel des Realitätssystems innerhalb eines literarischen Texts und damit dessen Sprung von einer Spektrumsseite zur anderen. Derartige Texte nennt Durst mobil, Texte ohne Systemsprung immobil.
Wissenschaftliche Veröffentlichungen
- Drei grundlegende Verfremdungstypen der historischen Sequenz, Habilitationsvortrag, in: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 2/2009, ISSN 0012-0936.
- Theorie der phantastischen Literatur, aktualisierte, korrigierte und erweiterte Neuausgabe. Lit, Berlin 2001, 2. Auflage 2010, ISBN 978-3-7720-2766-6.
- Das begrenzte Wunderbare: Zur Theorie wunderbarer Episoden in realistischen Erzähltexten und in Texten des Magischen Realismus. Lit, Berlin 2008, ISBN 978-3-8258-1531-8.
- Wie die Sopranos gemacht sind: Zur Poetik einer Fernsehserie, Claudia Bath, Marlene Sophie Deines, Uwe Durst, Vincent Fröhlich, Sabrina Maag, Tom Reiss, Kristin Rheinwald (Hrsg.) Springer, Wiesbaden 2017, ISBN 978-3658133368.
- Das Wunderbare: Dimensionen eines Phänomens in Kunst und Kultur, Stefanie Kreuzer, Uwe Durst (Hrsg.), Wilhelm Fink Verlag, Paderborn 2018, ISBN 978-3-7705-6239-8.
Belletristik
Beiträge in Anthologien und Magazinen (Auswahl)
- Die Kartoffelsuppe, in: Arcana 5/2004, ISSN 1610-7373.
- Die Fliege, in: Macondo Nr. 20, 2009, ISSN 1436-7378.
- Das geheime Leben des Jakob Goll, in: Macondo Nr. 21, 2009, ISSN 1436-7378.
- Der Taubenschlag, in: Macondo Nr. 22, 2010, ISSN 1436-7378.
- Maleks Versteck, in: Gegen unendlich, AndroSF 56, p.machinery, Murnau 2017, ISBN 978-3-95765-079-5.
- Vier dicke Schrauben, in: IF. Magazin für angewandte Fantastik #666, Darmstadt 2017, ISBN 978-1975902520.
- Frau Griese, in: Gegen unendlich 13, AndroSF 93, p.machinery, Murnau 2018, ISBN 978-3-95765-079-5.
Einzeltitel
- Die dunkle Herrlichkeit, Mitteldeutscher Verlag 2007, ISBN 978-3898124317.
- Phantasmagoriana, BoD 2013, ISBN 978-3-7322-4300-6.
Weblinks
- Literatur von und über Lomez/Uwe Durst im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Homepage des Autors
Einzelnachweise
- ↑ Uwe Durst an der Universität Stuttgart
- ↑ Homepage der GFF
- ↑ Konferenz-Reader 2015, Universität des Saarlands (PDF)
- ↑ Uwe Durst an der Universität Kassel