Benutzer:Manuel Heinemann/Burgus Dickenreis

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Der Burgus im Dickenreis ist eine kleine spätrömische Fortifikation (burgus) des spätantiken Donau-Iller-Rhein-Limes (DIR), die während der letzten Phase der römischen Herrschaft in Form von Grenzbefestigungen entlang der Iller (Hilaria) angelegt worden ist. Die Anlage, von der heute über dem Boden nichts mehr erhalten ist, befindet sich auf dem Gebiet von Dickenreishausen, einem Ortsteil der kreisfreien Stadt Memmingen in Bayern.

Lage

Der Burgus befindet sich heute im Memminger Stadtwald, Waldstück Im Dickenreis, rund 300 m südlich vom Parkplatz „Trimm-Pfad“ nahe der östlich verlaufenden Grönenbacher Straße. Gegenüber der ersten Trimm-Übungstafel sind ungewöhnliche Bodenunebenheiten zu erkennen: Gräben und Wälle weisen darauf hin, dass sich hier ein römischer Burgus befand. Außerdem wurden Fragmente von Dachziegeln, Tongefäßen und Ähnlichem gefunden, die römischen Ursprungs sind.


|- id="D-7-8027-0007" class="vcard" | Memmingen
Memmingen
(Koordinaten fehlen! Hilf mit.) | Burgus der römischen Kaiserzeit. | D-7-8027-0007[1] |

Ein Gedenkstein zwischen den Bäumen weist auf die Überreste hin.

Im Dickenreis sind bekanntlich zwei noch gut sichtbare Erdbefestigungen, über deren Herkunft leider noch nicht genügend Klarheit herrscht. Die eine ist etwa 700 Meter südlich der Waldschenke, links im Walde, kurz bevor der Weg sich gegen den Wasenmeister links abzweigt Auf dem ersten Blick gibt sie sich als eine quadratische Erdschanze zu erkennen, deren innere Seitenlänge etwa 6 Meter mißt, und darum herum zieht sich ein Doppelgraben mit einem breiten Wall. Nördlich davor führt ein wirres Durcheinander von Hohlwegen, die teilweise den Eindruck künstlich hergestellter, wallartiger Erhebungen erwecken, gegen die Straße hinab und gerade östlich zu der Wiese hin sind geichfalls mehrere unregelmäßige Abstufungen und Unebenheiten, die sich sogar über die dort entspringende Quelle bis über den Waldrand an die Woringer Straße hinziehen und wie Abrutschungen aussehen. Bei deren Anlage wurde vermutlich sogar ein kleiner Teil der Bodenwellen an- und abgeschnitten. Der Altertumsverein hat im Jahre 1884 dort nachgegraben, aber leider nur mit etwas dürftigen Ergebnissen. Man fand in den Seiten des Mittelraumes schwache Reste einer quadratischen Grundmauer, die einen Hohlraum von etwa 5 Meter Durchmesser einschloß. Von einer gefugten Mauer war nichts mehr zu sehen; nur zerstreute Tuff- und Backsteintrümmer lagen allenthalben herum. Die Bausteine wird wie anderwärts in unserer steinarmen Gegend die Nachbarschaft geholt und anderweitig verwendet haben. Doch ergab die genauere Untersuchung der Ziegeltrümmer, die starke Falzungen, tief eingerissene Parallelinien zeigten, mit Sicherheit, daß eine größere Anzahl davon wenigstens römischen Ursprungs ist. Man nimmt also seither mit einem gewissen Recht an, daß wir es dort mit einer römischen Turmanlage zu tun haben, wie sie sich an römischen Straßen häufig finden, wenn auch nicht so zahlreich, als man früher gemeiniglich annahm. Es könnte auch ein sog. Burgus gewesen sein, d.h. eine kleine, nur mit einem turmartigen Gebäude versehene Befestigung. Es wäre sehr wünschenswert zu wissen, ob die unten in der Wiese an der Straße sichtbaren Unebenheiten bloße Erdgebilde sind oder ob sie durch darunter befindliche Gebäudereste hervorgerufen wurden. Vielleicht gestattet der Besitzer der Wiese einmal eine Untersuchung des Bodens, die Mittels einiger kreuz und quer gezogener Gräben Aufschluß bringen könnte.

Denkmalschutz, Befundsicherung und Fundverbleib

Der Burgus Dickenreis ist ein Bodendenkmal und als eingetragenes Kulturdenkmal im Sinne des Bayerischen Denkmalschutzgesetz (BayDSchG) geschützt. Nachforschungen und gezieltes Sammeln von Funden sind genehmigungspflichtig, Zufallsfunde an die Denkmalbehörden zu melden. Die archäologische Strukturen des spätrömischen Burgus sind morphologisch erkennbar.[2]

Das Fundmaterial aus Kellmünz und Dickenreis, u.a. römische Gefäße und Ziegel, sowie Heizröhren, befindet sich in den Beständen des Stadtmuseums Memmingen.[3]

Literatur

  • Julius Miedel: Die Befestigungen im Dickenreis. In: Memminger Geschichtsblätter. Band 1, August 1912, S. 3.
  • Ulrich Braun: Auf 2000 Jahre alten Spuren: Der Burgus Dickenreis, eine der wenigen Spuren aus römischer Zeit – Wenige Münzen helfen geschichtliches Dunkel aufzuhellen. In: Memminger Zeitung (Hrsg.): Der Spiegelschwab. Heimatbeilage der Memminger Zeitung, Jahrg. 1977, Nr. 5, S. 17.
  • Gedenkstein in Dickenreis erinnert an römischen Burgus – Berichtigung zur Ausgabe 1977 Nr. 5. In: Memminger Zeitung (Hrsg.): Der Spiegelschwab. Heimatbeilage der Memminger Zeitung, Jahrg. 1977, Nr. 6, S. 24.
  • Vgl. Wolfram Arlart: Die Stadtentwicklung von Memmingen 350 bis 1400. In: Memminger Geschichtsblätter. Jahresheft 1977/78. S. 17, S. 18ff., S. 68, S. 71ff., S. 74, S. 83, S. 99, Tafeln 2–8.

Einzelnachweise

  1. BLfD Denkmaldatenbank D-7-8027-0007. BayLfD, abgerufen am 7. April 2021.
  2. Vgl. Bernhard Lempe: Die geologischen Verhältnisse auf der GK25 Blatt Nr. 8027 Memmingen unter besonderer Berücksichtigung der Verwitterungserscheinungen in pleistozänen Schmelzwasserschottern und deren Einfluss auf ihre bautechnischen Eigenschaften. Entwicklung einer Verwitterungsklassifizierung. München, 2012.
  3. Vgl. Memminger Museum. In: Oswald Adolf Erich (Hrsg.): Minerva-Handbücher „Die Deutschen Museen“. S. 232–236; hier: S. 233